Internet Statement 2020-17

 

Corona-Virus - Globalisierung - Börsencrash

Uwe Müller 11.03.2020    

Vorgestern war „Schwarzer Montag“ für die Börsen weltweit - und es war der Tagesschau nicht einmal einen Beitrag wert, geschweige denn einen „Brennpunkt“. Man reibt sich die Augen und fragt sich: Was ist da los? Immerhin ist der deutsche Aktienindex um knappe 8% herunter gerauscht, der größte Tagesverlust seit 18 Jahren. An der Wallstreet mußte der Handel zeitweise gar ausgesetzt werden um Schlimmeres zu verhindern. Auch heute leichtes Minus allerorten. In Rußland allerdings, da vorgestern kein Handelstag, ist der Aktienindex gestern dann um satte 13% in den Keller gerutscht. Als Volk der Nichtaktionäre sind die meisten hierzulande zwar nicht direkt betroffen, daß aber ein solcher Kurssturz rund um den Globus seine Auswirkungen hat und haben wird - wer würde dem widersprechen wollen?

Und die Panik an den Börsen und in der Wirtschaft hat ja auch ihre Ursache: Der Corana-Virus ist an allem schuld - so tönt es aus allen Medien. Die ach so gute Weltwirtschaftslage habe durch ihn einen großen Dämpfer bekommen, eine Rezession stehe nun an und keiner weiß, wie lange sie wohl dauern wird. Produktionsausfälle in China, und schlagartig sind fast auf der ganzen Welt die Auswirkungen zu beobachten. Die Globalisierung läßt grüßen. Böser Virus!

Nicht falsch verstehen: die Ausbreitung des Corona-Virus ist keine Kleinigkeit, und es wird endlich Zeit eine Impfung und Medikamente dagegen zu entwickeln. Das dauert alles viel zu lange. China hat es hart getroffen, Italien ist komplett zur Quarantäne-Zone erklärt worden. Auch in vielen anderen Ländern und in Deutschland nimmt die Zahl der Infizierten zu, es gibt immer mehr Tote zu beklagen (global).


Aber ist der Virus schuld am Börsencrash, am schwarzen Montag?

Wer‘s glaubt wird selig.... Höchstens war er der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen gebracht hat. Und die allgemeine Unsicherheit, die mit seiner Ausbreitung einhergeht. Ein größerer Tropfen ins Faß aber war der abrupte Abrutsch des Ölpreises um 31% auf 31 Dollar/Barrel! Die Opec konnte sich trotz gesunkener Nachfrage nach Öl nicht mit Rußland auf eine Fördermengenbeschränkung einigen, Saudi-Arabien erhöhte gar die Fördermenge, Rußland wird wohl nachziehen. Der Preiskrieg tobt. Das hat direkte Auswirkung auf die USA, wo sehr viel Invest-Kapital ins sogenannte Fracking geflossen ist. Bei diesen Preisen - vom Sinken auf 20 Dollar ist die Rede - sind diese aber zun großen Teilen nicht mehr rentabel, Milliardeninvestitionen wären futsch. Die große Masse der Weltbevölkerung allerdings wird mit den sinkenden Ölpreiosen - und damit auch den Gaspreisen - kein Problem haben.

Vor allem aber: Krisenanzeichen gab es seit Mitte letzten Jahres schon zuhauf. Die Börsenkurse schienen nur eine Richtung zu kennen. Nach oben. Sie waren längst nicht mehr real. Aufgeblasene Bewertungen, mehr Schein denn Sein, pure Wechsel und Hoffnung auf die Zukunft, in der es für die Finanzkapitalisten immer nur aufwärts gehen soll - man kennt das zur Genüge. Die letzte große Krise ist noch nicht allzu lange her.

Die Null- ja Minuszinspolitik, die Billionen Dollar, Euro, Yuan und Yen, die zur Bewältigung der Weltwirtschaftskrise 2007/2008 „gedruckt“ wurden, haben die Probleme natürlich nicht gelöst, sondern nur temporär beruhigt und verschoben. Sie haben die Spekulation angeheizt, das Kapital suchte und sucht fortwährend nach immer neuen Anlage- und Spekulationsobjekten rund um den Globus. Einen ganz großen Run gab es auf Immobilien und Grundstücke, die schon lange hohen Mieten und Immobilienpreise schossen in kurzer Zeit weiter dermaßen in die Höhe, daß viele sich das Wohnen in den Städten kaum, oder auch gar nicht mehr leisten können, und das gilt für fast alle größeren Städte weltweit. Oder das Land Grabbing - einhergehend mit Vertreibungen und Enteignungen im Stile des Manchester-Kapitalismus.
Die Verschuldung hat ungeahnte Höhen erreicht, das Wirtschaftswachstum weltweit war die letzten Jahre recht mau, Deutschland stand durch Sonderbedingungen noch relativ gut da im Vergleich. Aber es war abzusehen, daß die Grundlage wackelig ist, künstlich und temporär. Der Crash mußte kommen - früher oder später. Nun scheint er sich anzukündigen, der Börsencrash dürfte lediglich die Ouvertüre zu weit größeren Konvulsionen und Erschütterungen sein. Da können sie noch so viele Ablenkmanöver fahren wie die Klimawandel-Katastrophenpropaganda, und noch so viele Nebelkerzen werfen und idealistische Spinnereien wie Genderideologie oder vegane Ernährung, eine Art Ersatzreligion, verbreiten. An den ökonomischen Gesetzmäßigkeiten kommen sie nicht vorbei, kommt niemand vorbei. Die Augen zu zu machen und sagen: „Ich träum mir eine Welt, wie sie mir gefällt“ - daß das nicht funktionieren kann, das lernt man schon als Kind.

Gibt es denn nicht schon seit Jahren einer immer härter werdenden Wirtschafts- und Handelskrieg zwischen USA und China? Zwischen USA und Europa? Zwischen Europa und China? Zwischen Deutschland und den übrigen europäischen Ländern (man denke nur mal an die Eurokrise, Griechenland)? Zwischen Europa und Afrika? Und was ist mit Rußland? Den Brexit nicht zu vergessen, von dem plötzlich niemand mehr redet. Es tobt ein Kampf der sog. westlichen Länder um Afrika, Asien und Lateinamerika um die vielen wertvollen und seltenen Rohstoffe dort. Knallharte, härter werdende kapitalistische Konkurrenz.
Die ach so friedlichen Zeiten der Globalisierung (die es so nur in der Propaganda gab) scheinen dahin zu sein. „America first“, „China first“, „Europe first“, Deutschland first“. Mal mehr, mal weniger offen. Die Globalisierung wird zurückgefahren - das ist der aktuelle Trend. Als ob das so einfach wäre, bei der großen ökonomischen Verflechtung. Ein wenig erinnert dies an den Beginn des 20. Jahrhunderts, als eine große Welle der Globalisierung eingesetzt hatte, hervorgerufen durch moderne Kommunikations- und Transporttechnologien. Durch die beiden Weltkriege wurde diese Entwicklung jäh abgebrochen, zurückgeworfen, reduziert - dafür gab es aber dann die Revolution in Rußland und daruf in China, und die Befreiung der Völker aus der Kolonialisierung. Eine Art Globalisierung in großen Teilen der Welt - aber auf gänzlich anderer Basis.

Von den permanenten Kriegen seit Anfang der 90er Jahre, als Georg Bush die „New World Order“ ausgerufen hatte, angefangen mit dem Irakkrieg 1991, ganz zu schweigen? Terror, Krieg gegen den Terror, Kriege um Öl, Rohstoffe und Einflußsphären, Kriege zur Niederhaltung ganzer Völker und Kontinente zur Aufrechterhaltung der internationalen Ausbeuterordnung unter Führung des US-Imperialismus. Irak, Afghanistan, Libyen, Syrien, Jemen, Kongo usw. usf.. Die Liste ist nicht vollständig. Das ist die Realität, knallharte Realität für Hunderte Millionen Menschen, die das globale Kapital dahin meuchelt. Oder zur Flucht treibt, nach Europa am liebsten.


Andererseits hat gerade jetzt der Corona-Virus wieder verdeutlicht, wie eng verflochten die Weltwirtschaft mittlerweile geworden ist. China hüstelt - und der Rest der Welt bekommt eine Erkältung, die sich gewaschen hat. Und endlich, langsam, sehr langsam, rücken wieder Fragen in den Mittelpunkt des Interesses, die grundlegend sind für die weitere Entwicklung auf diesem Planeten. Nein, nicht der Klimawandel, die Nebelkerze Nr.1 des internationalen Finanzkapitals, sondern die ökonomischen Zusammenhänge, die Grundgesetze der kapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, die gegründet ist auf der Ausbeutung von Milliarden Arbeitern und Arbeiterinnen auf der ganzen Welt. Rund um den Globus. Gegründet auf der Herrschaft der sog. westlichen Länder über die früher sog. 3. Welt, auf der Herrschaft des Nordens über den Süden, herausgefordert vom Widerstand der Völker, die sich das nicht mehr gefallen lassen wollen, und herausgefordert von der aufstrebenden, immer mehr imperialistische Züge annehmende Macht Chinas und Rußlands, das allerdings mehr auf der hergebrachten militärischen Macht und dem Rohstoffreichtum beruht.

Die Globalisierung ruft sich mit aller Macht ins Bewußtsein der Menschen zurück. Gut so. Sie hat viele Facetten, fortschrittliche wie auch reaktionäre. Der Kern aber ist der, daß es der Kapitalismus ist, der sie vorantreibt, bzw. voran getrieben hat. Das Ausbeutungssystem als Basis. Es ist z.B. durchaus nicht einleuchtend und notwendig, daß z.B. Deutschland seine eigene ökonomische Basis so zusammengeschrumpft, und substanzielle Dinge nach China (und nach Osteuropa) verlagert hat, daß ein kurzes Stocken in China hier so schnell zu Engpässen bei solch lebensnotwendigen Dingen wie Medikamenten oder elektrischen Leiterplatten und Bauteilen führen kann. Das trifft nicht nur auf Deutschland zu, in Frankreich und Großbritannien ist es ähnlich, aber hier ist es doch weit mehr ausgeprägt als z.B. auch in den USA. Die Deindustrialisierung wird hierzulande seit Anfang der 70er Jahre von der Bourgeoisie und den sog. Alternativen, später den „Grünen“, massiv propagiert und umgesetzt. Das erschien der deutschen Bourgeoisie im Verbund mit dem internationalen Finanzkapital als das Mittel, dem Klassenkampf in einem hochentwickelten Industrieland zu entkommen, wo die Notwendigkeit und Machbarkeit des Sozialismus sich regelrecht aufdrängte und das Proletariat zahlreich und in vielen Kämpfen erfahren war. Die wilden Streiks, die Jugend-und Studentenbewegung war für sie ein Alarmzeichen - und der Ökologismus war ihre Reaktion darauf. Gleichzeitig trieben sie dies natürlich auch aus Gründen der schnöden Profitgier voran. Insbesondere nach dem Umsturz in China und dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Die Folgen dieser Deindustrialisierung sind gravierend, werden immer sichtbarer, und sie werden sich im Verlaufe der Krise immer deutlicher auswirken.


Von einem fortschrittlichen Standpunkt aus betrachtet ist es unabdingbar, sich über diese nicht nur ökonomischen Zusammenhänge Klarheit zu verschaffen, sich klar zu machen, daß das kapitalistische System sich überlebt hat, daß es tagtäglich über Leichen geht, daß, je mehr das kapitalistische System ökonomisch in die Klemme gerät, daß sie, seine Exponenten, umso mehr Kriege anzetteln werden, die weitere Millionen und Abermillionen ins Elend und Verderben stürzen werden. Nutzen wir die Erfahrungen der internationalen Arbeiterklasse, nutzen wir die Globalisierung, die internationalen Verbindungen, um uns mit den fortschrittlichen Kräften auf der ganzen Welt zusammen zu schließen. Der Kampf gegen das Ausbeutungssystem, gegen den Kapitalismus läuft allerorten, mal deutlich sichtbar, mal eher verdeckt. Der Klassenkampf wird geführt, er ist nach wie vor die treibende Kraft der Geschichte, wie Marx schon betonte. Er muß auch geführt werden, da führt kein Weg dran vorbei. Die Zeiten, in denen man meinte, sich einrichten zu können, die sind vorbei. Globalisierung hat nur eine Zukunft, wenn die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen abgeschafft wird, wenn sie im Interesse der Massen, der Masse der Menschheit gestaltet und praktiziert wird, um es mal so zu formulieren. Die Völker der Erde, die Arbeiter und Bauern rund um den Globus, haben überall das gleiche Interesse. Das gilt es zu erkennen, es gilt sich zusammenzuschließen. Wir alle wollen nicht auf dem Altar des Kapitals geopfert werden. Und wir wollen auch nicht Profiteure eines solchen ausbeuterischen und mörderischen Systems sein.

Allerdings, das weiß ich nur zu gut, gibt es solche Strömungen hierzulande nicht selten, solch ignorante, politisch ans Kapital gebundene Schichten, die hier nach dem alten Sozialstaat rufen - finanziert durch die Kosten der Ausbeutung in aller Welt. Die Sozialdemokratie ist da zu nennen, große Teile der Linken, von den Grünen und der AfD ganz zu schweigen, diese sind der direkteste Ausdruck davon, vom Teilhaben und Profitieren von der internationalen Ausbeutung. Da können sie heucheln, so viel sie wollen. Da können sie von regionaler Wirtschaft, von Autarkie faseln, wie sie wollen. Sie bzw. ihre Ideologie basieren auf der internationalen Ausbeutung. Das hat mit Fortschritt, Menschlichkeit und Solidarität rein gar nichts zu tun! Im Gegenteil, es ist stockreaktionär und parasitär obendrein. Und es wird kein gutes Ende nehmen, das ist gewiß.

Kurzum, die Krise kommt, sie läuft schon längst - und sie wird die Menschen zwingen, Farbe zu bekennen. Agieren wir, bevor es zu spät ist und wir nur noch getrieben und zerrieben werden vom Sog und der Wucht des kapitalistischen Systems, das im Überlebenskampf keine Gnade kennen wird. Lernen wir aus der Geschichte, packen wir’s an.

 

 

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