Internet Statement 2024-36
Entwickelt sich etwa hier eine Art Generation von Absahnern?
Maria Weiß 14.06.2024 Als ich mit meinen Eltern aus diversen Gründen, unter anderem politischen, nichts mehr zu tun haben wollte, da habe ich ihnen ebenfalls erklärt, daß ich von ihnen auch kein Geld mehr haben möchte. Das war für mich selbstverständlich. Wie kann ich von dem Geld von jemandem leben, mit dem ich nichts zu tun haben will, mit dem ich in einem unversöhnlichen Widerspruch stehe? Aber heute scheint das anders zu sein, heute scheint man gelernt zu haben beides miteinander zu kombinieren.
Man ist zwar nicht Rechenschaftspflichtig, man muß nichts sagen, man muß keine Kommunikation betreiben, aber man läßt sich aushalten. Wie bitte, wo gibt es denn so etwas? Ich möchte mal wissen, wo das herkommt und was für gesellschaftliche Strömungen so etwas begünstigen? Ich finde das unter der Würde. Man hat den Mund immer so voll von der Menschenwürde, man redet ständig von der Menschenwürde, aber auf sich selbst bezogen, bitte, das braucht man anscheinend nicht, nein, das hat man nicht nötig. Messen mit zweierlei Maß, was ist das denn? Das sollten wir wissen aus der Geschichte, was das bedeutet. Man sollte daraus lernen, daß man so etwas ablehnt und kritisiert. Manchmal ist es auch unabdingbar moralische Kriterien an die erste Stelle zu setzen. Jeder, der irgendwie aus dem Nazifaschismus in Deutschland etwas gelernt hat, sollte das wissen. Aber das ist ja schon so lange her, ach du liebe Güte, heute denkt so mancher ganz anders. Heute denkt man „pragmatisch“. Ach, es ist ja so bequem sich aushalten zu lassen und trotzdem das zu machen, was man will. Natürlich ist es richtig, daß jeder Mensch selber entscheidet, was er macht, aber er sollte auch möglichst entscheiden, daß er das nicht von andern bezahlen läßt. Das ist für mich selbstverständlich. Das ist eine Frage nicht nur der Moral, sondern auch der Selbstachtung, vor allen Dingen. Letzteres sollte sich da manch einer oder eine vielleicht mal durch den Kopf gehen lassen.
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