Internet Statement 2021-119
Woher kommt denn überhaupt die Idee, eine jüdische Heimstätte in Palästina zu etablieren?
Maria Weiß 19.05.2021 Sieht man sich die Geschichte des Staates Israel an, dann kommt einem diese Frage mehr oder weniger automatisch in den Kopf, denn das hat es nicht immer gegeben, das hat es viele hundert Jahre nicht gegeben. Das Aufkommen eines solchen Verlangens hängt ursächlich als auch zeitgeschichtlich mit dem Aufkommen des Imperialismus als Vorantreiber der Unterdrückung und Knechtung der vielen Staaten der so genannten Dritten Welt zusammen. Vor dieser Zeit lebten in Palästina Juden und Araber zusammen ohne spezielle Ambition auf einen separaten eigenen jüdischen Staat in Palästina.. Die Idee, einen solchen dort zu etablieren, hängt mit dem Aufkommen und der Ausbreitung imperialistischer Bestrebungen, zunächst vor allem in Europas als später auch von Seiten der USA zusammen.
Noch vor dem Ende des ersten Weltkriegs traten in Europa zionistische Kräfte auf, welche eine solche Forderung erhoben. Auch der russische Revolutionär Lenin hat sich damals kritisch dazu geäussert. Vor dieser Zeit lebten in Palästina die dort ansässigen Araber auch mit Juden zusammen, ebenso wie in der Stadt Jerusalem, ohne daß eine dieser Gruppen den Anspruch auf einen eigenen Staat dort erhoben hätte. Diese Idee stammt vor allem aus Europa und wurde erst viel später auch von den USA übernommen. Die genaue Entwicklung der dortigen Staatenbildung sollte vielleicht noch mal genauer behandelt werden. In Russland übrigens, wo es zum Teil ähnliche Probleme gab, hat sich damals unter anderem Lenin mit großer Deutlichkeit gegen derartige Bestrebungen zu Wort gemeldet.
Bereits Lenin hat sich sehr detailliert mit der Frage des Zionismus beschäftigt und dessen untrennbare Verbindung, oder anders ausgedrückt, wechselseitige Abhängigkeit mit dem Antisemitismus aufgedeckt.
Vor allem mit dem Aufkommen des Imperialismus von Seiten europäischer als auch US-Amerikanischer Ambitionen wurde auch die Lage im Mittleren Osten zunehmend zu einem Problem. Menschen jüdischen Glaubens gab es dort schon sehr lange, ebenso wie mehr oder weniger überall auf der Welt. Daß diese aber einen eigenen jüdischen Staat in Palästina gewünscht hätten, darüber ist wenig oder gar nichts bekannt. Was aber bekannt ist, das ist das Aufkommen solcher Bestrebungen in Europa zu Beginn des 20. Jahrhunderts, was mit dem Aufkommen imperialistischer Bestrebungen europäischer Mächte als auch später den USA zusammenhängt.
Man kann fast sagen, daß erst der Imperialismus auch im Mittleren Osten, in Palästina ein solches Bestreben jüdischer Menschen zu einem eigenen jüdischen Staat kreiert hat. Mit dem Völkermord der Nazifaschisten wurde dann erst recht der Drang jüdischer Menschen auch nach Israel massiv und auf brutale Weise begünstigt und vorangetrieben, was das vorher bestehende, weitgehend friedliche Zusammenleben von Juden und Arabern in Jerusalem und den übrigen Regionen massiv negativ beeinflusst und in gewisser Weise auch zerstört hat.
Es ist unvermeidlich, auch diese historischen Fakten zur Kenntnis zu nehmen, um die weitere Entwicklung als auch die damit verbundenen Konflikte in dieser Region als auch in Jerusalem selbst zu verstehen. Daß beide, sowohl Juden als auch Araber ihre jeweiligen historischen Wurzeln in dieser Region haben, ist unbestreitbar und macht eigentlich ein einvernehmliches Zusammenleben beider Gruppen notwendig und wünschenswert. Das Errichten eines eigenen separaten Staatswesens für eine der beiden Gruppen schafft natürlich zusätzlich Probleme, das liegt der Hand. Es ist ein Produkt imperialistischer Bestrebungen, welche dies geschaffen haben. Es ist auch nicht zu lösen, ohne diese Bestrebungen auf der ganzen Welt zu bekämpfen und zu beseitigen. Alles Andere wäre eine Illusion. Geschichte lässt sich nicht zurecht biegen, wie man sie gerne hätte. Aber man kann Konsequenzen daraus ziehen, was eben erforderlich macht, ein besseres Gesellschaftssystem zu erkämpfen. Meiner Ansicht nach ist auch der Konflikt Palästina -Israel nicht anders wirklich zu lösen. Die Palästina-Israel Frage ist daher meiner Ansicht nach mit der Lösung der sozialen Frage untrennbar verknüpft.
Es gilt aber festzuhalten, daß historisches Unrecht als solches bestehen bleibt. Dieses kann man niemals nachträglich aus der Welt geschaffen werden. Nicht zuletzt der Nazifaschismus ist dafür ein schmerzhaftes, aber sehr deutliches Beispiel gewesen. Es bedurfte erst einer Bestialität wie der des Nazismus, um deutsche Juden zu Millionen aus ihrem Land in Europa zu vertreiben. Das geschah nicht freiwillig, sondern es wurde von der faschistischen Brutalität erzwungen. Neben den USA sind die allermeisten dann aber im Mittleren Osten gelandet, was dort wieder zu neuen und teilweise nicht weniger brutalen Folgen geführt hat, nur daß es diesmal vor allem die dort ansässige Bevölkerung, die Palästinenser, in Mitleidenschaft zog. Unrecht kann und darf aber nicht mit Unrecht ausgeglichen werden. An kaum einer Frage kann man dies deutlicher erkennen als an der Palästia-Israel-Problematik.
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