Internet Statement 2024-16

 

Der Widerspruch zwischen Wort und Tat - ein fundamentales Merkmal jeder reaktionären Richtung

Maria Weiß  20.03.2024 


Meiner Ansicht nach sind sämtliche bisherigen Ansätze, ein fortschrittlicheres System als das des Kapitalismus zu erreichen, in ihrer späteren Entwicklung an der Unglaubwürdigkeit einiger ihrer Vertreter gescheitert, an einem grundlegenden Widerspruch. Es geht eben nicht, das eine zu vertreten und etwas anderes zu tun. Das funktioniert nicht, und zwar zu Recht. Aber das ist das, was trotz sämtlicher Bekundungen sich letztlich überall breit gemacht hat.

Wie aber kann man so etwas verhindern? Das ist wirklich verdammt schwierig. Und das fängt schon ganz früh an im Leben, ob man einen Widerspruch zuläßt zwischen dem, was man selber tut, und dem, was man vorgibt zu vertreten. Das ist natürlich im Kindesalter noch nicht so ausgeprägt, aber danach entwickelt sich das. Und wenn das zu verhindern nicht funktioniert, dann kannst du vertreten, was du willst; du wirst auf die Dauer niemals dauerhaften Erfolg damit erreichen. Das sollte man sich durch den Kopf gehen lassen. Denn was das erfordert ist nicht gerade wenig.
Es ist so schön bequem dort einen Widerspruch zuzulassen, und wenn es auch nur auf ganz niedriger Ebene ist. Das fängt schon zum Teil im Kindesalter an und erst recht später. Das ist eine kulturelle, entwicklungsgeschichtliche Frage, ob das gelingt oder nicht. Und leider muß man feststellen, daß an dieser Frage bislang noch alle bisherigen sozialistischen Staaten gescheitert sind. Aber woran liegt es wirklich? Liegt es wirklich an der Form des Systems oder woran liegt es dann? Es wäre eine Nachforschung wert, das herauszufinden.

Mit Egoismus alleine läßt sich das nicht erklären, meiner Ansicht nach jedenfalls. Denn so oft wie ausgesprochen penetranter Egoismus auch in die Niederlage geführt hat, sollte man doch vielleicht inzwischen gelernt haben, warum das so ist. Das ist aber nicht der Fall. Bis zum heutigen Tag nicht. Worin liegt das?
Es gibt den schönen Ausspruch: „Jeder ist sich selbst der Nächste“. Das ist auch keineswegs nur eine Anschauung von Ausbeutergesellschaften, nein, die hatte sich auch schön in den bisherigen gegen Ausbeuter und Ausbeutung zu Felde ziehenden Gesellschaften wieder breit gemacht. Woran liegt es? Gibt es darüber irgendwelche Forschungen? Das würde mich sehr interessieren herauszufinden, wie sich auch andere Menschen über diese Frage Gedanken gemacht haben und dazu vielleicht etwas verfaßt haben.

Sicherlich will ich jetzt damit nicht sagen, daß das Gesellschaftssystem selbst nicht auch sein Gewicht hat, und daß es keineswegs so ist, daß durch Überwindung des Egoismus ein anderes Gesellschaftssystem herbei rückt. Das ist natürlich nicht der Fall. Das muß man auch voneinander trennen. Aber trotzdem ist doch Fakt, daß in sämtlichen Systemen, die bislang existiert haben und welche die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen überwunden haben wollten, es nicht dauerhaft funktioniert hat. Warum, das ist bestimmt auch nicht nur eine Frage dessen, daß erstmal ein solches System auf der ganzen Welt errichtet werden soll. Denn sämtliche anderen Systeme bislang, die alle jeweils für sich genommen einen Fortschritt bedeutet haben, sind auch ohne diese Bedingung ausgekommen, hatten Bestand und haben sich durchgesetzt. Das kann es also nicht sein. Also was ist es dann?

Darüber wollte ich anregen nachzudenken. Ich halte solche Fragen durchaus für von Belang. Eine Eigenart, die sich über die Jahrtausende durchsetzt, die muß ihre Gründe haben. Es wäre doch falsch zu behaupten, daß diese Gründe nicht herausgefunden werden können.

Sicherlich wird es nicht von heute auf morgen gelingen den individuellen Egoismus zu verbannen. Aber es sollte darauf Wert darauf gelegt werden, ist doch die Bekämpfung desselben eine Bedingung für das Funktionieren eines neuen Systems, welches die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen beenden will. Je mehr es einem gelingt, den individuellen Egoismus in den Griff zu bekommen, desto besser und stärker wird sich das neue erhoffte System entwickeln lassen.

 

Merkt man denn nicht was hier läuft? Ich merke das schon (*)

Wenn die grundsätzliche Substanz verschwunden ist, dann ist der Rest denen doch egal. Was bedeutet das? Das bedeutet, daß es einem immer klar sein muß wofür man eigentlich eintritt. Und daran kann man manchmal seine Zweifel kriegen, daß dem so ist.

Was ist es eigentlich, was ursprünglich unsere Intention und unsere Zielsetzung gewesen ist? Das war die grundlegende Veränderung der bestehenden Gesellschaft, des Systems der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen. Und was ist davon übriggeblieben? Das muß man sich wirklich manchmal fragen. Praktisch gesehen eigentlich nichts. Theoretisch wird dem nicht widersprochen, aber das ist eigentlich auch alles. Darüber muß man sich Gedanken machen, warum das so ist. Ich finde diesen Zustand höchst unbefriedigend. Das ist nicht das, wofür ich mich ursprünglich eingesetzt habe; daß man dieses System, dieses Ausbeutersystem am Leben erhält. Aber tun wir das nicht auch, indem wir nichts tun? Und muß man sich darüber keine Gedanken machen und darüber, was man praktisch tun könnte? Widersprüche gibt es genug, und Menschen, die nicht zufrieden sind mit ihrem Leben, da kann man sicher sein, die gibt es überall. Ja, man muß sich darüber Gedanken machen wie es damit aussieht. Ich finde jedenfalls den gegenwärtigen Zustand höchst unbefriedigend. Es passiert einfach nichts, null, absolut null . Und woran liegt das bitte schön? Darauf möchte ich eine Antwort.

Ich selbst bin bemüht, irgendwie den Anforderungen Rechnung zu tragen, indem ich wenigstens ab und zu eine Stellungnahme herausbringe, aber wo gibt es denn das sonst? Davon ist nicht viel zu merken. Alles läuft schön seinen Lauf. Oh, das Kapital kann sich glücklich fühlen, mit solch einer Opposition da kann man umgehen. Oh ja, die kann man schön in Ruhe lassen. Die braucht man nicht zu bekämpfen. Nein danke, dafür habe ich nicht gekämpft in der Vergangenheit, dafür bin ich nicht angetreten. Tut mir leid, ich will lieber auf alles verzichten, als das so weiterzumachen.

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(*) Dieser Abschnitt wurde am 24.03. hinzugefügt.


   

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