Internet Statement 2021-154

 

 

 

Die Geschichte der Grünen ist alles andere als eine Geschichte des Kampfes für sozialen Fortschritt

 

 

Maria Weiß  21.06.2021

Es begann in den 1970er Jahren, als sich eine winzige Gruppe im Südwesten des Landes zusammenschloss, um die Frage des Schutzes der Umwelt (gemeint war damit alles, was nicht Mensch ist) zu ihrem Thema zu machen. Man erinnere sich in was für einer Zeit dieses geschah. Es war die Zeit der sozialen Bewegung vor allem junger Menschen in diesem Land, welche die soziale Frage in der Gesellschaft wieder zu ihrem Hauptthema machten. Es war die Zeit der großen Demonstrationen vor allem junger Menschen im Land, die Zeit der Jugend- und Studentenbewegung. Der winzige Haufen Grüner, denen der so genannte Umweltschutz das ein und alles war, war unter ferner liefen. Sie hatten einfach keine Bedeutung.

 

Dies änderte sich allerdings, als diese begannen, innerhalb der Jugend- und Studentenbewegung für ihr Umweltansinnen verstärkt zu werben. Sie fanden dabei Unterstützung vor allem in etablierten bürgerlichen Kreisen, die am Rande der Jugend- und Studentenbewegung agierten. (Der Rechtsanwalt Ströbele ist dafür eines der hervorstechendsten Beispiele gewesen) Welche es sehr begrüßten, da die Fragen der Gesellschaftsordnung, welche damals zu den Hauptfragen dieser revolutionären Jugendbewegung an den Universitäten zählten, endlich eine Konkurrenz im Interesse der herrschenden Klasse bekamen. Das Thema soziale Revolution wurde abgelöst vom Thema des Schutzes der angeblich so bedrohten Umwelt. Etwas Besseres konnte der herrschenden Schicht nicht nur in unserem Land, sondern in vielen europäischen Staaten eigentlich gar nicht passieren.

 

Endlich eine Bewegung in ihrem Sinne! Eine, welche vom Hauptthema der sozialen Gegensätzlichkeit ablenkte und den Schutz der Umwelt zu ihrem Anliegen erhob. Allerdings wurde es von der Mehrheit der damaligen Jugend- und Studentenbewegung zunächst gar nicht ernst genommen. Die Frage der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, welche von dieser Bewegung damals erstmalig nach dem Schrecken und der Lähmung durch den Nazismus im Westen wieder auf das Panier gehoben wurde, war absolut dominant und führte zu einer sozialen Umwälzung im Denken und Handeln vor allem der Jugend in diesem Land.

 

Man muß allerdings sagen: Teil-Land, denn es gab ja die Spaltung des Landes zum damaligen Zeitpunkt. Es gab den Teil, in dem das System der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen angeblich umgewälzt worden war, allerdings nicht aus eigener Kraft und Motivation, sondern vor allem unter der Schirmherrschaft der damaligen Sowjetunion. Es wurden aber dadurch diese Fragen, sowohl der Geschichte als auch der praktischen Umsetzung wieder auf das Tapet gebracht, und es fand in der gesamten Gesellschaft seinen Widerhall in einer großen Vielfalt und Lebhaftigkeit, wie es seit vielen Jahrzehnten nicht mehr in diesem Land der Fall gewesen war. Die sogenannte Umwelt spielte dabei keine Rolle. Die wesentlichen Fragen waren die, welche die Menschen und ihr Zusammenleben betrafen, die Frage der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen und wie man diesem System endlich besser auf den Pelz rücken könnte. Die sogenannte Umwelt war damals einfach kein Thema.

 

Das änderte sich erst wesentlich später, und zwar vor allem um den Zeitpunkt des Zusammenbruchs der DDR. Auf einmal gab es Verteter(innen), welche aus der DDR stammten und dieses Thema an die erste Stelle zu setzen sich bemühten. Nicht etwa die Frage des Scheiterns des sozialistischen Gesellschaftssystems waren es, welche diskutiert wurden, sondern die Frage, ob Pflanzen und auch die Tierwelt in der Gesellschaft zu ihrem Recht kommen könnten. Eine bessere Ablenkung war für beide deutsche Staaten, welche alle beide unter schärfsten Widersprüchen litten, deren Behandlung eigentlich angestanden hätte, eigentlich kaum möglich. Die westdeutsche Bourgeoisie unter Helmut Kohl, sie waren begeistert und der spätere Siegeszug von „Kohls Mädchen“ hat durchaus etwas mit dieser Rolle und Aufgabe zu tun gehabt. Kaum etwas konnte man sich in den herrschenden Kreisen auf beiden Seiten damals mehr wünschen als eine solche gesellschaftliche Ablenkung von der sozialen Frage auf beiden Seiten. Voilà der Siegeszug der Angela Merkel!

 

Und es gab Vieles, was damals hätte behandelt werden müssen und auch können, wenn nicht diese zentrale Ablenkung von Oben systematisch in der ganzen Gesellschaft nach und nach zum Hauptthema gemacht worden wäre. Das Thema Umweltschutz fraß die soziale Frage regelrecht auf. Kräfte, welche dies nicht akzeptieren wollten, hatten es schwer. Es wurde regelrecht mit allen Mitteln in der Öffentlichkeit beiseite geschoben. Es gab zwar die großen Demonstrationen in Leipzig oder Dresden, aber damals war das Thema vor allem die nationale Frage und wie man deren Recht erkämpfen kann. Die soziale Frage wurde regelrecht dabei an die Wand gedrückt und allenfalls in der Farbe grün zugelassen.

 

Ein recht gelungener Trick der Herrschenden. Sie konnten damit gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Zum einen wurde verhindert, daß die sozialen Ursachen der Degeneration der damaligen DDR behandelt wurden, zugleich aber wurde das grüne Element quasi kaum bemerkbar untergeschoben, bis es dann später im vereinten Land zum Hauptthema hochstilisiert wurde. Das heutige grüne Deutschland ist quasi eines, welche die Bedingungen des internationalen Kapitals, namentlich des USA-Imperialismus in der Farbe grün in dem wiedervereinten Deutschland zum Sieg geführt hat. Was für ein „Sieg“ das aber ist, das wird in all seiner Härte und Brutalität die Zukunft zeigen.

 

Zum Glück scheint es ja Menschen zu geben, die das ähnlich sehen wie wir. Vielleicht sollten wir uns mal gemeinsam beraten, was getan werden sollte und was getan werden kann.

 

 

 

 

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