Internet Statement 2021-98

 

Es ist ja nicht das Schlimme an den Grünen, daß sie sich für den Umweltschutz einsetzen.

Das eigentlich Schlimme ist die Vertauschung der Priorität gegenüber den sozialen Fragen.

Maria Weiß 04.05.2021   

„Der Mensch ist eine Fehlentwicklung der Natur“ – so lautete es zu Anfang der Entstehung der grünen Richtung in unserem Land. Was für eine Verdrehung! Es war für fortschrittliche Menschen nicht möglich, dem zuzustimmen, wenngleich in der Folge es viele davon getan haben. Der Fehlschluß eines Großteils davon besteht meiner Ansicht nach darin, daß man nicht gesehen hat - oder es auch nicht wollte - daß für die miserable Behandlung der sogenannten Umwelt nicht „der Mensch“ verantwortlich ist, sondern die Klassengesellschaft. Die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen beinhaltet eben auch eine skrupellose Ausbeutung der Natur.

Aber nicht „der Mensch“ als solcher ist dafür verantwortlich, sondern verantwortlich dafür sind eben diejenigen Menschen, welche die gesellschaftlichen Ressourcen, wobei der Mensch selbst eine zentrale Rolle spielt, in ihrer Hand haben und damit machen, was sie wollen, Hauptsache es wirft Profit ab. Das aber ist ein gesellschaftliches Phänomen und hat in erster Linie mit einem menschlichen Teil dieser Gesellschaft zu tun, und zwar mit den Ausbeutern in dieser Gesellschaft, nicht aber mit der so genannten Umwelt. Die Ablenkung auf Letztere ist ein Ziel, welches eben diesen menschlichen Ausbeutern entgegenkommt, da es den Widerstand gegen sie schwächt und ablenkt.

Was aber rechtfertigt eigentlich die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen mehr als die Ablenkung auf die Umwelt? Nicht die Spaltung der Gesellschaft in Ausbeuter und Ausgebeutete ist das Hauptproblem, sondern die angebliche Ausbeutung der Umwelt. Eine bessere Ablenkung für die Ausbeuter kann man sich doch eigentlich kaum vorstellen. Und siehe da, die gesellschaftlichen Konsequenzen dieser Richtung waren und sind entsprechend. Nicht die Ausbeuter waren und sind das Ziel der Attacke, nicht die Veränderung der Gesellschaft war und ist das Ziel, sondern an die Stelle trat der Schutz der sogenannten Umwelt. Und mit Umwelt war und ist gemeint all das, was nicht Mensch ist. In Folge dessen ist es auch nicht mehr der Mensch, ist es nicht mehr das soziale System, das im Mittelpunkt steht, sondern es ist die so genannte Umwelt. Eine effektivere Entlastung der Ausbeuter vom sozialen Druck in der Gesellschaft kann man sich eigentlich kaum vorstellen.

Und genauso war auch der soziale Effekt dieser Richtung. Immer mehr Menschen, vor allem junge Menschen, liefen dieser Umkehrung der Gesellschaft und ihrer Prioritäten hinterher. Warum tun sie das? Warum tun sie es bis zum heutigen Tag? Um dieser Frage auf die Spur zu kommen, ist es notwendig, den eingeschränkten nationalen Rahmen zu verlassen, wenngleich die grüne Richtung sich inzwischen auf viele Nationen vor allem in Europa ausgedehnt hat.

Man stelle sich vor, eine grüne Richtung, welche die Umwelt an die erste Stelle, die Belange der Menschen jedoch hintenan setzt und sogar behauptet, der Mensch sei ohnehin überhaupt eine Fehlentwicklung, würde sich in einem Land wie Indien ausbreiten, bzw. solches dort versuchen. Indien, ein Land mit 1,4 Milliarden Einwohnern, von denen der allergrößte Teil obendrein in bitterer Armut lebt. Man stelle sich also vor, diesen Menschen würde auf einmal erzählt, daß sie ja selbst gar nicht so wichtig seien, erst recht nicht ihre Armut und ihre Lebensbedingungen, da ja die Natur weitaus wichtiger sei und der Mensch eine Fehlentwicklung. Es würde wahrscheinlich bei den allermeisten nichts als Kopfschütteln hervorrufen, abgesehen vielleicht von einer winzigen Minderheit, welche sogar dort im Reichtum lebt und vielleicht Thesen wie „Der Mensch ist eine Fehlentwicklung der Natur“ sogar interessant finden - sie selbst natürlich ausgenommen. Vielleicht gibt’s ja so was bereits dort. Erfahren hab ich darüber bis jetzt allerdings nichts.

Indien kämpft gegenwärtig wie kaum ein anderes Land mit Corona. Da das Elend der Menschen dort einen Millionenumfang hat, kann man sich vorstellen, was für praktische Auswirkungen die Seuche dort hat. Angeblich habe man dort die Gefahr unterschätzt, ja sogar eine sog. Herdenimmunität in Betracht gezogen, was natürlich Blödsinn ist und eher eine Ausrede der Herrschenden dort, zu wenig getan zu haben, um die Menschen zu schützen oder auch aufzuklären über die Gefahr. Aus welchen Gründen auch immer man dies tat, ist schwer nachzuvollziehen, denn so weit weg von der internationalen Massenkommunikation ist dieses Land keineswegs, jedenfalls nicht was vor allem die Führung angeht. China, wo das Virus angeblich seinen Ursprung genommen hat, ist auch nicht so weit entfernt.

Jedenfalls ist das Desaster jetzt riesig in Indien, folgt man den offiziellen Meldungen in Zeitungen etc.. Ich bin allerdings sicher, daß auch die Inderinnen und Inder die Sache dort packen werden und vielleicht sogar noch ein wenig mehr, denn auch dort existiert ein nicht unbeträchtlicher Gegensatz zwischen den Herrschenden und den Volksmassen. China ist auch nicht so weit weg, und vielleicht springt da ja mal wieder ein Funke über, diesmal aus einer anderen Richtung. Maos Lehren sind nicht tot. Was bislang fehlt, ist nur der Funke, der im Stande ist sie wieder aufzuwecken und die Steppe abermals in Brand zu setzen.

 

 

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