Entschließung
zur Änderung
des
Organisationsnamens
( früher KPD/ML (NEUE EINHEIT),
jetzt Gruppe NEUE EINHEIT
)
Unsere Organisation hat nunmehr nach längerer Diskussion auch förmlich
einen veränderten Namen angenommen, der den heutigen Gegebenheiten
entspricht. Die Bezeichnung "Partei" ist schon seit längerem überholt;
sie rührte aus unserer Entstehung aus der KPD/ML und der Roten Garde
und allgemein der marxistisch-leninistischen Bewegung von 1969 bis 1972
her, die sich unter den damaligen Bedingungen um den Aufbau einer Partei
bemühte.
Diese entschiedenen Bemühungen unter Anregung der internationalen
Entwicklung eine neue revolutionäre Partei zu schaffen, nach dem zweiten
Weltkrieg wieder an den revolutionären Traditionen im Lande anzuknüpfen,
gehören selbst zusammen mit den revolutionären Umbrüchen
der Jahre 1966-1972 zu den beachtlichsten Entwicklungen im politischen
Leben der Bundesrepublik und Berlins (West), zumal sie in einem Land stattfanden,
in dem die Reaktionäre alles für kontrolliert hielten und in
dem, in der moderneren Geschichte, revolutionäre politische und theoretische
Bewegungen rar sind. Nicht zufällig wird diese Epoche der Entwicklung
dieses Landes in den Medien und in der Literatur kurzerhand als "Phase
der Zersplitterung", als Anmaßung, eine Arbeiterpartei schaffen zu
wollen, abgetan. Diese Bewegung hatte sich von Anfang an den Haß
fast aller Herrschenden und insbesondere auch der Medien zugezogen.
Sie grenzte sich sowohl gegenüber dem von den USA beherrschten
westlichen kapitalistischen System als auch dem bürokratischen extrem
parasitären Revisionismus in der Sowjetunion ab und bezog sich auf
den Aufschwung der Dritten Welt, die Entlarvung des gewalttätigen
USA-Imperialismus, die allgemeine aktuelle Kulturkritik im Westen, die
Polemik gegen den Revisionismus seitens der KPChinas und die Kulturrevolution
in China, aber auch auf die eigenen revolutionären Parteitraditionen
in Deutschland, die sie in einer neuen Weise integrierte. Damit stellte
sie durchaus eine wichtige Etappe in der revolutionären Bewegung dieses
Landes in der damaligen Situation dar.
Die KPD/ML (Neue Einheit) ist als ein Konzentrationspunkt aus der Spaltung
und zugespitzten Auseinandersetzung der Jahre 1969-72 hervorgegangen und
hat seitdem die Aufgaben weiterentwickelt und sich auch als Gruppe an dem
politischen Leben nach Möglichkeiten beteiligt.
Verlauf und, wenn man so will, Scheitern dieser Bewegung hängen
maßgeblich mit den ökonomischen und sozialen Umwandlungen zusammen,
die sich zu Anfang der siebziger Jahre in Gang setzten und seitdem bis
heute hin die sozialen Strukturen radikal verändert haben.
Es ist schon eine150jährige Erfahrung, daß kommunistische Parteien selbst
Gegenstand der Beeinflussung durch andere politische Lager sind. Diese
Parteigründung, in einem Brennpunkt der internationalen Entwicklung gelegen,
mußte unwillkürlich auch ein Gegenstand der Spekulation und der Beeinflussung
durch andere politische Kräfte werden: der Sozialdemokratie, des Revisionismus,
wie er vor allem mit der damaligen Sowjetunion in Verbindung stand, aber
auch konservativer Kräfte. Andererseits war die starke Rivalität der verschiedenen
Kräfte in Deutschland und namentlich in Berlin überhaupt die Voraussetzung
für die Erreichung einer gewissen Legalität gewesen. Dies mußte innerhalb
der Parteigruppierungen zu ungemein scharfen und vielfältigen Auseinandersetzungen
führen.
Unsere Organisation verteidigte und verteidigt entschieden die Gründung
einer marxistisch-leninistischen Partei, wie sie Ende der sechziger Jahre
beabsichtigt wurde. Sie war nach dem damaligen Stand der Theorie und Erkenntnis
die einzige Möglichkeit, gegenüber den damals existierenden idealistischen
Strömungen einen entschiedenen Gegenpunkt zu setzen. Insbesondere
grenzte sich die KPD/ML auch gegenüber der revisionistischen, in Verbindung
mit dem Staat organisierten DKP ab, aber auch gegen Organisationen, die
einen Mischmasch zwischen DKP, Sozialdemokratie und der marxistisch-leninistischen
Partei erzeugen wollten, wie z.B. dem KAB/ML aus Südwest, dem späteren
KABD bzw. MLPD. Dies bleibt richtig, auch wenn diese Partei, die KPD/ML,
durch die überhastete und flüchtige Vorgehensweise bei ihrer
Gründung eine Reihe von Unzulänglichkeiten aufwies. Die Programmatik
dieser Partei wies nicht nur einen unmißverständlichen Standpunkt
in punkto proletarischer Revolution auf, sondern auch in der nationalen
Frage, was damals gewissermaßen außergewöhnlich war. Sie
war inspiriert von der Eruption der Kulturrevolution in China und der Auseinandersetzung
mit dem Revisionismus durch die KP Chinas.
Wir haben die pseudolinken Organisationen, die KPD (AO), die KPD/ML (Roter
Morgen) die KPD/ML-ZB sowie den etwas später gegründeten Kommunistischen
Bund Westdeutschlands (KBW) seit 1970 entschieden angegriffen und unmißverständlich
charakterisiert. Diese Organisationen haben durch ihre Selbstentlarvung
unsere Kritik bestätigt, als die Zeit der Prüfung durch die Veränderung
der internationalen Lage kam, als nicht mehr eine Großmacht, das revolutionäre
China, hinter den Aktivitäten stand, sondern es galt, auf eigene Kraft
gestützt die Dinge zu verteidigen. Die lächerliche Aufführung dieser genannten
Organisationen, die in der Zeit nach 1976 von heute auf morgen die Farbe
gewechselt haben und sich dazu bekannt haben, daß sie im Grunde 10 Jahre
in einem falschen Gewand herumgelaufen seien, zeigt die Richtigkeit der
Verteidigung unserer Organisation gegenüber diesen. (Die KPD/ML-ZB wurde
bereits 1972 unter nicht ganz geklärten Umständen aufgelöst.) Ohne Eigenständigkeit
und ohne Verteidigung der Linie gestützt auf eigene organisatorische Formen
wäre eine Verteidigung insgesamt nicht möglich gewesen.
Gegenüber der MLPD aber gilt, daß ihre Anerkennung des Marxismus-Leninismus
und des revolutionären China von vornherein auf einem doppelten Boden
stand.
Man darf nicht übersehen, daß die MLPD bzw. der frühere
KABD immer das Wertvollste, was in der Bewegung der 60er und Anfang der
70er Jahre vollbracht wurde, bekämpft hat, nämlich das radikale
Brechen, auch das kulturelle Brechen mit der bürgerlichen Gesellschaft.
Diese Organisation verweigerte sich vor allem dem radikalen Bruch mit den
sozialdemokratischen Parteien und der Gewerkschaftsführung. Sie hat
immer die Entlarvung des pro-imperialistischen Charakters der Gewerkschaftsführung
zu verwässern gesucht, deren grundsätzliche Verknüpfung
mit der Staatsgründung der Bundesrepublik Deutschland, so wie sie
von den Alliierten 1948/49 bewirkt worden ist. Die Gewerkschaftsführung
der BRD war immer mit dem ganzen von den USA beherrschten imperialistischen
und kapitalistischen System in Europa verknüpft und ein Kettenglied
in deren Herrschaftsform. Indem der KABD, die spätere MLPD, gerade
diesen Punkt bestritt, der von seinen grundsätzlichen Seiten her sogar
zumeist von den vorher genannten Organisationen anerkannt wurde, nahmen
sie in Wahrheit trotz ihres formalen Bekenntnisses zur chinesischen Revolution
schon immer eine ganz rechte Stellung ein.
Die Gruppe NEUE EINHEIT betont ausdrücklich, daß sie eine
Fortsetzerin der KPD/ML ist, daß sie die Gründungserklärung
der KPD/ML bis heute als einen ihrer wichtigsten Ausgangspunkte betrachtet.
Sie ist dies nicht ausschließlich, denn die KPD/ML (Neue Einheit)
hat im Laufe der Jahre viele Dinge selbst entwickelt und weitergeführt
und verkörpert nun auch die Arbeit am Sozialismus wie er sich unter
den heutigen Entwicklungen der Produktion und den heutigen Bedingungen
der Vergesellschaftung ergibt. Sie orientiert sich in schöpferischer
Weise vor allem an der Realität und überprüft auch den Marxismus,
den Leninismus und die Mao-Zedong-Ideen an dieser Realität.
Aber wir sind auch ein Fortsetzer dieser Partei und dieser Bewegung
der damaligen Zeit und legen auf diese Feststellung ausdrücklich Wert.
Wir sind dabei zugleich auch die einzige heute noch existierende Gruppe,
die auf diese Partei und Bewegung zurückgeht. Alle übrigen uns
bekannten Organisationen und Gruppen haben ausdrücklich den Bruch
mit dieser damaligen Partei und ihrer Programmatischen Erklärung erklärt.
Unsere Organisation hat an dem Begriff KPD/ML (Neue Einheit) festgehalten,
solange die Hoffnung bestand, irgendwie doch im Rahmen gesellschaftlicher
Umwälzungen zur Verwirklichung der KPD/ML zu kommen und dabei die
immer klarer formulierten Prinzipien unserer Organisation für eine
solche Partei möglichst weitgehend durchzusetzen. Die Hoffnungen aber
schwanden bereits in den siebziger Jahren, genau genommen verringerten
sich die Möglichkeiten zum Parteiaufbau in der ursprünglich beabsichtigten
Weise bereits im Jahre 1974. Mit dem Beginn der Produktionsverlagerungen,
der Öko-Kampagne im öffentlichen Leben, der Ablastung der ökonomischen
Krise vor allen Dingen auf ausländische Arbeiter und auf die Dritte
Welt und der Umgruppierung im internationalen Industrialisierungsprozeß
nahm die Möglichkeit für einen Parteiaufbau weiter ab. Mit dem
Umsturz in China und der damit verbundenen völligen Änderung,
man kann auch sagen Verschlechterung der internationalen Lage schrumpften
die Möglichkeiten für einen solchen Parteiaufbau noch weiter
zusammen.
Die Möglichkeiten eines revolutionären Parteiaufbaus hängen
nicht nur von der Lage im Lande, sondern auch maßgeblich von der
internationalen Lage ab. Es ist klar, daß sich die Lage der achtziger
Jahre grundlegend von der etwa des Jahres 1970, der Zeit der Kulturrevolution,
in der sich von China ausgehend allumfassend die Politik von Mao Zedong
auf der ganzen Welt verbreitete, unterscheiden mußte. Die KPD/ML(Neue
Einheit) aber hat die ganze Zeit die revolutionären Prinzipien, die
sie am Anfang vertrat, verteidigt und weiterentwickelt und versuchte immer
noch, insbesondere nach der völligen Offenbarung des chinesischen
Umsturzes von 1979 im Zusammenhang mit kriegerischen Manövern und
dem Rechtstrend, der insgesamt auf internationaler Ebene aus diesem Umsturz
folgte, die Partei mit durchzusetzen. Ihr schlugen aber eine Reihe von
internationalen Faktoren und auch Faktoren im Lande entgegen. Die KPD/ML(Neue
Einheit) hat sich insbesondere Verdienste erworben, weil sie nicht nur
die Revolution in China entschieden verteidigte, sondern auch die Grundlagen
des Marxismus durch die Bekämpfung des gesellschaftlichen Rechtspessimismus,
der sich mit dem Begriff Ökologismus verbindet, verteidigte, die Naturwissenschaften
und insbesondere auch die Atomenergie entschieden verteidigte und damit
auch eine einzig annehmbare, prinzipielle mit dem Marxismus-Leninismus
und allen revolutionären Traditionen zu vereinbarende Stellung eingenommen
hat.
Die besagten Parteien haben nicht nur zu dieser rechten Versumpfung
und Hysterie geschwiegen, sondern sie auch noch lauthals unterstützt.
Was die KPD/ML(Neue Einheit) auf diesem Gebiet leistete, wird deutlich,
wenn man bedenkt, daß sie entgegen der vorwiegenden bürgerlichen
Propaganda, der kirchlichen Beeinflussung der öffentlichen Meinung,
der Beeinflussung durch den gesamten Sozialapparat und der faktisch geschlossenen
Hetze der pseudolinken Parteien, einschließlich der MLPD, aufgetreten
ist.
Sie hat mit ihrer Frontstellung gegen diesen orgiastischen Rechtstrend
grundlegende zivilisatorische Werte verteidigt. Die Anti-AKW-Propaganda
und überhaupt dann die grüne Propaganda war auch ein Stützpfosten
der Wiederausbreitung von Esoterik und offenem Obskurantismus in der Gesellschaft.
Seit 1982/84 hat unsere Organisation an der Erneuerung der Grundlagen
und gleichzeitig ihrer Weiterführung und Verteidigung gearbeitet.
Das betrifft auch den Marxismus, den Leninismus und die Mao-Zedong-Ideen.
Die dreifache Benennung KPD/ML (Neue Einheit) ist in dieser Weise nicht
mehr notwendig, der Begriff Partei aber ist seit längerem überholt.
Seit mehreren Jahren sind wir daher bemüht, unserer Organisation eine
neue Bezeichnung zu geben, die gleichwohl die Kontinuität unserer
Arbeit ausdrückt.
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Seit etwa 1993 wird der Begriff KPD/ML(Neue Einheit) nicht mehr auf
öffentlichen Publikationen benutzt. Die Verwendung der Bezeichnung
KPD/ML(Neue Einheit) wurde mit dem Jahr 1994 ganz eingestellt. Die Organisation
hat nunmehr unmittelbar die Bezeichnung Gruppe NEUE EINHEIT angenommen.
Es ist zunächst die einfachste, ohnehin die gebräuchlichste Bezeichnung
unserer Organisation. Diesen Schritt hat das ZK am 7./8. Juni 1998 in Übereinstimmung
mit der Organisationskonferenz durchgeführt, die es mehrfach zur Namensabänderung
bevollmächtigte. Es muß noch einmal betont werden, daß
diese Namensabänderung für sich genommen keinerlei inhaltliche
Veränderung der Arbeit unserer Organisation bedeutet.
Wir drücken unsere Überzeugung aus, daß der Verzicht
auf den in diesem konkretem Zusammenhang zu weit gehenden Begriff "Partei"
auch die Diskussion und die Zusammenarbeit mit und in anderen Organisationen
erleichtert, das heißt organisatorische Erleichterung schafft. Die
strategische Diskussion der Organisation soll auch ohne den permanenten
Druck, in der Namensfrage eine Entscheidung zu fällen, geführt
werden.
Der größte Beitrag liegt heute in der Erneuerung der Theorie
und in der Schaffung der Grundlagen der revolutionären Organisation,
so wie sie sich aus den gewaltigen Veränderungen der letzten 25 Jahre
ergibt. Da unsere Organisation bisher einen erfolgreichen Widerstand gegen
die verschiedenen opportunistischen Entgleisungen geleistet hat, so hat
sie auch von dieser Seite her gute Voraussetzungen für eine solche
Arbeit geschaffen.
Auf die Revolution kommen auf Grund der Umwälzungen, die der Kapitalismus
weltweit weiterhin vornimmt, und der viel tiefergehenden Internationalisierung
des gesamten Geschehens auf der Welt größte Aufgaben zu.
Juni 1998
Gruppe NEUE EINHEIT
Zentralkomitee
Beschluß vom 10.9.98
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