Internet Statement 2022-84
Ukraine: „Antiimperialismus“ im Bunde mit dem schlimmsten Imperialismus? So kommt man vom Regen in die Traufe
Wassili Gerhard 17.04.2022 Gerade war in einer deutschen Zeitung zu lesen: Putin macht eine imperialistische Politik. Was für ein Blitzmerker! Warum erkennen solche Leute das erst jetzt? Was hat denn schon die revisionistische Sowjetunion gemacht, z. B. als sie 1968 die Tschechoslowakei okkupierte, aber damals mit Duldung der USA, weil beide Europa gemäß der Nachkriegsordnung von Jalta unter sich in Einflußzonen geteilt hatten? War das nicht auch schon eine imperialistische Oberherrschaft in Europa? Diese Schreiber selbst leben in einem imperialistischen Land, wenn auch nur in einem, sozusagen, „zweiter Ordnung“, nämlich im Schlepptau der derzeit größten imperialistischen Macht, der USA! Die herrschende Klasse hierzulande und sogar die Bundesrepublik insgesamt hat dabei lange Zeit von ihrer Schlüsselstellung in einem „Frontstaat“ profitiert. Die Macht, die diese Nachkriegsordnung zerrissen hat und nun versucht, die einzige Hegemoniemacht zu werden, die USA, wird von diesen Zeitungen, in denen die Dominanz sich immernoch auswirkt, unterstützt. Antiimperialismus im Bunde mit dem schlimmsten Imperialismus, dem man auch selbst unterworfen ist? Das ist jämmerlich!
Auch Selenskyj, der sich als „Vorkämpfer der freien Welt“ aufplustert – wer mit minimalem politischen Verstand und nicht korrumpiert glaubt solche Sprüche denn noch wirklich? – sich also sozusagen bei der Nato und damit bei deren Oberchef, den USA andient, natürlich auch mit eigenen Zielen dabei, er produziert sich in ähnlicher Weise. Echte Verhandlungsbereitschaft zur Beendigung des Krieges fehlt ihm deshalb auch, die legt er nur zum Schein an den Tag. Er hat dabei direkte Anleitung aus den USA, sogar vom Chef selbst. (Kürzlich twitterte er, daß er wieder mit #POTUS (Biden) stundenlang telefoniert habe) Er kann es nicht erwarten, mit der dringend herbeigesehnten Nato-Mitgliedschaft wieder in eine Organisation mit einem Oberherren einzutreten, aus dem die Ukraine ebenfalls nicht straflos wieder austreten könnte. Auch das könnte ihr dann einen Putschversuch einbringen oder eine verdeckte oder offene militärische Intervention.
Die Zerstörung einer Nachkriegsordnung macht für gewöhnlich daraus eine Vorkriegsordnung, wenn damit kein wirklich besserer Neuanfang verbunden ist, der die Kriegsursachen beseitigt. Die Zerstörung der Nachkriegsordnung mit lange zwei globalen Supermächten, denen natürlich nicht nachzutrauern ist, aber ihre fortschreitende Ersetzung durch die alleinige Hegemonie der USA – das ist kein Fortschritt. Aber Selenskyj und die hinter ihm stehenden Kräfte denken, daß sie davon profitieren, wenn sie sich auf die Seite derjenigen Macht schlagen, die sie für den Sieger in dem globalen Ringen zwischen den großen Mächten auf der Welt halten. Das ist immerhin eine Macht, die seit dem zweiten Weltkrieg mit ihren Interventionen schon etwa 20 Millionen Menschen umgebracht hat und sich derzeitig bemüht, ihre in der Nato organisierten „Alliierten“ in eine große, sie selbst schädigende Auseinandersetzung mit Russland zu verwickeln, das schon von Obama nur noch zur „Regionalmacht“ erklärt wurde, um sich dann selbst besser auf den Hauptrivalen China konzentrieren zu können.
Welche eigenen Interessen verfolgen Kräfte wie Selenskyj dabei? Und zwar im Gegensatz zur Bevölkerung, die sich wahrscheinlich eine Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse durch engere Anbindung an die EU verspricht. Aber diese Hoffnung könnte trügen, denn der Kapitalismus steckt in einer schlimmen Krise. Mit Hilfe der USA glaubt der ethnische ukrainische Nationalismus seine schon seit dem ersten Weltkrieg gehegten Träume einer antirussischen Hegemonie in Osteuropa verwirklichen zu können (siehe Endnote 1). Dazu hat er auch, spätestens seit die Niederlage des Nazifaschismus absehbar war, Beziehungen zum USA-Imperialismus unterhalten, und dafür wird die ukrainische Bevölkerung als Kanonenfutter genutzt. Selenskyj wird den Krieg in die Länge ziehen, um den USA zu helfen, den Druck auf Europa und speziell Deutschland zu erhöhen, sich noch tiefer hineinziehen zu lassen.
Das hat seine Vorgeschichte. Gleich nach dem Krieg traten die USA in die Nachfolge der Nazifaschisten ein und versuchten die rechten ukrainischen Nationalisten, einschließlich Bandera selbst, für ihre Aktivitäten gegen die Sowjetunion einzuspannen. Die USA scherte es dabei wenig, daß sie mit Leuten Beziehungen anknüpften, die zuvor noch auf einen Sieg der Nazis gesetzt hatten, in deren Reihen Kollaborateure der Nazis im Untergrundkampf in der Ukraine und in Polen (noch bis Anfang der fünfziger Jahre) in einem grausamen Partisanenkrieg kämpften; ihre Kenntnisse im Kampf gegen den Kommunismus waren zu wertvoll.
Die USA haben immernoch ihre eigene Agenda. Sie haben es sich nach dem Ende der Sowjetunion Milliarden kosten lassen, in der Ukraine mit ihren verwickelten inneren Widersprüchen nach dem Ende der Sowjetunion ihren Einfluß auszubauen. Schon 1996 war die Ukraine der drittgrößte Empfänger von USA-Hilfen nach Israel und Ägypten und ersetzten damit Russland als Nr. 1 innerhalb der GUS, das in der Regierungszeit Jelzins, man könnte sagen zur Stützung von dessen Regierung, zeitweilig auf dem Spitzenplatz war. (Siehe „State-Building in the Middle of a Geopolitical Struggle“ von Roland Dromundo, Seite 215) Sie arbeiteten daran, die Kräfte zu stärken, die sie jetzt Russland auf den Hals schicken, unter Ausnutzung der internen Machtkämpfe und der inneren Widersprüche zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen, und aktuell lassen sie sich das auch wieder hunderte Millionen wenn nicht Milliarden kosten, wobei ihre Helfer in der Nato noch weitere hunderte Millionen beisteuern. Sie nutzen dafür den engstirnigen ukrainischen Nationalismus á la Bandera, der dort seit der „Orangenen Revolution“ 2004 massiv rehabilitiert und zur vorherrschenden Staatsdoktrin gemacht wird, nachdem er zuvor schon in der Westukraine wieder an Einfluß gewonnen hatte.
Das tun sie noch verstärkt nach den Maidan-Protesten 2014, wo schließlich, in einer vom berechtigten Unmut der Bevölkerung über das räuberische Oligarchenregime getragenen Rebellion, die seit Jahren geförderten und gut organisierten rechten Nationalisten, teils eher schon Faschisten, wozu sich die Bandera- und Melnyk-Anhänger (So hieß ein konkurrierender Faschistenführer) in den zwanziger Jahren offen bekannt hatten, die Führung übernahmen und die Proteste zu einem Machtkampf eskalierten. Sie bauten vor Russlands Nase, direkt in einem früheren Kernland der Sowjetunion und zeitweiligen Mitglied der GUS, eine Bedrohung auf, unter Nutzung alter Kontakte, kombiniert mit einer Terrorisierung und Drangsalierung des russischen bzw. Russland verbundenen Bevölkerungsanteils, die Russland aus der Reserve locken sollte, was mittlerweile auch gelang.
Es ist eine alte, oft geübte Kriegslist, den Gegner ins Unrecht zu setzen, indem man ihn zuerst zum Losschlagen bringt. Russland hat sich nun ins Unrecht gesetzt und soll sich an diesem Krieg gegen ein kleineres Land, dessen Regierung aber die stärkste Militärmacht der Welt im Rücken hat, und das in Zeiten der Sowjetunion als Europa am nächsten zugewandtes Frontland militärisch besonders gut aufgestellt war, auf eine selbstschädigende Weise abarbeiten. Die Ukrainer, die einfache Bevölkerung, die wahrscheinlich zum Teil unglücklich über diese Entwicklung ist, sind dabei die Bauern auf dem Schachbrett. Und so soll Russland als Rivale, der es immernoch wagt, gegen die USA aufzumucken, geschwächt und schließlich vernichtend geschlagen werden, auch um den Hauptgegner in der Welt weiter zu isolieren, nämlich China. So hatte man das schon bei der Sowjetunion mittels der Mudjahedin in Afghanistan gemacht. Brzezinski brüstete sich später damit. Das hat übrigens Afghanistan auch nicht gerade den Aufschwung gebracht, auf den aktuell auch Selenskyj seine Erwartung bekundet hat auf der Münchener Sicherheitskonferenz.
Diese Entwicklung soll tiefe Gräben zwischen Kriegskoalitionen schaffen, kappt Verbindungen, wie das auch vor dem ersten und zweiten Weltkrieg erforderlich gewesen war, um diese Kriege führen zu können, und bringt die Welt real einem neuen globalen Krieg näher. Das wird auch der Ukraine nicht auf Dauer den Erfolg bringen, der dabei erwartet wird. Es wird auf längere Sicht aber, entgegen der Kalkulation der USA, eher die einfachen Menschen dazu bringen, sich gegen die Kräfte zu erheben, die ihnen nicht wie versprochen ein besseres Leben, sondern Elend, Krise und Krieg als Zukunft bieten, obwohl heute stattdessen die Mittel für eine erhebliche Verbesserung ihres Lebens vorhanden wären. Das ist schon bei zwei Weltkriegen am Ende so gewesen, und obwohl es noch an den organisierten revolutionären Kräften fehlt, die das umsetzen können, werden diese doch letztlich entstehen.
Die Ukraine kann für sich eine bessere Zukunft erreichen, aber nicht indem sie in dieser Weise für die Ziele des Westens und vor allem des USA-Imperialismus eingespannt wird. Die Ukraine als „Taiwan Osteuropas“? Taiwan wurde als Gegenpart zu einem aufstrebenden, wachsenden und sich entwickelnden sozialistischen China gefördert. China stürzte die Macht der herrschenden Klassen, die die Bauern und Arbeiter wie Vieh behandelt hatten, entfesselte die Kräfte, die in den einfachen Menschen schlummerten, beseitigte die ausländische Oberhoheit, beseitigte den Hunger und verdoppelte gleichzeitig seine Bevölkerung, die zum Schluß unter Mao Zedong etwa zur Hälfte aus jungen Menschen unter 25 Jahren bestand. Im Gegensatz zu den Lügen über diese Zeit heute, war das ein starkes und sich rasant entwickelndes Land. Um dem Paroli bieten zu können, mußten die USA in Taiwan für eine wachsende industrielle Entwicklung sorgen, ähnlich wie in der Bundesrepublik. Die Lage in der Welt und in Osteuropa heute ist eine gänzlich andere.
Moralischer Druck auf Europa und speziell Deutschland. Mittels einer Geschichtsrevision soll ein Krieg gegen Russland gerechtfertigt werden
Nun gibt es im Krieg in der Ukraine aktuell Bilder von Toten, die so am Straßenrand aufgereiht sind, daß ein Auto kamerawirksam dazwischen Slalom fahren kann, und alle Medien schreien auf, während Selenskyj einen Versuch nach dem anderen macht, die EU mit moralischem Druck tiefer in den Krieg gegen Russland zu ziehen, oder doch wenigstens erst einmal in den totalen Wirtschaftskrieg, der auch für Europa ruinös wäre. Oft schon haben wir erlebt, daß Kriege mit Verweis auf Gräueltaten angefangen wurden, seien es echte Gräueltaten, aufgebauschte oder erfundene. Und umgekehrt werden solche Gräueltaten immer wieder unter den Teppich gekehrt, wenn es die eigene Seite im Krieg oder Verbündete betrifft, wie etwa bei der Bekämpfung der russischsprachigen Bevölkerung im Donbass. Krieg schafft viele Grausamkeiten und jede Seite zeigt in den meisten Kriegen nur auf die die andere. Das können die USA besonders gut, die auch in Syrien Flächenbombardements auf Städte ausführten und ernsthaft behaupteten, so gut wie keine Zivilisten getötet zu haben. Aber ihre Gegner! Da gab es die aus Brutkästen gerissenen Babys in Kuwait, die angeblichen transportablen Massenvernichtungswaffen Saddam Husseins, und jetzt führen die Russen angeblich einen Vernichtungskrieg gegen ein Volk. Darunter macht man es nun einmal nicht, und Selenskyj ist ein gelehriger Schüler. Die USA unterstützen das, sind dabei aber selbst weit weg „über den großen Teich“ und würden so auch ihre europäischen Konkurrenten schwächen, wenn sie sie so in diesen Krieg hineinziehen, wie sie es gerne hätten, also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. „Amerika first!“ ist nach Trump nicht vorbei.
Aktuell gibt es den Skandal mit Steinmeier. Selenskyj spielt den Hilfssheriff von Biden und prangert, wie Melnyk schon vorher, den hochrangigen SPD-Politiker dafür an, daß er nicht in der Vergangenheit ergeben genug die Geschäfte der USA betrieben hat, wie Selenskyj und Melnyk das tun. Dabei ist Steinmeier sogar noch in der Atlantik-Brücke, also unter den besonderen „Freunden der USA“, aber eben nicht gehorsam genug. Das zeigt, in welche Richtung es nach dem Willen der USA gehen soll. Lange haben lokale Politiker in Europa ihren eigenen Spielraum erhöht, indem sie die Widersprüche zwischen Russland und den USA ausnutzten. Das ist nicht verwerflich, aber die USA scheinen das derzeit unterbinden zu wollen und den Unterschied zwischen EU und Nato, wo sie der Chefs sind, verwischen zu wollen.
Es mag auch eine Rolle spielen, daß die USA vor allem die Grünen in der Regierung haben wollen, als die derzeit treusten Diener der USA. In der Opposition dazu die CDU in einer dominierenden Stellung – das ist das Grün-Schwarz-Bündnis, das man wohl seit Langem am liebsten gehabt hätte, in etwas anderer Form. Also soll möglicherweise über Steinmeier indirekt auch Scholz gedemütigt werden, der ja Anfang des Jahres auch nur widerwillig auf den Kriegskurs eingeschwenkt ist, eben nach Meinung der USA nicht Lakai genug ist. Wie blöd für sie, daß man trotz aller Einflussnahme und Koordinierung der Medien nicht einfach eine Regierung mit grüner Mehrheit wählen lassen konnte.
Natürlich kostet ein solcher Krieg wie in der Ukraine Leben, auch das Leben von Zivilisten, und natürlich ist da jeder Tote einer zu viel. Die Ortschaften um Kiew wurden von beiden Seiten erbittert umkämpft. In den Kämpfen um Kiew sollen die russischen Truppen bis zu 20 Prozent ihrer Mannstärke verloren haben, hieß es gerade in der Zeitung. Da kommen auch Hunderte dabei getötete Zivilisten schnell zusammen, auch ohne daß ein „Vernichtungskrieg zum Töten aller Ukrainer“ stattfindet, wie die ukrainische Propaganda nicht müde wird zu behaupten. Und die Kämpfer beider Seiten werden irgendwo in Deckung gehen, z.B. auch in Wohnhäusern. Die Wortwahl, die an den Vernichtungskrieg Hitlerdeutschlands gegen die Sowjetunion erinnert, wie auch die subtile indirekte –unpassende – Analogie zwischen Leningrad und Kiew, das ist sicherlich nicht ohne Bedacht gewählt, aber das findet sich in den übertragenen Bildern nicht wieder. Aber noch bevor ausgeschlossen werden kann, daß da etwas inszeniert wurde – als wenn es das noch nicht gegeben hätte – übernimmt man die ukrainische Propaganda in unseren Medien, tut teilweise so, als wenn jeder getötete Zivilist nur ein Massakeropfer gewesen sein kann. Oberchef Biden redet immerhin aktuell von Genozid. Da spielen sich Biden und Selenskyj offensichtlich bei der Propaganda die Bälle zu. Die USA, die selbst schon alle Arten von Massenvernichtungsmitteln, einschließlich Atombomben, gegen Zivilbevölkerung eingesetzt haben, die kategorisch ausschließen, daß sie und ihre Vertreter für solche Handlungen vor internationale Gerichte gestellt werden – die sind nur für Nicht-US-Amerikaner da - sind natürlich immer die glaubwürdigste Quelle.
Sicher gibt es auch Verrohung und Brutalität in einem solchen Krieg, aber sicher auch auf beiden Seiten. Scheußliche Übergriffe auf gefangene russische Soldaten sind auch schon durchgesickert. Mal ganz abgesehen von dem Krieg in der Ostukraine, der dort schon seit 2014 tobt. Oder sollen ukrainische rechte Nationalisten und Faschisten etwa nicht mehr vom Hass auf alle Russen getrieben sein, nicht mehr eine „ethnisch ukrainische“ Ukraine anstreben, Russland nicht mehr als den „Erbfeind“ sehen, nur weil sie nun in die Armee oder paramilitärische Verbände des Staates eingegliedert wurden und in öffentlichem Auftrag unterwegs sind? Oder weil mit der sich seit Jahren zuspitzenden Auseinandersetzung der USA mit Russland auch solche Vorgänge in der Ukraine aus den Nachrichten immer mehr verschwunden sind? Auf dem Maidan haben auch Scharfschützen aus einem von den Rechten (Rechter Sektor und Svoboda) kontrollierten Haus auf Teilnehmer beider Seiten geschossen, um die Unruhen auf die Spitze zu treiben, was sogar die BBC nahelegte und der Europarat beschwerte sich damals über den Unwillen in Kiew, Licht in diese Vorgänge zu bringen. Würde er das heute noch tun?
Das Schwarz-Weiß-Bild ist trügerisch, aber wirkt leider. In einer Diskussion in den letzten Tagen sagte mir jemand: „Sieh in die Augen der Kinder.“ Er meinte natürlich nur die ukrainischen Kinder, die aktuell im Fernsehen gezeigt werden. Die Augen der Kinder im Donbass, in den überwiegend von Russen bewohnten Gebieten, die unter Beschuß der gegenwärtigen Regierung in Kiew stehen und auch unter dem Beschuß der ukrainischen Faschisten, die alle Russen hassen, sind aber heute und in der jüngeren Vergangenheit nicht zu sehen, weil die hiesigen Medien sie nicht zeigen wollten. Solche Bilder gibt es in vielen Kriegen auf zwei Seiten, aber natürlich ist das vor allem ein Grund, diesen Krieg so schnell wie möglich zu beenden. Das scheint aber auch die ukrainische Seite gegenwärtig nicht wirklich zu wollen.
Dieser sinnlose Krieg mit allen seinen Scheußlichkeiten muß sofort durch Verhandlungen beendet werden. Wenn er weitergeht, ist er nur eine Quelle weiterer Kriege, denn beide Seiten haben keine vorwärtsweisende Lösung, die Probleme aus der Welt zu schaffen, die zum jetzigen Krieg geführt haben.
Insbesondere darf sich Deutschland nicht in einen erneuten Krieg gegen Russland treiben lassen.
Auch der offizielle Vertreter der Ukraine in Deutschland, Botschafter Melnyk, spricht ungehemmt davon, daß alle Russen seine Feinde sind und Russen auch nach dem Krieg Feinde bleiben – dabei vertritt er ein Land in dem seit langem ungefähr jeder Fünfte Russe ist! (Und nach einer Umfrage in der Ukraine 2020 sprechen 36 Prozent der Ukrainer zu Hause russisch, sicherlich keine zu hohe Zahl angesichts der Verhältnisse dort.) Wenn das kein ethnischer Nationalismus ist, was man heute landläufig auch Rassismus nennt! Können wir das einfach so hinnehmen, daß jemand so offensichtlich einen ethnischen Nationalismus vertritt, nach allen Erfahrungen, die in unserem Land damit gemacht wurden? Daß er sich sogar zu seiner Verehrung des Faschisten und Nazikollaborateurs Bandera bekennt? Auch wenn man solche Züge bisweilen zu verstecken sucht, brechen sie immer wieder hervor. Auch die besondere Loyalität zum „Asow-Bataillon“, seitens Melnyks wie Selenskyjs, in dem, zumindest vor dessen Eingliederung in die offiziellen bewaffneten Kräfte, (heute?) Faschisten aus aller Welt Erfahrung im bewaffneten Kampf sammeln konnten, ist völlig inakzeptabel.
Es findet sich auch eindeutige rassistische Hetze gegen Russen, die auch Eingang in unsere Medien findet: Eine Ukrainerin, die in Berlin wohnt, beschwerte sich im Tagesspiegel vom 12. April auf Seite 19 „Falsche Solidarität - Die russischen Kriegsverbrechen in der Ukraine dürfen nicht zu Rassismus, blankem Hass und pauschalen Verurteilungen führen“: » Sprachlos gemacht hat mich ein Text des ukrainischen Lyrikers Oles Barleeg, der kürzlich im Tagesspiegel erschienen ist. Dort heißt es unter anderem: „Mir wird klar, dass ich kaum Hass oder Zorn auf die Feinde verspüre. So wie es mir schwerfällt, Heuschrecken zu hassen. Die sind so geschaffen – kommen und fressen deine ganze Ernte, für die du geschuftet, Schweiß und Blut vergossen hast für dein künftig Brot. Und die Russen sind wohl mit dem Gefühl geschaffen, dass all das ihr gutes Recht ist. Weil sie mit ihrer Wahrheit auf die Welt gekommen sind. Die saugen sie mit der Muttermilch auf. Die fließt durch ihre Adern. Und selbst wenn jemand plötzlich beschließen sollte, sich davon Stück für Stück zu befreien – sie sitzt tief. In den Zellen des Körpers. Zwischen den Molekülen.“ « Und weiter noch: » „Die menschenfressende Wahrheit vergeht nicht einfach so. Die braucht ihre vierzig Jahre Wanderung durch die Wüste. Damit nicht diese, sondern schon ganz andere Menschen sich nicht mehr an die Unterdrückung ihres Giftes erinnern. Durch die zerbombten Mauern friedlicher Städtchen glotzen uns die Puschkinler, Dostojewskiler und Tolstoiler an.“ [ . . . ] Mein Protest gilt nicht dem Autor des Textes, er gilt einem deutschen Kulturbetrieb, der einem unverhohlen rassistischen Text eine Plattform zur Verfügung stellt; ihn nicht nur in einer Zeitung abdruckt, sondern auf namhafte deutsche Bühnen bringt, zum Beispiel auf die des Maxim Gorki Theaters in Berlin und die der Münchner Kammerspiele. « (Hervorhebungen von mir) Wenn das keine rassistische Hetze ist, dann gibt es wohl keine. Gut, daß es auch ukrainischen Stimmen gibt, die das verurteilen. Wie mag es Menschen, die so denken wie diese Ukrainerin, gegenwärtig in der Ukraine selbst gehen?
Indirekt bietet man auch Deutschland sozusagen „Absolution“ an, wenn es sich mehr im gewünschten Sinne engagiert: Euer Vernichtungskrieg gegen Russland ist vielleicht gar nicht mehr so schlimm, wenn er doch gegen ein Land und ein Volk geführt wurde, das der Teufel in Person ist und vernichtet gehört, weil es angeblich die Ukrainer alle vernichten will. Im Tagesspiegel vom 16.04.2022 werden die Russen als „Übernazis“ bezeichnet. Schließlich haben die ukrainischen Faschisten à la Bandera auch Partei für die Nazibestien ergriffen, sich als Hilfskräfte zur Verfügung gestellt, auch für SS-Einheiten, für die in Gegenden der Westukraine heute noch Gedenkfeiern stattfinden, weil sie die Sowjetunion schlimmer fanden als den Nazifaschismus, denn nur über die Leiche Russlands haben sie den eigenen Aufstieg zu „Größe und Ruhm“ für möglich gehalten. Und unsere ach so antifaschistischen Zeitungen kommen dem ukrainischen Botschafter zur Hilfe, schlucken seine fadenscheinigen Ausflüchte zu diesem Thema, etwa daß man das als Nicht-Ukrainer nicht verstehen könne, und daß er jetzt etwas anderes zu tun habe, als darauf einzugehen. So dürfte sich kein Deutscher mit irgendeiner nennenswerten Funktion ohne Entrüstungssturm herausreden. Aber hier akzeptiert man die Maßstäbe des Oberherren, oft zitiert: "He's a bastard, but he's our bastard."
Und denke keiner, daß die USA ihre milliardenschwere Unterstützung mit Beratern, Schulung und Waffen uneigennützig vergeben haben. Die Menschen der Ukraine interessieren sie dabei sicher am wenigsten. Die Rechnung ist ganz simpel: Nach dem Ende der Sowjetunion haben sie geglaubt, daß nun das „Ende der Geschichte“ gekommen sei und eine „unipolare“ Weltordnung mit den USA als erste echte einzige globale Hegemoniemacht dastünden. Aber zu früh gefreut. Russland rappelte sich unter Putin wieder auf, während China ein zweistelliges Wachstum über Jahrzehnte erlebte und zum ernsten globalen Konkurrenten wurde, auch wenn der Sozialismus dort vor über 40 Jahren beseitigt wurde. Wenn man die Bourgeoisie an die Macht bringt, kommen unweigerlich damit auch Konkurrenz und Rivalität zum Tragen.
Und wie hoffte man Russland wieder so klein zu kriegen wie unter Jelzin? Über die Ausdehnung der Nato und des eigenen Einflussgebietes in den vorher von der Sowjetunion dominierten Raum hinein. Und der hoffnungsvollste Ansatzpunkt dafür war die Ukraine, wo man schon vor langer Zeit anfing, rechten ethnischen Nationalismus zu fördern, seine fanatische Russenfeindlichkeit auszunutzen und ihn schließlich als dominierende Kraft im Land durchsetzte – im eigenen Dominanzinteresse! Hier befindet man sich sogar direkt in einem Kerngebiet der ehemaligen Sowjetunion, in teilweise ur-russischen Gebieten. Die Ukrainer sind dabei nur Kanonenfutter und Bauern auf dem Schachbrett. Was haben die Bandera-Faschisten denn mit Hitlerdeutschland erlebt, das ihre Hilfe annahm aber die ukrainische Kornkammer auf lange Sicht ohne die ukrainischen Bauern wollte, stattdessen 20 Millionen Deutsche ansiedeln wollte, weil die Ukrainer für sie „Untermenschen“ waren. Sie weigern sich, daraus zu lernen. Man liebt den Verrat, aber nicht den Verräter, heißt es, und das gilt auch für den, der sich andient, weil er daraus selbst zu profitieren hofft.
Man förderte seitens der Westallierten diese Kräfte schon mindestens seit der Oktoberrevolution. Zu deren Schutz sollte sogar die deutsche Armee nach der Niederlage im ersten Weltkrieg weiter in der Ukraine in Stellung bleiben, was heute fast vergessen ist. Das verhinderte aber nicht, daß die Soldaten einfach nach Hause gingen, und so erfand man dort und auch im Baltikum, wo es ähnlich zuging, die „Freikorps“ aus Offizieren und Landsknechtsnaturen, die man dann später auch in Deutschland gegen die Revolution losschickte. Und diese protofaschistischen Einheiten merkten sich, daß sie die Westallierten hinter sich hatten, wenn sie gegen den Kommunismus kämpften. Später setzten diese ukrainischen rechten Nationalisten auf den deutschen Faschismus, daß er mit seinem Krieg gegen Russland die Bedingungen für ihren Aufstieg bringen würde. Schon seit den zwanziger Jahren hatten sie auf den Faschismus in Europa gesetzt, auch auf Mussolini, zeitweilig auch zu „Slava Ukraini“ den rechten Arm gehoben.
Kein Schwarz-Weiß-Bild heißt aber auch, daß auch die andere Seite nicht weiß ist
Putin seinerseits erkennt vor allem eins nicht: Der Revisionismus, in der Folge der Untergrundkapitalismus bei sozialistischer Fassade, aus dem das Oligarchenwesen entstanden ist, und nicht zuletzt der nicht überwundene großrussische Chauvinismus haben die Sowjetunion ruiniert und zu ihrer Auflösung geführt. Lenin hatte recht, ganz im Gegensatz zur Aussage Putins heute, als er der Ukraine ein faires Angebot machen wollte, einschließlich eines großen zusammenhängenden Territoriums, wie es die Ukraine vorher nicht hatte, und des Rechtes zu Austritt. Er warnte vor einer hochmütigen Behandlung anderer Nationalitäten durch die Großrussen, denn er wußte auch, daß ansonsten die nationalen Gegensätze zerstörerisch wirken würden und ungleiche Behandlung nach außen auch gesellschaftliche Ungleichheit im Inneren hervorrufen mußte. (Marx und Engels sagten schon: Ein Volk, das andere Völker unterdrückt, kann selbst nicht frei sein.) Daß Putin heute ausgerechnet das Lenin vorwirft, der auf die Umsetzung wegen Krankheit und frühem Tod dann nicht mehr genügend Einfluß nehmen konnte, zeigt seine eigene klassenmäßig bedingte Beschränktheit als Vertreter einer Ausbeuterklasse. Wenn er heute an alte zaristische Traditionen wieder anknüpfen will, die in die heutige Zeit noch weniger passen als in die damalige, ist er selbst auf einem völlig falschen Weg, der auch den Zarismus selbst in den Untergang geführt hat. Lenin erkannte allerdings leider zu spät, wie sehr der großrussische Chauvinismus auch bei den Bolschewiki ein akutes Problem darstellte, daß er auf Dauer den Internationalismus zu verdrängen drohte.
Mit Putin wurde zwar der Abwärtstrend gestoppt, der nach dem Ende der Sowjetunion eingesetzt hatte, aber eine neue moderne Rolle war schwer zu finden, zumal mit der Erholung Russlands auch das Bestreben der Nato und überhaupt des USA-Lagers zunahm, Russland einzukreisen und einzuengen und ihm eben keine faire Entwicklungsperspektive zu bieten, schon allein weil die USA sich keine Rivalen heranziehen wollen und generell ein Land, das sich infolge einer sozialen Revolution einst vom zurückgebliebensten Land Europas zu einem Land entwickelt hat, das ihnen Paroli bieten konnte und auch die auf sie gehetzte Nazibestie besiegte, keinen Bestand haben darf. Im Grunde war das Konzept Lenins mit der Sowjetunion schon das richtige, sofern die russischen Bolschewiki am Internationalismus festgehalten hätten, aber seine Nachfolger haben es leider in dieser Hinsicht herunterkommen lassen.
Zuerst aber war es mit der Sowjetunion aufwärts gegangen. Nur zwanzig Jahre nach dem Ende der einer Intervention aller großen Imperialisten und der verheerenden inneren Bürgerkriege, gleich im Anschluß an den verheerenden ersten Weltkrieg, wodurch das Land auf einen Stand zurückgeworfen worden war, der noch schlimmer als unter dem Zarismus war, hat die Sowjetunion der modernen Nazi-Militärwalze getrotzt, ihr große Mengen eigener Panzer und anderer entwickelter Waffen entgegengeworfen und sie bis ins Zentrum von Berlin zurück getrieben, den größten Anteil an deren Niederschlagung gehabt, gerade auch weil sie in atemberaubendem Tempo die eigene Industrie, die eigenen Produktivkräfte, gebildete Bevölkerungsschichten entwickelt hat (siehe Endnote 2), die teilweise aus analphabetischen Bauern herangezogen werden mußten. Diesen Beitrag für die Menschheit dürfen wir nicht vergessen, trotz Schattenseiten, die es auch gab. Mit Hilfe der gegenwärtigen Propaganda im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg soll das relativiert werden.
Mit der Entwicklung des eigenen Chauvinismus und eigener Überheblichkeit hat man in Russland aber in der Folge auch indirekt den Chauvinismus und Nationalismus in Osteuropa gefördert, denn der kann nicht durch Zwang von außen überwunden werden, sondern muß von Innen überwunden werden, auf eigenen Antrieb. Durch Druck von Außen wird er gestärkt. Und in Osteuropa, wo sich wenige moderne Nationalstaaten entwickelt haben, ist ein völkischer Nationalismus ein Sprengstoff, der die bestehenden politischen Verhältnisse in ein Chaos zu stürzen vermag. Das hat sich auch schon im früheren Jugoslawien gezeigt.
So geraten die Verhältnisse gegenwärtig ins Tanzen, und was dabei schmerzlich vermisst wird, ist eine starke organisierte proletarische Kraft, die eine Orientierung und einen neuen Aufschwung der Bewegung bringt. Das neu formierte Proletariat, das sich heute in anderen Teilen der Welt als zuvor zusammenballt, muß sich wieder zu der starken organisierten Kraft zusammenfinden, die den Durchbruch erreichen kann. Das ist eine ungeheuer wichtige Aufgabe. Welche Wege können wir dafür finden?
Damit befindet sich Selenskyj in einer Kontinuität mit der alten Bandera (und Melnyk-) OUN und ihrer bewaffneten Organisation UPA, einer ultranationalistischen politischen Kraft, die ja heute im Rahmen einer kurzsichtigen und engstirnigen nationalistischen Sicht auf die Geschichte zur „heldenhafte“ Organisation erklärt wird. Der Historiker Rossoliński-Liebe schrieb dazu in der Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 2017 Heft 2, im Rahmen einer Ausgabe zum Thema „Faschismus in Europa 1919-1945“, einer Zusammenfassung von Vorträgen einer Tagung der „Topographie des Terrors“ 2016: »Seit den frühen 1930er-Jahren bereitete die OUN einen Aufstand bzw. eine „nationale Revolution“ vor, mit der sie einen eigenen Staat errichten und ihr „ethnisches“ Territorium von Polen, Juden, Russen und anderen „Feinden“ säubern wollte. Obwohl Banderas Landesexekutive den möglichen Beginn und die Organisation der Revolution bereits 1934 diskutiert hatte, war sich die OUN-Führung bewusst, dass sie ohne einen internationalen Konflikt oder Krieg ihren Plan nicht erfolgreich umsetzen konnte.« (Hervorhebung von mir.) So erhofften sie von vom Vernichtungs- und Versklavungskrieg Hitlerdeutschlands gegen die Sowjetunion die Chance und boten ihre Zusammenarbeit an. Erst als absehbar war, daß die Eroberung scheitern würde, rückten sie davon ab und verringerten ihre Unterstützung der Nazibesatzer. Sie setzten ihren Nationalismus über die Interessen aller anderen Völker auf der Welt. In den zwanziger Jahren waren faschistische Strömungen in Europa dabei ein erklärtes Vorbild. Wenn der heutige Nationalismus das dadurch als legitimiert ansieht, daß es dabei um „Slava Ukraini“ ging, ist er von Vorgestern und wird wieder scheitern, auch wenn er sich etwas modernisiert hat und nun auf die stärkste Militärmacht global setzt. Wer nur engstirnig die eigenen Interessen sieht und die Interessen der anderen Völker auf der Welt dabei für unwichtig hält, wird am Ende eine Niederlage erleben. Man sieht auch, daß zu dieser Zeit noch eine größere Freiheit existierte, sich mit solchen Themen auseinander zu setzen, ganz im Gegenteil zu heute. Diese Vorgänge als versuchte Ausrottung der Ukrainer mittels Hunger, als „Holodomor“, mit dem Holocaust gleichzusetzen, was heute im Nachhinein auch das Bündnis Banderas mit den Nazifaschisten gegen die Sowjetunion rechtfertigen soll, ist nicht angebracht, das war kein systematischer Völkermord. Die deutschen Nazis begannen als erste diese Hungersnot riesig aufzublasen und starteten 1934 bis 1935 eine Hetzkampagne, die die spätere Eroberung der Ukraine rechtfertigen sollte. Dabei nutzten sie reichlich Bilder aus dem ersten Weltkrieg und aus der Hungersnot von 1921, als das Land durch Krieg, Intervention und Bürgerkrieg völlig erschöpft war, die bis heute gern genutzt werden. Die Hearst-Presse in den USA, der damals Nähe zu den Nazis nachgesagt wurde (Hitlers damaliger Berater und „Pressechef“ Hanfstaengl hatte seine Jugend in den USA verbracht, war mit der Familie Roosevelt bekannt, und nutzte seine Kontakte in die USA), griff das auf und brachte „Augenzeugenberichte“, die gefaket waren, wie man heute weiß. Teilweise waren die „Korrespondenten“ überhaupt nicht dort gewesen. Die ukrainischen rechten Emigranten in den USA trugen noch ihren Teil dazu bei. Mit fragwürdigen Berechnungen wurden die Opferzahlen mit der Zeit in schwindelerregende Höhen gebracht, was bis heute anhält. In dem Buch von Ludo Martens „Stalin anders betrachtet“ geht er in den entsprechenden Kapiteln sehr akribisch und ausführlich darauf ein. Wer sich genauer damit befassen will, sollte nicht versäumen, dort nachzulesen.
Auf jeden Fall profitierte auch die Ukraine, weil die Industrialisierung auch eine Rolle für die Fähigkeit zum Sieg über Hitlerdeutschland spielte, weil 120 Millionen Bauern in der ganzen Sowjetunion aus dem Mittelalter in die neue Zeit gehoben wurden, mit Alphabetisierung und mit der Schaffung von gebildeten Menschen auch in ländlichen Gebieten. Die Städte wuchsen rasant, und das durch Zuzug aus den ländlichen Gebieten. Und nicht zuletzt, weil auch die Ukrainer beim Sieg Nazideutschlands die Versklavung des ganzen Volkes und Massenmord zu erwarten gehabt hätten, denn für die rassistischen Nazis waren auch die ukrainischen Bauern „Untermenschen“, von der mit Russland verbundenen städtischen Bevölkerung zu schweigen. Man wollte ihre Kornfelder, aber nicht die ukrainischen Bauern dazu. Schon in „Mein Kampf“ wurde die Ukraine als „deutscher Lebensraum“ reklamiert, dort sollten nach späteren Plänen 20 Millionen deutsche Bauern angesiedelt werden. Daß heute die Ukrainer, die in der Roten Armee kämpften, teilweise weniger geehrt werden, als die Bandera-Faschisten, ist ein ungeheurer Skandal.
Das sollte man auch dem Herrn Bandera- (und Melnyk-) Verehrer Melnyk ins Gesicht sagen, wenn man es denn mit dem immer beteuerten heutigen Antifaschismus ernst meinen würde. Man darf nicht darauf eingehen, daß Deutschland sozusagen eine Absolution erteilt wird für die Naziverbrechen, wenn es jetzt auf Seiten der Ukraine in einen Krieg mit Russland eintritt, weil die ja die „Übernazis“ seien. Auch in den Medien ist schon länger die Tendenz zu beachten, z.B. in sogenannten „History-Kanälen“ im Fernsehen, den zweiten Weltkrieg umzudeuten in eine Auseinandersetzung zweier „Unrechtsregime“, die erst durch den Sieg der USA und Alliierten siegreich beendet wurde. Nein, die Sowjetunion hat den Großteil des Sieges gegen Nazideutschland errungen, während Hitler und Konsorten bis buchstäblich „5 nach 12“ noch auf eine separate Einigung mit den Westalliierten hofften, damit an ihre Anfänge wieder anknüpfen zu können, um dann mit ihnen zusammen gegen die Sowjetunion zu gehen. Deshalb harrten sie auch bis zuletzt gegen die sowjetischen Truppen aus. Erst auf Insistieren der Sowjetunion gab es eine Kapitulation der letzten nazifaschistischen Regierung unter Dönitz auch gegenüber den Vertretern der sowjetischen Seite. Zuvor hatte sie nur gegenüber Vertretern der Westalliierten stattgefunden. Die USA nahmen dann nach dem Krieg tatsächlich wieder viele Faschisten in ihre Dienste, aber vorher mußten sie einige besonders bekannte und verrufene Naziführer über die Klinge springen lassen, auch weil die Sowjetunion nicht nach Plan beseitigt war und das natürlich gegen sie ins Feld geführt hätte, als eine Macht mit großem internationalen Ansehen wegen des Sieges über den Nazifaschismus.
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