Internet Statement 2019-21

 

 

 

Brand von Notre Dame

Nichts passiert ohne Grund, und den muß man eben herausfinden

 

 

 

Maria Weiß  15./23.04.2019

Eine solche verheerende Panne, wie sie offensichtlich bei der Wartung der Kirche Notre Dame in Frankreich passiert ist, müßte eigentlich untersucht werden, minuziös müßten die Ursachen erforscht werden. So etwas ist doch in Jahrhunderten nicht passiert. Warum auf einmal jetzt, obwohl die Wartungsarbeiten doch auf einem Stand modernster Technik sind, sollten sie jedenfalls sein. Es muß doch einen Grund dafür geben, warum das passiert ist. Offensichtlich ist aber Präsident Macron daran gar nicht so besonders interessiert, die Ursachen herauszufinden.


Fast ein ganzes Jahrtausend lang ist dieser Kirche nichts passiert, auch eine ganze Reihe von Kriegen hat sie nahezu unversehrt überstanden. Nun aber, obwohl der Stand der Technik sich doch auf einem hohen Niveau befindet, verglichen mit früheren Jahrhunderten, „passiert“ das auf einmal und niemand kennt den genauen Grund dafür. Und mehr noch, offensichtlich ist dieser auch gar nicht interessant, es ist gar nicht interessant, wie genau es passiert ist. „Bei Schweißarbeiten“, lautete es lapidar, sei „möglicherweise“ ein Schwelbrand ausgelöst worden. So jedenfalls Meldungen, welche man über die Presse erfuhr. Kein Mensch, der auch nur einen Gran kulturhistorisches Bewußtsein besitzt, kann sich eigentlich mit einer solchen Herangehensweise abfinden. Eher erweckt es den Eindruck, als wenn man koste es was es wolle so schnell wie möglich zur Tagesordnung übergehen wollte. Man muß dazu auch gar nicht religiös sein, persönlich, um zu verstehen, welche kulturhistorische Bedeutung derartige Bauten besitzen. Das sind Fakten und man kann nicht so herangehen: „Das ist eben irgendwie passiert“ und Hauptsache, wir kriegen das wieder hin, egal was es kostet. Dem hätte man eigentlich minuziös nachgehen müssen, sonst macht man sich als oberster Vertreter eines Landes unglaubwürdig.

 

Niemand muß sich mit so etwas abfinden. Nichts passiert ohne Grund, und den Grund, den muß man eben herausfinden. Warum berührt mich das eigentlich überhaupt? Nicht deswegen, weil ich etwa religiös bin, das ist nicht der Fall. Aber deswegen, weil es eben nicht nur eine kulturhistorische Entwicklung auf diesem Kontinent gibt, welche eine Bedeutung mit vielfältigen internationalen Auswirkungen hatte und man es nicht einfach hinnehmen kann, daß das leichtfertig weggeworfen wird, nur weil es dem internationalen Finanzkapital vielleicht in den Kram passt. Sicherlich gibt es längst das „Eins teilt sich in Zwei“ auch auf diesem Kontinent, das kann aber nicht heißen, daß man an dem Punkt auf der Welt wo man lebt, wo man entstanden und aufgewachsen ist, einfach alles wegwirft, was damit kulturell zusammenhängt. Auch die Arbeiterklasse in den verschiedenen Kontinenten und Regionen der Welt hat ihre kulturhistorische Entwicklung, ihre kulturhistorische Identität. Das zu verleugnen ist historische und kulturelle Ignoranz.

 

Die herrschenden Klassen auf der Welt sind aber längst so „international“, daß sie vor allem an ihren Profiten interessiert sind. Auch die europäischen Staaten sind längst von ihren inneren Widersprüchen gezeichnet. Auch Frankreich. Aber ich möchte mal postulieren, daß auch den „Gelbwesten“ in Frankreich es nicht völlig egal ist, ob derartige kulturell-historische Monumente einfach in den Mülleimer gekippt werden oder nicht. Kultur ist eine Sache, die sich in sehr langen Zeiträumen, in Jahrtausenden entwickelt hat. Der Klassenkampf ist ebenso alt und hat sich ebenfalls entwickelt und tut es weiter jeden Tag. Wer aber wollte das in einen Gegensatz stellen? Auch letzterer entwickelt sich nicht auf einem unberührten, neutralen Boden. Das wäre falsch, es so zu betrachten und deshalb ist es wichtig, daß die Arbeiterklasse eines jeden Staates auf der Welt diese Probleme mit im Auge behält und ihrer herrschenden unterdrückenden Klasse die rote Karte zu zeigen imstande ist, wenn diese sich aus Scham vor der eigenen Verantwortung herauszureden versucht, sei es auch nur, weil es ihr zu teuer ist, sich dieser zu stellen.

 

Unfälle passieren überall, die Ursachen dafür, wo und warum sie passieren können allerdings sehr unterschiedlich sein, und dieser Unterschiedlichkeit muß man auch Rechnung tragen und vor allem sich stellen, will man sich nicht völlig unglaubwürdig machen. Auch als Europäerin deutscher Herkunft als auch Anwältin und Vertreterin der Interessen des internationalen Proletariat lassen mich solche kulturhistorischen „Unfälle“ nicht unberührt. Es ist nicht einzusehen, weshalb das Land, in dem solches passiert, sich darum nicht kümmert, was die genaue Ursache einer derartigen Zerstörung gewesen ist. Die Geldgeschenke, welche unverzüglich aus betuchten Kreisen in großer Höhe flossen, sind eher dazu angetan gewesen, von den tatsächlichen Ursachen als auch deren Untersuchung abzulenken. Warum sollte der Arbeiterklasse, der Bevölkerung als Ganzes denn eine derartige Zerstörung egal sein? Nichts ist egal, bevor nicht eine neue Welt in Europa Einzug genommen hat.

 

 

 

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