Internet Statement 2025-20

 

8. Mai 2025 - 80 Jahre Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa
- Einige Überlegungen zu diesem Anlass

Wassili Gerhard 13.05 2025


Es ist besonders beschämend, daß am 8. Mai Vertreter Russlands oder sowjetische Flaggen unerwünscht waren. Und das gerade in Berlin, das ja schließlich fast ausschließlich von der Roten Armee erobert und befreit wurde. Und noch dazu an diesem Tag. Die Sowjetunion, von der Russland ein gehöriges Stück ausmachte, hat tatsächlich riesige Opfer gebracht und die Hauptlast der Anstrengungen, den Nazifaschismus militärisch niederzuschlagen, getragen. Von Anfang an hatte die Wehrmacht, trotz ihres Vorrückens in der ersten Zeit, dort die höchsten Verluste. Die bewußteren Elemente der Sowjetbürger wußten, daß es um ihre Existenz, um die Verhinderung ihrer Versklavung durch den Nazifaschismus ging.

Heute geht man hierzulande anscheinend zurück in die Zeit des „Kalten Krieges“. Aus dem sind wir ohne heißen Krieg herausgekommen, aber der Krug geht so lange zum Brunnen bis er bricht. Manches erinnert heute wieder an die erste Zeit nach dem Krieg, als Unverbesserliche, die die Nazizeit beschönigen wollten - und die waren an jeder Ecke präsent und saßen auch wieder in führenden Positionen, und die sind wir vielfach nur „biologisch“ losgeworden - als solche Kräfte sagten: Wenn Hitler nicht die Juden umgebracht hätte, dann wäre er doch gar nicht so schlecht gewesen. Die Amis würden doch jetzt auch „den Russen“ „mit uns zusammen“ bekämpfen. Und in der Tat haben die so manchen Nazi in ihre Dienste übernommen und sogar auch vor der Justiz geschützt, soweit das nicht die Justiz hier schon selbst besorgt hat. (Antifaschistische Gene der Bundesrepublik? Von wegen!) Vielleicht würde man mit ihnen zusammen gegen Russland ziehen und dann wären die Erfahrungen der „Wehrmacht“ nützlich. Linke, die öffentlich in Erscheinung traten, bekamen auch zu hören: „Dich haben sie vergessen zu vergasen.“ Die sogenannten 68er haben da einiges zur Überwindung solcher Erscheinungen getan.

Der Nazifaschismus praktizierte nicht nur einen antijüdischen Rassismus, auch einen antislawischen. Er richtete diesen antislawischen Rassismus vor allem gegen Russen mit ihrem angeblichen „jüdischen Bolschewismus“. 1925 war Hitler beteiligt am Verfassen einer Schrift, zusammen mit seinem Mentor Eckart „Der Bolschewismus von Moses bis Lenin“. Lenin wurde zum Juden erklärt. Die Einwohner der Sowjetunion (Ukrainer, Weißrussen, die Kaukasusvölker und die Russen u.s.w. sollten zu einem Sklavenvolk gemacht werden, der Kommunismus sollte ausgerottet werden und niemals wieder sollten diese Völker die Fähigkeit besitzen, eine Revolution zu machen und ihre Beherrscher zu stürzen. Alle, die über eine Bildung verfügten die über eine ganz minimale „für Sklaven ausreichende“ Schulbildung hinausging, sollten umgebracht werden. Politkommissare sollten sofort ohne Verfahren erschossen werden. Vertreter von Völkern, die versklavt werden sollten und im Zweiten Weltkrieg 27 Millionen Menschen verloren haben, nicht nur militärische Opfer, sondern auch Millionen viehisch umgebrachte Zivilisten, die dürfen an diesem Gedenktag nicht ausgeschlossen oder für unerwünscht erklärt werden.

Dagegen sind solche ukrainischen Vertreter akzeptiert und werden bevorzugt, zum Beispiel vor dem großen Ehrenmal in Berlin-Treptow, die unablässig nur darum bemüht sind, die Verdienste der Sowjetunion herabzuwürdigen. Ich will damit nicht sagen, daß die Sowjetunion nicht auch Kritik verdient für so manches. Aber vor allem sollten an einem solchen Tag die unzähligen sowjetischen Soldaten geehrt werden, die ihr Leben dafür hingegeben haben, daß die Menschheit vom Nazifaschismus befreit wurde, mindestens so sehr wie auch Angehörige anderer Nationen, die dafür gekämpft und Opfer gebracht haben. Unzweifelhaft haben auch Ukrainer in großer Zahl im Zweiten Weltkrieg ihr Leben im Kampf gegen den Faschismus gegeben. Aber die Mehrheit derer, die das getan haben, hat das in der Roten Armee getan, und deren Andenken wird heute in der Ukraine mit Füßen getreten. Man schleift Gedenkstätten für die Gefallenen der Roten Armee und kompostiert jegliche russische Literatur. Gleichzeitig gibt es völlig legal Gedenkmärsche für die Angehörigen der ukrainischen SS- und Wehrmachtsformationen. Es heißt, die wollten doch die Unabhängigkeit der Ukraine. Ukraine über alles, über die Interessen der Mehrheit der Völker in der Welt gestellt? Und man lädt hierzulande auch solche Leute wie z.B. den ehemaligen Botschafter Melnyk ein, die diejenigen rechtfertigen, die mit den Nazis zusammen die Sowjetunion bekämpfen wollten, die die Ukraine „ethnisch säubern“ wollten, die mit einem völlig engstirnigen Nationalismus bereit waren, sich den Nazis zu anzudienen, wenn die ihnen den eigenen Staat zugestehen.

In der Ukraine gibt es keine „Brandmauer“ gegenüber den offen ultrarechten Parteien, auch wenn sie nie landesweit große Wahlerfolge hatten, was für die Ukrainer spricht. Trotzdem sind die Ultrarechten überall integriert, auch die rechten Milizen, die im Inland so manchen Russen oder Linken oder nur Kritiker drangsaliert oder gar umgebracht haben. Sie nutzten den Bestrebungen der USA als ein Werkzeug, die die Ukraine an sich binden und für ihr Bestreben nutzen wollen, ganz Eurasien unter ihre Kontrolle zu bekommen. Und die jetzige Regierung setzt ihrerseits auf die USA, daß sie ihr hilft, das von einem korrupten und unfähigen Oligarchenregime völlig heruntergewirtschaftete Land zu einer militärisch und wirtschaftlich starken Regionalmacht zu machen. Dagegen werden sie von Trump behandelt wie das, was sie in seinen Augen sind: Lakaien. Trump ist für die USA ungewöhnlich offen und unverblümt, während bisher alles in scheinbar „menschenfreundliche“ Phrasen gehüllt wurde.

Die alte Bundesrepublik ist ein Vorbild für die rechten Nationalisten in der Ukraine. So wie die Bundesrepublik sich aus der Kriegsniederlage unter dem Schutzschirm der USA zu einem wirtschaftlich prosperierenden Land entwickeln konnte, so meinen auch sie, sich mit Hilfe der USA aus ihrem Bankrott zu befreien. Es ist aber gerade das heutige Fehlen einer starken Gegenmacht wie der Sowjetunion und einer Vielzahl von Ländern gleich nebenan, die eine Alternative zum Kapitalismus verkörpern wollten, was das verhindert, daß die Ukraine eine solche Rolle von den USA zugewiesen bekommt. Das war eben in den Jahrzehnten nach dem Weltkrieg anders. Schaufenster des Westens in der gegenwärtigen tiefen Krise des globalen Kapitalismus? Danach sieht es nicht aus.

Heute droht tatsächlich ein neuer globaler Krieg, vor allem zwischen den USA und China, der einem solchen Krieg zumeist vorangehende Wirtschaftskrieg wird schon einmal geprobt. Denn für einen solchen Krieg müssen die internationalen Verflechtungen so weit wie möglich reduziert werden. Die Europäer und vor allem Deutschland sollen den USA als deren Gendarmen den Kampf um Russland und Osteuropa abnehmen und das Risiko des Krieges mit der Atommacht Russland vor allem tragen. Gehen sie daran kaputt - ein Konkurrent weniger auf der Welt. Verteidigungsfähigkeit stärken? Nein, Kriegsfähigkeit im Dienste des alten westlichen Weltkapitalismus unter Führung der USA gegen Russland. Ist das ein Lernen aus den Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges? Nach dem letzten Weltkrieg haben Menschen mit Durchblick gesagt: Deutschland hätte sich auf seine guten Seiten besinnen sollen, auf seine industriellen und wissenschaftlichen Fähigkeiten, auf seine gut ausgebildeten Arbeitskräfte, statt Krieg zu führen. Das gilt auch heute. Diese Lehre wird mit Füßen getreten.

Das liegt auch daran, daß ein so hoch entwickelter Kapitalismus wie heute eine so erfahrene und kampfstarke Arbeiterklasse, wie sie hier einst existierte, nicht mehr als Gegner im Lande haben will. Lieber hat man hier Millionen zu Harz IV-Empfängern gemacht und deren Arbeitsplätze in andere Teile der Welt verlagert. Die jetzige Deindustrialisierung betrifft den Rest, den man unbedingt hier behalten wollte. Und so wird die Chance für andere Länder in der Welt erhöht, selbst zu Industriemächten zu werden, die nun zunehmend zu ernsten Rivalen zu werden drohen. Auch solche aus der ehemaligen kolonialen Sphäre. Jetzt wird die grüne Strömung, die hier in Begleitung der hiesigen Deindustrialisierung hochgezogen wurde, auch auf die internationale Sphäre ausgeweitet. Und eine unverkennbare Verschärfung der neokolonialistischen Bestrebungen ist zu bemerken.

So hat die EU eine Vereinbarung mit Ruanda über die Lieferung von seltenen Mineralien geschlossen, die in Wahrheit vor allem aus dem Kongo geraubt werden und von denen manche z. B. in allen unseren Handys stecken. Ruanda, das gleich nebenan liegt, ist über Milizen im Kongo aktiv, vor allem der Miliz „M 23“, aber teilweise auch mit eigenen Kräften. Die Plünderung der wertvollen Bodenschätze in der Demokratischen Republik Kongo ist ein wichtiger Hintergrund bei den inneren und äußeren Kriegen im Osten der DR Kongo, die immer wieder aufbrechen. Seit 1996 hat es dort geschätzt sechs Millionen Todesopfer gegeben und unzählige Greuel.

Oder man nehme das sogenannte Lieferkettengesetz, die Kontrolle der Arbeits- und Sozialbedingungen in den Zulieferbetrieben in aller Welt, bisher ein Feigenblatt, das praktisch weitgehend nur auf dem Papier existierte. Darunter fallen auch Kontrollen im Zusammenhang mit „Konfliktmineralien“ ganz oder teilweise weg. Es soll anscheinend von der neuen Koalition in großen Teilen faktisch ad acta gelegt werden, was unter der Parole „Entlastung der Betriebe von überbordender Bürokratie“ läuft. Die internationale Ausbeutung soll offenbar gesteigert werden, aber um die entsprechenden Pfründe wird es auch in einem neuen globalen Krieg gehen. Nicht nur dort, auch bei den Bodenschätzen der Ukraine sind die USA - egal unter welcher Regierung - und die Bundesrepublik Rivalen, und auch China hat da Ambitionen.

Die sogenannten 68er, eine Generation, die mittlerweile recht alt ist, hatten Lehren aus dem Zweiten Weltkrieg und dem Nazifaschismus gezogen. Damals haben auch ich überlegt, was passieren muß, damit so etwas nicht noch einmal zugelassen wird. Wir wollten, daß es so etwas wie den Antisemitismus der Nazis, aber auch überhaupt Rassismus und Unterdrückung anderer Völker nie wieder gibt. . Und obwohl die USA auch einen Anteil am Krieg gegen Hitler hatten, lehnten wir deren Krieg in Vietnam ab, wo die USA nicht nur einen antikommunistischen, sondern auch einen neokolonialistischen Krieg führten, nachdem die Vietnamesen ihre französischen Kolonialherren abgeschüttelt hatten, so wie die Nazis einen solchen Krieg in Osteuropa führten. Auch deren Beteiligung an der Ermordung Lumumbas im Kongo, wie überhaupt deren Unterstützung faschistischer Regime und Bekämpfung fortschrittlicher und nach mehr Unabhängigkeit strebender Kräfte in der ganzen Welt, spielten eine Rolle.


Da haben wir gelernt, daß politische Einschätzung nicht nach ethnischen Gesichtspunkten geschehen kann. Etwa daß ein Volk, dem Unrecht geschehen ist oder das einen gerechten Krieg gegen die geführt hat, die daran beteiligt waren, den Nazifaschismus militärisch zu schlagen, nun für immer in allem, was es tut, unterstützt werden muß, auch wenn seine Anführer Verbrechen begehen. Auch die Unterstützung des palästinensischen Kampfes unter Führung der damaligen PLO war richtig. Das ist nicht antisemitisch, wenn da ein Bekämpfen des Neokolonialismus dahinter steckt, oder ein Kampf gegen neue Kolonialverbrechen. Und schließlich: Kapitalismus führt zum Faschismus, Kapitalismus muß weg. Das war damals eine Lehre aus dem Nazifaschismus, die viele gezogen haben, und eine Parole auf Demonstrationen.

Und wenn man heute sagt, daß wir nicht einen Krieg mit Russland führen wollen, dann nicht, weil Putin so toll ist, was uns sofort unterstellt wird. Eine solche Zurückführung politischer Vorgänge auf angebliche Charaktereigenschaften einzelner Personen, wie sie heute vielfach vorkommt, ist politische Verblödung. Es ist für die Zukunft Europas wichtig, daß die Völker bei allen Verschiedenheiten lernen, friedlich zusammenzuleben, das gilt auch besonders für Deutschland und Russland. Auch für die Ukraine und Russland, was nicht heißt, daß der eine der Lakai des anderen sein muß. Aber der Lakai einer Macht über den großen Teich zu werden, um es der nebenan zu zeigen, ist ganz sicher auch keine Lösung. Das soll nur davon ablenken, daß die Oligarchen im Inneren mit den inneren Problemen nicht klar kommen und darum alles auf äußere Probleme ablenken wollen. Das hat seine Parallelen auch zu den hiesigen Vorgängen.

Schluß damit, das Land immer weiter in einen neuen globalen Krieg hineinzuziehen!
Kein erneuter Krieg mit Russland!

 

 

 



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