Internet Statement 2021-161

 

 

 

Religion ist auch ein Ausdruck der Auseinandersetzung des Menschen mit seiner Endlichkeit

 

 

Maria Weiß 29.06.2021

Wie kommt überhaupt die Idee zustande, daß es ein Leben nach dem Tod gibt? Das ist kompliziert und hat verschieden Gründe.

 

Nur die wenigsten Menschen wollen sterben. Das ist meistens dann der Fall, wenn das Leben so unerträglich wird, daß der Tod als Befreiung davon betrachtet wird. Am meisten tritt es bei extrem schweren Erkrankungen auf. Aber es gibt auch Fälle, wo einem die Lösung von Problemen so unmöglich erscheint, daß man den Wunsch hat, in den Tod auszuweichen. Der Normalfall besteht allerdings eher darin, daß man am Leben bleiben will und entsprechendes dafür tut, dies zu verwirklichen.

 

Woher aber kommt die Idee eines angeblichen Lebens nach dem Tod? Historisch betrachtet hat sie ihren Ursprung in der Religion. In gewisser Weise kann man sogar sagen, Religion ist selbst ein Ausdruck des Menschen und seiner Auseinandersetzung mit seiner Endlichkeit. Und dieses wiederum ist Ausdruck des Widerstandes des Lebens gegen sein Ende. Es ist das Leben selbst, welches sich wehrt. Das ist vor allem dann der Fall, solange es noch stark ist. Es gibt auch die Erfahrung mit zumeist sehr alten Menschen, bei denen die körperlichen Kräfte sozusagen immer schwächer werden, bis sie von selbst verschwinden. Das ist aber in den seltensten Fällen die praktische Erfahrung. Es lautet dann meistens: Er oder sie ist einfach eingeschlafen. Was dann innerhalb des Schlafes passiert ist, das erfährt man allerdings nicht.

 

Nun hat allerdings in der Praxis der weitaus größte Teil der Menschheit kaum Gelegenheit, solche Reflexionen anzustellen. Die tagtägliche Notwendigkeit, zu arbeiten um überhaupt überleben zu können, dominiert. Trotzdem gibt es aber auch da ein Bestreben, sein Leben zu verbessern, damit es länger erhalten bleibt. Das heißt, der bewusste Teil der Natur wehrt sich gegen seine Vernichtung. Zugleich hat dieser Teil aber auch die Fähigkeit, über sich hinaus zu denken.

 

Letzteres dürfte wohl den Begriff der Zukunft hervorgebracht haben, d.h. die Fähigkeit, über sich hinaus zu denken. Der Schritt vom „Ich atme, also bin ich“ zum „Ich denke, also bin ich“. Eine entferntere Tante hat mir als Kind mal die Frage gestellt: „Was liegt zwischen Geburt und Tod, und ich habe geantwortet: Das Werden. Nun meinte sie daraufhin: „Aus dir wird mal eine Philosophin“. Das ist nicht der Fall, aber ich bin der Ansicht, daß eigentlich in jedem Menschen auch so etwas wie ein Philosoph steckt. Man braucht allerdings dafür auch die Zeit, und die haben leider immer noch die allermeisten Menschen auf der Welt dafür nicht. Das „Ich denke, also in ich“ sollte für jeden Menschen auf der Welt eine Überlegung sein, die anzustellen ihm nicht die Zeit fehlt, weil die elementare Versorgung mit Lebensmitteln ihm diese gar nicht lässt und sie daher auch nicht aufkommen lässt.

Und nebenbei, die Entwicklung der Produktivkräfte ist längst so weit, dies zu ermöglichen. Man muß allerdings den Riegel, den die soziale Struktur dagegen bildet, oder richtig ausgedrückt die asoziale Struktur der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen zerbrechen. Nicht die Umwelt gilt es zu retten, sondern die menschliche Gesellschaft vor ihrer Selbstzerstörung. Mao hat zwar zu Recht gesagt; „Entweder die Revolution verhindert den imperialistischen Krieg, oder dieser ruft die Revolution hervor“. Die Ausgangspunkte für Letztere sind aber nicht dieselben. Das muß man auch berücksichtigen. Wir sollten es daher vor allem mit dem Grundsatz halten: „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt aber darauf an, sie zu verändern.“

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