Die Ablehnung jeglicher Zusammenarbeit mit Rolf Martens
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Ein Dokument vom Herbst 1994
Diesselbe Person, die unsere Organisation als bourgeoise Partei anprangerte, die uns als degenerierte Organisation bezeichnete usw., die wieder und immer wieder die gleichen hartnäckigen Verleumdungen verbreitete, bot uns 1994 eine Zusammenarbeit, selbst für politische Analysen, an.

Wir antworteten ihr in einem Brief, in dem wir prinzipiell feststellten:
Keine Zusammenarbeit ist möglich unter der Bedingung solcher Verleumdungen!

Dieses Dokument ist auch allgemein von Interesse um unsere Einschätzung des politischen Denkens Rolf Martens´, und nicht nur von ihm, kennenzulernen

Der Brief ist hier ungekürzt wiedergegeben (inklusive zweier kleinerer Abschnitte, die nur technische Fragen von minderem Interesse beinhalten).
 

hier nun das Dokument vom Herbst 1994:

Zentralkomitee der KPD/ML (NEUE EINHEIT)
 

An 
Rolf Martens
Box 17513
S - 200 10 Malmö
Schweden
 

Sehr geehrter Rolf Martens,

nach einer Sommerpause möchten wir Ihnen auf Ihren Brief vom 14.6.94 antworten.

Es muß gegenüber Ihnen ausdrücklich noch einmal festgehalten werden, daß Sie bei Ihrem "Austritt", bei dem Sie Beschuldigungen der schlimmsten Sorte gegen unsere Organisation erhoben haben, keinerlei Ausführungen, die auch nur annähernd die Bezeichnung einer Begründung verdienen würden, gegeben haben. Die ausschließliche Begründung, mit der Sie damals auftraten, war die, daß unsere Organisation angeblich nicht mehr die grüne Richtung ausreichend bekämpfe, und dafür wurde als angeblicher Beweis das Flugblatt vom 30. April 1989 genommen mit den darin stehenden Ausführungen über die "Grünen". Diese aber belegen gerade das Gegenteil. Dann haben Sie versucht, sich auf angebliche Äußerungen einzelner Mitglieder zu beziehen, die diese angeblich bei irgendwelchen abgesonderten Gesprächen gemacht haben sollen, wobei aber alle Tonbanddokumente und schriftlichen Belegstücke gegen Sie sprachen. 

Die von unserer Organisation immer wieder und einmütig getroffene Feststellung, selbstverständlich die "Grünen" und die grüne Politik der Bourgeoisie wie bisher schon immer auch weiterhin zu bekämpfen, hat Sie zu nichts bewegt, weil Sie den Bruch wollten und ihre wirklichen Gründe hinter dem Berg gehalten haben. So wurde dies damals auch schon im Zusammenhang mit Ihrem Ausschluß festgestellt. Ihre Behauptung, unsere Organisation würde "vor der grünen Politik der Bourgeoisie kapitulieren", war nichts als eine Erfindung und ein Vorwand, um anderes zu kaschieren. Sowohl unsere damaligen Aktivitäten wie auch die weiteren wie auch unsere Stellung als Ganzes haben diese absurde Behauptung längst Lügen gestraft. 

Sie waren in den Wochen vor der Konferenz aufgefordert worden, Ihre Kritikpunkte schriftlich zu fassen. Dies haben Sie nicht getan, stattdessen haben Sie die Organisation mit der dreisten Behauptung, sie habe die Seite gewechselt, weil wir vor der grünen Politik der Bourgeoisie kapituliert hätten, überfallen. Es ist auch kein Wunder, daß Sie diese Anfeindungen nicht in schriftlicher Begründung haben fassen können im April 1990. Obwohl Ihnen die Möglichkeit gelassen wurde, die schriftliche Begründung im unmittelbaren Zeitraum nach der Konferenz nachzuliefern, haben Sie dies nicht getan. Ihnen war erklärt worden, wenn Sie erst nach sechs Wochen mit Ihrer Begründung kommen, daß Sie dann zu spät kommen. Dies war an sich schon ein Entgegenkommen, denn die Begründungen hätten auf der Konferenz selbst vorgelegt werden müssen. Sie haben aber selbst in den sechs vollen Wochen keinerlei Begründung vorgelegt, weil Sie dies nicht konnten. 

Die ungeheürlichen auf nichts gegründeten Behauptungen, unsere Organisation habe die Seite gewechselt, die ohne Begründung in provokativer Weise und mehrfach vorgebracht wurden, haben auf der Konferenz zum Ausschluß unsererseits geführt. Dies alles ist Ihnen wohl bekannt, und Sie versuchen in solchen Briefen wie diesem, diese eigentlich ganz einfachen Zusammenhänge zu kaschieren. Aus ebendenselben vorgeschobenen Gründen haben Sie Absichten zum Austritt geäußert. Nach den wiederholten Verleumdungen hat die Konferenz Ihren Ausschluß beschlossen. Klaus Sender hielt Ihnen vor, daß die Organisation sich nicht x-beliebige lächerliche Anschuldigungen einfach an den Kopf werfen lassen kann. 

Ihren Austritt haben Sie am zweiten Tag der Konferenz, genau in der Nacht von Samstag auf Sonntag, 16.4.1990 um ca. 1.00 h, erklärt, als der Antrag auf Ausschluß bereits gestellt war, und bei der Anfrage des Sitzungsleiters, ob es ein Gegenvotum gebe, bereits klar wurde, daß der Ausschluß vermutlich einstimmig erfolgen würde. Ihr einen kurzen Moment vor dem Ausschluß erklärter Austritt setzt diesen Beschluß zum Ausschluß von seiten der Organisation keineswegs außer Kraft. In diesem Ausschluß kommt zum Ausdruck, daß die Organisation von sich aus keineswegs gewillt war, eine derartige Verleumdung und miserable Spalterei zu dulden. 

Es ist auch bezeichnend, daß Sie Ihre Anpöbelei, die Organisation und ihr Vorsitzender hätten die Seite gewechselt, gleichzeitig mit einem "kollegialen" Angebot auf weitere Diskussion und Zusammenarbeit verbanden. Ihnen wurde aber im Zusammenhang mit dem Ausschluß erklärt, daß nach derartigen Verleumdungen und Brüskierungen und willkürlicher Verächtlichmachung keine Diskussion möglich sei. Ihr ganzes Verhalten warf auch viele Fragen nach der eigenen inneren Logik auf. So weit zur Konferenz vom 14.-16. 4. 1990. 

Sie haben dann nach vollen fünf Monaten ein Papier uns zugeschickt, das abermals zahlreiche Verleumdungen enthielt, nunmehr allerdings mit zahlreichen neün Anfeindungen und absurden Beschuldigungen, die vorher noch niemals innerhalb der Organisation von Ihnen vorgebracht worden waren, obwohl Sie dazu die Möglichkeit gehabt hätten. Dieses Papier enthält zahlreiche vollkommen falsche indirekte Wiedergaben von Äußerungen unserer Organisation sowie einige Wiedergaben von unautorisierten innerparteilichen Diskussionsbeiträgen, vor allen Dingen unüberprüfter Abnahmen und Zusammenfassungen von Tonbandaufzeichnungen. 

Unter den politischen Stellungnahmen unserer Organisation werden lediglich die drei Flugblätter vom 1. Mai 1990 zitiert. Die Kritik an diesen Schriften ist unsinnig und selbstentlarvend, obendrein sind diese Dokumente nach der Konferenz gelegen und konnten gar nicht der Anlaß für Ihren Austritt sein. Wenn Sie wollen, dann bitteschön übersetzen Sie doch dieses Papier ohne Kürzungen ins Schwedische und Englische, dann werden Sie sich damit selbst diskreditieren. 

Als Beispiel:
In dem einen der beiden Flugblätter zum 1. Mai 1990 wird die Kernenergie verteidigt und werden die Grünen attackiert. Von diesem Flugblatt behaupten Sie ausschließlich aufgrund einer Passage, in der von "Schonung der Naturressourcen" die Rede ist, die Organisation treibe grüne Propaganda. Allein schon diese Stelle sagt etwas über das Niveau der Argumentation von Rolf Martens aus. 

Sie glauben doch nicht, daß wir nach diesem Ihrem Verfahren, fünf Monate nach Ihrem "Austritt", die Diskussion schriftlich führen, die Sie ohne weiteres bei nur einem Minimum an kooperativem Willen hätten innerhalb der Organisation führen können. Auch dieses Papier ist, obwohl es voll von Verleumdungen unserer Organisation ist, letztendlich lächerlichen Charakters, so daß unsere Organisation die Existenz dieses Papiers mit Gelassenheit hinnehmen konnte. Das Nichteingehen auf ein solches Papier bedeutet noch lange nicht, daß es richtig ist. 

Mehr ist eigentlich zu diesem Papier nicht zu sagen.

Trotzdem behalten wir uns natürlich vor, bei Gelegenheit, wo es uns wichtig scheint, auf dies oder jenes sog. Argument dieses Papiers einzugehen. Aber das liegt völlig in unserem Ermessen.

Ihre Äußerungen und der vorwändige Charakter legten es schon damals nahe, daß es in Wahrheit die Schrift "Leninismus und Zivilisation" von Klaus Sender war, die im August 1989 bzw. im Dezember 1989 erschienen ist, die Ihre Angriffe ausgelöst hat, sowie die damals laufende in der Diskussion befindliche Grundlagenkritik, die Sie nicht entkräften konnten. Die Schrift "Leninismus und Zivilisation" mußten Sie als richtig anerkennen, weil Sie sie in keiner Weise widerlegen konnten. Sie sind sogar so weit gegangen, Klaus Sender einen solchen wichtigen Beitrag, der "die Arbeiterbewegung neu befruchtet", zu bestätigen, und gleichzeitig Wechsel der Seite vorzuwerfen!

Sie haben auch Vorwürfe erhoben in Zusammenhang mit der geplanten Namensänderung unserer Organisation, etwa in "Gruppe NEUE EINHEIT", wofür es sehr viele Gründe gab und auch heute noch gibt. Eine Namensänderung bedeutet für sich genommen keinerlei Änderung der Grundlagen einer Organisation, schon gar nicht, wenn der am meisten charakteristische Bestandteil des Namens erhalten bleibt, bedeutet auch insbesondere keine Verwerfung des Marxismus-Leninismus. Unsere Organisation ist z.Zt. nur so etwas wie eine festgefügte Gruppe, und dies sollte sich auch im Namen niederschlagen. Der Begriff NEUE EINHEIT beinhaltete von Anfang an den Marxismus, den Leninismus und die Lehren von Mao Zedong einschließlich der Weiterführung durch uns, der Auswertung unserer eigenen Praxis von mittlerweile über 20 Jahren und der Entwicklung von gesellschaftlicher Theorie, die wir geleistet haben. Er umfaßt natürlich heute, ungefähr seit Mitte der 80er Jahre, auch die Kritik am Leninismus, und wenn weitere korrekte Kritik geübt wird, wird auch diese in die Grundlagen einfließen. Was ist daran inkorrekt! Eine Theorie, eine Grundlage hat sich an der Realität zu messen. Wenn eine Kritik nachweist, daß das und das falsch ist, hat man das zu akzeptieren und kann nicht wider die Einsicht an etwas festhalten. 

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Die Broschüre vom Febr. 1990 ist uns z. Zt. nicht gegenwärtig. Wir werden aber nachforschen lassen, ob eine solche Broschüre existiert, und wer sie hat. Falls sie aufgefunden wird, werden wir sie Ihnen zuschicken. 

Die Nummern 16,17,18 der NE-Extrablätter wurden Ihnen inzwischen zugeschickt. Diese Nummern hätten Sie eigentlich bereits erhalten müssen. Es ist mehrfach vorgekommen, daß Sendungen von uns nicht angekommen sind, deswegen schicken wir das natürlich noch einmal zu. Wir haben aus diesem Grund gebeten, daß der Empfang der Flugblätter bestätigt wird. 

Ihre Provokationen und Verleumdungen von damals werden, wie wir heute sehen, von Ihnen zu weitergehenden Verleumdungen genutzt. Wir stellen fest, daß Sie offensichtlich sehr gezielt Ihre verleumderischen Fabrikationen uns über ein Jahr nicht zugesandt haben, und andere Publikationen, bei denen Sie immerhin die politische Arbeit im Jahre 1992 wiederaufgenommen haben, uns zwei Jahre lang nicht zugesandt haben, obwohl wir ein Abonnement auf Ihre Schriften haben; offenkundig deshalb, damit wir diese Aktivitäten nicht zu frühzeitig wahrnehmen konnten. 

Zur Frage der Urheberrechte an unseren Schriften und insbesondere an den Schriften von Klaus Sender:

Die Rechte zur Übersetzung und alle Rechte zur Herausgabe dieser Schriften, in welcher Sprache auch immer, liegen bei ihm als Autor und als Inhaber des Verlags NEUE EINHEIT. Wir weisen Sie darauf hin, daß Schriften nur mit seinem Einverständnis publiziert werden dürfen. Hiermit untersagt er ausdrücklich jede Veröffentlichung seiner Schriften oder anderer Schriften des Verlags NEUE EINHEIT in Verbindung mit den oben beschriebenen Verleumdungen und absurden Behauptungen von Ihnen.

Wir freün uns natürlich über jede Übersetzung im allgemeinen, aber nicht unter allen Bedingungen. 

Betr. der Übersetzung der NEUEN EINHEIT 1/73, die unter Ihrer Leitung damals entstand, müssen wir Folgendes feststellen: dem Verlag NEUE EINHEIT steht der größere Teil des damals erstellten Kontingents an fertigen Exemplaren zu. Wir haben den Eindruck, daß diese Übersetzung in ihrem größten Teil in dem damaligen Sitz Bokgatan 12 verblieben ist, wo sie zu den Beständen der Organisation gehörte. Falls dem so ist, möchten wir darauf hinweisen, daß wir auf den größeren Teil dieser Exemplare Anspruch erheben. Hier waren diese Exemplare lange Zeit vermißt worden. Ist es so, daß Sie diese Exemplare zum Vertrieb anbieten? Wir wären für eine Auskunft hierüber dankbar. 

Eine Diskussion, ein Informationsaustausch über internationale Fragen kann unter den Bedingungen Ihrer Verleumdungen natürlich nicht stattfinden. Mit den Verleumdungen von 1990 haben Sie sich selbst in das schlechteste Licht gestellt und sich selbst unter schwersten Verdacht gebracht. Sie haben sich im höchsten Mase spalterisch benommen und sich wie ein Provokateur aufgeführt. Da Sie diese Schrift nicht widerlegen konnten, haben Sie vorwändige Argumentationen gebracht. Später haben Sie in fünfmonatigem Abstand noch weitere "Argumente" nachgeschoben, um die wahren Gründe Ihres Austrittes und die Methodik zu kaschieren. Fundamental für unsere Organisation war immer - das müßten Sie, der lange Zeit Mitglied war und mit ihr zusammengearbeitet hat, bestens wissen -, daß für uns der Maßtab der Dinge die Realität ist. Alle Theorie, auch der Marxismus-Leninismus, auch der Marxismus, sind an der Realität zu messen und daran zu überprüfen. Wer diesen Boden verläßt, verläßt immer den Boden jedes revolutionären Standpunktes und der Vernunft überhaupt. 

15.9.94/13.10.94 

Zentralkomitee der KPD/ML (NEUE EINHEIT)
gez:   Klaus Sender     Walter Grobe