Internet Statement 2022-82
Wer den nächsten imperialistischen Krieg verhindern will, der muß den Klassenkampf in Angriff nehmen. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht
Maria Weiß 16.04.2022 Warum hat die allererste sozialistische Revolution auf der Welt ausgerechnet in Russland stattgefunden? Dafür muß es doch Gründe geben, und diese sollte man herausfinden.
Sicherlich war es vor allem die objektive Entwicklung, welche dies hervorgebracht hat und nicht irgendwelche Einzelpersonen. Die Theorie der sozialen Revolution ist ja auch nicht in Russland entstanden, sondern in Europa, in Deutschland. Auch das ist ein Zusammenhang, welcher Beachtung verdient. Weiter ist es natürlich auch die soziale Situation in beiden Bereichen, sowohl in Russland als auch in Westeuropa, welche dabei eine Rolle gespielt haben. Von nichts kommt nichts, schon gar nicht eine Revolution.
Europa befand sich seit der Überwindung des Feudalismus in einer Aufbruchssituation. Nicht mehr die alten überkommenen Regeln galten, sondern die massenhafte Konzentration von Menschen in den Fabriken schaffte ein neues Bewußtsein, welches diese Menschen vor die Alternative stellten: entweder Überwindung des Systems der Ausbeutung, oder Vernichtung durch eben selbiges. Massenhafte Aufstände waren die Folge. In Russland gab es ebenfalls eine Art Aufbruchssituation, hervorgerufen durch einerseits die Sonderstellung dieses großen Landes, aber auch durch die inneren Gegensätze einer Art Zerreißprobe zwischen Europa und Asien. Dieser Gegensatz hat bis zum heutigen Tag seine Brisanz nicht verloren.
Warum konnten denn die beiden Staaten, welchen es zum ersten Mal in der Geschichte gelang, das Substrat der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen in der Gesellschaft zu überwinden, ausgerechnet in Asien zum Erfolg gelangen? Diese Frage zu untersuchen erfordert viel kulturelles, aber auch geschichtliches Wissen. Und warum konnte die Überwindung des Systems der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen in den sogenannten entwickelten Staaten bislang nicht zum Erfolg gelangen? Ich denke, um der Beantwortung dieser Fragen näher zu kommen, bedarf es einer Betrachtung der unterschiedlichen Stellung der Kontinente als auch deren ökonomischen und sozial-politischen Zusammenhangs: Die Gegensätzlichkeit der historischen Entwicklung spielt dabei ebenfalls eine wesentliche Rolle.
Europa ist die Wiege der modernen Zivilisation. So hat es einmal jemand ausgedrückt. Europa ist aber zugleich der Kontinent, welcher, was die Anzahl der Menschen angeht, der kleinste ist. Wie aber sieht das Verhältnis zum sozialen Fortschritt, welcher sich weltweit ergeben hat, in diesem Zusammenhang aus? Ein ganz erstaunliches Verhältnis ist es, was dabei herauskommt. Die Menschheit zählt inzwischen fast acht Milliarden Menschen. Aber nur 750 Millionen davon leben in Europa. Woher also dieses Mißverhältnis? Wie kann es angehen, daß der Fortschritt sich in dem geringsten Teil der Menschheit am weitesten entwickelt hat? Selbst die USA, eine Art europäischer Ableger, ist nicht geeignet, dieser Anschauung zu widersprechen. Eigentlich stellen sie nur eine Art gigantische Erweiterung der europäischen Gesellschaft dar, nimmt man einmal den Anteil afrikanischstämmiger Menschen aus. Woher also rührt diese Rolle Europas bei der Entwicklung der Zivilisation auf der Welt?
„Europa ist die Wiege der modernen Zivilisation.“ So schrieb einst Hartmut Dicke, der seines Lebens beraubter Anführer unserer sozialen Richtung in Europa, speziell in Deutschland. Woher aber rührt dieses bedeutende Verhältnis für die Entwicklung anderer Kontinente? Und vor allem, warum konnte es sich in Europa entwickeln? Die Frage zu beantworten bedarf es einiger sowohl geschichtlicher als auch anderer Fragen, welche letztendlich die Historie der ganzen Menschheit betreffen. Was aber heute besonders ins Auge sticht, das ist die Selbstverständlichkeit, mit der einige andere Kontinente inzwischen für sich in Anspruch nehmen, das Recht zu besitzen, diesen Kontinent der Vernichtung auszusetzen. Und womit will man das erreichen? Man erreicht es vor allem auf der Grundlage internationaler Konkurrenz, welche sich vor allem in Massenvernichtungsmitteln konzentriert, gepaart mit einer Einstellung, dass den Betreffenden angeblich die Welt gehört. Zu nennen sind hier vor allem die USA, aber auch gewisse asiatische Mächte, welche ebenfalls eine solche Strategie verfolgen. Europa als Spielball ihrer Rivalität – das ist es, was ihnen dabei vorschwebt. Und dagegen sollte Europa sich ganz entschieden verwahren. „Europa ist die Wiege der modernen Zivilisation“. Das schrieb Hartmut Dicke und damit hatte er zweifellos recht. Sollen wir dulden, daß dieses bedeutsame Element für die Entwicklung der Menschheit zerstört wird? Ich denke, Nein. Und ich denke auch, daß mir in dieser Hinsicht viele Millionen Menschen auf diesem Kontinent zustimmen. Was folgt daraus? Es muß verhindert werden, daß sekundäre Mächte auf der Welt wie die USA, welche ihre ganze Kraft und Zivilisation vor allem auf ihre europäischen Wurzeln stützen, sich dieses Ursprungs entledigen und einen angeblich nicht zu bremsenden Weltmachtanspruch geltend zu machen fähig werden, der die gesamte Welt in ein zerstörerisches Chaos zu stürzen droht. Der Weltmachtanspruch der USA, sofern er denn überhaupt jemals existiert hat, ist Schnee von gestern. Die Völker der Welt sollten ihnen das beweisen und ihre Vorkehrungen treffen.
Dazu bedarf es des Zusammenschlusses von Völkern und Kontinenten sehr unterschiedlicher Herkunft und Entwicklung. Hervorstechend sind dabei vor allem China und Russland, aber auch der afrikanische Kontinent ist gefragt. Von Südamerika mal ganz zu schweigen. Sie alle stehen vor dem Problem einer Konfrontation und müssen sich entscheiden. Was wollen wir eigentlich? Wollen wir die Fortsetzung der Entwicklung unserer Gesellschaften, oder wollen wir die Zerstörung derselben durch eine Macht, welche international ihren Zenit überschritten hat? Und welche vor allem zu ihrer Rettung die Existenz der ganzen Menschheit aufs Spiel zu setzen bereit ist? Ein Weltkrieg mit den heutigen Mitten der Zerstörung würde die Menschheit um Jahrhunderte zurückwerfen. Wollen wir das dulden? Ich denke, Nein. Was geändert werden muß, das ist allerdings nicht nur das soziale System in den USA, sondern überall auf der Welt. Auch die ehemaligen sozialistischen Staaten Russland und China sind in dieser Hinsicht gefragt und sollten der Herausforderung standhalten.
Vielleicht sieht manch ein Leser diese Ausführungen als zu scharf an. Sie sind es aber keineswegs, wenn man die Entwicklung der gegenwärtigen Widersprüche auf der Welt zu Ende denkt.
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