Internet Statement 2020-19

 

 

 

Ein bemerkenswert übles Statement zu Corona:

„Der Mensch“ ist mal wieder Schuld – außer den „grünen Helden“ der amerikanischen Democrats

 

Eine etwas detailliertere Auseinandersetzung mit dem Artikel „Woher kommt das Coronavirus?“ von Sonia Shah, bekannte US-amerikanische Publizistin, aus Le Monde Diplomatique

 

 

Wassili Gerhard  24.03.2020

Ein Artikel wurde in letzter Zeit verbreitet von Kräften, die das grüne Element wieder stärker in der Linken durchsetzen wollen, wo es in letzter Zeit eine Hinwendung wieder stärker zu sozialen Themen gegeben hat. Corona soll auf „Teufel komm raus“ auf moderne, intensive Landwirtschaft zurückgeführt werden. Dabei sind Viren ursprünglich echt Bio und haben Tiere und Menschen wahrscheinlich von Anfang an begleitet. Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, daß Viren als Bio-Waffe genutzt werden, was immer geprüft werden sollte bei derart massiven Ausbrüchen neuer Viren, aber eine spezielle Erscheinung der Zivilisation sind sie ansonsten nicht.

 

Aus grünen oder stärker grün beeinflußten Kreisen heraus wird aber nun versucht, die moderne, intensive bzw, industrielle Landwirtschaft verantwortlich zu machen. Da wird dieser Text als „Beweis“ angeführt. Gegen industrielle Produktionsweise zu sein ist aber grundsätzlich erst einmal wenigstens kleinbürgerlich und realitätsfern. Mit einer weniger effektiven Landwirtschaft ist die heutige Weltbevölkerung nicht zu ernähren. Es ist die Herrschaft der Ausbeuter und des Profitsystems, die das Problem ist, nicht eine besonders effektive Produktionsmethode, deren Produktivität schneller wächst als die Menschheit, was alle Voraussagen von Anfang der siebziger Jahre, daß die wachsende Menschheit bald nicht mehr ernährt werden kann, widerlegte. Grundsätzlich kann heute für alle ausreichend Nahrungsmittel erzeugt werden, aber manche sind zu arm, um sie sich in ausreichender Menge leisten zu können. Zumal Nahrungsmittel, wie auch der notwendige Boden, der Finanzspekulation unterworfen sind.

 

Sonia Shah beginnt damit, daß viele Erreger von Infektionskrankheiten von Tieren stammen, um erst einmal alles willkürlich auf die Frage zuzuspitzen: ob „der Mensch“ oder die Tiere Schuld seien.Anm. 1 Das dient dann im weiteren dem Zweck, diese Frage gegen „den Menschen“ zu entscheiden. Da sie nicht zwischen Klassen oder wenigstens zwischen Reichen und Armen unterscheidet, muß das wohl als Angriff auf die Menschheit insgesamt und den Weg der Entwicklung, den sie genommen hat, verstanden werden, was sich im Weiteren auch deutlich zeigen wird. Das sind wir ja von den grünen Politikern gewohnt, daß der Mensch an allem Schuld ist, weil er angeblich die Natur stört (die ihn doch im Rahmen der Evolution ursprünglich hervorgebracht hat). Am Ende hebt sie dann – eigentlich im Widerspruch dazu – noch die USA (USAID) als helfende Kraft hervor, die doch auch nicht am Baum gewachsen ist. Aber es gilt wohl „Right or wrong, my country“. Beginnen wir erst einmal mit ihrer Argumentationskette der Schuldzuweisung (ich zitiere sehr ausführlich, auch im weiteren):

 

„Natürlich ist es wichtig, das Rätsel der Herkunft zu lösen. Noch viel wichtiger ist allerdings, zu erkennen, dass unsere zunehmende Verwundbarkeit durch Pandemien eine tiefere Ursache hat: die immer raschere Zerstörung von Lebensräumen [natürlich Lebensräumen von Tieren]. Seit 1940 sind hunderte krankmachende Erreger in Regionen neu aufgetaucht oder wieder aufgetaucht, wo manche von ihnen nie zuvor beobachtet wurden. Das gilt für HIV, für Ebola in Westafrika, für das Zikavirus auf dem amerikanischen Kontinent und eine Vielzahl neuer Coronaviren. Die Mehrheit dieser Erreger (60 Prozent) sind tierischen Ursprungs. Einige stammen von Haustieren oder Nutztieren, aber die meisten (mehr als zwei Drittel) von Wildtieren.“

 

Fangen wir relativ einfach an. Nie zuvor beobachtet? Zählen die dort früher „naturnah“ an die Verhältnisse angepaßten und ohne moderne Medizin diversen Erregern ausgesetzten Menschen nicht? Vielleicht waren sie nicht so beobachtet von Seiten der heute in der Welt dominierenden Kräfte, so von der Weltmacht USA. Sie haben vielleicht schon länger mit neu von Tieren übergesprungenen Viren zu tun gehabt, aber das hat dann woanders einfach niemanden interessiert, solange es nur Afrikaner betraf und nur sie das „beobachteten“.

 

Aber halt! Warum wird hier die Globalisierung nicht thematisiert? Gerade der heutige Stand der Globalisierung, sorgt doch ganz besonders dafür, daß Krankheiten sich aus Räumen heraus sehr schnell global ausbreiten können, wo eine Infektion früher vielleicht nur lokal begrenzt aufgetreten wäre. Das soll kein Statement gegen Globalisierung sein, sie hat eben verschiedene Seiten, jeder Schritt vorwärts in der Entwicklung hat eben auch wieder seine Schattenseiten und wirft neue Probleme auf, die vorher so noch nicht da waren und neu gelöst werden müssen, aber er löst alte Probleme, und so geht die Entwicklung insgesamt vorwärts. Manche wollen aber nicht weiter vorwärts gehen.

 

Für solche Fälle wie jetzt hätte vorher schon ein internationales Krisenmanagement inklusive medizinische Reservekapazitäten überall aufgebaut werden müssen, denn es ist lange schon absehbar, daß man heute neu auftauchende ansteckende Krankheiten schwerer lokal eingrenzen kann. Man kann es auch so ausdrücken: das Maß an Globalisierung sprengt den Rahmen der kapitalistischen Klassenordnung, wo der schiere Eigennutz Regie führt, obwohl die Probleme zunehmend die ganze Menschheit betreffen. Man hat weitgehend die Menschen überall auf der Welt der kapitalistischen Verwertung untergeordnet, wovon die Gesellschaften in den privilegierteren Ländern nicht wenig aufrecht erhalten werden, aber diese Kehrseite dabei zu beachten macht zu viele Kosten. Die durchaus vorhandenen Potenzen werden nicht dafür freigesetzt.

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So ist z.B. die Forschung an neuen Antibiotika oder anderen neuen Mitteln dieser Art offenbar für viele Firmen nicht lukrativ genug. (Siehe: Forschung nach Antibiotika kommt schleppend voran - Hohe Entwicklungskosten, niedrige Gewinne DW 21.01.20) Eine Art internationale Anstrengung im Stil eines „Manhattan-Projekts“, oder besser mehrerer, wäre aktuell nötig. Auch muß dringend das Gesundheitswesen auch dort, wo Menschen noch viel in Kontakt mit Wildtieren kommen, im Interesse aller erheblich verbessert werden. Daß dies möglich ist, zeigt die jüngst erfolgreiche Bekämpfung von Ebola im Kongo, selbst gegen alle Widrigkeiten dort. Armut und Unterentwicklung in der Welt sind nicht mehr nur ein weit entferntes lokales Problem. Der Kapitalismus hat mittlerweile Kapazitäten entwickelt, die eigentlich eine andere Gesellschaftsordnung erfordern, einer höheren Stufe der Entwicklung entsprechen. Man sagt auch, die Produktionsmittel sprengen die Produktionsverhältnisse. Das gilt heute mehr denn je.

 

 

Einschub aus aktuellem Anlaß: Was soll es eigentlich, daß wir keine Schutzmasken und kein Desinfektionsspray haben? Wenn für das Finanzsystem sehr schnell hunderte Milliarden locker gemacht werden können, warum können dann solche existenziellen Probleme nicht schnell gelöst werden? In Deutschland soll doch niemand erzählen, daß hier die Produktionskapazitäten dafür nicht mobilisiert werden können, wenn das als Kraftakt außerhalb der Profitlogik angegangen wird.

Für Zustände, bei denen die Beschränkungen möglichst bald weitgehend wieder aufgehoben werden können, muß auch maximale Anstrengung verlangt werden. Die Menschen einzuschränken ist natürlich einfacher – und vielleicht ist für manche Corona ein willkommener Anlaß dafür. Was es auch an bekannten oder neuen Mitteln gibt, die helfen können, muß so schnell wie möglich breit und kostenlos für alle zugänglich gemacht werden, nicht nur für Privilegierte. Sondermaßnahmen wie Versammlungsverbote und Kontaktbeschränkungen müssen so schnell wie möglich wieder aufgehoben werden. Das soziale Leben, und damit eben auch alle Möglichkeiten der Gegenwehr und Kontrolle für alle, muß wieder hergestellt werden. Ein solcher Zustand wie jetzt ist gefährlich, gerade wenn die ökonomische Krise noch dazu kommt, die sich schon länger vorbereitet hat.

 

 

Zurück zum Text: Die Sorge unserer Autorin gilt nicht solchen aktuellen vorwärtsführenden Fragen, sondern erst einmal der Rehabilitierung der Tiere vom selbst aufgebrachten Schuldvorwurf:

 

„Die Tiere können nichts dafür. Obwohl immer wieder Wildtiere als Ursprung zerstörerischer Epidemien dargestellt werden, [hat sie gerade selbst getan] ist die Annahme falsch, sie seien besonders häufig mit todbringenden Erregern infiziert, die jederzeit auf Menschen überspringen können. Tatsächlich lebt der größte Teil der Mikroben in den Wildtieren, ohne ihnen im Geringsten zu schaden.“

 

Wer sagt denn, daß die Wildtiere „etwas dafür können“, die können so wenig etwas dafür, wie die Viren selbst etwas dafür können, die eben davon leben, andere Lebewesen, Menschen wie Tiere, zu befallen, ohne einen Begriff von Schuld zu haben. Und todbringend für Menschen und auch für Tiere ist jeder Virus nur unter der Voraussetzung, daß er sie infizieren und sich in ihnen stark ausbreiten kann, weil deren Immunabwehr nicht damit fertig wird. Das gilt auch für Corona. Es ist ein alter rhetorischer Trick, eine Argumentation zu kritisieren, die man selber erst aufgestellt hat. Das kann man natürlich selbst so gestalten, daß man Recht behält – oder eben auf den gewünschten Argumentationspfad kommt, wie hier.

 

Daß Tiere nicht auch von Viren getötet werden können, will Frau Shah ja wohl nicht allen Ernstes behaupten. Falls so ein Virus auf Menschen überspringt – und Viren mutieren ständig und haben dadurch unter Umständen irgendwann auch die Fähigkeit, sich an neue Wirte anzupassen – hat der erst einmal voraussichtlich keine spezifischen Abwehrkräfte gegen diesen Erreger. Bei Haustieren, die sehr lange schon mit Menschen zusammenleben, ist das seltener, da gibt es eine lange gegenseitige Anpassung und natürlich auch eine größere Kontrolle. Aber unserer Autorin geht es eben, wie schon gesagt, verengt um eine willkürlich herbeigeholte Schuldfrage: ist der Mensch oder das Tier Schuld? So stellt sie das Problem bei den Tieren so positiv wie möglich dar, kritisiert auch indirekt die Bezeichnung „todbringend“ für Viren. Bei Tieren machen die doch nichts. Schließlich kommt sie zu der Schuldzuweisung, die sie machen will:

 

Das Problem liegt woanders: Durch die immer massivere Abholzung der Wälder und die wachsende Urbanisierung haben wir diesen Mikroben Wege eröffnet, den menschlichen Körper zu erreichen und sich entsprechend anzupassen. Durch die Zerstörung der Lebensräume droht zahlreichen Arten die Ausrottung, darunter auch Heilpflanzen und Tieren, die in unseren Arzneibüchern seit jeher ihren Platz haben.“

 

Viren als die gerechte Rache der Tiere bzw. der Natur? Jedenfalls gegenüber den Menschen in Afrika, die Wald roden für Landwirtschaft oder sonstigen Zivilisationsbedarf, worin sie uns gegenüber einen Nachholbedarf haben. Dabei war es ursprünglich vor allem eine „naturnahe“ Lebensweise in einer noch sehr ursprünglichen Umgebung, die viel Kontakt mit Wildtieren oder ihren diversen Ausscheidungen mit sich brachte, die zur Entstehung neuer Virusinfektionen führte, gerade in den Gegenden, wo das gepaart ist mit großer Armut und Unterentwicklung, dem Fehlen moderner Medizin. Da regelte sich das jedoch einst „auf natürliche Weise“, ähnlich wie bei Tieren, durch Tod und/oder schließliche Immunisierung der ansässigen Bevölkerung.

 

Doch heute leben auch in Afrika bald die meisten Menschen in Städten. Wenn gefährliche infektiöse Krankheiten in diese neuen großen Städte Afrikas kommen, mit ihren oft sehr schlechten Lebensbedingungen, dann besteht die Gefahr katastrophaler Auswirkungen für viel mehr Menschen, auch weil sie nicht die gleichen Standards haben, sondern den hiesigen meilenweit hinterher hinken. Unserer Autorin kommt es offenbar darauf an festzustellen, daß die Betroffenen dann „selbst Schuld“ sind. Daß auch sie besser leben wollen, wie es die Menschen in den USA z. B. tun, soll sie wohl schuldig machen.

 

Wenn Erreger wegen der globalen Vernetzung der Städte, über die Welt verbreitet werden, wird es dann auch bei uns oder bei Sonia Shah zuhause kritisch. Gegenüber den offenbar für sie wertvolleren menschlichen Körpern in den reichen Ländern, die heutzutage auch schnell erreicht werden können, wegen der Globalisierung, gibt es schon eher Sorgen. Durch unsere hiesigen urbanen Lebensräume mit ihrer Hygiene und medizinischen Versorgung sind wir einerseits in gewisser Hinsicht gesünder, können das zumindest sein, was sich in einer höheren Lebenserwartung niederschlägt. Kommt dann aber ein bisher unbekannter auf Menschen übertragbarer Erreger in diese urbane Welt, trifft er auf gute Verbreitungsmöglichkeiten. Dann ist das öffentliche medizinische System gefordert, das man bei uns zu Gunsten der Profitmacherei heruntergespart hat. Die Mängel, die sich offenbaren, sind doch ein Hohn für eine insgesamt so reiche Gesellschaft, wo sich die Milliardäre in den letzten Jahren vervielfacht haben.

 

Da ist ein entsprechend dafür vorbereitetes Gesundheitssystem nötig und nicht eines, wie seit 40 Jahren angestrebt, das vor allem auf Profitmaximierung ausgelegt ist, den Bedürfnissen des Finanzsektors untergeordnet. Insbesondere muß man auch Reserven für Krisen und Katastrophen vorhalten, die zunächst nur Kosten machen, bis sie dann plötzlich gebraucht werden. Es muß Krisenpläne dafür geben, die einen effektiven Schutz möglich machen. Aber der Schutz der breiten Bevölkerung hat hierzulande nicht so hohen Stellenwert wie der Schutz von Vermögen. Solcherart Vorsorge wird hier schon lange zu wenig betrieben.

 

 

Aber warum redet nun Frau Shah die ganze Zeit von Afrika, wo doch der Erreger angeblich aus China gekommen sein soll?

 

Es ist Zeit, sich diesem Punkt zuzuwenden. Da liegt der Verdacht nahe, daß es eben um eine ganz andere Agenda geht und Corona nur der Aufhänger dafür ist. Afrika unternimmt in letzter Zeit verstärkt Anstrengungen, um aus Abhängigkeit und Unterentwicklung herauszukommen. Es ist schwer umkämpft seitens verschiedener Mächte wegen seiner Rohstoffe und in letzter Zeit zunehmend auch wegen niedrigerer Lohnkosten. Wer es darauf abgesehen hat, wird nicht unbedingt für einen Aufschwung der Landwirtschaft des Kontinents sein. Ohne die Fähigkeit zur Selbstversorgung mit Lebensmitteln wird eine größere Selbständigkeit schwer möglich sein, und das ist ohne eine moderne intensive Landwirtschaft für die Lebensmittelerzeugung nicht möglich. Das fruchtbare Land muß wieder mehr der Ernährung der Afrikaner dienen, und nicht der Erwirtschaftung von Einnahmen durch Exportgüter, etwa Palmöl oder „Biodiesel-Pflanzen“, um möglichst damit noch die Lebensmittellieferungen zu Dumpingpreisen aus den entwickelten Staaten zu bezahlen. Aus einer solchen feindlichen, im Grunde neokolonialen Sichtweise heraus ist es logisch, wenn unsere Autorin so argumentiert:

„Den überlebenden Arten bleibt nichts anderes übrig, als sich in die reduzierten Lebensräume zurückzuziehen, die ihnen die menschlichen Siedlungen übrig lassen. Dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass sie in engen Kontakt mit Menschen kommen, und so können Mikroben, von denen sie besiedelt sind, in unsere Körper gelangen, wo sie sich möglicherweise in tödliche Krankheitserreger verwandeln. Ebola ist ein gutes Beispiel dafür.“

Unsere Autorin ergreift gegen die Menschen in Afrika Partei und fordert stattdessen Verhältnisse, die nur einseitig die Tiere im Auge haben. Das ist das Muster, das schon sehr früh der WWF entwickelte, eine ursprünglich vor allem britische Organisation mit vielen Mitgliedern aus der Oberschicht. Das Motto ist: Wir können nicht als koloniale Oberherren im Land bleiben, aber als selbsternannte Schutzherren der Tiere und der Urwälder nehmen wir uns heraus, dort weiter hineinregieren zu wollen. Sie haben selbst die Menschen in ihren Kolonien in den Weltmarkt hineingerissen, aber diese sollen nicht für ihre Unabhängigkeit und ein höheres Entwicklungsniveau für die Menschen dort kämpfen, sondern Untergeordnete und Bittgänger bleiben, deren Land und deren Rohstoffe man sich billig aneignen kann. Zu viele Menschen stören da. Sie wollen am Ende die Rohstoffe noch selbst nutzen. Prinz PhilipAnm. 2, früher Leiter der britischen Sektion des WWF, sagte einmal:

“In dem Fall dass ich wiedergeboren werde, würde ich gerne als ein tödlicher Virus zurückkehren um etwas beizutragen für die Lösung [des Problems der] Überbevölkerung,”

Solche und ähnliche Äußerungen hat er mehrfach gemacht, zum Beispiel daß die Sinnhaftigkeit der Bekämpfung von Malaria zu bezweifeln sei, weil das die Überbevölkerung fördere. Das ist im Grunde die Logik dieser Organisation mit dem Panda, die von Grünen überall hofiert wird, wie sie überhaupt alte rechte Organisationen und Kräfte, wie sie in diesem Metier nicht selten sind, wieder gesellschaftsfähig gemacht haben. Es ist auch sicher kein Zufall, daß ausgerechnet der aus China kommende Panda das Emblem ist. Die chinesische Revolution war diesen Kräften sicher ganz zuvorderst ein Dorn im Auge, ohne die sich China nicht aus dem Sog des Kolonialismus befreit hätte. Auch wenn nun leider die Ausbeutergesellschaft zurück ist und China selbst eine Weltmacht ist, die selbst mittlerweile eine imperialistische Außenpolitik betreibt – es gelang jedenfalls bisher nicht, China im halbkolonialen Status zu halten bzw. es wieder dorthin zu bringen. Und das ist insgesamt gut so. Es wird auch wieder eine neue Revolution geben, auf einer höheren Stufe der Entwicklung.

 

Es folgt ein Absatz mit einer unbeabsichtigten Offenheit:

 

„ Eine 2017 durchgeführte Untersuchung hat gezeigt, dass Ausbrüche des Virus [Ebola] häufiger in solchen Gebieten Zentral- und Westafrikas vorkamen, in denen kurz zuvor Wälder in großem Stil gerodet worden waren. Wenn man die Bäume der Fledermäuse fällt, zwingt man sie, auf Bäume in unseren Gärten und auf unseren Farmen auszuweichen. Wie es dann weitergeht, ist leicht vorstellbar: Ein Mensch beißt in eine Frucht, die von Fledermausspeichel bedeckt ist. Oder jemand tötet eine Fledermaus, die in sein Haus geflogen ist, und kommt dabei mit dem Erreger in Kontakt.“ (Hervorhebung von mir, W:G:)

 

Neben der Wiederholung von Bekanntem ist dort plötzlich und unvermittelt von „unseren Farmen“ die Rede, wo die Fledermäuse nicht hingehören. Das ist interessant. Neu geschaffene Farmen in Afrika, die den Wildtieren eventuell Lebensraum streitig machen, waren bisher doch von Übel. Wenn es um die bildhafte Beschreibung von Menschen geht, die unschuldig geschädigt werden, landet sie unvermittelt bei „unseren Farmen“, offenbar in den USA. Sie zeigt daran unwillkürlich, bei wem ihr Mitgefühl anspringt. Um Afrikanern sorgt sie sich offenbar weniger als um die Weltordnung, wo die USA unbedingt „oben“ bleiben müssen. Die haben doch schon ihre riesigen Farmen, die mit ihrem billigen Weizen zum Beispiel Slumbewohner in Afrika versorgen. Ihre moderne rationelle Landwirtschaft, die sehr kostengünstig arbeitet, verdient daran, daß Afrika eine solche Landwirtschaft fehlt.

 

Ein paar Worte zu Ebola und zum Kongo

 

Ein Hort für Ebola war auch immer wieder die Demokratische Republik Kongo, wo eben Krieg und Unterentwicklung, Hunger und Armut herrschen, wodurch die Immunabwehr von Menschen flächendeckend geschwächt wird, und wo immer noch riesige Urwaldgebiete den größten Teil des Landes bedecken. In diesem riesigen Land im Zentrum Afrikas, 1/5 so groß wie ganz Europa mit so vielen Einwohnern wie in Deutschland, sterben Menschen bereits an Krankheiten, die hierzulande als unproblematisch gelten. Die durchschnittliche Lebenserwartung lag 2016 bei unter 60 Jahren. Und da ist das Essen von Fledermäusen und wild wachsenden Früchten eher in Gegenden üblich, wo man „im Einklang mit der Natur“ vielleicht sogar im Wald lebt.

 

Und wenn die Kongolesen mehr Ackerland für die Ernährung ihrer wachsenden Bevölkerung brauchen, und das ist wirklich der Fall, dann müssen sie sicher auch Urwald roden, was sie gegenwärtig eher zu wenig tun. Sie brauchen mehr Felder und weniger Wald, denn Abhängigkeit von ausländischen Hilfslieferungen, vielleicht noch aus Ländern, wo solche Ansichten wie von Frau Shah verbreitet sind, sind auf Dauer sicher nicht die Lösung, zumal die von den Exportländern subventionierten Lebensmittel die einheimische Landwirtschaft oft durch Dumpingpreise ruinieren und einheimische Produkte aus den Nahrungsgewohnheiten verdrängen, wo das länger anhält.

 

Dieses Land braucht ebenfalls dringend Verkehrswege durch den Urwald, damit man die Tausenden von Kilometern von der Hauptstadt, die nicht zufällig an der Küste, am äußersten Rand liegt, wo die Kolonialmacht ihren Hafen hatte, in entferntere Teile des riesigen Landes auch anders als mit dem Flugzeug bewältigen kann. Die Einwohner brauchen Arbeit und geregeltes Einkommen. Dieses Land hat so viele Rohstoffe und Naturreichtümer, daß die Imperialisten es nicht auf die Beine kommen lassen, denn so können sie die Not ausnutzen und kommen billig an die wertvollsten Stoffe. Dafür werden auch die diversen sogenannten Milizen vom Ausland aus mit modernen Waffen ausgerüstet, die von den Rebellengruppen dann mit illegal ausgeführten Rohstoffen bezahlt werden müssen. Das sind mit die die größten Probleme dort. Und da haben die USA, von denen später noch besonders die Rede ist, bisher überwiegend keine positive Rolle gespielt.

 

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, was die Autorin in ihrer Argumentationskette Kritisches zur belgischen Kolonialherrschaft zu sagen hat, nämlich tatsächlich nur:

„Dieser Prozess [der mit der neolithischen Revolution begann, also mit der Seßhaftwerdung und dem Ackerbau, siehe Zitat weiter unten] ging während der kolonialen Expansion Europas weiter: Im Kongo ließen die belgischen Kolonisatoren Eisenbahnen und Städte bauen.“

Das soll wohlgemerkt ein Vorwurf sein, das soll allen Ernstes die Ausbreitung von Krankheiten gefördert haben. In diesem Kontext kommt das jedenfalls. Das ist verkehrte Welt, da wird direkt eine neue Geschichte der Menschheit zusammen gesponnen, die in die heutige Propaganda paßt. Man muß der belgischen Kolonialzeit ganz andere Vorwürfe machen. Die belgische Kolonialmacht war tatsächlich nicht gerade ein Meister im Entwickeln des Landes. Sie taten es nur dort, wo und insoweit es ihrer Rohstoffausplünderung dienlich war, den größten Teil des Landes ließen sie völlig unentwickelt. Die angeführten Krankheitserreger aus den Urwäldern wurden garantiert nur im Hinblick auf die Infektion von Kolonialherren und ihrer Repräsentanten bekämpft, die jeden etwas qualifizierten Posten selbst besetzten, und die Einheimischen so unwissend wie möglich hielten. Diese behandelten sie völlig erbarmungslos mit der Folge, daß diese Kolonialherrschaft 11 Millionen Opfer kostete, nicht zuletzt durch grausame Strafexpeditionen, die losgeschickt wurden, wenn eine Gegend nicht ihr Kautschuk-Soll pro Kopf ablieferte, das jeder Kongolese gleich welchen Alters und Geschlechts zu erbringen hatte. Als Nachweis ihrer Tätigkeit mußten die Strafexpeditionen jeweils eine bestimmte Anzahl von abgehackten Händen mitbringen. Das war Pflicht für diese Soldateska, die aus feindlich gesonnenen Stämmen rekrutiert wurde. Eine funktionierende Armee dieser Art wurde den Kongolesen als Erbe hinterlassen.

 

Daß die Kongolesen vorher alle glücklich und gesund waren und z. B. nicht an vielen Krankheiten starben, ist ganz sicher auch vor der Kolonisierung nicht der Fall gewesen. Die Erwachsenen waren zwar dem Vernehmen nach meist stark und widerstandsfähig, aber das waren Diejenigen, die überhaupt unter den harten Lebensbedingungen erwachsen wurden. Anderenfalls starben sie schon als Kinder, das nennt man dann auch „natürliche Auslese“. Das ist die harte Realität des „Lebens im Einklang mit der Natur“ auf wenig entwickelter Stufe. Deshalb gingen dort gerne Sklavenhändler auf die Jagd, bis sie dann schließlich „zu ihrem Schutz“ zu Sklaven des belgischen Königs gemacht wurden. Also nur keine Idealisierung früherer Zustände. Vorwärts ist die Lösung zu finden, auch wenn man damit auch wieder neue Probleme zu lösen bekommt.

 

 

China kommt schließlich doch noch vor, ohne direkt genannt zu werden

 

Es folgen weitere Passagen, die notorisch wieder und wieder gerade die Entwicklung der Landwirtschaft verantwortlich machen und insgesamt den Tenor haben, daß die gute Natur doch eigentlich alles zum Besten eingerichtet hat, nur der Mensch mit seinem Streben nach besserem Leben und Entwicklung bringt alles durcheinander, läßt die Tiere darunter leiden, daß er sich vermehrt und entwickelt, und ist eben an allem Schuld. Das wird von manchen sogar als Kapitalismuskritik verkauft, aber es ist eine Kapitalismuskritik von einem rückständigen Standpunkt aus, wie sie auch solchen Kräften der herrschenden Klasse entspricht, die eben selbst sehen, daß der Kapitalismus seine eigenen Totengräber hervorbringt, wenn er sich frei entwickeln kann, die materiellen Grundlagen für eine bessere Gesellschaftsordnung schafft, und damit auch Bestrebungen zu seiner Überwindung naheliegend macht.

 

Es wird dann im weiteren fröhlich alles durcheinander geworfen, eklektisch hin und her gesprungen, dabei unter anderem dann auch die Theorie gebracht, daß Märkte Schuld seien, wo verschiedenste Tiere lebend verkauft oder vor den Augen des Kunden geschlachtet werden. Die gibt es in China viel, und die dortigen „Wildtiermärkte“ werden immer wieder in den Medien als die wahrscheinliche Ursache der Corona-Epidemie genannt. Hier kommt das nun unter „ferner liefen“, ohne China ausdrücklich zu nennen. Es paßt zwar nicht so ganz in die hauptsächliche auf Afrika fokussierte Argumentation des Artikels, aber ausgelassen werden soll es dann wohl doch nicht.

 

Warum paßt es nicht so gut, China direkt anzugreifen? Vielleicht, weil China darauf reagiert und sich verteidigt? Oder auch, weil der vielfach vermutete Ursprung der Seuche nicht richtig zu den Theorien paßt, die vor allem auf Afrika bezogen in diesem Artikel gesponnen werden? Die Lebendtiermärkte für Wildtiere sind eher Merkmale einer sehr alten Weise von Verarbeitung von und Handel mit Lebensmitteln, älter als die heutige industrialisierte Produktion. China ist auch keineswegs das Paradebeispiel eines Landes mit entwickelter Landwirtschaft. Da ging in der Zeit nach dem Tod von Mao Zedong, als bürgerliche Kräfte wieder die Oberhand bekamen, alles sehr einseitig in die Entwicklung der Industrie, vor allem im Küstengürtel, wo in wenigen Jahrzehnten Dutzende neuer Millionenstädte und riesige Fabrikareale aus dem Boden schossen, während sich auf dem Lande ansonsten relativ wenig seitdem getan hat.

 

Unter Mao Zedong hieß es noch, Industrie und Landwirtschaft müssen im Gleichklang entwickelt werden, jeder Fortschritt der Industrie sollte mit einem Fortschritt der Landwirtschaft verbunden sein. Aber unter dem bei uns viel gepriesenen Deng Xiaoping wurde das über den Haufen geworfen. Die Landwirtschaft wurde gegenüber der Industrie enorm vernachlässigt. Diese uralte Marktform der Lebendtiermärkte ist jedenfalls noch wie im alten China, das von Landwirtschaft auf einem wenig entwickelten Niveau geprägt war, wo auf Grund der Nahrungsmittelknappheit „alles gegessen wurde, was Beine hat, außer Tische“, wie ein geflügeltes Wort sagt. Das wird aber in dem Artikel dann gleich wieder völlig übergangslos und unpassend zusammengewürfelt mit den hiesigen hoch rationalisierten Schlachthöfen für heimische Nutztiere, wo eher das kapitalistische Streben nach dem Maximalprofit das Problem ist, aber grundsätzlich sehr wohl hohe hygienische Standards möglich sind, wenn man das denn will und daran nicht zu sehr spart. Aber egal: Hauptsache der Mensch ist Schuld.

 

Menschenfeindlicher Fundamentalismus

 

So geht es dann auch weiter und wird sogar noch ins extrem zugespitzt. Es wird regelrecht fundamentalistisch:

 

„Es passiert heute zwar immer häufiger, dass tierische Mikroben zu menschlichen Krankheitserregern mutieren, aber das Phänomen ist nicht neu. Erstmals aufgetreten ist es um die Zeit der neolithischen Revolution, als der Mensch begann, Lebensräume in der Wildnis zu zerstören, um Ackerland zu gewinnen und Tiere zu domestizieren. Im Gegenzug haben die Tiere uns einige vergiftete Geschenke gemacht: Die Masern und die Tuberkulose verdanken wir den Kühen, den Keuchhusten den Schweinen und die Grippe den Enten.“ (Hervorhebung von mir, W.G.)

 

Alles Übel fing mit der Seßhaftwerdung, Viehzucht und Ackerbau an? Das bedeutet nämlich die neolithische Revolution. Bei der Pest hieß es einst, sie sei die Strafe für sündiges Leben, heute sollen wohl Seuchen die Strafe der Natur (oder Göttin Gaia) dafür sein, daß der Mensch gewagt hat, seßhaft zu werden und Landwirtschaft, Viehhaltung und später Industrie zu betreiben. Für eine klassenlose Gesellschaft auf einer entwickelten Grundlage, die die Masse der Menschen auch von der primitiven täglichen Fronarbeit zur Beschaffung des notwendigsten materiellen Lebensbedarfs befreit – und nicht nur eine privilegierte Minderheit auf Kosten der Mehrheit – ist das alles eine unerläßliche Voraussetzung. Was für ein menschenfeindlicher Fundamentalismus steckt in diesen Zeilen, die genau das angreifen und den Weg vorwärts verbauen wollen. Soll es vorher keine Viren gegeben haben, die auch Menschen betroffen haben? Ausgerechnet zu der Zeit, wo der Mensch noch so sehr Sklave der Natur war. Das ist doch einfach so herbei phantasiert. „Also schließt sie messerscharf, daß nicht sein kann, was nicht sein darf.“ Wie bei einer Religion: der Mensch ist Schuld, weil er angeblich eine von Gott oder Gaia gezogene Grenze übertreten hat. So muß es einfach sein. Öfter mal ist die Industrialisierung die angebliche Grenze, hier schon der Übergang zur Landwirtschaft. Demnächst ist es das Herabsteigen von den Bäumen?

 

Die Propheten handeln allerdings nicht selbst nach ihrer Lehre, sonst müßten sie sich selbst von der Erde austilgen. Man bereut nur die Sünden oder straft Sünder. Und wenn man alle anderen Sünder geißelt, dann hat man sich selbst schon wieder fast zum Heiligen gemacht – zum Heiligen der Menschenfeindlichkeit. Aber so weit zu Ende denken das die wenigsten. So bastelt man sich auch eine Pseudorechtfertigung dafür, daß die früheren kolonialisierten Völker sich nicht genauso entwickeln sollen, wie das die in der Welt dominierenden Mächte taten. Diese trifft die Menschenfeindlichkeit dann voll.

 

Bei einem weiteren Schwenk kommt sie nun plötzlich zur Befürwortung eines massiven Eingreifens der USA. Dabei gäbe es auch diese USA und ihre Stellung in der Welt ohne die angeblich so verhängnisvolle „neolithische Revolution“ nicht. Aber „America first“ gibt es eben auch in Grün, und da ist Logik hintendran. Und das kommt dann ganz dicke:

 

„Wir können für eine engmaschige Überwachung der Milieus sorgen, in denen Tiermikroben besonders leicht zu Krankheitserregern für Menschen mutieren. Dabei müssen wir versuchen, solche Mikroben zu eliminieren, die Zeichen der Anpassung an den menschlichen Organismus zeigen, bevor sie Epidemien auslösen. Genau darum kümmert sich seit zehn Jahren das Programm Predict, das von der US-Behörde für Entwicklungszusammenarbeit (USAID) finanziert wird. [In Worten oder auch mit feststellbaren positiven Ergebnissen,so zum Beispiel jetzt gerade?]

Die Wissenschaftler von Predict haben bereits mehr als 900 neuartige Viren identifiziert, deren Entstehung damit zusammenhängt, dass immer mehr Regionen auf der Erde den Stempel menschlicher Eingriffe tragen. Zu diesen Viren zählen auch bislang unbekannte Stämme des Coronavirus, die ebenfalls dem Sars-Virus ähneln.“(Hervorhebung von mir.)

 

Mir ist nicht unbedingt wohler, wenn die USA diese Dinge monopolisieren und über die Stämme von 900 neuartigen Viren verfügen. Es gab ja schon mehrfach den Verdacht, daß sie bei Ausbrüchen von Infektionskrankheiten die Hand im Spiel gehabt hätten, auch beim aktuellen Corona-Ausbruch. Mit Sicherheit verfügen sie schon lange über Biowaffen. Zuzutrauen wäre es ihnen, aber natürlich muß man das auch beweisen. Was die USA mit diesen Viren machen, ob sie daraus nicht am Ende Kampfstoffe machen, das wäre jedenfalls die Frage. Bei einer Macht, die bisher auch als die einzige Atombomben gegen Zivilbevölkerung eingesetzt hat, die auch chemische Kampfstoffe wie Agent Orange oder Napalm eingesetzt hat, ist das Mißtrauen nicht unberechtigt. Die USA garantieren auch an erster Stelle die imperialistische heutige Weltordnung, die Armut, Hunger und Unterentwicklung aufrecht erhält, während sich die Zahl der Milliardäre in jüngster Zeit vervielfachte. Ob die Entstehung so vieler Variationen von Viren viel mit menschlichem Einfluß zu tun hat, oder die Vielzahl der Mutationen früher nicht so akribisch erforscht wurde, ist auch nicht so klar. Die verwendete Formulierung ist relativ vage.

 

Daß verstärkter Einfluß der USA in dieser Frage gewisse Nebenwirkungen hat, so die Verbesserung von deren Fähigkeiten global Krieg zu führen, wird von der Autorin dagegen nicht problematisiert. Solche Programme wie eben beschrieben, haben nicht selten andere Gründe. Auch ein Programm anläßlich des Treibens des LRA-Rebellenhäuptlings Kony endete kürzlich ohne wirkliche Erfolge, außer für das USA-Militär, das in der strategisch wichtigen Region in Zentralafrika umfangreich kartografierte und Erkundungen unternahm. Die USA können so tief in die Länder hinein blicken, Kontakte knüpfen, potentiell bei Bedarf besser Angriffe mit Drohnen fliegen. Gerade Afrika mit der verschärften Rivalität um die Verfügung über die dortigen Bodenschätze steht seit Jahren weit vorne auf der Agenda. So wurde das Kommando Africom der US-Armee seit längerer Zeit ausgebaut und man ist oft auch außerhalb der Weltöffentlichkeit dort militärisch aktiv. Aber nun kommt die Verbundenheit der Autorin mit der Richtung der „Democrats“ in den USA immer stärker zum Vorschein.

 

„Die Bestrebungen der Trump- Regierung, die Industrie von allen Umweltauflagen und sonstigen Einschränkungen zu befreien, wird in den USA unweigerlich dazu führen, dass immer mehr Lebensräume zerstört werden, und das begünstigt wiederum die Übertragung tierischer Mikroben auf den Menschen.

Gleichzeitig schmälert die US-Regierung die Chancen, gefährliche Erreger aufzuspüren, bevor sie sich verbreiten können: Im Oktober 2019 hat sie beschlossen, das Programm Predict zu beenden. Und Anfang Februar 2020 hat sie angekündigt, die Beiträge für das Budget der Weltgesundheitsorganisation um 53 Prozent zu kürzen.“

 

Jetzt geht es um Trump. Zunächst sind jetzt hier sein Vorgehen in den USA, das ich nicht im Einzelnen genauer beurteilen kann, und die Bestrebungen der Entwicklung in Afrika wieder in einem Atemzug genannt. Kann man das gleichstellen? Sicher nicht. Eine neue Regierung der Democrats wird da in den USA wahrscheinlich einiges rückgängig machen, was jeweils im Einzelfall zu beurteilen wäre, und sie wird stattdessen die Finanzausbeutung mehr fördern.

 

Und international? Was wäre denn so viel besser mit den Democrats? Von Hillary Clinton wurden zum Beispiel verstärkte Kriegseinsätze erwartet, wenn sie gewählt worden wäre. Ist das schon vergessen? Ansonsten handelt Trump doch für einen US-Präsidenten z.B. beim genannten Programm Predict oder bei den Beiträgen zur WHO nicht so ungewöhnlich. Die USA geben schon immer ihr Geld nicht uneigennützig und benutzen es als Druckmittel, wenn auch meistens mehr mit der Heuchelei verbunden, daß es nicht aus Eigennutz passiert.

 

Auf die USA zu setzen, wie es diese Autorin tut, die hier wieder die USA und Afrika fröhlich auf eine Stufe stellt und die Unterschiede zwischen einer dominierenden, ausbeutenden Weltmacht und den Gebieten, wo die potentiellen Opfer davon sitzen, einfach mal ignoriert, das bedeutet den Bock zum Gärtner zu machen. Mit „America first“ ist da nicht erst seit Trump zu rechnen, genauso wie auch nach Trump. Auch nach der Betrachtung im Einzelnen, wie hier von einer offensichtlichen Parteigängerin der Democrats argumentiert wurde, kann man von einem Schwenk zu diesen Kräften nicht wirklich eine Verbesserung erwarten.

 

Werden denn eine „wir kamen, wir sahen, er starb“-Hillary und der vielfache Drohnenmord- und Guantanamo-Oberchef Obama, der vieles in schön klingende Reden einpackte, auch die Nachteile des Irak-Krieges benannte, als er lange vorbei war und sie sowieso längst offensichtlich waren, jetzt verklärt angesichts eines Trump? Hat man vergessen, daß der Democrats-Spitzenkandidat Biden zu den Verantwortlichen für den verbrecherischen Krieg gegen den Irak gehörte? Ist ein Vorreiter des Green Deal (er nannte das noch Code Green) wie Thomas L. Friedman besser, weil er für den Irak solarbetriebene Klimaanlagen für die Militärzelte wollte? Haben die denn einen wirklichen Kurswechsel bedeutet gegenüber dem Vorgänger Bush, außer bisweilen Garnierung durch schönere Reden? Aber für unsere Autorin sind das wohl „die Guten“. Right or wrong – my country.

 

„Der Epidemiologe Larry Brilliant hat einmal gesagt: „Virusausbrüche sind unvermeidlich, Pandemien hingegen lassen sich vermeiden.“ Doch wir werden Pandemien nur vermeiden können, wenn wir bei der Veränderung der Politik ebenso entschlossen vorgehen, wie wir es bei den Eingriffen in die Natur und das Leben der Tiere getan haben.“

 

Wenn es um massive Eingriffe in das gesellschaftliche Leben geht, die im Einzelnen nicht erörtert werden, die sind offenbar zu begrüßen nach Ansicht von Frau Shah, wenn das im Sinne ihres Fundamentalismus geschieht. Auch andere wollen gegenwärtig die Corona-Epidemie unbedingt dafür nutzen, so auch Menschen hierzulande, die FFF nahestehen. Man stellt da teilweise regelrecht freudig fest, daß es doch Dank Corona auch mit weniger Emissionen geht, wenn man das gesellschaftliche Leben ordentlich lahmlegt und mit Zwangsmaßnahmen vorgeht. Es wird geschwärmt, wie die Emissionen durch Corona zurück gegangen seien. Nein danke! Dagegen muß Widerstand geleistet werden. Es muß gefordert werden, daß alles getan wird, damit die Sondermaßnahmen so schnell wie möglich wieder beendet werden, die auch für Anderes mißbraucht werden können. Die Unzulänglichkeiten, die dafür als Vorwand dienen, müssen mit höchster Priorität beseitigt werden. In Zeiten verschärfter ökonomischer Krisen sind die Herrschenden zu gefährlichen Abenteuern fähig, und solche Verhältnisse wie jetzt begünstigen das. Und es zeigt sich wieder besonders klar, daß eine Beseitigung der kapitalistischen Klassenherrschaft längst überfällig ist.

 

 


Anm. 1  Das ähnelt dem Vorgehen bei der Klimafrage: Der Zuspitzung auf die Frage, ob „der Mensch“ am Klimawandel Schuld sei oder nicht, folgt nur einen kleiner Teil der Forscher, die meisten folgen dieser Fragestellung nicht. Zu recht, denn das Klima-Geschehen ist sehr kompliziert, und irgendwie ist natürlich auch der Mensch an allem mit beteiligt. Deshalb kann man die Frage gar nicht so simpel stellen. Von denen, die sich bei wissenschaftlichen Arbeiten darauf einlassen, eine Minderheit der Forscher, äußern sich allerdings dann die Meisten im Sinne, daß „der Mensch“ Schuld sei. Daraus macht man dann einfach, die Mehrheit der Forscher sei dieser Meinung und zählt die große Majorität, die darauf keine Antwort gibt, nicht mit. Äußert sich ansonsten jemand gegen das Menschengemachtsein, „leugnet“ er laut sophistischer Sprachregelung „den Klimawandel“ und allein deshalb wird seine Kompetenz in Frage gestellt.

Anm. 2  Auf der Webseite des WWF kann man lesen:
„Es erwies sich als Glücksgriff, dass mit Prinz Bernhard der Niederlande als erstem Präsidenten des WWF International und Prinz Philip, Herzog von Edinburgh, an der Spitze der britischen Sektion gleich zwei international renommierte Persönlichkeiten gewonnen werden konnten. Sie öffneten nicht nur die Türen zu Regierungen. Ihr Engagement brachte weltweite Bekanntheit und Zulauf aus breiten Schichten der Bevölkerung.“

 

 

 

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