Internet Statement 2024-34

 

 

Das ist  ja  beinahe  zum Verzweifeln hier – 68erin reißt mal die Klappe auf

 

Maria Weiß   06.06.2024

Es gibt Dokumente die einfach aus einer anderen Zeit stammen. Einer Zeit in der die Ausbeutung und Unterdrückung im Land weitaus stärker spürbarer war als es zum heutigen Tag ist, obwohl sie nach wie vor vorhanden ist. Aber was nicht da war, war eine grüne Berieselung, die gab es damals nicht. Es gab ein Aufbegehren der Jugend und vor allem der Studenten gegen die Verhältnisse in dieser wundervollen, ach so demokratischen Bundesrepublik Deutschland. Nein, das konnte man nicht ertragen, diese Heuchelei, die hier existiert hat.

Heute sieht das ganz anders aus. Heute sind die Oberheuchler in der Regierung drin, das sind die Grünen. Und wenn man sich so etwas bieten läßt, hier in diesem Land, und trotzdem mit diesen Verhältnissen hier nicht zufrieden ist, dann hat man selbst Schuld. Man sollte sagen: Nein, so nicht, so haben wir nicht gewettet; wir wollen etwas anderes; wir wollen eine andere Gesellschaft. Wir wollen eine Gesellschaft die für alle Menschen eine Chance gibt und in der Ausbeutung und Unterdrückung des Menschen durch den Menschen eine Sache der Vergangenheit ist. Soweit ist das jedenfalls meine Meinung zu der heutigen Situation. Das ist so etwas von viehischer Heuchelei, was hier läuft, das ist einfach widerlich, das hat selbst der Nazifaschismus nicht übertreffen können, obwohl das auch schon viehisch genug war.

Natürlich gibt es Unterschiede, aber die sind heute kaschierter. Auch heute gibt es noch Unterdrückung und Einsperrungen von Menschen die den Fortschritt wollen – aber sicher doch. Man muß bloß ein bißchen sensibler werden und ein Auge darauf haben. Tut man das nicht, dann könnte man hier wirklich verzweifeln.

Als ich 1967/68 nach Berlin kam, um Medizin zu studieren, gab es eine Jugend- und Studentenbewegung, die die herrschenden Verhältnisse entschieden zu kritisieren wußte und die ganze Heuchelei der offiziellen Propaganda durchstochen hat. Das war gut so. Aber leider ist es nicht weiter gegangen, es wurde aufgefangen von der Bestechung, was der Bourgeoisie durch ihre Extraprofite aus der Dritten Welt gelang. Ja, da konnte man die Leute kaufen. Das heißt nicht, daß ich jetzt sagen will, daß alle Menschen, die damals auf der Straße gestanden haben und die die bestehenden Verhältnisse so entschieden kritisiert haben, bestochen waren, nein keineswegs. Aber es gab immerhin dann eine Form von Bestechung durch die Grünen. Alles wurde nach Grün um frisiert, als wenn die Umwelt das entscheidende Problem wäre und nicht die widersprüchliche Gesellschaft. So eine Irreführung einer ganzen Generation hat es bis zum heutigen Tag nicht gegeben, nehmen wir mal den Nazifaschismus aus. Damit kann man es gewissermaßen vergleichen, obwohl erstmal die Auswirkungen andere gewesen sind. Aber man versucht halt von Seiten der Bourgeoisie immer das für sie am scheinbar Möglichsten herauszuholen. Und das war ihnen damals, um die Revolutionäre unter den Studenten – und davon gab es viele – wieder zu befrieden. Das war eben die grüne Propaganda, daß angeblich die Umwelt schuld an aller Misere ist. Was völliger Quatsch ist, denn die Umwelt, die Welt um den Kapitalismus und das System der Ausbeutung drumherum, woher soll es denn kommen, daß die plötzlich die Ursache von allem ist? Das kann mir mal jemand von diesen Hampelmännern, die das damals vertreten haben und heute immer noch vertreten, erklären.

Um auf die Frage eine Antwort zu geben, warum es nach der 68er Bewegung nicht weiter ging, das ist meiner Ansicht nach bedauerlicher Weise der internationalen Ausbeutung zuzurechnen. Die haben unglaublich was hineingesteckt in dieses Land, um diese damals wirklich für ihre Verhältnisse erstmalig wieder revolutionäre Bewegung kaputt zu kriegen. Sie haben sie abgelenkt. Die Umwelt sollte angeblich der Kern allen Übels sein, was natürlich totaler Quatsch ist. Nicht die Umwelt ist schuld an den gesellschaftlichen Verhältnissen, sondern die Gesellschaft selbst. Und die herrschenden Kräfte in der Gesellschaft die sind verantwortlich, nicht etwa die Umwelt. Ja, warum konnte ein solcher Quatsch überhaupt greifen? Das hängt mit der realen Bestechung zusammen, die damals auf Hochtouren lief. Die Leute wurden bestochen, die Menschen die vorher kritisch waren bekamen schöne Jobs, Hauptsache sie waren grün. Und wenn man so opportunistisch ist und sich auf so etwas ein läßt, dann hat man eben selber Schuld. Das ist der eigentliche Knackpunkt, der hier die ganze Bewegung zurück geschmissen hat, die Bestechung, möglich durch die Ausbeutung der Dritten Welt durch die hiesige Bourgeoisie. Auch in anderen Ländern war es ganz ähnlich.

Aber wer redet denn heut noch über so etwas? Niemand. Nein es ist alles ganz klar. Fein, wir haben die Grünen, die Grünen sind in der Regierung, ach wie toll ist doch das alles und sie kümmern sich um die Umwelt. Aber was ist eigentlich mit der Welt, wer macht sich denn mal über die Welt Gedanken?

Sicherlich gab es damals revolutionäre Kräfte unter der Jugend und den Studenten, wie auch unter den Arbeitern, die versucht haben, die perversen Verhältnisse in diesem Land anzugreifen und zu kritisieren. Unsere Organisation war damals eine der revolutionären Kräfte. Und es gab auch noch andere die es versucht haben. Aber warum sind sie denn nicht weiter gekommen? Das hängt exakt mit dieser Bestechung zusammen. So war die ganze Anti-AKW-Bewegung z.B. ein einziges mieses Ablenkmanöver von der Bourgeoisie. Leider gab es viel zu viele Menschen die darauf hereingefallen sind. Dafür können wir aber nichts.

In gewisser Weise kann man die heutigen Grünen durchaus mit den damaligen Nazis vergleichen, und zwar in der Hinsicht, was ihre Ablenkfunktion betrifft. Das ist natürlich nicht identische, bis jetzt jedenfalls nicht, obwohl die Grünen mit ihrer Totalverleumdung der Menschheit, in gewisser Weise auch nicht viel besser sind als die Nazis. Es kommt natürlich darauf an was praktisch daraus folgt. Und wir hoffen natürlich, daß nicht so etwas darauf folgen wird. Wir werden alles dagegen tun, daß das nicht der Fall ist. Aber von der ganzen Substanz her haben die durchaus Ähnlichkeit. Der Mensch ist für die so ungefähr das Letzte, außer ihnen selbst natürlich. Sie machen die Ausnahme. Wo ist denn da der Unterschied, ich sehe den nicht. Man sollte sich das mal durch den Kopf gehen lassen, bevor man an der Entwicklung der letzten Jahrzehnte hier zu verzweifeln droht. So viele haben einmal etwas anderes gewollt; man wollte einmal eine revolutionäre Entwicklung in diesem Land; man wollte endlich mal hier andere Verhältnisse herstellen, als die der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen.

Das Vorbild damals war China, aber was ist denn aus China geworden? Das spielt auch eine Rolle beim Scheitern der 68er Bewegung. Der Revisionismus, das Umknicken vor der internationalen Bourgeoisie in China, das sollte nicht unerwähnt bleiben. Das spielte durchaus eine praktische Rolle, das sollte man nicht unterschätzen und solle es heute vernünftig analysieren.

Wenn man selber für den Fortschritt eintritt und für die Befreiung der Gesellschaft von dem System der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, sollte man sich überlegen, was man heute machen kann, um diese stagnierende Situation in der Gesellschaft, wie sie gegenwärtig überall herrscht, zu überwinden. Wir sind sehr interessiert an Menschen, die ähnlich denken und bereit uns mit ihnen auseinander zusetzen und vielleicht Mittel und Wege zu finden, wie man hier sozusagen das Ruder wieder herumwerfen kann.

Nicht die Umwelt muß gerettet werden, sondern die Welt muß verändert werden, sonst geht bald beides den Bach runter, die Gesellschaft und die Umwelt.

Noch eine Anmerkung. Ich selbst stamme aus der 1968er Bewegung. Wir wollten damals die Gesellschaft verändern. Das ist uns leider nicht gelungen, aber was der Bourgeoisie gelungen ist, war erstmal wieder einen Ausweg zu finden, der darin bestand alles auf die sogenannte Umwelt abzulenken. Ein schönes Märchen, ein schöner Betrug. Die Umwelt ist die Umwelt und was der Mensch macht, die Menschheit, die Mehrheit, das steht auf einem gänzlich anderen Blatt. Und es ist ein Fakt, daß es der Kapitalismus geradezu drauf hat auch die Umwelt mit zu zerstören. Warum können denn diese Leute, die da dieser Ablenkung auf den Leim gegangen sind, nicht so weit denken, um sich das mal klar zu machen? Das ist wirklich schwer zu verstehen. Aber vielleicht ist es noch nicht völlig zu spät. Vielleicht gibt es ja mal wieder eine Bewegung, die die Ablenkung auf den Ökologismus kritisiert und das Ruder wieder herum wirft auf die eigentlichen wichtigen gesellschaftlichen Widersprüchlichkeiten.

Die Menschheit hat nur eine Zukunft, wenn es ihr gelingt die sozialen Fragen wieder an die erste Stelle zu verfrachten. Sonst sieht es wirklich sehr, sehr schlecht aus.

Zwei Weltkriege hat es bislang gegeben mit jeweils verheerenden Konsequenzen, vor allen Dingen für die Bevölkerung. Ein dritter wird sicherlich kommen, wenn man die gesellschaftlichen Verhältnisse nicht endlich in Angriff nimmt. Die „grüne Bewegung“ aber ist genau das Mittel der Bourgeoisie, die das verhindern soll. Man sollte in Ruhe darüber nachdenken, ob man das nicht vielleicht umkehren kann? Ich hoffe, daß es gelingt. Und ich bin gerne bereit, mich mit allen Menschen auseinanderzusetzen, die das ähnlich sehen oder auch Fragen in dieser Hinsicht haben, das ist kein Problem. Wir sollten uns konsultieren, zumindest diejenigen die am Fortschritt in der Veränderung der Gesellschaft interessiert sind und versuchen dieses wirklich knallharte und angeblich kaum überwindbare Problem zu beseitigen.

Raus aus der Sackgasse

Wer stellt eigentlich in diesem Land und in anderen Ländern dieses Breitengrads, überhaupt noch eine wirklich fortschrittliche soziale Kraft dar? Die Frage stellt sich in einer Deutlichkeit, weil damit natürlich im Zusammenhang steht, welche Chance der Fortschritt in diesen Breiten eigentlich hat, gegenwärtig. Ich bin der Ansicht, darüber sollte man einen Gedanken verlieren. Denn der ganze Stand der Massenbewegung, überhaupt der Präsenz und die Möglichkeiten sozialen Fortschritts, in einem wirklich fundamentalen Sinn zu erreichen, sind sehr gering, gegenwärtig. Meiner Ansicht nach jedenfalls. Nicht nur in unserem Land, sondern auch in anderen europäischen Staaten.

Die Aufgabe sozialen Fortschritt zu erreichen ist aber deswegen nicht weg, ganz im Gegenteil. Und das findet auch anderswo durchaus statt. Auch das sollte man untersuchen und vielleicht gewisse Verbindungsmöglichkeiten entdecken. So wie das momentan aussieht, ist das jedenfalls äußerst unbefriedigend. Der Fortschritt hat kalte Füße. Und die Ausbeutung, als auch vor allen Dingen die Bestechung, möglich durch die Ausbeutung von anderen Breiten auf diesem Erdball, ist gigantisch. Trotzdem gibt es natürlich Elend hier, Unzufriedenheit, ganz und gar nicht so wenig. Aber wenn man nichts dafür tut, dann bekommt die Unzufriedenheit allerhöchstens wieder einmal eine entgegengesetzte Gestalt, wie das schon mehrfach in der Geschichte z. B. in Mitteleuropa, überhaupt in Europa und auch anderswo der Fall gewesen ist.

Ich möchte wirklich empfehlen das sich jeder Mensch, der irgendwie am Fortschritt interessiert ist –die gibt es natürlich immer noch, im Gegenteil, da gibt es sogar sehr viele – darüber vielleicht mal nachdenken kann oder sollte, um Wege und Mittel zu finden aus dieser aufgezwungenen gesellschaftlichen Sackgasse auszubrechen.

Es ist das System der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, welches diese Fragen stellt, und welches sich inzwischen wieder überall auf der Welt ausgebreitet hat, bedauerlicherweise. Viel zu wenige Menschen, heutzutage, stellen sich solche Fragen, jedenfalls habe ich diesem Eindruck. Man muß sie sich aber stellen, wenn man nicht von der nächsten Katastrophe überrascht werden will. Von alleine passieren immer nur die Katastrophen, dagegen muß man etwas tun. Es sollte doch möglich sein, rechtzeitig einmal aus der Geschichte zu lernen und nicht wieder einmal zu spät. Packen wir es an. Wir wollen keinen Dritten Weltkrieg, wir wollen eine andere Welt.

 

 

,Dokumente zur Studenten- und revolutionären Jugendbewegung 1966-1972
Internet Statement 2001/18

 

Die Folgen des 2. Juni 1967 – einiges aus der Erinnerung
"...
Kein Verständnis der heutigen Situation ohne den damaligen Umbruch. Erst in den siebziger Jahren gelang es dem Staat, durch die ökonomische Umschichtung in der Gesellschaft, durch alle Mittel der Korrumpierung wie auch der Repression, wie auch durch die später folgende aufgesetzte Bewegung der Grünen, diesen Erdrutsch in der Gesellschaft weitgehend unter Kontrolle zu bekommen. Diese Konsequenzen sah an jenem Abend des 2. Juni 1967 wie in den folgenden Tagen noch niemand voraus."
Internet Statement 2007-52,


Zum 40. Jahrestag der Gründung der KPD/ML  - Dokumente - 31. Dezember 2008         
Am 31.12.1968 wurde die KPD/ML gegründet. Eine Gründung, der schon eine Reihe von Bemühungen marxistisch-leninistischer Gruppen innerhalb der Jahre 67 und 68 vorausgingen, die im weiteren zum Aufbau, aber auch zur Auseinandersetzung um verschiedene Konzeptionen der Partei führte. Das Bemühen um eine marxistisch-leninistische Partei in diesem Land war ohne Zweifel von großer Bedeutung und hat die 70er Jahre und das, was danach kam, erheblich beeinflußt. Die Bedingungen in diesem Land waren, wie wir schon oft dargelegt haben, äußerst schwierig. Nichtsdestoweniger waren diese revolutionären Bestrebungen und auch ihr Scheitern an bestimmten Punkten von großer Tragweite.
Internet Statement 2008-55

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