Internet Statement 2022-135
Was sich gegenwärtig in Osteuropa im Ukrainekrieg entwickelt, ist in seinen Folgen nicht absehbar. Die Ukraine, ein Staat, welcher traditionsgemäß eher dem östlichen Teil Europas angehört hat, ist mit allen Kräften dabei, sich dem Westen anzudienern. Aber der sog. Osten, vor allen Dingen Russland, hat ebenfalls seine historischen Wurzeln in diesem Bereich. Was das bedeutet, das kann man sich eigentlich an den zehn Fingern ablesen. Es bedeutet Krieg zwischen zwei reaktionären Kontrahenten: Auf der einen Seite das heutige Russland und auf der anderen Seite der sogenannte Westen mit den USA an der leitenden Position. Die unweigerliche Einbeziehung Europas in diesen Konflikt bedeutet die Gefahr eines erneuten Krieges Europas gegen Russland. Die Bevölkerung Europas aber will keinen solchen Krieg. Sie wollen eine friedliche Entwicklung der Zusammenarbeit mit Staaten wie der Ukraine. Letzteres wäre auch durchaus möglich, gäbe es nicht diesen internationalen Zusammenhang.
In gewisser Weise kann man den Ukraine-Konflikt auch mit einer Ehe vergleichen. Da gilt auch: Man kann den Partner nicht mit Zwang behalten. Wenn die Überzeugung nicht mehr da ist, dann muß man ihn gehen lassen, unabhängig davon, worauf dieses Streben beruht. Ist die Überzeugung weg, dann ist die Bindung nichts mehr wert, denn sie beruht nicht mehr auf Überzeugung von beiden Seiten. Und das ist unabhängig davon, auf was für einer Entwicklung das beruht. Sicherlich kann auch Abwerbung eine Rolle spielen, aber was ändert das denn? Das ist für den verlassenen Teil vielleicht ärgerlich, aber ändern kann er erst einmal nichts daran, denn eine mit Zwang erhaltene Bindung würde höchstens das Gegenteil erzeugen.
Nun mag jemand sagen: OK, das gilt vielleicht für Beziehungen zwischen Menschen, aber Beziehungen zwischen Staaten, das ist doch etwas anderes. Und dazu sage ich: Nein, ist es nicht, denn auch die Verbindung zwischen Staaten kann nur auf einer freiwilligen und überzeugten Basis von beiden Seiten dauerhaft existieren. Ist das nicht mehr der Fall, und sei es nur von der einen Seite, dann kann eine Zwangsverbindung nur in das Gegenteil umschlagen. Ähnliches gilt auch für Staaten oder Teilstaaten und deren Verbindung.
Was tun? Es bleibt eigentlich gar nichts anderes übrig als daß Europa seine eigenen Interessen wirksam durchzusetzen bestrebt ist. Und das bedeutet auch eine Konfrontation mit den USA, welche in den letzten Jahrzehnten geflissentlich zu vermeiden versucht worden ist. Das geht aber nicht immer, wie man sieht, und da muß man den Mut haben, die eigenen Interessen zu vertreten. Und das eigene Interesse Europas ist bestimmt nicht, in einen Krieg mit Russland verwickelt zu werden, zu Gunsten der USA-imperialistischen Interessen.
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