Internet Statement 2019-57

 

 

 

Wanderungsbewegungen und ihre sozialökonomische und politische Zwiespältigkeit

Mensch ist Mensch, und das heißt nichts anderes, als daß jeder Mensch auf der Welt normalerweise einen Drang hat, weiter zu kommen und um ein besseres Leben zu kämpfen.

 

 

Maria Weiß  29.09.2019

Wie soll man eigentlich zu einem gewissen Trend vor allen Dingen osteuropäischer Staaten stehen, beispielsweise Bulgarien und Rumänien, ehemals sozialistischer wohlgemerkt, Richtung Westen zu gehen und zu sehen, wie man dort, in Deutschland zum Beispiel, besser verdienen kann als daheim? Eine gewisse Fluktuation zwischen Staaten ist natürlich OK, dagegen ist nichts zu sagen. Aber diese wirklich massenhafte Hereinströmung von vor allen Dingen jungen und sehr jungen Arbeitskräften, insbesondere Frauen, welche dann sehr oft hierzulande für extrem wenig Lohn arbeiten müssen, und das obendrein sehr viele Stunden am Tag, das ist weder für diese selbst noch auch für einheimische Arbeiterinnen und Arbeiter von Vorteil, denn sie werden über die Lohnhöhe und auch die Arbeitszeit gegeneinander ausgespielt. Letzteres dürfte fast der Normalfall sein. Ich finde das nicht respektabel. Das ist sicherlich auch nicht nur in der deutschen Hauptstadt so, sondern dürfte vor allen Dingen auch in gegenwärtig wirtschaftlich florierenden Bundesländern wie Baden-Württemberg oder Bayern stattfinden. So ist die Bundesrepublik schon lange, billige Arbeitskräfte von außen werden hereingeholt, während die bereits bestehende Bevölkerung demografisch dezimiert wird.

 

Ganz zu schweigen von den vielen jungen Mädchen und Frauen, die unter Vorwänden hierher gelockt werden um dann in die Zwangsprostitution gezwungen zu werden. Dieser brutale Menschen- und Sklavenhandel spricht dem ach so demokratischen Europa Hohn. Während ein Großteil der Prostituierten in Deutschland mittlerweile aus solchen zwangsweise rekrutierten osteuropäischen Mädchen und Frauen besteht, wird hier gleichzeitig von Prostitution als ganz normalem Beruf gefaselt.

 

Der Imperialismus stellt die Arbeiterklasse vor die Wahl: Entweder ihr ergebt euch oder wir werden euch vernichten, spätestens im nächsten Krieg. Dem kann man allerdings entgegen stellen: Das werdet ihr nicht, denn die unterdrückten Völker und Nationen regen sich bereits beträchtlich, haben es längst getan und tun es weiterhin. Wo bleibt also eure Reserve?

 

Selbstverständlich bin ich nicht der Meinung, daß eine gewisse Fluktuation unter den europäischen Staaten beispielsweise oder überhaupt unter allen Staaten auf der Welt etwa zu kritisieren ist. Das keineswegs. Aber man muß auch darauf schauen, was der Antrieb ist, und in Europa ist eben auffällig, daß vor allem in bestimmten osteuropäischen Staaten vor allem eine auffällige und sehr einseitige Fluktuation Richtung Westen stattgefunden hat, was vom Westen auch gefördert worden ist, weil man diese Menschen hier als „günstige“ Arbeitskräfte – für das Kapital vor allem - auszubeuten trachtet. Wie soll man das einschätzen? Ich habe noch nichts davon gehört, daß deutsche Arbeitskräfte sich umgekehrt massenhaft in osteuropäischen Staaten um Arbeit zu bemühen bestrebt sind. Letzteres wäre sogar eher zu begrüßen, da es den Austausch zwischen Ost und West fördern würde. Davon ist leider überhaupt nichts zu bemerken.

 

Das wird allerdings seinen Grund haben. Und diesen Grund kann man nicht außer Acht lassen. Wir sind keineswegs gegen einen Austausch von Arbeitskräften unter den ganzen verschiedenen europäischen Staaten, auch unter oder mit den gegenwärtig wieder unter kapitalistischer Ausbeutung leidenden nicht. Das sollte aber möglichst auf einer gleichberechtigten Grundlage stattfinden, sowohl in die eine als auch in die andere Himmelsrichtung, als auch in die dritte und vierte. Davon ist allerdings gar nichts zu bemerken. Zu bemerken ist eher, daß sich eine Bewegung sowohl von Ost nach West als auch von Süden nach Norden vollzieht, und das muß einen Grund haben, den man mal hinterfragen sollte. Genauso ist es mit der anderen Himmelsrichtung: von Süd nach Nord: Es ist nicht bekannt, daß massenhaft Arbeitnehmer aus dem Norden versuchen, in Afrika eine Arbeit zu finden, umgekehrt sieht es ganz anders aus: es kommen gegenwärtig sehr viele Menschen aus afrikanischen Staaten, vor allem des Nordens, hierher und versuchen, einen Job und eine Existenzbasis zu finden. Dagegen ist auch überhaupt nichts zu sagen, das Komische ist nur, daß es zumeist immer in eine Richtung geht und nicht oder kaum in die andere.

 

Der Grund dafür ist in der Hauptsache natürlich die ungleichmäßige ökonomische Entwicklung, basierend vor allem auf der ungleichmäßigen Entwicklung der sozialen Verhältnisse auf der Welt, welche es ermöglicht, daß der europäische Kapitalismus beispielsweise es sich erlauben kann, Arbeitskräfte aus aller Welt aufzunehmen, um sie hier dann zu seinen Gunsten billig auszubeuten. Umgekehrt aber die diversen Staaten, aus denen diese Menschen kommen, sich derartiges gar nicht leisen können, sondern im Gegenteil Schwierigkeiten haben, ihre eigenen Menschen zu versorgen und daher einen weiteren Abgang dieser befürchten müssen.

 

Diese Art von Wanderungsbewegungen ist eben ein hervorstechendes Merkmal des Systems der kapitalistischen Ausbeutung. Allerdings muß man sich fragen, was für eine Qualität sie hat und wem sie vor allem den Nutzen beschert. Ob es zum Beispiel der sozialen Umwälzung vor allem der weiteren Stabilisierung auf der ganzen Welt nützlich ist, oder ob es vielmehr vor allem geeignet ist, das Ausbeutungssystem auf der Welt zu befestigen und zu fördern.

 

 

Das Kapital kann sich das alles leisten, jedenfalls solange es nicht massenhaft Aufstände überall gibt und vor allem ein Konzept, wie man es besser angehen kann, wobei die staatlichen und kulturellen oder religiösen Gliederungen und Unterschiede ebenfalls eine nicht unwesentliche Rolle spielen. Letztendlich wird es unvermeidlich sein, daß die fortschrittlichen Kräfte überall sich in irgendeiner möglichen Form zusammenschließen, und zwar auch und selbstverständlich über den nationalen und erst recht den religiösen Rahmen hinaus.

 

Manche Dinge sind allerdings so billig, daß sie einen einfach nur ankotzen.

 

Echter Internationalismus beruht auf dem Respekt vor der Unterschiedlichkeit auf der Basis der Gleichberechtigung, auf der Grundlage der Belange des sozialen Fortschritts. Was allerdings nicht dazu passt, ist das Bestreben gewisser westlicher westeuropäischer Männer, ihr „Glück“ im Osten zu suchen, während unter den westeuropäischen Frauen derweil das Lesbiertum zunimmt. Allerdings nicht in dem Maße, wie das die öffentliche Propaganda versucht erscheinen zu lassen. Da passt etwas nicht zusammen und man sollte sich mal Gedanken drüber machen, worin es besteht. Der gut verdienende Deutsche, welcher sein Glück im Osten sucht, weil im eigenen Land inzwischen alle lesbisch oder schwul sind? Das ist so zum Kotzen, daß ich mir wünsche, daß die osteuropäischen Männer sich dagegen zur Wehr zu setzen verstehen werden. Und wenn ich zum Beispiel in der FAZ lese „Grüne wollen den Autoverkehr halbieren“, dann ist auch das sehr bezeichnend. Was das bedeuten würde, dazu bedarf es keiner großen Fantasie, um sich das klar zu machen. Es ist wie beim Nazifaschismus: viel zu viele Menschen fallen deshalb darauf rein, weil sie sich keine Gedanken machen, was es zur Folge hat und in der Konsequenz auch für sie selber bedeuten kann und wird.

 

 

 

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