Internet Statement 2021-38
Das Kapital braucht zu seiner Rettung eine Pandemie – wir brauchen eine Revolution
21.02.2021
Die Produktivkräfte sprengen die Produktionsverhältnisse – an nichts wird es so deutlich wie an der Digitalisierung
Die FAZ von gestern hat eine interessante Beilage mit der Überschrift „Fortschritt wider Willen“ [Anmerkung]. Behandelt wird der Fortschritt der Digitalisierung von Produktion und Verwaltung in der Gesellschaft. Darin wird dargestellt, wie die Digitalisierung voranschreitet und zugleich zunehmend menschliche Arbeit überflüssig macht. Das kommt jedoch nicht der Mehrheit der arbeitenden Menschen zugute, sondern zunächst einmal den kapitalistischen Unternehmen, welche auf diese Weise Arbeitskosten sparen.
Und welche sind das vor allem? Es sind die Kosten für die menschliche Arbeitskraft, welche sich dadurch erheblich verringern. Da diese durch die Digitalisierung entfällt, sind diese Kosten für die Unternehmen nicht mehr da. Was sich aber zugleich verringert, das sind die Möglichkeiten, als Arbeiter(in) eine Beschäftigung zu finden, sprich: deren Lebensgrundlage wird durch die Digitalisierung nicht verbessert, sondern in den meisten Fällen geraubt. Dies deshalb, weil der Kapitalismus natürlich die durch Digitalisierung ersparten Kosten nicht mehr ausgeben muß, sprich: der gesellschaftliche Fortschritt kommt nicht etwa denjenigen zugute, die ihn letztlich ermöglicht haben, sondern denjenigen Wenigen, die von der Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft profitiert haben.
Was folgt daraus? Eigentlich folgt daraus, daß der Fortschritt der Produktivkräfte, welcher in der Digitalisierung zum Ausdruck kommt, auch der Gesellschaft als Ganzes, sprich der Mehrheit der Menschen zugute kommen müsste. Man sieht daran, was diesen Schritt verhindert: es ist das Gesellschaftssystem der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen. Marx‘ und Engels‘ Erkenntnisse sind also keineswegs überholt, sondern aktueller als je zuvor, vorausgesetzt man zieht daraus die sozialen Konsequenzen.
Diese notwendigen Konsequenzen werden aber nicht von selbst gezogen werden, sondern es wird Massenentlassungen von Kollegen geben, die ihnen die Existenzgrundlage entziehen. Damit das anders läuft, müsste es eine ganz erhebliche Veränderung im sozialen Bewusstsein der arbeitenden Menschen geben, welche diese dazu befähigt, auch die richtigen praktischen Schlußfolgerungen zu ziehen. Man sieht daran, daß die Umwälzung der sozialen Verhältnisse nicht die Farbe Grün haben sollte, sondern die Farbe Rot. Will sagen, was auf der Tagesordnung steht, ist nicht die Katastrophe der Umwelt, sondern die Katastrophe für den Kapitalismus.
Corona dient nicht zuletzt dazu, die Kontakte der Massen auf der ganzen Welt zu behindern. Daran haben alle reaktionären Vertreter und Klassen auf der ganzen Welt ein Interesse - egal in welchem Land oder auf welchem Kontinent das Virus seinen Ursprung genommen hat
Jede Seite hat ihre Kehrseite. Man sieht es sehr deutlich an der aktuellen Coronakrise, welche eine weltweite Ausbreitung genommen hat. Wo in der Geschichte hat es vergleichbares jemals gegeben? Derartiges ist mir nicht bekannt. Eine Krankheit, welche sich in wenigen Monaten auf der ganzen Welt ausbreitet, deren Ursprung aber in einem einzigen Land war, wo hat es das jemals bislang gegeben? Man sieht daran, wie stark die Verbindungen auf der ganzen Welt in den letzten Jahrzehnten gewachsen sind. Man sollte sich aber mal Folgendes durchdenken: Es liegt überhaupt nicht im Interese Chinas, daß ein solches Virus, aus seinem Land kommend, sich auf der ganzen Welt ausbreitet. Aber es liegt durchaus im Interesse des US-Finazkapitals, daß ein solcher Anschein erweckt wird.
So unangenehm das, was sich ausgebreitet hat, auch sein mag – eine ansteckende Krankheit, welche tödlich verlaufen kann, ist immer eine ernste Sache – so frappierend ist aber der Effekt. Alles hat eben seine mindestens zwei Seiten. So auch dieses. Man stelle sich nur einmal vor, daß nicht ein Virus sich in einer solch rasanten Weise auf der ganzen Wellt ausbreitet, sondern eine politische Richtung, die den unterdrückten Klassen und Schichten auf der Welt einen Weg weist, wie man aus dieser Unterdrückung herauskommt. Wenn das denn so einfach vergleichbar wäre. Ist es aber leider nicht.
Und warum ist das so? Das liegt vor allem daran, daß jedes Land auf der Welt, von kontinentalen Unterschieden mal zu schweigen, seine eigene Geschichte und seine eigenen Erfahrungen hat. Das gilt jedenfalls für die Staaten und in gewisser Hinsicht auch immer noch für die Kontinente, wenngleich sich dieser letztere Unterschied auf Grund des starken ökonomischen Zusammenwachsens verringert hat in den letzen Jahrzehnten. Kapitalistische Ausbeutung als auch nationale Unterdrückung führt mittlerweile in jedem Staat auf der Welt zu Konsequenzen, welche den herrschenden Schichten Probleme machen.
Das begünstigt auf der anderen Seite staatliche aber auch schichtenbedingte Zusammenschlüsse, wenngleich diese leider noch in den Anfangsstadien stecken. Allerdings gibt es auf Grund der starken zunehmen Wanderung von Arbeitern aus aller Welt auch starke Impulse für Zusammenschlüsse. Nicht nur in unserem Land, sondern in ganz Europa sind die Belegschaften großer Betriebe gemischt, nirgendwo so wie hier. Daraus können und sollten Schlussfolgerungen praktischer Art gezogen werden.
Jede Seite hat aber ihre Kehrseite. Das hat sich zum Beispiel in unserem Land in den 1960er Jahren gezeigt, als sich vermehrt Kollegen aus diversen nicht nur europäischen Staaten in den damaligen Betrieben zu gemeinsamen Aktionen zusammengeschlossen haben, was die deutsche Bourgeoisie dann dazu veranlasst hat, überhaupt die industrielle Produktion hierzulande abzubauen und sich mehr oder minder auf die internationale Ausbeutung zu beschränken. Ob dem Land das gut getan hat oder nicht, das mag noch einer anderen Beurteilung überlassen bleiben.
Die Produktionsverlagerungen insgesamt aber haben die Abhängigkeit des Landes von der internationalen Ausbeutung ebenfalls rasant gesteigert. Wenn heute zum Beispiel Kollegen in Indien streiken, dann ist das bis hierher zu spüren. Man sieht daran, daß es auch Verbindungen schafft, welche in früheren Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten nicht denkbar gewesen sind. Es besteht allerdings die Aufgabe, diese Möglichkeiten auch zu nutzen. Und da sind nicht nur die Gewerkschaften gefragt.
Der Druck von unten ist und bleibt unverzichtbar. Die gegenwärtige Corona-Epidemie, welche eine weltweite ist, dient nicht zuletzt den Herrschenden auf der ganzen Welt dazu, derartige Konsequenzen ihres sozialen Widerparts zu erschweren bis zu verunmöglichen.
Anmerkung Siehe hierzu auch den Beitrag aus der FAZ vom 21. 2. 2021 Digital – Beilage zur Konferenz „Digital-Life-Design“ https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/digitec/livestream-die-digitale-dld-konferenz-17209168.html
www.neue-einheit.com www.neue-einheit.de
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