Gründungsaufruf:
Personen-Bündnis für einen politischen 1. Mai 2002 in Berlin Kreuzberg

http://erstermai.de/pro_gruendung.html       

Nach den langjährigen Erfahrungen mit dem 1. Mai in Berlin Kreuzberg wollen wir ein Konzept für einen politischen 1. Mai 2002 unterbreiten und realisieren. Wir repräsentieren ein breites politisches Personen-Bündnis aus globalisierungskritischen Bewegungen, Antifagruppen, Bürgerrechts- und Menschenrechtsgruppen, Bürgerinitiativen, lokalen Bündnissen, Frauenprojekten, Parteien, Gewerkschaften, Kirchen, Migrationsprojekten, Jugendorganisationen, Künstlern, Schauspielern, Schriftstellern, Musikern, Einzelhändlern und Dienstleitern, Schulen und Schülern, Studentenvertretungen und studentischen Projekten, Ausländer-Projekten u.a.m. Dieses Personen-Bündnis versteht sich als Alternative zur ritualisierten Gewalt-Konfrontation. Bürgerinnen und Bürger Berlins und des Stadtteils Kreuzberg wollen ihre basisdemokratischen Rechte politischer Selbstorganisation selbst in die Hände nehmen. Politische Teilhabe als "Demokratie von unten" ist zu erneuern.

Ziel des 1. Mai 2002 ist eine politische Veranstaltung, auf der viele brisante ökonomische, politische, soziale, kulturelle und individuelle Problemdimensionen in unterschiedlichen Formen behandelt werden. Eine Repolitisierung des 1. Mai steht an, indem eine radikal menschenrechtlich orientierte "Demokratie von unten" in ihren Möglichkeiten erneut zum zentralen Thema der Auseinandersetzungen gemacht und nicht in einer Gewaltfixierung inhaltlich blockiert wird. Ein solches Ziel lässt sich nur erreichen , wenn mit diesem Vorhaben ein politischer Lernprozeß der etablierten Parteien, der Verwaltung und der Polizei einhergeht und vor allem der neue Innensenator und die Polizeiführung bereit sind, die Selbstorganisation des 1. Mai ohne Polizeipräsenz dem Personen-Bündnis zu überlassen. Das wäre ein politisches Signal für eine andere politische Konfliktbewältigung.

Das Personen-Bündnis will vor allem durch ein ausgewiesenes Programm sowohl die etablierte Politik, als auch diejenigen, die bisher mit den 1. Mai-Ereignissen verbunden waren davon überzeugen, dass es Alternativen zum bisherigen 1. Mai gibt. Der Bezirk Kreuzberg - Oranienplatz, Mariannenplatz, Lausitzer Platz, Kottbusser Tor und die in diesem Vieleck eingeschlossenen Straßen, Kreuzungen und Plätze - sollen zu einem politischen Ort dieses repolitisierten 1. Mai werden. Die Attraktivität muss so groß sein, dass 40-60.000 Berliner und Berlinerinnen das neue Projekt Kreuzberg 2002 besuchen und die Massenpräsenz eine neue Qualität von themenbezogener Auseinandersetzung schafft und Gewalt unmöglich macht.

Als Themen sind vorgesehen:
- Globalisierung, Krieg, ziviler Ungehorsam
- Grund- und Menschenrechte
- Lokale Politik als menschenrechtlich-demokratische Option
- Grundsicherung und neue Arbeitsplätze
- Reichtum und Armut – Obdachlosigkeit
- Lokale und globale Vernetzungsprojekte
- Gewalt als legitimes Mittel? Strukturelle Gewalt, Staatsgewalt, Männergewalt
- Migration, Asyl, Rassimus
- Geschlechterdemokratie
- Kreuzberg als Arbeits- und Lebensmitte
- Schule, Hochschule, Bildung neu denken
- Behutsame Stadterneuerung
- Ökologische Metropole – von wegen?
- Europa- jenseits eines marktradikalen Projekts
- Multikulturelle Gesellschaft

Die Formen sollen variabel und so gestaltet sein, dass ernsthafte inhaltliche Aus-einandersetzungen, entspannende und ereignisorientierte Veranstaltungen eine Einheit bilden. So sollen Strassenfeste und Kinderfeste fortgeführt werden, Hearings- und Diskussionsforen stattfinden, Musikgruppen und Klassiker auftreten, das satirische Kabaret seinen Platz haben, Demonstrationen vielfältiger Art eine Selbstverständlichkeit sein, Zukunftswerkstätten Phantasie und Kreativität herausfordern. Inhalte und Formen sollen etwas anbieten, was es noch nicht gegeben hat und Chancen für neue Politisierungen öffnen.

Das Personen-Bündnis wird ein Programm für den 1. Mai 2002 ausarbeiten und es der Öffentlichkeit vorstellen. Das setzt eine arbeitsfähige Binnenstruktur des Bündnisses voraus. Es bedarf eines Konsenses nach innen, sonst sind alle Anstrengungen umsonst. Es gibt bereits Vorverhandlungen mit dem Senat und der Polizei, um das Projekt 2002 auszuloten.
Die Faszination dieses Projekts besteht in der positiven Utopie und der gleichzeitig schmalen Chance, es tatsächlich verwirklichen zu können. Das Personen-Bündnis setzt auf den Versuch - mit einer guten Chance.

 

Erstunterzeichner/Erstunterzeichnerinnen

Dierk Arlt (Glasermeister Kreuzberg)
Alper Baba (Jugendprojekt Dresdner Strasse)
Tobias Bauer (Humanistische Union)
Carsten Becker (ver.di Berliner Charité)
Michael Behrendt (Kampagne gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste und Militär)
Peter Bohl (Landesjugendring Berlin)
Walid Chahrour (Vereinigte Palästinensische Gemeinde Berlin-Brandenburg)
Gudrun Chatterjee (Quartiersmanagerin Kreuzberg)
Florian Dieckmann (wir jetzt – Jugend.Macht.Politik)
Hakan Doganay (IG Metall Ortsvorstand Berlin)
Holger Dröge (SAV Berlin)
Lothar Eberhardt (Interessengemeinschaft ehemaliger ZwangsarbeiterInnen)
Klaus Fiedler (Regisseur)
Peter Finger (Netzwerk Selbsthilfe e.V)
Matthias Friedrich (Schauspieler)
Helma Fries (Berliner Compagnie)
Jochen Gester (AK Internationalismus IG Metall)
Olaf Griebenow (Arbeitsgemeinschaft gegen Polizeigewalt)
Adrienne Goehler (Kuratorin des Hauptstadtkulturfonds)
Katja Grote (JungdemokratInnen / Junge Linke Berlin)
Prof. Dr. Peter Grottian (Komitee für Grundrechte und Demokratie / FU Berlin)
Willi Hajek (Gegenwehr / Kritische GewerkschafterInnen)
Detlef Hensche (ehem. Vorsitzender IG Medien - Druck – Papier, ver.di)
Danielle Hermann (JungdemokratInnen / Junge Linke Bundesverband)
Dieter Hummel (Vereinigung demokratischer Juristinnen und Juristen)
Ulla Jelpke (MdB PDS)
Wolfgang Kaleck (Republikanischer Anwaltsverein RAV)
Ismael Kavajöz (Bistro Baguette, Kreuzberg)
Erdögan Kaya (Verein zur Solidarität mit ArbeiterInnen und Jugendlichen e.V., DIDF)
Sascha Kimpel (Attac – Berlin)
Dino Laufer (Anders leben, anders arbeiten)
Dietrich Lexer (Richter)
Dirk Linder (IG Metall Vorstand)
Regina Michalik (Bündnis 90 / Die Grünen Berlin)
Eva Müller (Demokratischer Frauenbund)
Özcan Mutlu (Bündnis 90 / Die Grünen Friedrichshain-Kreuzberg, GEW)
Prof. Dr. Wolf Dieter Narr (Komitee für Grundrechte und Demokratie / FU Berlin)
Hamid Nowzari (Verein iranischer Flüchtlinge in Berlin e.V.)
Werner Orlowsky (Stadtforum von unten / Baustadtrat a.D.)
Musa Özdemir (GEW Friedrichshain – Kreuzberg)
Dietmar Pagel (Schulleiter Kreuzberg)
Heike Papke (AG "Gewalt?" der Gutenberg-Oberschule Berlin-Lichtenberg)
Gina Pietsch (Schauspielerin und Sängerin)
Michael Prütz (Kreuzberger Versicherungsmakler)
Jürgen Quandt (Pfarrer Kirche zum Heiligen Kreuz in Kreuzberg)
Patrick Ramponi (Internationale Sozialistische Linke)
Volker Ratzmann (Vereinigung Berliner Strafverteidiger)
Prof. Dr. Fanny Michaela Reisin (Internationale Liga für Menschenrechte / FHTW)
David Reuter (InterArte)
Norbert Rheinländer (Stadtforum von unten / Architekt)
Hans-Peter Richter (Friedensrat)
Prof. Dr. Roland Roth (Komitee für Grundrechte und Demokratie, Berlin)
Roland Schnell (Maldekstra Forumo Esperanto Liga Berlin)
Elke Schuster (Berliner Compagnie)
Mark Schlosser (Antifaschistische Aktion Berlin)
Dieter Scholz (Gewerkschafter Berlin)
Dirk Schumann ("Was tun!" / Sozialistische Initiative – Sozialistische Liga)
Christian Specht
Prof. Dr. Gabriele Steckmeister (FHVR Berlin)
Studentische Projektgruppe "Kreuzberg 2002" am Otto-Suhr-Institut der FU Berlin
Jens-Uwe Thomas (Flüchtlingsrat Berlin)
Jochen Wiemken (Jusos Friedrichshain-Kreuzberg)
Stefan Zackenfels (SPD MdA Berlin)
Steffen Zillich (PDS Friedrichshain-Kreuzberg)