Der Fall Rosa von
Praunheim
-an Hand von Selbstzeugnissen
und Erläuterungen aus seinem Umfeld
Hartmut Dicke
Der Filmemacher Rosa von Praunheim ist der bekannteste Pionier der sogenannten
Homosexuellenbefreiung in der Bundesrepublik und zugleich jemand, der
jahrzehntelang die Protektion aus den Medien dieses Landes genoß.
Nachdem wir in dem ersten Beitrag einen Überblick
gegeben haben, gehe ich nun daran aus naher Quelle über ihn und von
ihm selbst zu zitieren, was trotz der Unannehmlichkeiten, die damit verbunden
sind, sehr aufschlußreich sein kann.
Rosa von Praunheim, mit eigentlichem Namen Holger Mischwitzky, ist 1942
in Riga geboren, kam 1944 schon nach Berlin, wuchs zwischen 1954 und ca.
1960 in Frankfurt a.M. auf und ist seit 1962 eng mit dem Westberliner
Kunstbetrieb verknüpft. 1983 schrieb Klaus Kreimeier in der Reihe
"Film", Nr.30, Carl Hanser Verlag, unter dem Titel "Das
große hermaphroditische Tableau-Theater" eine Art Hommage und
Übersicht über das bisherige Werk von Praunheims.
Er versucht, dieses Werk intellektuell zu erfassen und in seinen Kernpunkten
zu beschreiben, was für uns durchaus von Wert ist.
Ohne Umschweife kommt Kreimeier gleich zu Anfang seines Artikels zur Sache,
indem er den ersten Film von Praunheims, "Rosa Arbeiter auf Goldener
Straße", als Anti-Panier zu der damaligen revolutionären
Bewegung erklärt.
"ROSA ARBEITER
AUF GOLDENER STRASSE: schon der Titel verkündet lauthals, daß
hier Unvereinbares erstaunlich kopulieren wird. Die Farben sind Symbole;
sie sind wie Banner in dem Bild, das der Titel beschreibt. Was sie signalisieren,
ist Dissonanz. 1968, im Jahr der Studentenrevolte, der systemsprengenden
Programme und der roten Fahnen auf den Straßen Westberlins, pflanzt
das Bild ROSA ARBEITER AUF GOLDENER STRASSE ein Anti-Panier auf, formuliert
es ein Gegenprogramm, verheißt es eine verquere, nicht ganz astreine,
irritierend flackernde Sinnlichkeit: das schwule Rosa gegen das proletarisch-revolutionäre
Rot!".
(S.7)
Als Kreimeier dieses bemerkenswert offene Bekenntnis 1983 schrieb, glaubte
er die revolutionäre Bewegung in diesem Land weit hinter sich. Die
New Age Welle rollte in den entwickelten Ländern unter der Jugend,
und die Produktion wanderte ins Ausland ab. Warum also nicht direkt schreiben,
was sich damals getan hatte. Allerdings ist diese Aussage, zu Anfang seiner
Abhandlung, noch sehr moderat gewählt, wie wir noch sehen werden.
Dahinter liegt noch eine ganz andere unverblümte Aggressivität,
wenn wir zu den Aussagen des von Praunheim selbst übergehen.
Wir wenden uns zunächst aber den prinzipiellen Anschauungen von
Praunheims zur Ästhetik zu, seinem Verhältnis zur Natur, weil
darin das Symptomatischste liegt. Eine Anschauung, die parallel liegt
zu den sog. sexuellen Anschauungen dieser Leute und die uns zeigt, daß
diese keineswegs nur für sie selbst privat wichtig sind. Kreimeier
führt aus:
"Das sogenannte Natürliche ist nicht natürlich, sagt
Rosa von Praunheim. Zu ergänzen wäre: das sogenannte Schöne
ist nicht schön. Daß wir die Natur natürlich nennen,
ist ein Ergebnis unserer kulturellen Sozialisation - eine Übereinkunft,
die sich einer Kette von Abstraktionen verdankt. Das Naturschöne
und das Kunstschöne, die Vermengung des Ästhetischen mit dem
Ethischen, die krönende Dreifaltigkeit des Guten, Schönen
und Wahren - all dies sind die Kartenhäuser des Intellekts, die
in sich zusammenfallen, wenn wir sie an den Realerfahrungen der Menschheit
in der Geschichte - und an den dunkleren, weil verdrängten Erfahrungen
unseres Körpers messen. Gerade diese erheben den entschiedensten
Einspruch gegen die Kopf-Konstruktionen der Klassik wie gegen die libertären
Strategien des Medienbetriebs, der die idealistischen Trugbilder nun
als 'atmosphärisches Gemisch aus Kosmetik, Pornographie, Konsumismus,
Illusion, Sucht und Prostitution' (Peter Sloterdijk) zynisch zu Markte
trägt." (S.24)
Alles fällt also an der Realerfahrung der Menschheit in sich zusammen?
Was für ein Unsinn! Die Geschichte ist seit der Steinzeit eine ständige
Höherentwicklung der Menschheit, noch viel weiter gibt es eine ständige
Höherentwicklung des Lebens seit dem Beginn auf der Erde. Daß
die Perspektiven der Menschheit dunkel seien, ist schon ein uraltes Credo
von Reaktionären, mit dem sie sich an jeder geschichtlichen Wendung
dem Lauf der Dinge entgegenstemmen. Und diese Einschätzung dient
ihnen vor allem auch zur Rechtfertigung und Selbstrechtfertigung ihrer
dunklen Praxis im Leben. Dunkel ist die Erfahrung des deutschen Militarismus
und des deutschen Imperialismus des kaiserlichen Preußen, weil er
eine vernichtende Niederlage in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
erfuhr. Gerade in dieser Epoche des Imperialismus erfuhr der Homosexualismus
auch eine bedeutende Aufwertung. Dunkel ist auch die Erfahrung weiterer
Reaktionäre, etwa der Faschisten oder der heutigen Neuen Weltordnung,
weil die Dinge absolut nicht so laufen, wie sie sich das vorgestellt haben.
Das "sogenannte Natürliche ist nicht natürlich". Der
Satz ist für sich genommen allerdings eine Tautologie. Wesentlich
ist hier wohl, daß mit dem "sogenannten Natürlichen"
das tatsächlich Natürliche gemeint ist.
Das wird mit dem nächsten Satz klar:
"Daß wir die Natur natürlich nennen, ist ein Ergebnis
unserer kulturellen Sozialisation - eine Übereinkunft, die sich
einer Kette von Abstraktionen verdankt."
Der Begriff "natürlich" erscheint hier nur als Übereinkunft,
als Ergebnis unserer kulturellen Sozialisation, und eben nicht aus der
Auseinandersetzung mit der Natur resultierend. Der Begriff bezeichnet
etwas als "natürlich", um die Übereinstimmung mit
der Natur zu postulieren, er leitet sich aus dem Vergleich mit der Natur
ab. Die Behauptung, daß die Begriffsbildung des Menschen außerhalb
der Natur erfolgt, wird hier mit Radikalität zugespitzt. Das ist
die Substanz des extremsten philosophischen Idealismus.
Es liegt darin auch die Grundannahme, man könne sich über materielle
Bedingungen, zu denen die Natur gehört, hinwegsetzen. Aber selbst
wenn solche Leute wie von Praunheim die Natur, die Realität "ausblenden",
werden wir es nicht nur bei der Betrachtung der Konstituierung der theoretischen
Anschauung belassen, sondern die Herkunft dieser Anschauungen, die die
Realität leugnen, analysieren.
Wenn Menschen erklären, sie könnten sich über alles hinwegsetzen,
jeder könne machen was er wolle, so möchten sie sich über
die Realität hinwegsetzen. Mehr als 80 % der Menschheit, ja sicherlich
mehr als 95 % bekommen durch die konkrete Realität elementar diktiert,
was sie zu machen haben, daß sie jeden Tag zur Arbeit gehen müssen,
oder noch schlimmer ohne Arbeit sich das Notwendigste besorgen müssen,
daß sie ihren Verpflichtungen nachkommen müssen. Nur ein Bruchteil,
der gewissermaßen auf dem Parasitismus der Gesellschaft schwimmt,
kann sich solch eine Devise leisten wie "ich kann machen, was ich
will", in Wirklichkeit sind natürlich auch sie von den gesellschaftlichen
Bedingungen abhängig.
Die Realerfahrungen der Menschheit in der Geschichte sind die, daß
die Menschheit in den letzten Millionen von Jahren einen in der Natur
beispiellosen Aufstieg genommen hat, daß die Entwicklung der menschlichen
Fähigkeiten und des menschlichen Bewußtseins sich weit über
alle anderen Elemente der Natur auf diesem Planeten erhoben hat. Ganz
besonders groß ist der Fortschritt während der letzten Jahrtausende,
als sich die Menschheit beschleunigt entwickelte und dies in die wissenschaftlichen
Erkenntnisse der letzten 200 Jahre sich verdichtete. Ferner ist die menschliche
Rationalität ausreichend, um sich das Phänomen des Widerstandes
gegen diese Entwicklung in einem Teil der menschlichen Gesellschaft zu
erklären, denn diese teilt sich in soziale Formationen, in Klassen,
die neu aufkommen oder untergehen. Heute - da internationaler als früher
- mehr denn je zuvor!
Schon immer haben diejenigen Klassen, die von der weiteren Entwicklung
bedroht werden, erklärt, diese sei unmöglich, oder sie haben
gar die gesamte Entwicklung geleugnet oder in Frage gestellt. Immer sind
sie aber trotzdem überwunden worden. Die Ästhetik aber ist dabei
notwendiger Bestandteil der Weiterentwicklung der Menschheit in all ihren
Schritten und in ihrer Gesamtheit. Die Ästhetik ist auch nicht vom
Menschen erfunden. Sie ist in der Natur schon vor ihm und außer
ihm vorhanden. Die gesamte Tierwelt, ja Kristallbildungen haben Ästhetik,
ganz anders aber noch der Mensch, der aus all dem entwachsen ist. Die
Realerfahrung der Menschheit zeigt, daß er die Ästhetik braucht,
daß sie ihn weiterführt und daß er sie weiterführt.
All dies ist eigentlich trivial. Warum muß man es trotzdem verteidigen?
Weil im 20. Jahrhundert eine Reaktion mit Brachialgewalt versuchte zu
dekretieren, Wirklichkeit sei nicht Wirklichkeit, sie könnten alles
manipulieren, im Interesse des Parasitismus müsse absolute Willkür
herrschen, in seinem Interesse müßten die Menschen gezwungen
werden, sich zu jeder Niedrigkeit zu bekennen. In seiner Substanz ist
das der größte Angriff gegen jede Art von Werktätigen,
gegen jede Art von irgendwie progressiven Klassen, im Interesse des niedrigen
äußersten reaktionären Drecks, den die Bourgeoise und
vor allem die Reste der untergegangenen früheren Klassen hervorgebracht
haben. Der Versuch seiner Durchsetzung muß zum Kriege führen,
zum Kriege gegen die Kräfte, die Derartiges betreiben.
Daß diese Dinge mit derartiger Vehemenz in der Gesellschaft vorangetrieben
werden, hängt vor allem mit dem Rückschlag der Entwicklung durch
den Umsturz der chinesischen Revolution zu Ende der siebziger Jahre zusammen,
der diese Kräfte der Subversion ungeheuer dreist gemacht hat, und
mit der vorhergehenden Degeneration der Sowjetunion bis hin zu ihrer schließlichen
Auflösung. Infolge dieser Ereignisse erlitten auch eine Reihe anderer
Bewegungen auf der Welt einen Rückschlag. Aber gemach. Solche Rückschläge
haben bisher noch immer dazu gedient, Fehler zu beseitigen und einen neuen
Vorwärtsschritt auf breiterer Ebene einzuleiten.
Gehen wir zurück zu den Behauptungen von Kreimeier und Praunheim.
Als Einzelpunkte finden wir darin:
"Die Vermengung des Ästhetischen mit dem Ethischen"
sei ein Kartenhaus des Intellekts.
Das Problem liegt im Begriff des Ethischen, denn es ist ein Begriff, der
sehr gern im Sinne einer über der Gesellschaft und über den
Dingen stehenden Moral benutzt wird. Nicht diese Kritik an einer losgelösten
Ethik ist jedoch der Gegenstand bei Praunheim oder Kreimeier, sondern
sie fordern die Loslösung oder die Isolierung des Ästhetischen
von dem Ethischen, im Sinne einer Loslösung von jeder Gesellschaftlichkeit,
letztlich im Sinne einer brutalen Vernichtungsideologie.
Für Menschen des schon zur Vergötzung erhobenen Analverkehrs
wie von Praunheim ist eine solche Devise allerdings logisch. Es gibt in
der Tat eine von der Wirklichkeit losgelöste Ästhetik, die sich
losgelöst von der Wirklichkeit versteht, die nur auf die äußerliche
Form achtet, die in gewisser Weise formal ist. Praunheim und Kreimeier
negieren diese allerdings auf eine besondere Art, sie setzen an die Stelle
der formalen Ästhetik gleich den Ekel und den Dreck und erklären
kurzerhand, die Gesellschaft sei schuld, daß diese zu solchem erklärt
worden seien. Ersteres bewahrt den Anschein, letzteres greift die Ästhetik
gleich direkt an und behauptet, es gäbe sie gar nicht, oder umgekehrt:
sogar alles und jedes, und sei es noch so unästhetisch, sei in Wirklichkeit
ästhetisch, wenn wir es nur dazu erklären wollen.
Schließlich sollte auch noch eine Bemerkung zu der geschmähten
Klassik erfolgen: die Klassik des Zeitalters um 1800 hatte vielleicht
eine gewisse stilisierende Abgehobenheit, eine Abstraktheit, aber sie
nahm auch durch ihren Anspruch an den Menschen, mit ihrer Forderung nach
seiner Weiterentwicklung und Vervollkommnung den Aufstieg der folgenden
zweihundert Jahre vorweg, erfaßte ihn aus der ganzen Grundstimmung
dieser Zeit heraus. Die bürgerliche Revolution mit ihrer Befreiung
der Potentiale, aber auch der Rückgriff auf die über 1000 Jahre
alte durchgehende Zivilisation der Europäer mit Rückgriff auf
über 3000 Jahre, wenn wir die Antike mitrechnen, hatten diese Kunstrichtung
ermöglicht. Sie besteht keineswegs nur aus "Kopfkonstruktionen",
sondern sie hatte das aufgestoßene Tor der Menschheitsentwicklung
dieser Zeit erfaßt.
Wir sehen in diesen sehr prinzipiellen Ausführungen Kreimeiers, daß
es in den Grundlagen des Auftretens von Praunheims schon sehr lange bekannte
Elemente gibt, die absolut nicht neu sind. Neu ist aber der Radikalismus,
die Absolutheit, mit der diese "Kunstrichtung" auftritt, was
übrigens in diesem Fall der öffentlichen Förderung absolut
keinen Abbruch tat.
Die anfangs zitierte Passage zu der politischen Stellung seiner Filme
steht damit im Einklang. Wir werden noch sehen, wohin sich diese Stellung
immer weiter bewegt. Gegen was richtete sich diese Stellung nun eigentlich
genau? Diese Frage muß sich noch stärker aufdrängen, wenn
die sog. "Homosexuellenbewegung" noch als links ausgewiesen
wird.
Kennzeichnend für die damalige Zeit war die Hinwendung der revolutionären
Bewegung zur materialistischen Anschauungsweise, wie sie in der ML-Bewegung
seit 1969 zum Ausdruck kam. In der zweiten Hälfte des Jahres 1968,
das heißt erst nach der bekannten 68er Bewegung, kam es in erheblich
breiteren Teilen zu einem Run auf den Marxismus. Die erste Studentenbewegung
war idealistisch, oder genauer genommen war sie gemischt, enthielt verschiedene
Komponenten; je mehr Kräfte aber von unten nachdrängten, desto
stärker wurde damals der Einfluß von Revolutionären, die
das Proletariat wiederentdeckten, und die vor allem die Entwicklung der
Dritten Welt sahen, die zu dem Haupthort des neuen Proletariats, so wie
wir es heute vorfinden, werden sollte. Damals aber gab es noch eine millionenfache
Arbeiterklasse, in einer industrialisierten Welt, die ihren Hauptschwerpunkt
immer noch im Lande selbst hatte, und die Entscheidung über die proletarische
Revolution in den alten "klassischen" industrialisierten Ländern
war noch nicht gefallen. Das radikale Wiederaufkommen des Marxismus binnen
kürzester Frist beweist das sehr deutlich. Und gerade weil er aufkam,
mußte sowohl auf dem ökonomischen Sektor als auch auf dem kulturellen
einiges geschehen.
Hier bei Praunheim und Kreimeier aber lebt das ganz alte Abgestorbene
wieder auf, kommt aus seiner Gruft und behauptet, daß weiß
nicht weiß und dunkel nicht dunkel sei, daß was verrottet
und verkommen ist, frisch und neu sei. Die homosexuelle Natur ist gewissermaßen
sine conditio der ganzen politischen Einstellung nach auf die
Verkehrung der Wirklichkeit gerichtet, auf die Perversion eben, das liegt
schon im Kern des Wortes.
Wenn Rosa von Praunheim sagt, daß das Schöne nicht schön
und das Natürliche nicht natürlich sei, stellt sich eigentlich
die Frage, was denn dann das "Schöne" , das Ästhetische
ist, was denn dann das Natürliche sei. Und man bekommt eigentlich
nur eine Antwort, daß es dies gar nicht gibt. Das aber greift im
Wesen die gesamte Kultur an. Denn die menschliche Kultur kennt als einen
wesentlichen Teil der Äußerung und der Reflexion des Menschen
auch die menschliche Ästhetik. Die Ästhetik ist keine Erfindung
des Menschen. Sie existiert objektiv schon in der Gesetzmäßigkeit
der unorganischen Natur, etwa bei Kristallen, sie existiert bei Tieren
und Pflanzen, die sich ebenfalls ohne sie nicht entwickelt hätten,
also gar nicht existieren würden, und erst recht existiert sie beim
Menschen. In ihrer Substanz greifen die Anschauungen dieser Leute jede
Form von Leben an.
Georges Bataille oder:
Die Verbindung mit dem "Schwarze-Messe"-Obskurantismus
Georges Bataille (1897-1962), ein französischer Literat, der insbesondere
auch auf Friedrich Nietzsche zurückgeht, während der Nazi-Besetzung
Frankreichs eine zweifelhafte Rolle spielte, sich aber auch gern in Richtung
Marxismus offen hält und überhaupt eigentlich in alle Richtungen
offen ist, ist in Deutschland wenig bekannt. Er sollte aber etwas mehr
bekannt sein, weil er uns über Einiges aufklärt, was in den
Leuten unserer Medien und der filmischen Industrie so umgeht.
Für unser Thema ist nur an ihm wichtig, was er so selbst "entwickelte",
und das ist seine sogenante Theorie vom Eros. Die Erotik, als einen wesentlichen
Teil der Liebe, versucht er mittels pseudohistorischer Theorien mit einer
Art am Lust am Tode zu kombinieren, eine Sache, die in letzter Konsequenz
in regelrechten rituellen Orgien enden muss. Es handelt sich um einen
merkwürdig verarbeiteten Katholizismus, der mit Schwarze-Messe-Elementen
angereichert wird. Bataille stand auch in der Nähe von gewissen Kreisen
von Trotzkisten und sogenannten Linkskommunisten. Das entspricht in vielem
den heutigen Autonomen- und Anarchoszenen in ihren Ausprägungen in
der Zeit vor dem 2.Weltkrieg. Und er hat eine ganz enge, wenn auch nicht
ganz aufgeklärte Verbindung zur Homosexualität. Er rechnet die
- so wörtlich - "perverse (d.h. von der Genitalität losgelöste)
Sexualität" sogar in seiner pseudoökonomischen Theorie
der "Verschwendung" zu den "unproduktiven Ausgaben",
denen sein besonderes Augenmerk gilt.
Klaus Kreimeier beruft sich auf ihn, wenn er versucht, verschiedene Filme
von Praunheim, unter anderem "Das Todesmagazin", zu erläutern:
"Die Gesamtheit der Verbote in der durch Arbeit gezähmten
Gesellschaft, sagt Georges Bataille, richtete sich gegen Gewalttätigkeit.
In der Gewalt aber treffen sich Geburt und Tod; in der Gewalt wird deutlich,
daß 'der Trieb der Liebe, bis zum äußersten gesteigert,
ein Todestrieb ist'. Was sie in eins setzt, ist die exzessive Realität
der Natur - denn Natur ist nichts anderes als 'Verschwendung von Lebensenergie'
und 'Vernichtungsorgie': 'Sexualität und Tod sind nur die Höhepunkte
eines Festes, das die Natur mit der unerschöpflichen Masse feiert:
Beide bedeuten eine grenzenlose Vergeudung, die sich die Natur im Widerspruch
zu dem tiefen Wunsch jedes Wesens nach der Fortdauer leistet.'"
Reihe Film 30, S.26, Carl Hanser Verlag; Zitat von Bataille aus Der
heilige Eros', Ffm-Berlin-Wien 1959, S.57
Und Kreimeier sinnt weiter:
"Rosa von Praunheims schwarze Messen haben vielleicht die Wiederherstellung
dieser Wahrheit zum Ziel - hier liegt letztlich der blasphemische Sinn
seiner Bilder und eine mögliche Erklärung für das Hyperbolische
seines Kinos."(ebda.)
Was Kreimeier hier anspricht, ist in der Tat ein Wesenselement des Werkes
von R. v. Praunheim, das sich in einer Reihe von Filmen, auch schon in
seinen ganz frühen, findet. Die Beschreibung als "schwarze Messe"
ist in der Tat treffend. Was hier über Bataille gesagt wird, geht
aber noch viel weiter, es sind unverkennbare Anklänge an den Faschismus.
Was den ersten Satz angeht, so richten sich die Gesamtheit der Verbote
keineswegs gegen "Gewalttätigkeit". Einige Verbote orientieren
sich an elementaren Vorschriften, die für die Entwicklung der Menschen
überhaupt von Bedeutung sind, wie zum Beispiel das Inzestverbot.
Der größte Teil der Verbote aber richtet sich auf den Schutz
einer bestimmten gesellschaftlichen Formation, des jeweiligen Rechts,
schützen die Maßstäbe einer bestimmten Gesellschaft und
die darin entscheidende Klasse. Sie schützen keineswegs vor Gewalttätigkeiten
im allgemeinen.
Das Thema Abschlachten, regelrechter Blutskult, aber auch eine Todesbewunderung
ziehen sich durch viele Filme des Rosa von Praunheim und stehen in einem
innigen Verhältnis zu der Schwulenthematik, die er parallel damit
aufrollt und verherrlicht, der ganze umgebende Kulturbetrieb setzt sie
in einen Zusammenhang, wenn auch mit einer bestimmten zeitlichen Verzögerung.
Kreimeier versucht gerade diesen Punkt herauszuarbeiten und ist sogar
dann unzufrieden mit Praunheim, wenn er dies nicht in der reinen Form
tut, so wie es seiner Ansicht nach in einer Reihe von frühen Filmen
wie "Rote Liebe" oder "Macbeth" der Fall ist. Bei
Praunheim ist dies nicht in so ganz ausschließlicher Form, sondern
er ist auch von Leuten wie Jack Kerouac oder Burroughs beeinflußt,
und überhaupt von einer Art anarchistischer Schule.
Er mischt alles durcheinander und glaubt wohl, daß darin kein Faden
des Zusammenhanges gefunden werden kann. Das ist aber ein Irrtum, den
gibt es überall.
In seinem Buch unter den Titel "Sex und Karriere" legt er seine
Erfahrungen dar. Was einem hier entgegenschlägt, ist neben dem von
Kreimeier dargelegten Element auch eine Darstellung der Homo-Szene selbst
in ihrer Unmittelbarkeit, und die sieht um einiges anders aus, als was
uns dieser Staat und die entsprechenden Befürworter und Verantwortlichen
einer gewissen Gesetzgebung beschreiben. Derlei Literatur ist schlichtweg
unerträglich, aber es kann und darf für uns kein Grund sein,
diese Szene in ihrem Winkel ungestört zu lassen, derweil diese selbst
jeden in der Öffentlichkeit terrorisiert und zu veralbern sucht,
der es wagt, diese sog. Emanzipation anzuweifeln. Auf Schritt und Tritt
begegnet einem neben einer Obszönität "ohne Grenze"
auch die Arroganz, daß sie die Allgemeinheit verachten und regelrecht
Tritte gegen jede Art von Verantwortung und Vertretung der Mehrheit austeilen.
Ganz besonders ist dies bei der Wiedergabe der Erfahrungen aus den USA
der Fall, wo Praunheim mehrfach längere Zeit aktiv war und sich gut
auskennt. Praunheim ist ein regelrechter Bewunderer dieser USA-Kultur,
ganz besonders der Städte New York und San Francisco. Man kann es
nicht alles wiedergeben, aber einige Beispiele sollen folgen:
Praunheim jedenfalls sah sich selbst veranlaßt, sich zu schützen.
So erfahren wir auf S.14 (Ausg.1991):
"Ich habe mir in der 42.Straße zwischen all den Pornokinos
einen kräftigen Holzprügel gekauft, schwarz lackiert. Er liegt
toll in der Hand. Ich fühle mich damit sicher. Er kann leicht einen
Schädel zertrümmern. Im Zimmer, wenn ich auf und ab gehe,
träume, aus dem Fenster schaue, nachdenke, spiele ich damit. Es
macht mich scharf.-"
Praunheim kam aus dem Staunen dort nicht mehr heraus, was hier "verschwendet"
wird ("Verschwendung" ist der Lieblingsbegriff des G. Bataille);
was hier zerstört wird, ist vor allem die Sexualität.
So lesen wir weiter, das folgende Staunen des R. v. Praunheim:
"Neuerdings hört man von den Ritualmorden an Schwulen in
der Wüste nahe Los Angeles. Ähnlich wie in dem berühmten
Pornofilm aus Südamerika, in dem ein Mädchen vor der Kamera
während der Dreharbeiten beim Ficken ermordet, zerstochen und zerstückelt
wurde. Der Eintrittspreis für die Kinovorstellung ist ungeheuer
hoch."(S.23)
Und weiter:
"In San Francisco, der schwulsten Stadt der Welt (für Hetero-Frauen
ist es frustierend dort zu leben), gibt es ganze Straßenzüge
voll Schwulenbars..."
Noch härter wird die Sprache in Rosa von Praunheims Selbstdarstellung
"50 Jahre pervers" (Originaltitel) Für dessen Wiedergabe
des Zitats muß man sich entschuldigen, aber es muß trotzdem
sein, weil man nur so ein Bild bekommt, was in dieser Szene passiert.
Gerade in diesen Darstellungen ist die Betroffenheit über die Krankheit
AIDS zu spüren, und es ist daraus erfahrbar, wie der Analverkehr
dieser Leute eine der wesentlichen Quellen dieser Krankheit ist. In den
Fernsehspots der Bundesregierung, in denen vor der Krankheit AIDS gewarnt
wird, wird die gesamte Sexualität als etwas quasi Gefährliches,
das nur mit Schutz praktiziert werden kann, hingestellt.
Zitieren wir nun einmal Rosa von Praunheims Beobachtungen, wie dort in
jener Szene mit der Gesundheit umgegangen wird (bei dem folgenden Dreck
weigern sich die Finger zu schreiben, aber wir brauchen es zum Beweis):
"In den frühen Siebzigern war Berlin noch mehr Provinz als
heute. Alles in den USA erschien mir größer und perverser.
Ich traute meinen Augen nicht, als ich in einer New Yorker Bar einen
großen starken Neger sah, der auf dem Tresen stand und seinen
dicken Arm langsam in den Arsch eines nackten Gastes schob. Faustfick
nannte man das. Es dauerte noch, bis sich das auch bei uns durchsetzte.
Das Spiel mit der Gefahr entspricht dem Masochismus vieler Schwuler,
die sich selbst geringschätzen."
Es ist eine Szenerie der gebrochenen Naturen, und diese Sorte Dreck dient
dazu, sie weiter zu brechen und gebrochen zu halten!
Praunheim, langjähriger Star der Medien und der Kultur, setzt fort:
"Gleichzeitig war es aber auch ein Entdecken von Freiheiten, die
lange unterdrückt worden waren. Man holte vieles nach, Scheiße,
Schmutz, Pisse; Ficks in Särgen, wie in der Discothek Frankenstein'.
Heteros müssen viel Geld in Puffs bezahlen, um ihre Verklemmungen
auszuleben, die Schwulen bezahlten nur ein paar Dollars Eintritt und
konnten alle ihre gemeinen Phantasien verwirklichen. Viele fanden dann
gesättigt in den Schoß einer bürgerlichen schwulen Freundschaft
zurück. Niemand tat jemandem weh, ohne daß der es wollte.
Heteros dagegen prügeln ihre Frauen, schlitzen Huren auf oder behandeln
ihre Geliebten mit Verachtung, weil sie die offizielle Doppelmoral nicht
verkraften."
(1993, Kiepenheuer und Witsch)
Jetzt wissen wir also, wie wir armen "Heteros" sind. Die eigenen
Darstellungen Praunheims strafen dies natürlich Lügen. Von wegen
weh tun, nur wenn er es wollte. Die Homoszene strotzt selbst von Brutalität
und Käuflichkeit, und es kann gar nicht anders sein. Umgekehrt wird
dann der Generalschluß gegen die normalen Sexuellen gezogen, was
der grundsätzlichen Arroganz dieser Szene entspricht. Diese Elemente
befinden sich keineswegs nur bei von Praunheim, sondern auch in anderer
"Literatur" derartiger Szenerie. Es ist darauf berechnet, daß
jeder Mensch so ein Zeug sofort fallen läßt, damit diese Szenerie
in ihrem Winkel treiben kann, was sie will. Um derlei in der Substanz
aufzudecken, ist man gezwungen, auch diese unangenehmen Dinge zu beleuchten.
Man darf nicht meinen, daß derartige Darstellungen etwas Besonderes
bei diesen Leuten sind, die ganze Homoliteratur ist von derartigem durchzogen.
Die Art des "Verkehrs" dieser Leute zieht in ihrer weiteren
Ausprägung ein regelrechtes Suhlen im Dreck mit sich. Der prinzipielle
Angriff auf die Ästhetik ist alles andere als Zufall. Die körperliche
Liebe zwischen Mann und Frau ist nicht von ungefähr seit Tausenden
von Jahren ein Objekt der Ästhetik, eben weil hier auch in Verbindung
mit der Natur die Begegnung stattfindet und hier objektiv eine Ästhetik
vorliegt.
In dem gleichen Buch bekennt sich Praunheim auch zur "totalen Freiheit"
in seinem Sinn:
"Wir müssen auch Knabenliebhaber, Lederleute und Transvestiten
unter uns akzeptieren."S.139.
Und zwar schreibt er dies in Zusammenhang mit seinem öffentlich
so propagierten Film von 1971.
Praunheim ist kein Irgendwer. Er ist ein hochangesehener Filmemacher
bei WDR und SFB, aber auch beim ZDF. Und mehr noch, er ist der Begründer
der Homosexuellenbewegung, mit seinem Film von 1971, der prinzipiell schon
die gleiche Überzeugung zeigt, ist er staatlich unterstützt
durch die Lande gezogen, um die entsprechende "Bewegung" aufzubauen.
Wenn der Christopher-Street-Day-Umzug stattfindet, was feiern die dann
anderes als diese Szene, als diese "Kultur" im Hintergrund,
nur daß das Ganze der Öffentlichkeit als harmloser Karneval
verkauft wird, was er nicht ist. Heute aber steht der Bundestagspräsident
mit freundlicher Miene Pate bei dem Ereignis, und der Schulsenator schneidet
die Eröffnungsgirlande des Christopher Street Day durch, der von
denen ins Leben gerufen wurde, die auch dem Päderasmus freie Bahn
geben möchten
Kehren wir zurück zur Methode Praunheim, zu den Hintergründen,
denn jede schlechte Sache hat auch ihre guten Seiten, weil sie etwas aufdeckt.
In dem Buch "Sex und Karriere", 1978 schreibt er über sich:
"Mich interessiert die Pervertierung von Inhalten, das Umdrehen,
das Absurde, neue Inhalte und Lebensweisen, die man für unmöglich
hielt.
Mir würde es sicher schwerfallen, mich logisch und positiv mit
einer Sache zu beschäftigen, ich hätte es nicht leicht, etwas
aufzubauen, etwas zu kultivieren."
S.263 (Zu Innerer Monolog - Perspektive im Kulturbetrieb der BRD)
Das kann man ihm abnehmen. Allerdings ist es so: auf die Dauer hält
dies keiner durch, auch nicht von Praunheim, muß er doch am Schluß
doch etwas aufbauen, nämlich eine Kampagne gegen AIDS, eine Art Hilfsprogramm,
womit er sich selbst widerlegt. Aber wesentlich ist die Intention, die
auf die gesamte Gesellschaft abzielt.
Rosa v. Praunheim hält sich in seinen Filmen bedeckt, er vermeint,
nicht zu zeigen wo er steht, angeblich mit allen Seiten verbunden oder
auch mit keiner einzigen.
Diesen Zug treffen wir bei dem eingangs schon erwähnten Film "Rosa
Arbeiter auf goldener Straße", diesmal "Teil 2",
Praunheim griff hier auf seine Weise die Studentenbewegung auf, karikierte
auf der einen Seite eine Antikommunistin, die sich in ihrem Leben durch
die neu aufkommende revolutionäre Bewegung in Westberlin in ihrer
Substanz angegriffen fühlt, deren Freund, ein Intellektueller sich
aber zu dieser neuen Bewegung hingezogen fühlt.
Seine Hauptheldin schreit am Schluß schon dieses Filmes, angeblich
über den Frust, den sie mit ihrem Freund, der sich in der neuen revolutionären
Bewegung unter den Intellektuellen engagiert, ihre Kernanschauung laut
v.Praunheim heraus. Die damalige sog. Studentenbewegung (mit der die neue
revolutionäre Welle begann) kritisierte die Verhältnisse, nicht
weil sie sich moralisch in den Kopf gesetzt hatte, die Welt müsse
verändert werden, sondern weil sich notwendige Veränderungen
aufdrängten, weil unter den damaligen Bedingungen (die etwas anders
waren als heute) sich die Absurdität der kapitalistischen Verhältnisse
aufdrängte, wegen des demokratischen Anspruchs in der Gesellschaft,
und der tatsächlichen Diktatur, wegen der Verbrechen des Kapitalismus
in Vietnam, und wegen der damaligen immer stärker werdenden kommunistischen
Bewegung von der Dritten Welt her, sich notwendige Veränderungen
aufdrängten, und die nihilistische vorherrschende Ideologie an den
Pranger gehörte. Die amerikanische Strategie rannte sich in Vietnam
fest, und das ganze Gebäude der kapitalistischen Demagogie, das seit
1945 bis dato gehalten hatte, brach Stück für Stück in
sich zusammen. Die Jugend merkte den Betrug, der ihr gegenüber während
der letzten 20 Jahre getrieben worden war.
Praunheims Hauptfigur schreit nun in einem bezeichnenden Schlußwort
den irrationalen und den aggressiv-verkommenen Spießer heraus und
kommt dann mit seinem Credo, der Mordlust, derLust auf Vernichtung, ganz
im Batailleschen Sinne:
"Und man sollte sich klarmachen, daß sinnloses Töten
humaner ist als sinnvolles, denn die Idiotie ist die einzig große
Idee, der es nachzueifern gilt. Minderbemittelten, Schadhaften und Häßlichen
sollte nicht geholfen werden, sondern man sollte von ihnen lernen, sich
unökonomisch und willkürlich zu verhalten, mit dem Ziel einer
ehrlichen Anspruchslosigkeit, statt für eine bessere Welt zu sterben."
"Schweine, Mörder, diese Bande von Intellektuellen" (also
die damaligen Revolutionäre der Studentenbewegung) "haben
mir meinen Mann genommen, die Freude am Besitz gestohlen und mich meiner
Lebensaufgabe entfremdet. Ich will nicht verändert werden, ich
will glücklich sein. Nieder mit der Intelligenz, es lebe der Tod."
(Sex und Karriere, Rowohlt Verlag 1978, S.151)
Es ist dabei für v. Praunheim typisch, daß er sich gerne selbst
etwas verlästert, daß er das Chaos und die Unbestimmtheit in
seinen Filmen vertrete, als wenn er kein Ziel habe. Aber er hat ein Ziel,
und die Aussagen laufen immer wieder auf dieselben hinaus, auf diejenigen,
die in den Aussagen von Kreimeier zusammengefaßt wurden. Kreimeier
systematisiert die Anschauungen von Rosa von Praunheim, legt die Hintergründe
dar, deutlicher als das v. Praunheim selbst tut.
Besonders abstoßend war der Film "Todesmagazin", mit
dem er nach längerer Pause wieder im Fernsehen auftreten wollte.
Aber dieser Film, mit seinen Szenen, angeblichen Aufklärungs-Collagen,
die die Menschen in Wirklichkeit vllkommen abstumpfen sollen, ging dann
den Auftraggebern des ZDF zu weit, war ihnen zu offen. Der damalige ZDF-Intendant
Stolte entschied, und ein offizielles Statement wird mit den folgenden
Worten zitiert:
"Der Autor bedient sich in seiner subjektiven Darstellung zum
Thema Tod über weite Strecken dokumentarischer Aufnahmen von Tötungsvorgängen
und Leichen, die ungenügend vorbereitete Zuschauer als Schock empfinden
müssen."
(Reihe Film 30, S.198)
War Stolte duch den Film selber irritiert, wußte nicht, was er
sagen wollte, oder war das ernst gemeint?? Was soll denn der genügend
vorbereitete Zuschauer sein?
Dietrich Kuhlbrodt fertigte in dem oben schon erwähnten Buch "Reihe
Film 30" eine lange kommentierte Filmographie an. In dem Kapitel
über diesen Film gibt er Praunheim ganz im Sinne der Kreimeierschen
Ausführungen wieder.
"'Mir ging es mehr um die Diskussionen, die der Film auslöst,
als um die Qualität des Films'. Die erste Diskussion mit dem Publikum
fand am 26.Februar 1980 nach der Uraufführung des Films während
der Berliner Filmfestspiele im Broadway Kino statt. Praunheim erklärte
dort, daß der Tod ein 'ungeheurer Orgasmus' sein könne und
die abendländische Erziehung zum Trauern und Leiden 'im Grunde
wahnsinnig pervers' sei." (S.198)
Diese "Erziehung" ist allerdings nicht nur im "Abendland"
verbreitet, man sehe einmal Trauerfeierlichkeiten bei den islamischen
Nationen, die noch viel exaltierter vorgebracht werden, oder vorgeschriebene
Trauerperioden bei vielen Nationen des Fernen Ostens. Die Fähigkeit
zu trauern ist überhaupt nichts spezifisch Europäisches.
"Mindestens bei einem Zuschauer erreichte das Mittel TODESMAGAZIN
seinen Zweck. Der Zuschauer sagte: 'In unserer westliches System, das
erwerbswirtschftlich kapitalistisch ausgerichtet ist, paßt der
Tod nicht hinein, weil wir rein materiell orientiert sind und rein diesseitig.
Sobald man das relativieren würde, würde unser System zusammenbrechen.'"(ebda.)
Was für verquaste Ansichten diesen Leuten gefallen. In unser System
paßt der Tod nicht hinein? Der Kapitalismus kalkuliert schon längst
mit dem Tod, auch mit den Trauergefühlen, und macht mit all dem Gewinne.
Derlei Anschauungen drücken die Unzufriedenheit mit dem Materialismus,
mit der Überwindung des Obskurantismus im allgemeinen aus, man gibt
sich antikapitalistisch, kritisiert den Kapitalismus aber von ganz hinten.
Was denen nicht paßt: der Materialismus, die Überwindung von
Obskurantismus. Daraus machen sie dann, der Tod habe im Kapitalismus keinen
Platz mehr. Ein Hohn, der bei dieser Art Opposition herauskommt.
"Das Tabu Sterben und Tod, das zumindest in der abendländischen
Kultur gilt, wird von diesem Film erheblich verletzt."
schreibt Dietrich Kuhlbrodt in seiner Filmographie über von Praunheim
(S.196).
Gerade das ist falsch, die materialistische Ideologie, die gerade in
der jüngeren Geschichte der Europäer entwickelt worden ist,
hat auch den Tod, als notwendigen Teil der Entwicklung definiert und ihm
seine mystische Überhöhung genommen. Es ist gerade für
das Christentum charakteristisch, daß es eine solche Mystifizierung
betreibt. Bei Praunheim ist das Ganze eine mit pornographischen Äußerungen
und Aktionen gefüllte Mystifizierung, man nehme die Pornographie
weg, und es bleibt dann der Kern der Mystifizierung, den wir schon lange
kennen. Das Operieren mit der Angst vor dem Tod ist auch hier das Grundlegende,
gespickt mit Ekel und Abstoßendem, die als Elemente der Kritik ausgegeben
werden, aber nicht sind. Alles wird als etwas Verulkendes, Spaßiges
ausgegeben, was es ebenfalls nicht ist. Laut Kuhlbrodt hat Praunheim schon
seit den Anfängen seiner filmischen Aktivitäten dieses marktschreierische
Element mit dem Tod ausgezeichnet.
Nun aber zu den Äußerungen Kreimeiers zu diesem Film. Kreimeier
versucht ja immer alles auf den genauen Begriff zu bringen, kritisiert
Praunheim und kommt zur Sache.
"DAS TODESMAGAZIN hätte zu einer grandiosen Forsetzung seines
frühen radikalen Kinos werden können, wäre Rosa von Praunheim
in diesem Film auch in seiner Strategie der Nicht-Kunst, der Zerstörung
konventioneller Beliebigkeiten radikal geblieben, anstatt sich halbentschlossen
den gefälligen Verwurstungsformen des Fernsehunterhaltungsmagazin
anzupassen. Seine Auftraggeber haben es ihm bekannlich nicht gedankt.
Sie indizierten die vordergründigen Gewaltbilder von Krieg und
Sterben (die ironischerweise aus ihrem eigenen Fundus, dem Archiv der
heute'-Redaktion stammten) - aber was sie wohl instiktiv spürten
war, daß Rosa von Praunheims erotisches Verhältnis zum Tode
eine viel ältere, fundamentalistische Verbotsschranke durchstoßen
hatte.
Wassilissa - die bleiche, von Entsagung gezeichnete, der Askese der
Revolution ergebene Bolschewistin in ROTE LIEBE - durchbricht dieses
Verbot gleich zweimal: in der Orgie ihrer Vereinigung mit Wolodja (einem
Fest bizarrer Lebensverschwendung in einer mit Wasser gefüllten
goldenen Muschel) und in der Gewaltorgie, in der sie den untreuen Geliebten
wie in einem Opferritual hinschlachtet. Der Liebesakt und das
Opfer decken beide dasselbe auf: das Fleisch. Das Opfer läßt
an der Stelle der geordneten Funktionen des Lebewesens das blinde Zucken
der Organe treten. Dasselbe gilt für die erotische Konvulsion.'(Georges
Bataille). Wenn die Frauen in UNSERE LEICHEN LEBEN NOCH, angetan mit
Tiermasken (Madlen Lorei mit einer Totenmaske), an ihr Leben zurückdenken,
erinnern sie sich an lauter nicht genutzte Chancen, einmal nicht nur
im Traum, sondern wirklich zu morden: jemanden zu erwürgen, zu
erstechen, zu vergiften. Eine von ihnen sagt: da sei wohl eine Hemmbrücke'
gewesen, die sie davon abgehalten habe. In der Freudschen Fehlleistung
dieser Begriffsprägung ist das ganze Drama unserer Zivilisation
verschlüsselt.
Unser Körper ist eine fremde, im kulturellen Prozeß uns fremd
gewordene Realität. Er ist älter als unser Intellekt und verfügt
- überlagert und verdrängt von den späteren Schichten
des Zivilisationswissens - über Kenntnisse, die das Gehirn im wachen
Zustand nicht durchgehen lassen darf."(Reihe Film 30, S.28/29)
Weiter enthalten die Ausführung Kreimeiers die Behauptung, daß
der Wahnsinn eine Urform der vorzivilisatorischen Existenz sei.
Der Wahnsinn ist eine Form der Krankheit, ein Ausdruck des Zerschellens
an der Wirklichkeit und der Selbstzerstörung bei Menschen, die mit
der Wirklichkeit nicht fertig werden und nicht fertig werden wollen, und
keine Urform menschlicher Existenz. Zu dieser Verdrehung möchte die
extremsten Vertreter der Bourgeoisie gerne greifen, um ihrer eigenen Renitenz
gegenüber Entwicklungen, die über ihren Rahmen hinausgehen,
den Anschein der Rechtfertigung zu verleihen. Auch Schamanismus oder Rauschzustände
von Priestern in früheren Gesellschaften kann man damit nicht gleichsetzen.
Leute wie Bataille feiern den Wahnsinn, und ihre "Theorien"
selbst sind Wahnsinn. Sein Nachfolger Michel Foucault selbst versuchte,
das zusystematisieren, auch bei ihm läuft parallel damit die Forderung,
die Sexualität möglichst gänzlich von der Liebe und von
der Zuwendung zu anderen Menschen zu trennen und in diesem Zusammenhang
die Homosexualität zu propagieren. Leute wie er möchten das
bestehende Wissen, insbesondere das gesellschaftliche Wissen vernebeln.
Gerade er ist aber selbst ein Beispiel, daß Reaktion in der gesellschaftliche
Anschauung mit der Forderung nach dem rüdestem Homosexualismus einhergeht.
Das belegt auf seine Weise nochmals den Zusammenhang.
Setzen wir bei Klaus Kreimeier fort:
"Unser Körper ist eine fremde: im kulturellen Prozeß
uns fremd gewordenen Realität. Er ist älter als unser Intellekt
und verfügt - überlagert und verdrängt von den späteren
Schichten des Zivilisationswissens - über Kenntnisse, die das Gehirn
im wachen Zustand nicht durchgehen lassen darf."
Das ist eben schon wieder so eine Behauptung von Leuten, die vorgeben,
sie hätten entwicklungsgeschichtliche Kenntnisse. Der Körper
ist nicht älter als unser Intellekt, sieht man einmal von dem Stadium
des Einzellers ab (und selbst der hat bestimmte Systeme, die ihm die Bewegung
und die Berührung mit der Aussenwelt garantieren). Der Intellekt
entwickelte sich von Anfang an in der Tierwelt, aus der wir stammen, im
Zuge der Gesamtentwicklung. Alle Säugetiere haben schon einen relativ
entwickelten Intellekt, der Verarbeitung der Eindrücke der Aussenwelt,
der Stimmungen und Gefühle, der Verarbeitung von Erfahrungen, die
sie turmhoch gegenüber den meisten anderen Arten emporhob (auch andere
Tierarten entwickelten relativen Intellekt: Vögel, Echsen).
Die Tierwelt jedenfalls entwickelt den Intellekt in Verbindung mit dem
Körper, und zwar von Anfang an. Mit der Entwicklung zum Menschen
entwickelte sich dieser Intellekt zu einer höheren systematischeren
und reflektierenden Stufe, dies wiederum hatte in Wechselwirkung Auswirkungen
auf den Körper des Menschen, man denke an den aufrechten Gang und
den Verlust der Haarkleides, dafür aber die Fähigkeit sich selbst
bewußt zu bekleiden. Der Körper entwickelte sich mit den Fähigkeiten,
und ist unserer heutigen Lebensweise angepaßt, jedenfalls im Großen
und Ganzen. Er ist kein Relikt aus der Urzeit, wie uns diese Leute glauben
machen wollen. Unser Körper bildet mit dem Intellekt eine Einheit
und umgekehrt.
Gerade heute haben wir Anlaß, das Auseinanderreißen zu bekämpfen,
denn es gibt Faktoren die das objektiv begünstigen.. Zum einen schon
mal die Lohnarbeit selbst, bei der der Mensch nicht Herr seiner Arbeit
ist, sondern zu einem Ausführenden degradiert wird. Ihm werden die
geistigen Fähigkeiten hier stark eingegrenzt oder sogar fast ganz
erstickt. Der Arbeiter muß in vielem ähnlich wie eine Maschine
agieren, und das für Jahrzehnte. Zum anderen wirken heute noch mehr
Faktoren, die Entwicklung der internationalen Diskrepanz, die Verlagerung
von großen Teilen der köperlichen Arbeit und der von der Maschine
bestimmten Arbeit in andere Länder, führt auch zu einer kulturellen
und räumlichen Trennung und vertieft die Entfremdung. Denn die Klassengesellschaft
in der Art, wie sie in Europa seit ca. 200 Jahren existiert, und besonders
ausgeprägt zum Beispiel in Deutschland zwischen 1860 und 1970 existierte,
führte bereits zur Entfremdung. In dieser Gesellschaft gab es aber
auch Zusammenhang. Arbeiter, Kleinbürger und oftmals Bourgeois waren
durch die Lebensumstände nicht völlig getrennt, berührten
im Alltag einander, was die politische Auseinandersetzung zunächst
viel stärker entfaltete, also die Klassengegensätze schneller
zur Entfaltung brachte.
Dieser Gegensatz entwickelte sich aber natürlich nicht abgeschlossen
in den europäischen Ländern oder gar in einem einzelnen Land.
Es gab noch die riesigen Teile der Welt, in der sich der Kapitalismus
bisher nicht so stark entwickelt hatte, die nun kolonisiert wurden und
ebenfalls in den Kapitalismus hineingezogen wurden. Es entwickelte sich
der Widerspruch zwischen den reichen imperialistischen Ländern und
den kolonialen oder ehemaligen kolonialen Ländern.
Gegen Ende des 20. Jahrhunderts kam es erst recht zu einer weltweiten
Verlagerung der Produktion und einer Entwicklung des Kapitalismus in Asien.
Der Gegensatz von Lohnarbeit und Kapital muß sich bei der weltweiten
Verstreuung der Produktion und der Konzentration der Bourgeoisie auf einzelne
reiche Länder erstmal auf neuer Ebene entwickeln.
Die Entwicklung des Computers, die zentrale Postion, die er in der geistigen
Arbeit einnimmt, führt zu neuen extremen Belastungen des Körpers
und zu neuen Einseitigkeiten. Viele Leute aus diesem Bereich haben längst
dieses Problem erkannt und trainieren deshalb ihren Körper mit verschiedenen
Sportarten. Man sieht: die Entwicklung bleibt nicht stehen (obwohl sich
das vielleicht manche wünschen), und die Menschen sind dabei, diese
neuen Herausforderungen anzunehmen.
Aber jetzt kommen diese Leute daher und behaupten, die bisherige Köperlichkeit
ist passé, es entwickelt sich eine ganz neue Sexualität, die
in keinen persönlichen Beziehung mehr besteht, sondern nur noch in
der Erledigung des Reizes egal mit welcher "Methode". Sie bekämpfen
nicht die Einseitigkeit, sondern vertiefen sie, wie dies überhaupt
bei Leuten wie Foucault geschieht, die sich vollkommen kapitalistischer
Logik unterwerfen und Apologetik betreiben.
Was Leute wie Kreimeier postulieren möchten: Hier ein Körper,
dumpf mit wahnsinnigen Begehren, und da ein Intellekt, quasi darauf gesetzt,
der dem Körper durch die Zivilisation einiges abgewöhnt hat.
Diese Anschauung knüpft selbst an bestimmte Traditionen des Christentums
an, das das "Fleisch", d.h. die Körperlichkeit verdammt
hat, und zu etwas Niederem erklärt hat. Gerade sie behaupten oft,
diejenigen, die den Homosexualismus kritisieren, hätten etwas mit
der Religion zu tun, aber in diesem sehr entscheidenden Element gehen
gerade sie mit dem Christentum konform.
Schließlich kommt bei diesen Leuten die Schlußfolgerung: um
Schlimmeres zu verhindern muß, eben weil der Körper so sei,
von Zeit zu Zeit etwas stattfinden, was diesem urzeitlichen Drängen
entspricht, muß er von Zeit zu Zeit "herausgelassen" werden,
muß etwas Wahnsinniges stattfinden, muß etwas Bestialisches
geschehen, muß ein Kind geopfert werden usw. Diese Beschreibung
muß leider so getroffen werden, siehe die oben zitierten Äußerungen,
siehe das Geschreibsel eines Bataille. Derlei "Überschreitung"
habe angeblich eine Schutzfunktion, in Wahrheit ist es nichts als Funktion
ihrer extrem reaktionären Ausbeuterexistenz. Diese Analyse des Bataille,
der von honorigen Leuten an Universitäten uns als großer "Literat"
oder gar Philosoph offeriert wird, sollte man noch über diese Betrachtungen
hinaus, die den Filmemacher Rosa von Praunheim zum Ziele haben, führen.
In seinem Werk findet man jede Menge dieser wahnsinnigen Schreibereien,
und konsequenterweise auch schließlich die Bewunderung der "Opfergesellschaft"
der Azteken, die von einer regelrecht systematischen, kannibalischen Vernichtung
anderer Völker und Untergebener lebte, die nicht umsonst auf Grund
ihres vollkommen reaktionären Charakters verhältnismäßig
leicht von den Conquistadores eingenommen werden konnte.
Bataille erweist sich als konsequenter Nietzschenaer, der Nietzsches
Thesen über den Gegensatz des Dionysischen und Apollinischen weiter
ausschmückt, und dessen ausgerastetete Thesen weiterzuführen
versucht.
In den "Tränen des Eros", auch eine Schrift, die von der
sog. Szene hoch geschätzt wird, finden sich reihenweise sadistische,
pseudohistorische Ausführungen, mit denen er seinen ausgerasteten
nekrophilen "Thesen" Ausdruck verleiht. Hier soll uns eine Stelle
genügen. Allen Ernstes behauptet er am Schluß, in der Zusammenfassung
seiner "Grausamkeitstheorie", als angeblicher Materialist:
Seit eh und je öffnet das Blutopfer dem Menschen die Sicht auf
jene höhere Wirklichkeit, die mit der alltäglichen Wirklichkeit
nichts mehr gemein hat und die dem religiösen Menschen heilig ist.
Für dieses Wort eine vertretbare Definition zu finden, dürfte
schwerfallen. Einige von uns haben jedoch noch eine Vorstellung von
der wirklichen Bedeutung dieses Wortes."
(Die Tränen des Eros, in: Die Erotik in der Kunst, Verlag Kurt
Desch, S. 95)
Diese Leute sind schnell dabei, anderen Menschen Wahnsinn zuzuweisen,
aber sie selbst verherrlichen ihren Wahnsinn und leben damit.
Gehen wir zurück zu Rosa von Praunheim, Bei ihm finden wir nicht
die gleiche Systematik. Aber bei ihm wird die gleiche Nekrophilie ausgebreitet.
Nicht nur in dem Film "Todesmagazin", sondern überhaupt
in seinen Filmen. Dietrich Kuhlbrodt stellt dies in seiner Filmographie
an den verschiedensten Stellen dar. Bei Praunheim tritt sie direkt auf,
oder als "spaßig-makabre" Mischung, direkt neben einer
spießigen Metaphysik, Anbetung eines kruden Individualismus, regelrechtem
Analkult und einem Suhlen im Dreck, wie das oben erfaßt ist.
Praunheim glaubte auch, dem Publikum sich als Aufklärer über
den Tod betätigen zu müssen mit seinem Film "Todesmagazin".
Es gibt heute sehr viele Menschen, die ein ganz selbstverständliches
Verhältnis zu der Tatsache haben, daß das Leben endlich ist.
Ja, es ist sogar notwendig so, und da gibt es grundsätzlich nichts
drüber zu beklagen. Die religiöse Mystifizierung und die Angst
vor dem Tode sind out. Natürlich kämpfen wir um die Gestaltung
unseres Lebens und gegen ein vorzeitiges Ableben, bei Praunheim aber wird
der Tod wieder re-mystifiziert, noch mehr: er wird durch das Herausstellen
des Makabren und Abstoßenden, wie bei Freunden einer regelrechten
militaristischen Massakerideologie, glorifiziert. Das ist keineswegs von
einer "Totenkopf"-Ideologie irgendeiner faschistischen SS weit
entfernt. Man muß wissen, daß bei Nietzsche schon so eine
Todesverherrlichung existiert, daß sich das bei den perversen, ultrareaktionären
Rechten fortsetzt. So finden wir schon bei der spanischen Falange den
Ausruf "Viva la muerte!", bei allen Faschisten setzte sich das
fort.
abgeschlossen 30.Dezember 2001
(zuerst veröffentlicht in 2 Teilen am 6. August 2001 und am
30. Dezember 2001)
© 2001 Hartmut Dicke, Berlin
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