Der nächste Schachzug – Rücktritt von Zwickel? 18.7.03 - 6 Uhr

Zwickel sagt Pressekonferenz ab 18.7.03 - 10Uhr15

 

Ein kurzer Kommentar der "Welt" zur Anleitung von Zwickel vom 18.7.03:

 

Quelle: http://www.welt.de/data/2003/07/18/136840.html

Zwickels letzter Zug
Der Kommentar
von Christoph B. Schiltz

Was kann Klaus Zwickel, der auch eine Mitverantwortung trägt für die schwere Führungskrise in der IG Metall, für seine Organisation noch tun? Zurücktreten! Damit würde er Verantwortung für das Streikdebakel im Osten übernehmen. Und gleichzeitig würde er seinen Vize Jürgen Peters, der als oberster Tarifpolitiker der Metallgewerkschaft den Streik im Osten angeführt hat, unter einen ungeheuren Druck setzen. Peters kann dann eigentlich auch nur noch den Rückzug antreten. Sollte er dies nicht tun, wäre er der einzige aus der Führungsspitze, der nicht bereit ist, Verantwortung zu übernehmen. Er wäre der einzige, der sich einem Neuanfang widersetzt. Und zugleich würde es so scheinen, dass Peters der Rücktritt des alten Kämpen Zwickel, der gerade in den Betrieben viele Sympathien besitzt, kalt lässt. All dies würde Peters große Sympathien in der Organisation und Stimmen bei seinen Anhängern kosten. Es würde einsam werden um ihn.

Sollte Peters als Vize zurücktreten, würde sich seine Ausgangsposition für den Gewerkschaftstag deutlich verschlechtern. Im Grunde hätte er dann keine Chance mehr, IG Metall-Chef zu werden. Andererseits: Wenn er Vize bleibt, würde sein Starrsinn möglicherweise so viele Stimmen kosten, dass er am Ende gegen einen Mitbewerber deutlich verlieren wird.

Bisher konnte sich Zwickel, immer wenn es wichtig war, nicht gegen Peters durchsetzen. Mit diesem letzten Zug aber würde er Peters wohl Matt setzen. Für Zwickel wäre das ein großer persönlicher Sieg und für die IG Metall die Chance für einen Neuanfang.

Artikel erschienen am 18. Jul 2003

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