Internet Statement 2004-84
Einige Anmerkungen zu dem Interview in Kommunisten-Online Diesem Interview auf der Seite Kommunisten-Online [1] können wir in der Sache in den wesentlichen Punkten nur beipflichten, insbesondere was die angeblichen Geldzuwendungen der chinesischen Partei und des damaligen revolutionären chinesischen Staates an die kommunistische Bewegung im Ausland betrifft. Wir haben in über dreißigjähriger Praxis als Teilnehmer der marxistisch-leninistischen Bewegung eine Menge Dinge erfahren, und nirgendwo ist etwas darüber aufgetaucht, daß die KP Chinas eine Gruppe finanziell unterstützt hätte, so wie das etwa in dem Verhältnis zwischen der DDR und der DKP der Fall war. Nichts weist auf eine derartige finanzielle Unterstützung hin. Überhaupt sind die Ausführungen des Agenten Frits Hoekstra in wesentlichen Punkte gefälscht und enthalten auch in der Darstellung selbst eine Reihe auffälliger Widersprüche. Diese Selbstdarstellung des niederländischen Geheimdienstes läuft darauf hinaus, daß er alles in der kommunistischen und insbesondere in der sog. „maoistischen“ Bewegung im Griff gehabt habe und somit diese ganze Bewegung eine Puppe in der Hand der Geheimdienste gewesen sei, eine Bewegung von ein paar direkten Agenten und ein paar Trotteln, die diese unterstützen. Das ist das Bild, das Hoekstra vermitteln möchte. Es ist keine neue Erfindung, solch eine Hetze hat es seit langem schon gegeben. Man darf die Darstellung über die Bedeutung der sog. MLPN entschieden in Frage stellen. Es gibt bspw. im damaligen chinesischen Pressewesen keinen Hinweis darauf, daß diese die bevorzugte Partei in den Niederlanden darstellte. Ganz im Gegenteil, sie erscheint in den chinesischen Publikationen der siebziger Jahre als gänzlich nebensächlich. Während die Organe, die sich in China mit den internationalen Verbindungen befaßten, die Parteien, denen sie relativen Rang beimaßen oder die sie förderten, auch deutlich herausstellten, gibt es dafür bei dieser „Partei“ nicht den geringsten Hinweis. Das heißt, die Geschichte, die Agent Hoekstra hier verbreitet, ist erfunden. In einem Einzelpunkt allerdings bedarf das Interview auf Kommunisten-online einer Klarstellung: Führende Mitglieder der KPD/ML [2] wie auch der KPD/AO [3] und des KBW [4] wurden durchaus in China empfangen, und zwar genau in der Zeit der Vorbereitung des Umsturzes während der Jahre 1974/75/76. In dieser Zeit, die den Umsturz zu dem heutigen kapitalistischen Entwicklungsweg in die Wege leitete, existierte in China ein heftiger Kampf, und es wurde auf einmal der Rote Morgen in der Presse gefördert. Im Juni 1975 wurde ihr Vorsitzender Ernst Aust, der in Deutschland schon heftig kritisiert wurde, in einem Akt massiver Aufwertung von dem damaligen Mitglied des Politbüros Yao Wen-juan empfangen, auch die KPD/AO und der sog. KBW sandten Delegationen. Nach dem Tode Mao Zedongs wurde die KPD/AO von Hua Guo-feng [5] persönlich empfangen und als sog. Bruderpartei in Deutschland hervorgehoben. Man sieht daran,
daß es durchaus eine Intervention politischer Art von Seiten gewisser
chinesischer Organe [6] in die Auseinandersetzung
innerhalb Deutschlands gegeben hat, und zwar zugunsten des revisionistischen
Umsturzes. Wir haben damals die Unterstützung dieser Kräfte hautnah
erlebt und gegenüber den Chinesen auch kritisiert; wir haben
ihnen gesagt, daß sie hier mit Kräften eine Verbindung eingehen, die
nur sehr formal die Politik der KP Chinas unterstützen und die konkrete
Anwendung der Linie des Marxismus und der Lehren Mao Zedongs in unserem
Land hintertreiben. Kaum lief der chinesische Umsturz, haben alle
diese genannten Parteien einen radikalen und verräterischen Wechsel
vollzogen, der ihre eigenen vorherigen Parteigrundlagen ohne Skrupel
in den Dreck zog. Es muß also festgestellt
werden: Es ist sehr wohl zutreffend, daß es Versuche gab, zwischen
die revolutionären Kräfte einen Keil zu treiben. Es liegt auch im
Gesetz des Klassenkampfes, daß die Bourgeoisie versucht, in die Partei
einzudringen, um von dort aus maßgeblichen Einfluß zu erlangen. Redaktion Neue Einheit [1] "Räuberpistole - Kommunisten-online interviewte einen ehemals führenden Funktionär der KPD/ML zu der Behauptung des Ex-Mitarbeiters des niederländischen Geheimdienstes, in den Niederlanden sei eine eigene maoistische Partei vom Geheimdienst gegründet worden " vom 16. Dezember 2004. - Angehängt ist der Bezugsartikel aus der "Junge Welt", in der der NATO-Agent ausgiebig zu Wort. (als pdf-Datei oder bei Kommunisten-online) [2] In diesem Zusammenhang ist damit die KPD/ML(Roter Morgen) gemeint, deren Vorsitzender Ernst Aust war. [3] Gegründet 1970, später direkt als KPD auftretend. In den letzten Jahren war Christian Semler Vorsitzender dieser Organisation. AO bedeutet Aufbauorganisation [4] Kommunistischer Bund Westdeutschlands, eine späte Gegengründung Ende 1972/Anfang 1973, mit viel größerer Nähe zur Sozialdemokratie, nachdem bereits wesentliche Repressionen gegen die Partei erfolgt war. Von der Mitgliederzahl her stärkste sog K-Gruppe. Bekannteste Persönlichkeit Joscha Schmierer. [5] Hua Guofeng, Im April 1976 in Verbindung mit der Absetzung Deng Xiao Pings stellvertretender Vorsitzer der KP Chinas, nach dem Tode Mao Zedongs am 9.Sept.76 wurde er Vorsitzender und ging mit Gewalt gegen die ultralinke sog. „Viererbande“ vor. Dabei berief er sich auf die Beschlüsse, die noch zu Lebzeiten Mao Zedongs gefaßt worden waren. Unter Mißachtung eben dieser Beschlüsse wurde aber unter ihm die sog. Rehabilitierung Deng Xiao Pings durchgeführt, hinter der sich ein grundlegender Richtungswechsel verbarg. Binnen kurzer Frist konnte sich eine mehr oder minder offen kapitalistische Linie entfalten, die die heute beherrschende kapitalistische Entwicklung Chinas einleitete. Die Kritiker dieser Richtung aber wurden, ob sie es waren oder nicht, kurzerhand als Anhänger der Viererbande angegriffen und verfolgt. Bis 1981 blieb Hua Guofeng noch Vorsitzender der KP Chinas nach diesem Umsturz. [6] Siehe hierzu auch die Schrift „Warum unsere Partei die Einmischung von Seiten der Abteilung für internationale Verbindungen und anderer chinesischer Organe ablehnen mußte-Aspekte“, Verlag Neue Einheit 1979“ , sowie überhaupt die Hefte der Zeitschrift Neue Einheit aus den Jahren 1977-81
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