Internet Statement 2024-20
Maria Weiß 31.03.2024 Das liegt meiner Ansicht nach auch daran, daß eine andere, eine neue Gesellschaft, eine Gesellschaft die sich nicht nach materiellen Vorteilen für eine Minderheit definiert, sondern die materiellen Vorteile allen zugesteht, daß die eben nicht von alleine passiert. Ja, das ist vor allem auf kulturellem Gebiet schwierig. Wie will man jemanden überzeugen, daß man eine neue bessere Gesellschaft vertritt, wenn man im Grunde nichts anderes macht, als die alte nachzuahmen. Es funktioniert letztlich nicht. Das ist auch eine kulturelle Frage, ein kultureller Anspruch der an jede höhere gestellte Gesellschaft bislang gestellt worden ist und der vor allem an eine sozialistische Gesellschaft gestellt wird. Wie wollen wir denn beweisen, daß wir besser sind als die anderen, wenn wir das Gleiche machen? Das kann nicht funktionieren. Es ist auch die kulturelle Frage, die eine Herausforderung darstellt, gerade für jede neue Gesellschaft, die eine Gesellschaft, die auf der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen basiert, überholt hat und darin auch überzeugen will. Die kulturellen Fragen sind zu sehr vernachlässigt worden. Man hat zwar die gesellschaftliche Besitztümerschaft geändert, aber die kulturelle Frage hat man nicht genügend angepackt. Das muß man tun, sonst kann man nämlich letztlich nichts erreichen. Schaut man in die Geschichte zurück, dann merkt man auch oder nimmt wahr, daß jeder Fortschritt immer auch ein kultureller Fortschritt war. Wie weit aber ging es da in bisherigen sozialistischen Gesellschaften? Darauf sollte man durchaus auch sein Augenmerk richten. Ohne Frage, und das kann niemand bestreiten, es gab sie in der Sowjetunion und im sozialistischen China, die kulturellen Anstrengungen, fortschrittliche kulturelle Errungenschaften, aber wie weit ging es; wie weit wurde die kulturelle Frage angepackt und dann weiter behandelt? Darüber sollte man versuchen mehr Klarheit zu bekommen, damit man es ändern und für die Zukunft besser machen kann. Das geschieht auch schon in den Vorphasen dazu, nämlich in den Organisationen und Zusammenschlüssen, die eine solche neue Gesellschaft hervorrufen wollen; da fängt es schon an, daß man sich darüber im Klaren werden muß, die kulturelle Frage bewußt anzupacken. Darüber muß man sich Gedanken machen, wie man das anpackt. Wenn man immer nur das alte fortsetzt, wie will man dann eine andere Gesellschaft hervorrufen? Es ist eben nicht nur eine materielle Frage, es ist nicht nur eine Frage des Eigentums, es ist auch eine Frage, wie man kulturell damit umgeht. Das wird leider viel zu wenig berücksichtigt. Deshalb braucht man sich über die Ergebnisse, die es in der Entwicklung dieser Länder später gegeben hat, auch gar nicht so sehr zu verwundern. Wichtig ist, daß man darüber nachdenkt und versucht, wie man es auch vorher schon ändern kann. Auch wenn man noch nicht die neue Gesellschaft erreicht hat, sondern wie man es im Vorstadium schon ändern kann. Wenn sich immer nur das alte fortsetzt, hat man eben Pech gehabt. Dann wird man gesamtgesellschaftlich erst gar nichts umwälzen.
Selbstverständlich möchte ich nicht die großen Errungenschaften und den Durchbruch, den die chinesische Revolution als auch die russische Revolution in der Geschichte errungen haben, leugnen. Das liegt mir völlig fern. Im Gegenteil, davor habe ich eine große Achtung und auch ein großes Verständnis. Trotzdem aber muß man sehen, wie eine Sache sich entwickelt und darf nicht davor zurückscheuen, auch die Schwächen der jeweiligen Entwicklungen zur Sprache zu bringen. Darin besteht die Absicht meines jetzigen Entwurfs. Die Macht zu erringen ist oft nicht so schwer, sie zu verteidigen und weiter zu entwickeln, um so mehr. Die Geschichte zeigt, wie sehr das auch gerade für die proletarische Macht Gültigkeit hat.
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