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Statement 2019-17
Von
wegen „Deutsche Wohnen“ enteignen
- Ein paar kritische Anmerkungen
Maria Weiß
10.04.2019
Das klingt erstmal nach einer sinnvollen und verlockenden
Forderung, aber auf die Dauer oder insgesamt betrachtet bringt eine
solche einzelne Enteignung in einem System, welches auf dem Privateigentum
an Grund und Boden basiert, recht wenig. Was nützt es, eine
einzelne Position zu enteignen – vorausgesetzt es gelänge
– wenn die übrigen Verhältnisse so bleiben wie sie
sind? Und vor allen Dingen wenn der Charakter des Staates selbst,
welcher diese Form des Eigentums garantiert, sich nicht ändert?
Was bedeutet denn unter solchen Bedingungen „Deutsche Wohnen“
enteignen praktisch? Wer soll die denn dann übernehmen? Der
Staat? Damit hätte man nur den Bock zum Gärtner gemacht.
Es wäre allerdings typisch für Grüne, daß sie
so etwas vorhaben, denn bisher ist die Erfahrung die, daß
wenn irgendwo Grüne sich für etwas einsetzen, es eher
ein Anlaß ist, die Alarmglocken klingeln zu lassen bei fortschrittlichen
Menschen. Vor allen Dingen muß man ganz konkret untersuchen,
wie eine solche Umwandlung aussehen soll. Eine Enteignung bringt
nur dann etwas, wenn die Enteignenden eine Vorstellung darüber
haben, was sie damit anfangen wollen, und ehrlich gesagt, bei den
Grünen klingeln dann bei mir eher die Alarmglocken.
Eine Enteignung macht überhaupt nur dann Sinn, wenn man weiß,
wer dann was damit anfangen soll. Der Staat, die öffentliche
Hand unter den hiesigen Bedingungen? Da kann man kaum Vertrauen
hinein setzen, daß dadurch dann bezahlbare Wohnungen entstehen.
Wie lange sind denn in Berlin die Grünen schon an der Macht,
zusammen mit der SPD und der so genannten Linkspartei? Das ist doch
auch schon seit etlichen Jahren der Fall. Ist dadurch etwa irgendeine
Miete hier geringer geworden? Ist es dadurch irgendwie leichter
geworden, eine Wohnung zu bekommen? Ganz im Gegenteil, auf deren
politischem Gebäude in Berlin haben doch „Deutsche Wohnen“
und Andere ihre Profite gemacht. Wie soll man denjenigen hier Glauben
schenken, wenn sie, oder jedenfalls einige von ihnen, hier behaupten,
sie wollen die „Deutsche Wohnen“ enteignen? Was soll
denn dann damit geschehen? Sollen diese Wohnungen etwa in die Hände
des Berliner Senats kommen? Vielen Dank! Es ist eher berechtigt
anzunehmen, daß damit der Bock zum Gärtner gemacht wird.
Eine Enteignung zu fordern, ohne eine Vorstellung zu entwickeln,
wie die Enteignung aussehen soll, das ist mit erheblichen Zweifeln
zu begutachten. Da hat man durchaus zu recht die Befürchtung,
daß da ein riesengroßer Betrug dahinter steckt. Das
sehen natürlich viele Menschen, die unter der Wohnungsnot leiden,
nicht auf Anhieb und finden eine solche Forderung verlockend und
unterstützenswert. Aber es ist wichtig, daß man einen
Schritt weiter geht und es hinterfragt.
Was will denn der rot-rot-grüne Senat damit anfangen, mit
diesen Wohnungen? Will er sie zu bezahlbaren Preisen vermieten?
Wobei sich zugleich die Frage stellt: bezahlbar für wen? Schön
wenn sie es machen, aber daß sie es tun, ist meiner Ansicht
nach mit erheblichen Zweifeln zu sehen. Vor allem angesichts der
unbestreitbaren Tatsache, daß gerade unter dessen Ägide
die Mieten in Berlin regelrecht explodiert sind, in den letzten
zehn bis fünfzehn Jahren. Von den ganzen ökologischen
so genannten energetischen Sanierungen, vor allem von den Grünen
vorangetrieben, welche die Mieten in den letzten Jahren insgesamt
ganz besonders in die Höhe treiben, mal ganz abgesehen. Da
wird doch eher der Bock zum Gärtner gemacht, wenn man sich
auf den Herrn Habeck, der sich dafür stark macht, die „Deutsche
Wohnen“ zu enteignen, verlassen würde.
Auch sollte man mal den Vergleich ziehen, ob denn tatsächlich
Wohnungen in so genanntem kommunalen Besitz wirklich soviel günstiger
sind als die von „Deutsche Wohnen“ und Co. Ich wäre
wirklich nicht traurig, wenn Spekulanten wie „Deutsche Wohnen“
und anderen das Eigentum entzogen wird, aber man muß auch
sehen, wer das dann entzieht, wer hier der größte Spekulant
und Parasit ist. Ist es nicht vielleicht eher der Staat selber?
Es gibt einige Gründe, dieser Frage auch mal nachzugehen, vor
allen Dingen in Berlin, aber auch in anderen Metropolen in diesem
Land. Wenn ein Grünen-Vorsitzender hier süffisant erklärt:
„Deutsche Wohnen enteignen ist richtig“, dann klingeln
bei mir als allererstes mal die Alarmglocken. Und ich denke es ist
auch berechtigt, wenn man nur bedenkt, was unter grüner Ägide
alles an Verteuerungen unter dem Vorwand des Ökologismus stattfindet
und stattgefunden hat. Mal ganz davon abgesehen, daß auch
der ganze Ökobereich längst ein hochdotierter Börsensektor
ist. Wer sich darauf einläßt oder darauf hereinfällt,
ist angeschmiert. Keine Frage, daß es sich auch bei der „Deutsche
Wohnen“ um einen Spekulantenclub handelt, nur ist es keineswegs
der Einzige. Die Grünen, sie sich jetzt in dieser Hinsicht
dünne machen und im Hintergrund bleiben, die sollte man mal
aus ihren Schlupfwinkeln ans Tageslicht ziehen. Mal sehen , auf
was man da noch alles stoßen wird.
Beim Thema Enteignung sollte man sich gut überlegen, wie
das geschehen soll und wer es kontrolliert.
Weshalb kommt denn ein Robert Habeck mit der wohlfeilen Forderung
nach Enteignung oder besser gesagt hängt sich dran? Seit wann
sind die Grünen Vorreiter für den sozialen Fortschritt?
Im Gegenteil sind sie doch der Ansicht, daß es sowieso viel
zu viele Menschen gibt. Weshalb also sollten gerade sie dafür
sorgen wollen, daß Menschen eine Wohnung bekommen? Irgendwas
stimmt hier nicht, paßt nicht zusammen. Man sollte vielleicht
herausfinden, was das ist. Leute, die vertreten, daß der Mensch
eine Fehlentwicklung der Natur sei und sich jetzt angeblich für
ausreichend Wohnraum einsetzen – da paßt doch etwas
nicht zusammen. Oder hat Robert Habeck sich etwa von den Grundlagen
der Grünen emanzipiert?
Wenn uns jetzt jemand vorwirft, daß wir die Bewegung spalten
wollen, dann muß dazu gesagt werden: Leider ist es so daß
man spalten muß, und zwar das Richtige vom Falschen. Sonst
kann einem passieren, daß man Betrügern auf den Leim
geht, welche nichts weiter im Sinn haben als einen in den nächsten
Hinterhalt zu ziehen.
Eine Enteignung ist nur dann sinnvoll, wenn auch die politische
Struktur in der Gesellschaft imstande ist, diese durchzusetzen.
Das ist allerdings in der gegenwärtigen hiesigen Gesellschaftsstruktur
weder in dieser Stadt Berlin noch im ganzen Land oder selbst anderswo
in Europa auch nur annähernd der Fall. Deswegen hängt
eine solche Forderung in der Luft und ist mit großen Fragezeichen
zu versehen, ob das irgendeine wesentliche Änderung in Hinsicht
auf bezahlbare Mieten zur Folge haben kann - sollte dem überhaupt
statt gegeben werden. Aber es ist typisch für Grüne, aber
auch andere Kräfte, sich an solche Forderungen dran zu hängen,
die konkrete praktische Umsetzung aber außen vor zu lassen.
Sicher werden in der Zukunft auch Enteignungen stattfinden und
auch stattfinden müssen, was aber eine revolutionäre Entwicklung
der Gesellschaft erfordert. Davon kann aber bei den gegenwärtigen
hiesigen Verhältnissen eigentlich noch keine Rede sein. Man
kann es vielleicht auch kurz gefaßt so auf den Begriff bringen:
umso verlockender eine solche Forderung ist, umso dringlicher muß
man überlegen, wie man ihre gesellschaftliche Umsetzung bewerkstelligen
kann. Die Grünen allerdings sind in dieser Hinsicht eher Bock
als Gärtner. Wer jahrzehntelang verkündete, daß
„Bauland wieder Weide werden muß“, der kann in
dieser Hinsicht wirklich nur ganz erhebliche Zweifel nähren,
daß hier wirklich ehrliche Absichten dahinter sind.
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