Internet Statement 2022-13

 

Wie zum Teufel lässt sich Theorie und Praxis in Einklang bringen?

Maria Weiß  20.01.2022 


Woran misst sich der Fortschritt einer Gesellschaft? Er misst sich daran, ob er auch dem Letzten in der Gesellschaft etwas bieten kann - zum Beispiel etwas so Elementares wie ein Dach über dem Kopf. Das ist aber bislang nirgendwo auf der Welt der Fall, auch nicht in den sogenannten reichen Staaten. Auch dort gibt es Menschen, welche sich ein Dach über dem Kopf nicht leisten können. Und woran wiederum liegt das? Es liegt daran, daß der gesellschaftliche Reichtum zwar von der überwältigenden Mehrheit erarbeitet wird, die Früchte dieser Arbeit aber nicht von allen in der gleichen Weise genutzt werden können. Und woran liegt das wiederum? Es liegt an den Eigentumsverhältnissen. Und letztere sollte man einmal unter die Lupe nehmen.

Grund und Boden, aber auch die wissenschaftlichen Errungenschaften, welche die Produktion der Lebensmittel auf ein hohes Niveau gebracht haben, befinden sich in den Händen einer Minderheit, welche sich in dieser Gesellschaft „Besitzer“ oder Eigentümer“ nennen und daraus den Anspruch ableiten, sich die Produkte der Arbeit der weitaus überwiegenden Mehrheit der Gesellschaft anzueignen berechtigt sind. Was aber ist eigentlich, was diese winzige Minderheit bestärkt, dazu berechtigt zu sein? Es sind die so genannten Eigentumsverhältnisse, welche einigen Wenigen ermöglichen, sich das Produkt der Arbeit der Millionen - weltweit sind es Milliarden - von Menschen anzueignen. Ist das ein vertretbarer Zustand? Das möge jeder selbst entscheiden, aber ich denke die Entscheidung wird entsprechen ausfallen.

Wie aber wird sie ausfallen? Normalerweise geht heutzutage auf Grund des Fortschritts der gesellschaftlichen Erkenntnis eigentlich jeder Mensch davon aus, daß alle Menschen auf der Welt von Geburt an gleichberechtigt sind. Vorhandene kulturelle Anschauungen, die dieses bestritten haben, sind eigentlich heutzutage überholt und das ist auch gut so. Nur das, was bedauerlicherweise hinterher hinkt, das sind die Besitzverhältnisse, welche es einer Minderheit ermöglicht, der Mehrheit zu diktieren, wie diese zu leben hat. Eigentlich ein unzumutbarer Zustand, der längst abgeschafft gehört, nimmt man man das gewöhnliche heutige Selbstverständnis, daß alle Menschen von Geburt an gleichberechtigt sind, zum Maßstab. Rassismus ist out – zum Glück. Das bestreitet heute kaum noch jemand. Was aber gerne außer acht gelassen wird, das ist die reale gesellschaftliche Ungleichheit. Ein Widerspruch, der eigentlich sehr auffällig ist, aber zumeist mit Stillschweigen übergangen wird. Eigentlich ein unzumutbarer Zustand, der längst geändert gehört. Nichts ist in der Theorie so wenig zu bestreiten, wie die eben genannte Schlussfolgerung. Aber nichts ist in der Praxis so schwierig zu realisieren, wie die Konsequenzen daraus. Woran liegt das? Darüber sollte mal nachgedacht werden.
 


   

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