Internet Statement 2022-60

  

 

Ist die Katastrophe in Europa noch aufzuhalten? Und wenn ja, dann stellt sich die Frage: Wie?

 

Maria Weiß 17.03.2022

 

Man fragt sich: Worum geht es eigentlich und wieso musste sich der Westen überhaupt in den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine einmischen?

Es entsteht dadurch doch gewissermaßen eine Art Selbstlauf, der nahezu kaum noch gestoppt werden kann. Sozusagen „Freie Fahrt voraus in den dritten Weltkrieg“. Jedenfalls entsteht ein solches Gefühl. Worum geht es eigentlich in dem Ukrainekonflikt? Ist das irgendwie überhaupt zu verantworten? Und das betrifft allerdings vor allem den sogenannten Westen. Die Ukraine, einst Teil der Sowjetunion, nun eigener Staat mit Hilfe vor allem des Westens – was soll denn Russland eigentlich dazu sagen? Es entsteht ein Staat vor seiner Haustür, welcher einst Teil des eigenen Staatenbundes gewesen ist und auch historisch eng mit Russland verbunden ist, aber nun der Vorposten des Westens gegen Russland sein soll. Wie soll man eigentlich mit solch einer Provokation umgehen? Diese Frage stellt sich gegenwärtig nicht nur für Russland, sondern für alle verantwortungsbewussten Staaten auf der Welt, vor allem natürlich in Europa. Und was da zu lesen und zu hören ist, das lässt einem eher den Schauer über den Rücken laufen als darauf zu setzen, irgendeine Initiative der Vernunft könnte sich vielleicht auf dieser Seite bilden. Danach sieht es gegenwärtig leiden nicht aus. Im Gegenteil, anstatt sich aus dem Konflikt herauszuhalten, wird die Ukraine kräftig vom sog. Westen unterstützt, nicht zuletzt mit Waffen. Von der vollkommen einseitigen Berichterstattung mal ganz zu schweigen. Es wird nicht einmal in Frage gestellt.

Sicher gab es in der jüngeren Vergangenheit in Europa immer wieder einzelne Konflikte zwischen einzelnen Staaten oder innerhalb dieser, aber nie war die Situation an Brisanz auch nur annähernd vergleichbar mit der heutigen. Die geht gewissermaßen „ans Eingemachte“, wie es so schön heißt, denn es berührt die Existenz einer Großmacht, oder zunächst mal ihre Würde, und ruft damit andere Großmächte internationaler Natur mit auf den Plan.

Daß die Ukraine historisch betrachtet ein Teil Russlands gewesen ist, ja sogar deren Geburtsstandort gewissermaßen darstellt, macht die Angelegenheit nicht gerade leichter, ebenso wie der westliche Fanatismus, unbedingt Schritt für Schritt nach Osten vorzustoßen und einen Staat nach dem anderen in das westliche System zu holen, welches seinerseits auf Grundlage der internationalen Ausbeutung diesen Staaten angeblich mehr bieten kann für ihre Entwicklung. Das ist es jedenfalls, was die letzten Jahrzehnte in Europa hervorgeholt haben, und wen wundert es, daß schlussendlich eben auch Staaten oder ehemalige Teilstaaten wie die Ukraine mit in den Bann gezogen wurden. Die EU – eine wirtschaftliche Erfolgsnummer, allerdings mit kräftigen Standbeinen auf der Ausbeutung anderer Kontinente und Staaten. Für die sogenannte Dritte Welt, vor allem Afrika, aber auch Osteuropa, da wäre die EU bei weiten nicht so attraktiv wie es für Staaten wie die Ukraine, ehemals zu Russland gehörig, gegenwärtig scheint. Deren gegenwärtiges Bestreben, in die EU zu kommen ist offenbar so kräftig gewachsen, daß ihnen selbst der Ausbruch eines Weltkriegs egal zu sein scheint.
Angefangen hatte es allerdings schon während der sogenannten Maidan-Erhebung vor etlichen Jahren, und seitdem ist das Bestreben, in das „EU-Schlaraffenland“ einzutreten, eher noch gewachsen. Dieses „Schlaraffenland“ ist allerdings eines, welches sich vorwiegend aus der Ausbeutung anderer Kontinente, vor allem Afrikas, nährte und nährt, aber auch osteuropäische Staaten sind ein lukratives Feld für europäische Extraprofite gewesen und sind es immer noch. Verlierer dieser Entwicklung sind zum Teil Staaten wie Russland, denen dadurch ein wichtiger Zweig für die eigene Entwicklung abgeschnitten werden konnte.

Ein wesentliches Problem bei dem gegenwärtigen Konflikt mit Russland aber ist, daß die Ukraine quasi eine Art historische als auch kulturelle Brücke zwischen Europa und Russland darstellt, was bedeutet, daß dieses Land gewissermaßen zwischen zwei Kontinenten steht und eine einseitige Entscheidung somit zugleich eine Form inneren Zerreißens mit sich bringt. Man glaube doch nicht, daß dies so ohne weiteres mit materieller Entwicklung überdeckt werden kann.

Nicht alles, was historisch gewachsen ist, bleibt auf alle Zeiten zusammen, vor allem kann man den Zusammenhalt nicht per Zwang aufrecht erhalten, damit erreicht man zumeist eher das Gegenteil dessen, was man anstrebt. Nehmen wir das Beispiel von zwei Menschen, eines Paares. Wenn einer der beiden die Verbindung nicht mehr will – aus was für Gründen auch immer– dann bringt es nichts, die Verbindung per Zwang aufrecht zu erhalten, auch dann nicht, wenn man eine Abwerbung vermutet. Letzteres ist dann die Erfahrung des Partners, welcher die Loslösung will.

Nun ist natürlich ein Staat oder auch Teilstaat etwas anderes als ein Paar. Aber das Prinzip dabei ist dasselbe: eine Verbindung per Zwang ist selten ein Omen für eine Frucht bringende Weiterentwicklung. Das Gegenteil ist weitaus wahrscheinlicher. Es liefert obendrein Anknüpfungspunkte für andere Kräfte, da hineinzustoßen, wie etwa gegenwärtig im Ukrainekonflikt. Ähnliches gilt auch für Staaten, bzw. Teilen davon. Die Geschichte ist darüber voll mit Beispielen. Weitaus die bessere Lösung besteht zumeist darin, daß man der Abspaltung zustimmt und den abtrünnigen ehemaligen Partner seine Erfahrungen selber machen lässt. Wer weiß denn schon, von vornherein, zu welchen Ergebnissen er kommen wird.

Es gibt auch freiwillige Wiedervereinigungen, welche meistens weitaus erfolgreicher sind, als wenn die Zwangsvereinigung aufrechterhalten bleibt. Wir können Herrn Putin nur empfehlen, sich das durch den Kopf gehen zu lasen. Er selbst hat doch ebenfalls Erfahrung mit Trennungen, wenngleich eher im privaten Bereich, was allerdings am Prinzip nicht viel ändert. Es gibt ja auch Fälle, bei denen Trennungen wieder rückgängig gemacht werden oder wurden. Ist die Überzeugung nicht mehr da, dann ist das ineffektivste Mittel der Zwang. Mir ist kein einziges Beispiel bekannt, bei dem das Gegenteil der Fall war oder ist. Kennen Sie eines, Herr Präsident Putin?

 

 

 

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