Internet Statement 2020-49

 

 

 

Der Dreh- und Angelpunkt ist das Gesellschaftssystem

 

 

Maria Weiß  09.07.2020

Der Faschismus hat viele Gesichter, nicht nur das des Nazifaschismus. Eines dieser Gesichter ist nebenbei auch das der Grünen. Dinge ändern sich, die Geschichte schreitet voran, das darf man niemals vergessen. Nehmen wir nur die Entwicklung der Bevölkerung in Europa. Selbstverständlich gehören in Europa auch die Menschen aus Afrika und dem Mittleren Osten in Frankreich zu Frankreich. Sie leben dort seit vielen Jahrzehnten. Sollte man das rückgängig machen? Das ist vollkommen absurd. Genauso ist es in unserem Land, in Deutschland. Auch hier gehören die vielen Menschen, die in den letzten Jahrzehnten hier eingewandert sind, alle auch zu unserem Land. Die türkischstämmigen Menschen gehören zu Deutschland, auch die arabischstämmigen Menschen, die hier eingewandert sind - sie alle gehören dazu. Das kann man nicht rückgängig machen. Das ist Unsinn und wäre eine Art neuer Rassismus, den keiner will. Die Geschichte schreitet voran, und dem muß Rechnung getragen werden.

 

Eine ganz andere Frage ist aber das Gesellschaftssystem. Dieses sollte man speziell unter die Lupe nehmen, ob das eigentlich noch zeitgemäß ist, und daran kann man berechtigte Zweifel haben. Es gibt viele Gründe dafür, daß es das nicht mehr ist, und zwar nicht erst seit gestern.

 

Völkerwanderung hat es in der Geschichte schon immer gegeben. Das ist etwas ganz Selbstverständliches und zu Begrüssendes, denn es bedeutet Bereicherung der jeweiligen Kultur, jedenfalls in den allermeisten Fällen. Niemand will das rückgängig machen, außer solchen Menschen, die nur nach Hinten schauen und sich als unfähig erweisen, mit dem Fortschritt umzugehen. Was aber selbstverständlich stattfinden muß, ist die kulturelle Auseinandersetzung, über soziale Fragen, über kulturelle Fragen, auch über religiöse Fragen – darüber muß eine gesellschaftliche Auseinandersetzung stattfinden. Da darf es keine Tabus geben. Ich glaube an meinen Gott, du glaubst an deinen Gott oder auch an gar keinen Gott. Aber das reicht auch schon. Ansonsten sollte man sich lieber mit der gesellschaftlichen Realität befassen, damit wie man diese vielleicht so auf Trab bekommt, daß sie allen Menschen zugute kommt. Das System der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen kennt keine Religion, es kennt nur den Profit, den maximalen, für eine geringe Zahl von Menschen auf Kosten der Mehrheit. Da muß man ran, das muß man kritisieren, das ist das, was sich lohnt und was auch in der Praxis weiter führt.

 

Der Dreh- und Angelpunkt ist das Gesellschaftssystem, nicht die Religion. Wenn man diesen Dreh- und Angelpunkt anpackt, dann wird man merken, daß man auch recht gut ohne Religion auskommen kann, daß man eigentlich gar keinen Gott braucht, daß man aber wissen muß, wie man in der Gesellschaft vorgehen muß, um dort solche Verhältnisse zu schaffen, die den Fortschritt auch für alle Menschen in der Gesellschaft nutzbar machen, nicht aber dies behindern oder gar verunmöglichen. Dies für die Mehrheit durchzusetzen bedeutet letztlich auch, es für alle nutzbar zu machen. Es ist aber angeraten, die Religion dabei auf Platz 2 zu verfrachten, da man sonst durch die Hintertür sehr leicht wieder abgelenkt und eingefangen werden kann.

 

Die gesellschaftlichen Verhältnisse sind immer das Werk von Menschenhand. In früheren Jahrhunderten hat man die Religion dazu gebraucht, um Dinge zu erklären, die man sich noch nicht erklären konnte. Heutzutage braucht man das nicht mehr, weil man inzwischen sehr viel von der ganzen Entwicklung der Erde als auch der Menschheit als sogar eines Teils des Weltalls erklären kann – und zwar auch ohne irgendeinem Gott zu huldigen, besser sogar, weil man dann leichter die richtigen Schlussfolgerungen in der Praxis zu ziehen fähig wird. So sehr man auch die Grünen kritisieren muß, z.B. in puncto Hochspielung von angeblicher Erderwärmungsproblematik, so würde heutzutage doch kaum noch einer auf die Idee kommen, diese etwa als als das Werk eines zürnenden Gottes, der mit der Menschheit unzufrieden ist, zu betrachten. So weit sind wir inzwischen gekommen, daß die wissenschaftliche Herangehensweise längst auch sozial dominant ist.

 

Nun kann man feststellen, daß die Entwicklung der letzten Jahrzehnte immerhin eine Konzentration auf die gesellschaftlichen Widersprüche hervorgebracht hat, und nicht etwa eine idealistische Auseinandersetzung über diese oder jene Religion zur Dominanz gebracht hat. Das gilt selbst für die Grünen, welche ja großenteils selber aus einer materialistischen revolutionären sozialen Bewegung hervorgegangen sind, wovon – leider - allerdings nicht mehr viel übrig geblieben ist. Es ist daher vorrangig, daß man diese Auseinandersetzung, und zwar die zwischen Materialismus und Idealismus, auch als Hauptsache angeht. Bei den Muslimen ist es noch ein bisschen anders, denn diese jüngste der Weltreligionen scheint auch am nachhaltigsten zu sein, aber auch diese wird letztendlich einer materialistischen Kritik nicht dauerhaft standhalten können und wenigstens zur Nebensache in puncto soziale Stellung erklärt werden können.

 

Angesichts der gesellschaftlichen Entwicklung kann man durchaus hoffen, daß die wesentlichen Auseinandersetzungen sich um gesellschaftliche Fragen drehen werden, als auch erst recht, daß ein oder zwei Prozent Erderwärmung nicht wirklich nennenswert als Streitpunkt zu halten sein wird. Und wenn es dann vielleicht sogar gelingt, „fridays for future“ vor allem auf die sozialen Widersprüche zu konzentrieren, dann wären wir vielleicht einen kleinen Schritt in Richtung sozialer Fortschritt gekommen. Macht man aber Nebensache zur Hauptsache, dann schadet man eigentlich dem, was man erreichen will. Wir wollen ein besseres Gesellschaftssystem? Dann muß es aber auch an erster Stelle stehen. Und alle anderen Frage, die vielleicht sonst noch in der Gesellschaft widersprüchliche Stellungen darstellen und zu lösen sind, die sitzen dann auch auf dem zweiten Platz. Nebensachen zur Hauptsache zu machen hilft immer dem Gegner. Das sollte man nicht vergessen. Und es bedarf wohl auch keiner Erwähnung, daß der nächste imperialistische Krieg mit Sicherheit nicht dadurch verhindert werden kann, daß man hier bei einem Prozent Klimaerwärmung stehen bleibt. Wer Nebenfragen zu Hauptfragen erklärt, der ist immer in puncto Fortschritt der Gesellschaft hinten dran.

 

Was denkst du, Hillary, wie viel von Europa sollte übrig bleiben? Die Grünen natürlich inklusive. „Europa ist zu Großem fähig“? Der letzte Heini, der hier so herum gequakt hat, dessen Ende ist bekannt, nur daß der statt Europa Deutschland gemeint hat und mit dessen „nachhaltigen“ Verwüstungen haben wir bis heute zu kämpfen.

 

Aber was ist mit China? Was sollten wir denen zubilligen? - Garnichts. Denn wo die einmal waren, da kriegen wir bislang erst recht kein Bein mehr auf die Erde.

 

 

 

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