IS 2000/34
 

Homosexualismus und Nazitum

In den vorangegangenen Debatten um die Rede von Paul Spiegel und andere Themen, wurden von Kritikern an der Neuen Einheit einige unrichtige Thesen aufgestellt und historische Tatsachen verdreht. Hier möchte ich vor allem speziell auf einen bestimmten Komplex eingehen.

Verteidiger des Homosexualismus stellten gegenüber der Neuen Einheit immer wieder die absurde These auf, daß die Ablehnung und Verurteilung des Homosexualismus sie in die Nähe des Neonazismus rücken würde. Hierbei arbeiten sie mit einem von der Propaganda der Homosexualisten aufgebauten Scheinbild, als gäbe es grundsätzlich einen Gegensatz zwischen Nazitum und Homosexualismus. Mehrere stießen in das gleiche Horn, und es zeigte sich gerade diesmal in einigen Beiträgen, daß der Typ des deutschen Spießbürgers, der mit den Wölfen heult und bereit ist, die offizielle Regierungsversion wiederzukäuen, egal welche Widersprüchlichkeiten dabei verkraftet werden müssen, heute auch in einer der jetzigen Regierung angepaßten scheinlinken Variante vertreten ist. Ich werden hier anhand von Fakten aufzeigen, daß es umgekehrt eine Verbindung von Homosexualismus und Nazitum bzw. heute Neonazitum sehr wohl gab und noch gibt.

Da gab es doch "Experten" auf bln.politik, die sogar die Stellung der Neuen Einheit mit der von Ernst Röhm, dem bekannten Anführer der SA vergleichen wollten. Interessanterweise kommt dies gerade aus der Ecke, aus der schon besonders lange stereotyp und stets willkürlich Vergleiche mit dem sogenannten "Nationalsozialismus" kommen. Aber entweder haben sie besonders wenig Ahnung von diesen Dingen, die sie so oft im Munde führen, oder sie handeln nach dem Goebbelschen Prinzip, daß alle Lügen erlaubt sind, es wird schon etwas hängen bleiben.

Das Beispiel Röhms schlägt dabei wie ein Boomerang auf sie selbst zurück. Dieser Anführer der SA, vor 1933 quasi der Vorgesetzte von Himmler und Heydrich, der sich als einer von Wenigen mit Hitler duzte, versteckte nicht, wie sie behaupten, seine "Homosexualität" verschämt hinter einem rauhbeinigen Gehabe, sondern war bekennender und aktiver Verteidiger der "Homosexualität", wurde von der "Homosexuellenorganisation "Bund für Menschenrechte" zu ihren Mitgliedern gezählt. 

Geleitet wurde dieser Bund, der in den zwanziger Jahren ca. 50.000 Mitglieder gehabt haben soll, zu jener Zeit vom zur "völkischen Rechten" tendierenden Verleger Radszuweit. Diese Organisation, führte sich selbst auf eine Strömung aus den ersten Anfängen der "Homosexuellenbewegung" in Deutschland zurück, repräsentiert durch einen gewissen Adolf Brand, Herausgeber der ersten periodischen "Homosexuellen"-Zeitschrift, ein bekennender Päderast, verurteilt wegen Kinderpornographie, und ein Antisemit, was ebenfalls in dieser Zeitschrift zum Ausdruck kam. Diese Strömung bekannte sich ausdrücklich zu "antiken griechischen Vorbildern" der sogenannten "Knabenliebe" speziell in griechischen Kriegerkasten. Von diesen "Gründervätern" sprechen unsere heutigen Homosexualisten natürlich nicht so gerne.Röhm hat sich z.B. auch vor Gericht zur "Homosexualität" bekannt, wo er aber durch eine Gesetzeslücke straffrei blieb (Damals waren im Paragraphen 175 nur "beischlafähnliche Handlungen", was vor allem den abstoßenden Analverkehr meint, strafbar, aber er behauptete, nur andere Praktiken zu bevorzugen, was ihm nicht so leicht zu widerlegen war). 

Das "super-männliche" Gehabe war für ihn und eine Reihe weiterer als "homosexuell" bekannter SA-Führer kein Widerspruch zur "Homosexualität" und sollte diese auch nicht verstecken - im Gegenteil. In ihren Augen waren "Homosexuelle" wie sie besonders männlich. Gerade in den militaristischen, männerbündlerischen Nazikreisen, wo die Frauen nur als angebliche dumme Wesen gesehen wurden, die den Mann nur vom "Kampf für die Rasse" abhielten, blühte die "Homosexualität". Diese Leute stellten teilweise sogar einen Zusammenhang zwischen ihrem absurden Anspruch auf sogenanntes "Herrenmenschentum" und ihrer "Homosexualität" her. Auch Hitler selbst hatte offenbar ein gestörtes Verhältnis zu Frauen, wohl aber ohne "Homosexualität" zu praktizieren, wie manche seiner Freunde. Die damalige Zeitung "Welt am Montag" titelte 1931, auf diese Dinge anspielend: "Das Dritte Geschlecht grüßt das Dritte Reich!" 

Auch das "Braunbuch gegen Reichstagsbrand und Naziterror", ein sehr wichtiges zeitgenössisches antinazistisches Dokument von 1933, gleich nach der Machtergreifung der Nazis, stellte einen Zusammenhang zwischen dem teilweise auffallend perversen Charakter der Folterungen durch SA-Männer und der verbreiteten "Homosexualität" in der SA und speziell unter ihren Anführern her. Es nennt in diesem Zusammenhang z.B.den "homosexuellen" Berliner SA-Führer Graf Helldorf, der bei den Nazis gleich Polizeipräsident in Potsdam wurde. (siehe Seite 188 der Faksimile-Ausgabe). Gleich in der Anfangszeit, besonders aber nach dem Reichstagsbrand, entfaltete die SA, teilweise zur Hilfspolizei ernannt, ungehindert einen brutalen gesetzlosen Terror gegen Kommunisten und gegen andere Oppositionelle und auch gegen Juden. Man unterwarf die Menschen nicht selten unerhörten, oft auch regelrecht perversen Folterungen, die viele nicht überlebten oder von denen sie ihr Leben lang gezeichnet blieben. Auch war die SA bis 1934 für die Bewachung der KZs zuständig und wütete auch dort. 

Erst als die SA 1934, über ein Jahr nach der Machtergreifung, ein Störfaktor in den Plänen Hitlers wurde, nachdem sie verlangte, der Kern einer neuen Militärorganisation zu werden und Teile der Mitglieder forderten, daß bestimmten demagogischen sozialen Phrasen der Nazis entsprechende Taten folgten, nachdem die SA ihre Schuldigkeit auch im Großen und Ganzen getan hatte und die Reichswehr ihre Ausschaltung verlangte, "entdeckte" Hitler das Phänomen der grassierenden "Homosexualität" in der SA und speziell in ihrer Führung, als wenn er es vorher nicht gekannt hätte und   sogar öffentlich gegenüber Kritikern heruntergespielt hätte, und nutzte es ab Juni 1934 propagandistisch bei der Ausschaltung der dann zum Problem gewordenen SA-Führung, natürlich in der populistischen Pose, als wenn er dem Unwillen des Volkes Geltung verschaffte. 

Auch in der SS, die ursprünglich aus einer Abteilung der SA hervorgegangen war, blieb die "Homosexualität" immer ein Problem, was Himmler sogar dazu veranlaßte, für "homosexueller" Handlungen überführte SS-Männer die Todesstrafe einzuführen, was dann angeblich doch nicht so streng gehandhabt wurde. So gibt es verschiedene Berichte von überlebenden KZ-Häftlingen über "homosexuelle" Übergriffe von SS-Männern gegenüber Häftlingen, was sicher nicht vollkommen verborgen bleiben konnte. 

Aber auch nachdem ab Juni 1934 eine deutlichere öffentliche Haltung gegen "Homosexualität" eingenommen wurde, kann keine Rede von einem Versuch zur Vernichtung aller "Homosexuellen" sein, wie das manche "Homosexuellen"-Aktivisten behaupten, die sogar dreist von einem "Holocaust gegen Homosexuelle" sprechen und die "Homosexuellen" mit den Juden auf eine Stufe stellen wollen, als seien sie eine verfolgte ethnische Gruppe. Interessanterweise waren es zuerst die Nazis selbst, die einen Zusammenhang zwischen Juden und "Homosexualität" herstellten, indem sie absurderweise behaupteten, die "Homosexualität" gehe ursprünglich von den Juden aus und nicht-jüdische deutsche "Homosexuelle" seien von diesen wie mit einer Krankheit infiziert worden und müßten nach Möglichkeit "geheilt" werden. Unter den Millionen von KZ-Häftlingen gab es lediglich zwischen 5000 und 15 000 wegen angeblicher "homosexueller" Handlungen Eingesperrte, obgleich insgesamt etwa 45 000 Männer während der Nazizeit nach den "Homosexuellen"-Paragraphen verurteilt wurden, und noch mehr als doppelt so viele in die Mühlen der Justiz gerieten. Darunter waren zudem nicht wenige, die eigentlich in Wahrheit wegen ihrer politischen Ansichten verfolgt wurden, die man aber mit diesem Vorwurf noch zusätzlich moralisch diskreditieren wollte. Die taz schrieb im taz-Magazin vom 2.9.2000 unter der Überschrift "Homosexuelle als Staatsfeinde": "Während der ersten zwanzig Jahre Bundesrepublik wurden jährlich mehr Homosexuelle nach Paragraf 175 - wiederum oft mit Hilfe von Denunziantinnen - angezeigt und verurteilt als im Dritten Reich." Und das in einem sehr tendenziösen Artikel, der eigentlich die Thesen der Homosexualisten beweisen soll. 

In den Veröffentlichungen der Homosexualisten heißt es immer wieder: Die Nazis verschärften den Paragraphen 175, was die angebliche besondere "Homosexuellenfeindlichkeit" des Nazismus beweisen soll. Was sie nicht sagen: Diese Verschärfung, ganz kurz nach dem sogenannten "Röhm-Putsch" beschlossen und 1935 in Kraft getreten, entspricht in weiten Teilen einem Entwurf eines Allgemeinen Deutschen Strafgesetzbuches, der von einer Mitte-Rechts-Regierung bereits 1925 vorgelegt worden war. Nicht nur wurden jetzt auch weitere Praktiken mit erfaßt und nicht nur solche, die "beischlafähnlich" sind. Es wurden auch noch bestimmte Paragraphen extra gefaßt, die sich strafverschärfend vor allem speziell gegen Päderasten richten . (Übrigens gab es auch in dieser Hinsicht Vorfälle bei der SA, die Anfangs auch für die Anleitung der Jugendorganisationen mit zuständig war). Diese Fassung des Paragraphen 175 galt so noch bis 1969 in der Bundesrepublik, da sie ausdrücklich als "nicht spezifisch nationalsozialistisch" angesehen wurde. Nicht verschweigen möchte ich schließlich, daß es 1940 eine Anordnung gab, Männer, die "mehr als einen Partner zur Homosexualität verführt" hätten, ins KZ zu stecken, was aber auch im Zusammenhang mit der Verschärfung aller Strafen in den Zeiten des intensivierten Krieges zu sehen ist. Daß diese Maßnahme tatsächlich nur wenige erfaßte, läßt sich an den oben genannten Zahlen ablesen.

Insgesamt kann jedenfalls von einem Bestreben zur systematischen Ausrottung der "Homosexuellen" überhaupt nicht die Rede sein, wenn man die oben angeführten Fakten und Zahlen als Ganzes sieht. Selbst prohomosexualistische Autoren müssen bisweilen zugeben, daß die Nazis noch nicht einmal versuchten, alle "Homosexuellen" zu erfassen. Man darf auch generell dem "Saubermann"-Gehabe der Nazis nicht zuviel Wahrheitsgehalt zumessen, dies läuft sogar auf eine Beschönigung ihres Charakters hinaus, denn in der Realität gibt es gerade in diesen Kreisen einen hohen Prozentsatz an moralisch verkommenen Menschen. Die Verdrehung der tatsächlichen Vorgänge soll vor allem dazu dienen, den "Homosexuellen" den Status einer von den Nazis verfolgten Minderheit zu verschaffen und sie so zu privilegieren und jede Kritik abzuwürgen. 

Auch in heutigen Neonazi-Kreisen hat die "Homosexualität" offene Befürworter gefunden.

Der bekannte Neonazi-Anführer Michael Kühnen, in den achtziger Jahren Schlüsselfigur der "Szene" und auffallend oft in den Medien präsent, war nicht nur selbst "homosexuell" und starb in jungen Jahren an Aids (1991), sondern vertrat auch dezidiert die "Homosexualität" innerhalb der Neonazikreise und schrieb dazu eine Broschüre "Nationalsozialismus und Homosexualität", in der er, angeblich mit einer pseudobiologischen Theorie, die "Homosexualität" rechtfertigte und versuchte, sie von einem rassistischen Standpunkt aus zu begründen, damit an alte Traditionen wieder anknüpfend. Damit rief er eine Auseinandersetzung hervor, die seine Organisation zeitweilig spaltete. Solche Leute sind es vor allem, die sich heute auf auf Röhm und Strasser berufen, den sogenannten "linken Flügel" der SA, zu dem schon weiter oben einiges gesagt wurde. Das Berliner "Homosexuellen"-Blatt "Siegessäule" nennt Kühnen eine "schwule westdeutsche Neonazi-Ikone".

Dieses Blatt berichtete auch: Der "homosexuelle" ehemalige Neonazi-Funktionär Jörg Fischer, ehemals bei DVU und NPD, heute in der sogenannten "Schwulenszene" aktiv, drohte nach einer Demonstration von NPDlern gegen den "CSD" 2000 in Stuttgart, "ein knappes Dutzend homosexueller" Funktionäre der NPD zu "outen", sollte die NPD mit derartigen Aktionen fortfahren. Diese Neonazi-Funktionäre unternähmen auch sporadisch anonyme Ausflüge in die sogenannte "Szene" und ihre "Darkrooms". 

Schließlich wären da noch die sogenannten "Gay Skins" zu erwähnen, die sich zum Teil gern mit rechten und nazistischen Symbolen schmücken und an deren Rand es auch einen tatsächlichen Übergang zur Neonazi-Szene gibt. 

So ist das immer wieder eingehämmerte Klischee vom angeblichen feindlichen Gegensatz zwischen Nazismus und Homosexualismus angesichts dieser Fakten einfach ein verlogenes Scheinbild, an dessen Aufrichtung die "Homosexuellen"-Aktivisten schon seit langem arbeiten. In Wahrheit war die "Homosexualität" in der Vergangenheit immer vor allem eine Begleiterscheinung reaktionärer Kräfte und die Förderung des Homosexualismus bei den heutigen sogenannten "Linken" geht eben mit ihrem Verlassen revolutionärer und wirklich progressiver Positionen einher, mit dem Aufkommen der "alternativen" und ökologistischen Strömungen und dem Verwerfen revolutionärer Politik, bis hin zur grundsätzlichen Leugnung eines Fortschritts in der Geschichte. Und die Kräfte, die sich dabei besonders hervorgetan haben, sitzen heute in einer Regierungskoalition, die z.B. zum ersten Mal seit dem zweiten Weltkrieg wieder an einem imperialistischen Angriffskrieg militärisch beteiligt war und in besonderer Weise auf die internationale Finanzausbeutung unter dem nuklearen Schutzschirm der USA setzt.

W.Gerhard
21.12.2000