Internet Statement 2007-18

 

Der Tornado-Beschluß: Die Regierung verstrickt das Land noch tiefer in die verbrecherische Kriegführung der USA in Afghanistan

8.2.2007     

Die Bundesregierung hat ihren Tornado-Beschluß gefaßt und zieht damit dieses Land tiefer in den Krieg in Afghanistan hinein, obwohl sie selbst zuvor die Kriegführung der USA in einer besonderen Weise kritisiert und letztendlich als Aufstachelung zu weiterem Terrorismus qualifiziert hatte. Unabhängig davon, wie man die Tätigkeit der Bundeswehr selbst dort einzuschätzen hat, läßt eine solche Kritik in jedem Fall erwarten, daß man sich nach Möglichkeit aus der Kriegführung der USA heraushält. Aber die große Koalition muß partout, schon aus Lakaienhaftigkeit und Komplizenschaft mit den USA, an deren verbrecherischen Machenschaften teilnehmen. Sie verstärkt ihren Einsatz auf diesem Sektor, was im Ergebnis wahrscheinlich auch zu verschärften Situationen im Lande selbst führen wird.

Dabei kommt es zu den lächerlichsten Ausreden, die man von erwachsenen Menschen gar nicht erwarten sollte. Die Teilnahme der Tornados, die Bewegungen von Personengruppen und möglichen militärischen Einheiten an die NATO und auch an die von der NATO unabhängig operierenden US-Truppen melden, damit diese militärisch dagegen vorgehen, sei keine Teilnahme an Kampfeinsätzen. So erklärt der sog. Verteidigungsminister Jung:

„Aufklärung ist nicht Kampfeinsatz. Wir müssen es hinkriegen, daß diese Falschmeldung aus der Welt kommt, von wegen Kriegseinsatz“. (FAZ 8.2.07)

Wenn jemand die Ziele bestimmt, dann sei er am Kampf nicht beteiligt. Wie absurd. Natürlich ist eine solche Teilnahme genauso wichtig wie das Schießen selbst. Aber es entspricht der Haltung von Leuten, die meinen, sie können an jeder Schweinerei teilnehmen und gleichzeitig ihre Hände irgendwie in Unschuld waschen.

Es ist auch charakteristisch, wenn im Lande viele Leute, die zuvor noch kritisch gegenüber diesem Einsatz eingestellt waren, nun ihre Meinung wechseln und ihm auf einmal positive Seiten abgewinnen. Das ist in jeder reaktionären Zuspitzung am Anfang so. So ist der Vertreter des Bundeswehr-Verbandes, Gertz, der bisher den meisten Auslandseinsätzen kritisch gegenüberstand, am 7.2. im Inforadio-rbb als Befürworter hervorgetreten. Sein Interview gab auch interessante Aufschlüsse über die Kampfmethoden:

„Damit die ISAF-Truppen einen wirksamen Aufklärungsverbund haben, muss man eine ganze Reihe von Maßnahmen ergreifen: Satellitenaufklärung, Aufklärung mit unbemannten Flugkörpern, mit so genannten Drohnen, nachrichtendienstliche Aufklärung und schließlich auch den Beitrag von Aufklärungsflugzeugen. Diese sind deshalb wichtig, weil sie - anders als Satelliten - Wolkendecken unterfliegen können, weil sie Wärmebild-, Infrarotkameras haben, mit denen sie auch bei Nacht Bewegungen möglicher Ziele feststellen können. Deswegen ist das in der Tat eine Fähigkeit, die objektiv benötigt wird, die aber auch im Ergebnis nicht nur zur Verbesserung der Sicherheit in der eigenen Truppe, sondern auch zu einer präziseren Unterscheidung zwischen Kämpfern und unschuldigen Zivilisten beitragen kann.“

Die Kriegführung ist längst darauf aus, durch Flugzeuge, durch sog. Drohnen und durch Satellitenbeobachtung verdächtige Menschengruppen ausfindig zu machen. Hat ein solches automatisches System eine solche Menschengruppe ausfindig gemacht, dann wird sie von automatisch gesteuerten fliegenden Waffen vernichtet. Und Gertz ist voll des Lobes für die Tornados, weil sie angeblich die Rate von zutreffenden Schlägen gegen militärische Gruppen erhöhen. Dies gibt auch ein Bild davon, was bisher in diesem Krieg geschehen ist und was zukünftig geschehen wird. Offensichtlich schießen NATO-Truppen auf Personengruppen, die von irgendwelchen Fotoautomaten ausgemacht wurden, und wenn es sich dann um eine Gruppe Unschuldiger handelt, dann ist es eben ein „Kollateralschaden“.

Über den Kriegscharakter der geplanten Tornado-Einsätze und die Beteiligung der Bundeswehr an der von der NATO autonomen Kriegführung der USA („Operation Enduring Freedom“ ) nahm Gertz keine Blatt vor den Mund. Auf die Frage der Interviewerin:

„Im Klartext: Die Tornado-Bilder könnten tatsächlich auch so etwas wie Zielkoordinaten für Angriffe bilden?“

sagte Gertz:

„Ohne jeden Zweifel. Die Tornados werden nicht losgeschickt, um Brunnenbohrlöcher zu erkunden. Das dient nicht unmittelbar dem zivilen Wiederaufbau, sondern das dient ganz zweifelsfrei der Entdeckung von möglichen Zielen, die sich in feindlicher Absicht den eigenen Truppen nähern. Das ist auch ganz konkret so, dass diese Bilder selbstverständlich in der NATO den ISAF-Truppen zur Verfügung gestellt werden, dass sie auch immer dann, wenn sie die Sicherheit anderer Verbündeter - zum Beispiel von den Enduring Freedom Truppen im Süden Afghanistans betreffen können, an diese weitergereicht werden. Wer glaubt, dass da eine künstliche Unterscheidung gemacht wird, der irrt sich beträchtlich.“

Wie schon festgestellt, ist solch eine Kriegführung geeignet, die Völker aufzureizen und so manchen Afghanen, der vielleicht schon mit den Taliban gebrochen hat, dahin zu bringen zu sagen: auch wenn mir nicht alles an den Taliban gefällt, es muß ein bewaffneter Widerstand geleistet werden, ich schließe mich ihnen wieder an.

Die ganze Menschenverachtung und Brutalität dieser Art von Kriegführung auch gegen Zivilisten spricht aus diesem Bericht, den wahrscheinlich auch so mancher andere sog. Bundeswehr-Fachmann ähnlich geben könnte. Automaten machen irgend etwas ausfindig, und schon wird geschossen, und man ist stolz darauf, wenn man vielleicht die Rate von 50% auf 70% erhöht. Es muß prinzipiell festgestellt werden, daß diese Art von Kriegführung überhaupt Kriegsverbrechen ist, die aus der Unfähigkeit resultiert, irgendwo einen Krieg zu führen, der auch nur den Anschein von Berechtigung hat. Selbst will man keine Opfer haben, aber man kann Völker abschlachten, wie man will. Haben die USA schon früher Afghanistan ausgelöscht als politische Kraft, indem sie subversiv den islamischen Fundamentalismus unterstützt haben und ihre Rivalität mit der damaligen Sowjetunion in Afghanistan in einer Weise ausgetragen haben, die von irgendwelchen progressiven Kräften nichts mehr übrig ließ, so führt man heute Krieg, der zur weiteren Aufstachelung des afghanischen Volkes führen muß. Es bedarf auch keines Kommentars, daß eine solche Kriegführung auch jeden Versuch, eine zivile Regierung in Kabul oder anderswo zu etablieren, völlig diskreditiert, solange man mit solchen Mächten auch nur annähernd zusammenarbeitet.

Die Forderung kann deshalb nur lauten, daß der Afghanistan-Einsatz beendet werden muß. Diese Form von verbrecherischer Kolonialkriegsführung, die den Terrorismus zum Vorwand nimmt, um ihn in Wirklichkeit zu erzeugen, muß auf das härteste verurteilt werden.

RedNE

 

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Wo die USA neue Generationen von Taliban herbeibomben - Wer in der BRD fordert eigentlich so etwas wie die Tornado-Entsendung nach Afghanistan?
IS 2007-14 - 27.1.07

 

 

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Weltweite Kriegs- und Terrorkampagne im Gefolge des 11. Sept 2001
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