Internet Statement 2019-42

 

 

 

Keine Intervention in der Straße von Hormuz

 

 

Wassili Gerhard 07.08.2019

Großbritannien will sich jetzt an einer militärischen „Mission“ der USA in der Straße von Hormuz vor Iran beteiligen. Anlaß ist ein britischer Tanker, der vom Iran aufgebracht wurde, nachdem vorher schon Großbritannien vor Gibraltar einen iranischen Tanker aufgebracht hatte, weil er abgeblich Öl für Syrien geladen haben soll, also wegen Bruch eines kürzlich erst verlängerten EU-Embargos gegen die syrische Regierung. Großbritannien führt sich Nahe Gibraltar, vor der spanischen Küste, wie eine Kolonialmacht auf. Im Iran schätzt man die Lage eventuell so ein, daß man keine Schwäche zeigen darf, schon garnicht einem Trump oder mit ihm verbündeten Gegner gegenüber. Andererseits ist für die Ayatollahs der Druck von außen seit Beginn ihrer Herrschaft ein Mittel, ihre Herrschaft im Inneren aufrecht zu erhalten, wozu sie auch bei Bedarf selbst zu Provokationen greifen können. Hier treffen sich damit gleich auf beiden Seiten Protagonisten, die jeweils auch von den Schwierigkeiten im Inneren getrieben sein dürften. Man spielt in gefährlicher Weise mit dem Feuer.

Es wäre völlig falsch, an dieser Eskalation teilzunehmen und für die USA die Kastanien aus dem Feuer zu holen, schon gar nicht in einer EU-Mission, wie Großbritannien zuerst anregte. Schließlich hat doch auch Trump einseitig den Atomvertrag gekündigt und wieder die völlige Unsicherheit zurückgebracht, den normalen Handelsaustausch des Iran mit anderen Ländern sabotiert, und so auch EU-Staaten geschädigt.

 

Warum haben die USA den Iran auf der Abschußliste, wie vorher schon Irak, Libyen und Syrien. Weil er ein islamisches Land ist? Das wohl eher nicht, denn im Irak und in Syrien, wie auch in Libyen haben die Interventionen des Westens unter ihrer Führung die sogenannten „Gotteskrieger“ erst richtig hochgebracht. Enger Verbündeter dabei ist das wahabitisch fundamentalistische Saudi-Arabien, das seine gesellschaftliche Rückständigkeit nur Dank der Öleinnahmen und des Schutzes der USA aufrecht erhält. Aus diesem Grund wurde es auch einst mit Hilfe der Kolonialmächte etabliert. Dort wird schon Kritik des radikalen wahabitischen Islam mit Terrorismus gleichgesetzt, und das kann dort heißen: Kopf ab. Besser als der Iran? Nur reicher und pro-westlicher. Das schließt jedoch nicht für immer aus, daß sie genau das, was sie selbst mit herbeigeführt haben, irgendwann zum Anlaß für Krieg nehmen.

 

Der Iran hat Potenzen zu einer starken Regionalmacht, hat eine große Bevölkerung und eine uralte Kulturgeschichte. Und die Herrschaft der Ayatollahs ist heute längst nicht mehr so gefestigt. Aus den analphabetischen Bauern, die nach einer Landreform vor 50 Jahren zu Zeiten des Schah-Regimes die Städte überschwemmten und die Basis Khomeinis bildeten, sind inzwischen viel modernere Menschen geworden. Sie wissen, was in der übrigen Welt vorgeht, beziehen ihr Wissen nicht mehr nur von den Mullahs, und viele haben deren Gängelung satt. Kommen modernere Kräfte ans Ruder, könnte das Land einen großen Aufschwung erleben – und eher das sehen die USA als die Bedrohung.

 

In dieser Region wollte schon der britische und französische Kolonialismus kein entwickeltes unabhängiges Land mit eigenen Rohstoffvorkommen zulassen. Sie trennten schon nach dem ersten Weltkrieg Kuwait mit massiver militärischer Gewalt vom Irak, bombardierten mit Giftgas. Nach dem wortbrüchigen Sykes-Picot-Abkommen zur Aufteilung der Region zerstückelte Frankreich Syrien, wo man dabei war, im Vertrauen auf die Versprechungen während des Krieges einen modernen Staat zu errichten. Es wurde in mehrere Kolonialgebiete zerstückelt. Sie stürzten im Iran die demokratische Mossadegh-Regierung und setzten das brutale Schahregime ein. Bis heute setzt sich das fort. Nun will man in den USA mehr vom Öl weg kommen, aber neu aufstrebende Länder sollen das Öl nicht für ihre Entwicklung bekommen. Und schon gar nicht soll diese Region es für die eigene Entwicklung nutzen. Lieber verwüstet man sie.

 

Und weil die USA allmählich den IS als Vorwand für ihre Militärpräsenz zu verlieren drohen, den es dort ohne ihre Intervention und die ihrer Verbündeten nicht gäbe, weil das letzte Gebiet in Idlib von der syrischen Regierung berannt wird, wo der umbenannte Al Quaida-Ableger Tahrir al Scham (Al Nusra) noch eine größere Bevölkerung kontrolliert, da fliessen prompt wieder die Krokodilstränen wegen angeblicher Sorge um die Zivilbevölkerung. Als wenn die zig Tonnen Bomben, zehntausende, die die USA und Verbündete mittlerweile auf die Region abgeworfen haben, auch auf Städte wie Mossul oder Rakka, keine immensen Opfer unter der Zivilbevölkerung gekostet hätten! Aber das streitet man einfach ab, die Wahrheit gehört eben zu den Opfern des Krieges.

 

Die wahre Sorge ist, die Kriegsflamme könnte am Ende ausgehen, was ohne ausländische Einmischung auch längst aus materiellen Gründen der Fall wäre! Also muß man die Spannung in der Region unbedingt am Kochen halten. Mindestens muß ein permanenter Zustand von weder Krieg noch Frieden aufrecht erhalten werden. Das muß aufhören, damit die Menschen in dieser Region sich der Lösung ihrer Probleme selbst widmen können. Dort wurden im Namen von „Freedom and Democracy“ vor allem unsägliche Leiden und Rückwärtsentwicklung gebracht.

 

Europa ist auch nicht unbeteiligt, hat es doch gerade sein Embargo gegen die Regierung Syriens verlängert, mit Ausnahmen für Opposition. Eine Exilregierung, ein „Syrischer Nationalrat“, laut Wikipedia zur Hälfte aus Islamisten bestehend, muß wegen eventueller Ausnahmen um Erlaubnis gefragt werden, von dem völlig unklar ist, wieviel Einfluß der im Inland überhaupt noch hat. Jetzt kommen auch noch die Grünen an, namentlich Habeck, und befürworten eine EU-Mission.

 

Nein. Keine Beteiligung an einer Intervention dort, wie heuchlerisch auch immer sie begründet wird!

 

 

 

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