Anti-Imperialistische Liga
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3.April 1999
Pressemitteilung
Friedensprotest trotz Brüsseler Belagerungszustand
Krieg im Ausland = Faschismus zuhause
Samstag, 3. April, einige hundert Demonstranten trotzten hunderten von Gendarmen und Polizisten, einem Hubschrauber, Wasserwerfern, Pfefferspray und Tränengas, eingesetzt vom Innenminister Van den Bossche (SP - Flämische Sozialistische Partei) und dem Brüsseler Bürgermeister De Donnea (PRL - französischsprachige Liberale Partei). Die Demonstranten waren dem Aufruf der Antiimperialistischen Liga zum Protest gegen den Krieg der NATO in Jugoslawien und den fünfzigsten Jahrestag der NATO gefolgt. Nach einer Pressekonferenz hakten sich eine Anzahl wohlbekannter Persönlichkeiten ein und schritten auf die Straße um zu demonstrieren. In der Kirche der Heiligen Familie, nahe dem Ausgangspunkt, versammelten sich 80 Demonstranten um Frieden zu fordern. Etwa 200 andere taten das gleiche in der Brüsseler Flämischen Universität
Die Gendarmerie wandte in brutaler Weise das Demonstrationsverbot an, verhängt von den Bürgermeistern von Brüssel und Woluwe Saint-Lambert. Der Bürgermeister von Brüssel betrachtet den Entscheid des Staatsrates gegen das Verbot als nichts weiter als einen Fetzen Papier. Der elementarste demokratische Reflex hätte ihn zur Zulassung der Demonstration zwingen müssen.
Die Versammlung wird verboten
Eine Reihe von wohlbekannten Persönlichkeiten wurden in brutaler Weise festgenommen. Unter ihnen waren die flämischen Fernsehschauspieler Dirk Tuypens und Kris Cuypens, der Philosoph Marc Vanderpitte, Michel Collon, Autor und Journalist bei der Wochenzeitung der PTB (Arbeiterpartei Belgiens) Solidaire, Pol De Vos, Vorsitzender der Antiimperialistischen Liga und der Journalist von De Morgen J.P.Bogaert. Obwohl er schon am Boden war, wurde Michel Collon mit dem Schlagstock auf den Kopf und zwischen die Beine geschlagen. Im Polizeilastwagen wurde er wieder geschlagen, insgesamt 21 mal, "außer Sicht der Kameras", wie die Polizisten ihm sagten. Er wurde zum örtlichen Krankenhaus gebracht, wo Ärzte eine Gehirnerschütterung und mehrere gebrochene Rippen diagnostizierten. Dem Journalisten von De Morgen wurde von Gendarmen die Kamera zerschlagen, die ebenfalls Journalisten zur Herausgabe ihrer Filme zwangen. Mehr als hundert Demonstranten und Passanten, die gerade die Metro-Station Roodenbeck verließen, wurden brutal weggeschleppt, viele von zivil gekleideten Polizisten, die sich in Cafés in der Nähe versteckt hatten und die Pfefferspray benutzten. Eine Reihe von Menschen wurden verletzt. Ein Bus aus Liège wurde von Gendarmen umringt, die die Türen gewaltsam öffneten und alle Insassen festnahmen.
Während die NATO behauptet, sie verteidige "die Demokratie" durch Bombardierung des sogenannten Diktators Milosevic, wird jeder, der seine Stimme gegen den Krieg erhebt, mit einem regelrechten Belagerungszustand konfrontiert. Im gegenwärtigen Moment gibt es mehr Demokratie in Belgrad als in Brüssel. NATO bedeutet nicht nur Tod und Zerstörung im Ausland, sondern auch Polizeigewalt und das Ende der demokratischen Rechte zuhause.
Die Antiimperialistische Liga verlangt
die unverzügliche Freilassung aller Arrestierten und die Rücknahme
des Versammlungsverbots, das vom Staatsrat für illegal erklärt
wurde.
Wir haben das Recht, gegen diesen
kriminellen Krieg zu sein und die Auflösung des Aggressionspaktes
NATO zu fordern.
Die Antiimperialistische Liga wird
ohne Aufschub fortfahren, überall in Belgien Anti-Kriegs-Komitees
zu gründen.
Dr Pol De Vos, Vorsitzender, Antiimperialistische Liga
Thérèse Michels, Anti-Kriegs-Komitees