Internet Statement 2021-207 

 

 

Warum wird jetzt auf einmal der Afghanistan-Konflikt wieder hochgekocht?

Die heutige Weltlage – eine Gefahr, aber auch eine Chance: Man kann auch Nein sagen

 

 

Maria Weiß  31.08.2021

Jahrelang hat dieses Land in der Öffentlichkeit kaum noch eine Rolle gespielt. Es wurde mehr oder minder sich selbst überlassen, der sog. Westen zeigte keinerlei Interesse mehr, sich dort zu engagieren. Was ist es aber, was den gegenwärtigen Wechsel vorantreibt? Ich denke, es ist etwas, was mit dem Land selbst eigentlich gar nichts zu tun hat.

 

Jahrzehntelang war Afghanistan ein Land, welches den USA scheißegal geworden war. Woher aber rührt auf einmal gegenwärtig deren neu entflammtes Interesse? Es ist nichts weiter, als die Verschärfung der Konkurrenz zwischen China und den USA, welche ihren Einfluß auf die strategische Beurteilung ausübt. Ob in Afghanistan Taliban an der Macht sind, das ist für Mächte wie die USA eine Nebenfrage, welche allenfalls in strategischer Hinsicht für diese interessant ist. Und es ist eben diese strategische Konstellation, welche sich in den vergangenen Jahren gewandelt hat.

 

Die Konkurrenz zwischen den USA und China hat sich in den letzten Jahren beträchtlich zugespitzt. Und man darf auch nicht außer Acht lassen, daß es sich inzwischen bei beiden Konkurrenten um imperialistische Mächte handelt, mit den dazu gehörigen imperialistischen Interessen und deren Verwirklichungsbestrebungen, was die Konkurrenz in dieser Hinsicht verschärft und die Kriegsgefahr in eine gefährliche Nähe gerückt hat. Europa ist dabei eine Art Zwischensektor, welcher von beiden Seiten in Besitz genommen zu werden droht. - Aber eben nicht nur Europa, sondern diese Konkurrenz hat sich derweil über die ganze Welt ausgebreitet. Und so spielt es eben durchaus eine Rolle, wer zum Beispiel auch in einem Land wie Afghanistan, welches für sich genommen keineswegs ein großes Reizobjekt für den Imperialismus darstellt, den entscheidenden Einfluß ausübt. So in etwa könnte man die gegenwärtige Zuspitzung in diesem Land charakterisieren.

 

Was aber soll dabei eigentlich herauskommen? Das ist eine Frage, welche imperialistische Kräfte, egal welcher Couleur, nicht als ihre vorrangige Aufgabe betrachten. Was diese interessiert, ist vor allem ihr eigener strategischer Vorteil gegenüber dem Konkurrenten. Das jeweilige Land und dessen Belange und Entwicklung ist ihnen, mit Verlaub gesagt, scheißegal. Und Afghanistan hat eben eine verlockende strategische Nähe zu China, dem gegenwärtigen Hauptkonkurrenten weltweit. Was tut man daher? Man zettelt dort einen seit langem existierenden Konflikt zwischen den religiös gesteuerten Taliban und der übrigen Bevölkerung erneut an, um sich dort in eine strategisch interessante Position zu schieben. Was so etwas für das Land und dessen eigene Entwicklung bedeutet, ist den jeweiligen Kontrahenten, mit Verlaub gesagt, scheißegal.

 

Imperialistische Interessen fordern ihr „Recht“ ohne auf andere Interessen, beispielsweise der Völker oder gar der Menschen auch nur irgend eine Rücksicht zu nehmen. Die gegenwärtige Logik im internationalen Recht könnte man so ausdrücken: Recht ist, was mir nützt. Und wenn man das dann noch mit angeblichen Menschenrechten verkleiden kann – umso besser. Wenn nicht, auch gut. Pragmatismus ist ein Ur-Element ausbeutender gesellschaftlicher Klassen. Die gesamte bisherige Geschichte der Menschheit liefert dafür den Beweis.

 

Was ansteht, ist daher eine prinzipielle Umwälzung auf der ganzen Welt, sowohl in den moralischen Kriterien als auch vor allem in der Praxis. Anders ausgedrückt: Was beseitigt werden muß, das ist das System der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, welches die Grundlage einer solchen Herangehensweise seit vielen Jahrhunderten darstellt. Zeitweilige Siege auf diesem Gebiet, welche eine andere Herangehensweise versprochen hatten, aber nicht einhalten konnten, sind keineswegs ein Beweis dafür, daß die Menschheit etwa nicht im Stande wäre, Derartiges zu verwirklichen. Die gesamte bisherige Geschichte ist eigentlich eher ein Gegenbeweis, denn sie liefert den praktischen Beweis für einen solchen Fortschritt.

 

Wir sollten uns daher nicht von der gegenwärtigen bedrohlichen Lage einschüchtern lassen, sondern konsequent und beharrlich unser Ziel einer internationalen gesellschaftlichen Umwälzung in Richtung Befreiung von dem System der Ausbeutung uns Unterdrückung des Menschen durch den Menschen im Auge behalten. Geschichte entwickelt sich nun mal in Widersprüchen, und kein bisheriger Fortschritt ist etwa ohne Rückschläge geblieben. Insgesamt aber hat die Entwicklung der Menschheit enorme Fortschritte zu verzeichnen. Lassen wir uns diese nicht einfach von einigen egozentrischen und stumpfsinnig am Alten klebenden Schichten nehmen. Im Grunde ist gegenwärtig der Aufstand in jedem Land auf der Welt an der Tagesordnung. Entweder die Revolution verhindert den nächsten imperialistischen Krieg, oder aber dieser wird neue Revolutionen auf der ganzen Welt hervorrufen. Für Pessimismus ist daher kein Anlass gegeben. Viva La Revolution. Das sollte unsere Devise bleiben.

 

Man sollte auch nicht unterschätzen, daß auch in Staaten, welchen bereits zeitweilig eine solche Umwälzung gelungen ist, beispielsweise Russland oder China, dieses Element keineswegs vollkommen verschwunden ist. Das ist mit Sicherheit nicht der Fall und macht den Imperialisten Kopfzerbrechen. Zu Recht – muß man sagen. Uns aber macht es Hoffnung, und auch darauf sollten wir unser Augenmerk lenken. Bleiben wir daher bei der geschichtlichen Erfahrung:

 

Wer kämpft, kann gewinnen. Wer nicht kämpft, der hat schon verloren.

Und das gilt heute mehr denn je überall auf der Welt.

 

Über die praktischen Konsequenzen dieser Erkenntnis sollten sich möglichst viele Menschen, welche das auch so oder ähnlich sehen, beraten.

 

Sollen doch die USA ihre Konkurrenz mit China ausfechten, ohne die ganze Welt da mit reinzuziehen. Aber das können sie nicht. Was folgt daraus? Wir brauchen eine andere Welt.

 

 

 

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