Internet Statement 2007-62

 

 

 

Scientology, Florian Henckel v. Donnersmark und die “FAZ”

 


Schleimiger Opportunismus und mentaler Verfall

 

Walter Grobe, 7.7.2007     

 

Die  Absicht einer Filmfirma aus den USA, das Flaggschiff der Scientology-Sekte, den Schauspieler Tom Cruise, mit der Verkörperung des Obersten Claus Schenk Graf v. Stauffenberg in einer Geschichte über das Attentat des 20. Juli 1944 zu betrauen und einige Szenen in den authentischen Gebäuden des geschichtlichen Dramas in Berlin zu drehen, hat Kontroversen ausgelöst. Behörden des Bundes und des Landes Berlin weigerten sich, ihnen unterstehende historische Gebäude wie den „Bendlerblock“, wo seinerzeit Stauffenberg sein Büro hatte und ermordet wurde, für die Dreharbeiten zur Verfügung zu stellen. Politiker, Historiker und Künstler wandten sich gegen das Projekt überhaupt.

 

Diese Stellungnahmen gehen in die richtige Richtung. Es handelt sich hier in keiner Weise um Fragen der künstlerischen Freiheit, sondern um ein Politikum. Die Scientology-Sekte wird mit gutem Grund in der Bundesrepublik kritisiert, auch immerhin von Teilen des politischen Apparats, und auch vom Verfassungschutz als subversive Organisation beobachtet, mittlerweile auch wieder in Berlin. [Siehe IS 2007-38 vom 10.05.07: "Die Scientology-Sekte und ihre Förderer"] Wenn die Hauptrolle eines Films über ein solches Thema der deutschen Geschichte mit Cruise besetzt werden soll, so hat das mit der Auswahl des besten Schauspielers für diese Rolle gar nichts zu tun, zumal man bezweifeln kann, daß Cruise überhaupt ein guter Schauspieler ist. Es ist vielmehr ein Versuch, gegenüber der Kritik an Scientology in Deutschland zu demonstrieren, daß diese Organisation sich über die Medienschiene doch durchsetzt, daß sie Top-Positionen in der medialen Beeinflussung der Öffentlichkeit, im kulturellen Überbau zu besetzen vermag. Wenn Behörden da nicht mitspielen wollen, dann tun sie nur ihre Pflicht. Allerdings werden ihre Absagen abgeschwächt durch die grundsätzliche Bejahung des Cruise-Scientology-Projekts, die sie meist ängstlich bekunden, und die Tatsache, daß weiterhin mehrere Millionen offizieller Filmfördermittel dafür zur Verfügung stehen.

 

Einige der zahlreichen Gegenstimmen:

 

„Hans Joachim Otto,Vorsitzender des Kulturausschusses im Bundestag (FDP), findet es ‚nicht

besonders instinktvoll, diese Rolle an Cruise zu geben.’ Und die Sektenbeauftragte der CDU, Antje Blumenthal, kritisiert: ‚Gut im Sinne von Scientology ist nur der, der zu Scientology gehört. Alle anderen sind Feinde. Und das ist nicht Graf Stauffenberg gewesen.’ Er habe ein System wie Scientology es gerne hätte bekämpft. Der Rechtsexperte der SPD, Klaus Uwe Benneter sieht im Auftreten von Tom Cruise als Stauffenberg gar einen ‚Schlag ins Gesicht eines jeden Demokraten’. (3Sat, Kulturzeit, 6.7.07)

 

„Weniger freundlich reagierte der Leiter der im Bendlerblock residierenden Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Peter Steinbach, auf das Plädoyer Florian Henckel von Donnersmarcks für Tom Cruise und das ‚Valkyrie’-Projekt (F.A.Z. von gestern). Es sei ‚würdelos’, wenn ‚eine historisch wichtige, wertvolle, als Orientierung dienende Persönlichkeit’ wie Stauffenberg an den Glanz eines Kinostars gekoppelt werde, sagte Steinbach in einem Rundfunkinterview. Donnersmarcks Argumentation sei ‚verkommen’, der Gebrauch des Begriffs ‚Übermensch’ für Stauffenberg ‚leichtfertig und verantwortungslos’. Steinbach hält einen ‚Superman’ und Scientology-Adepten wie Tom Cruise nicht für geeignet, die dramatische innere Entwicklung Stauffenbergs vom Befürworter zum Gegner von Hitlers Regime überzeugend darzustellen.“ (FAZ 4.7.07 S. 38)

 

 

Vor allem aber auch ist interessant, wer dafür in den Ring steigt. Da steht die „FAZ“ ganz vorne an der Front. Unter dem fehlgegriffenen label ‚Verteidigung der künstlerischen Freiheit’ hat sie bereits eine mehrtägige Kampagne für Tom Cruise geführt, für den Plan dieses Filmes und für das Weggucken von der Frage Scientology.

 

Am 3.7. stellte sie fast eine volle Seite ihres breitflächigen Blattes einem Beitrag des Herrn v. Donnersmark zur Verfügung unter dem provokant-dadaistischen Titel

 

„Deutschlands Hoffnung heißt Tom Cruise. Warum der amerikanische Superstar den Hitler-Attentäter Graf Stauffenberg spielen muss.“

 

Dieser Beitrag zeigt überraschend deutlich die mentale Verkommenheit von jemandem, der derzeit als „Größe“ der Filmkunst in Deutschland hochgelobt wird und in Hollywood sich als Emporkömmling betätigt. Von Donnersmark war vor kurzem für einen Film über die Stasi, „Das Leben der anderen“, mit einem Oscar ausgezeichnet worden. Die Stasi ist seit 1989/90 Geschichte und ist seitdem von großen Behörden und den Medien für die Propaganda der eigenen angeblich so freien Gesellschaft reichlichst ausgewertet worden. Im Jahre 2006 machen uns schon seit langem nicht mehr die Stasi, sondern Überwachung und Beschnüffelung der Bevölkerung durch die BRD zu schaffen, die um ein Vielfaches gründlicher und raffinierter sind und zur Vorbereitung ungeahnter Repressionen dienen. Allein schon daß ein Regisseur im Jahre 2006 einen Film über das düstere Leben in und um die Stasi, wie er es sieht, herauszubringen müssen meint, weist ihn als politisch hochangepaßte Type aus. Daß so etwas offizielle Filmpreise bekommen muß, ist schon im Ansatz ausgemacht.

 

v. Donnersmark zu Tom Cruise und Bryan Singer

 

Was v. Donnersmark  in der FAZ über Cruise zum Besten gibt, verdient als ganzer Absatz  in die Enzyklopädie der primitiven Lobhudeleien aufgenommen zu werden.

„Tom Cruise ist der erfolgreichste aller Superstars. ......das allem Anschein nach sehr gute Drehbuch von ‚Valkyrie’ (so der Arbeitstitel des Stauffenberg-Projektes nach dem ‚Unternehmen Walküre’), die unerschrockene, männliche Haltung des Attentäters und die Leidenschaft Bryan Singers sagten ihm zu. Er nahm das Angebot an und wird jetzt sein Superstar-Licht auf diesen seltenen glanzvollen Moment im düstersten Kapitel unserer Geschichte werfen.

Er wird dadurch allein das Ansehen Deutschlands mehr befördern, als es zehn Fußball-Weltmeisterschaften hätten tun können.“

Cruise spielt im allgemeinen in mittelmäßigen bis unangenehmen Filmchen, in denen die CIA-Agenten oder die US-Marines letztlich reingewaschen werden, in denen Typen aus bestimmten weniger erfreulichen Bereichen der US-Geschäfts- oder Gangsterwelt in ihren privaten Verwicklungen im Mittelpunkt stehen. Auch wird die Welt vor den Angriffen irgendwelcher Aliens gerettet – anders ausgedrückt: die siebentausendste nette Allegorie der Selbstverteidigung des armen unschuldigen US-Imperialismus gegen angreifende Untermenschen wird verbraten. Prostitution, sexuelle Promiskuität und entsprechende Orgien als Standardumgang der Geschlechter miteinander gehören auch dazu. Wie man an solchen Produktionen zum überragenden Schauspieler werden kann, dieses Rezept sollte v. Donnersmark einmal verraten. Mag sein, daß mancher Filmgucker sie als „gut gemacht“ oder „spannende Unterhaltung“ empfindet; aber daß hier Themen von Relevanz behandelt würden in einer Weise, die ihn oder andere oder die Gesellschaft voranbringen, das dürfte selten so gesehen werden. Dieser Ramsch und mit ihm solche Protagonisten wie Cruise werden bald vergessen sein. Nicht vergessen sollte man allerdings die Komplizenschaft von Scientology mit der Propaganda des US-Imperialismus.

Jetzt zur Qualifikation von Bryan Singer, dem Produzenten und Regisseur des „Valkyrie“- Projekts, mit dem Cruise und Scientology promotet werden sollen. Auch hierzu gibt uns v. Donnersmark  im Fluß seiner Schleimerei wertvolle Informationen:

„Durch eine für Deutschland sagenhaft glückliche Fügung wählte sich nämlich in diesem Jahr einer der erfolgreichsten Filmemacher der Welt, Bryan Singer, berühmt geworden durch ‚Die üblichen Verdächtigen’, ein Gigant des Hollywood-Kinos, der Junge wie Alte, Gebildete wie Ungebildete ins Kino zu ziehen versteht, wählte sich dieser Mann also zum Thema für seine neue Riesenproduktion ... unseren Stauffenberg!

Schon einmal hat sich Bryan Singer auf ernsthafte Weise, wenn auch im Modus des fiktionalen Erzählens, dem Thema Nationalsozialismus genähert: Seine Verfilmung von Stephen Kings Novelle ‚Der Musterschüler’ spielt in den siebziger Jahren und erzählt (mit den hauptsächlich unter Cineasten bekannten Schauspielern Ian McKellen und Brad Renfro) die unheimliche Geschichte eines Schülers in einer amerikanischen Kleinstadt, der sich so intensiv mit der NS-Geschichte beschäftigt, dass es ihm gelingt, einen alten, alleinstehenden Nachbarn als ehemaligen Lagerkommandanten und international gesuchten Kriegsverbrecher zu identifizieren. Aber statt den alten Mann zu verraten, schlägt er ihm einen erpresserischen Handel vor: Der Alte soll ihm erzählen, alles erzählen, von den Konzentrationslagern, von den Greueltaten, die er begangen hat, vom Leiden. Der Junge will kein Geschichtsbuchwissen. Er will Details; er will hören, wie es wirklich war. Aber durch die allzu intensive Beschäftigung mit dem Bösen verändert sich der Junge...“

Was ist daran „ernsthafte Annäherung“ an das Thema Nazitum? Solche Filme, in denen alte Naziverbrecher, die sich in den USA lange Zeit versteckt gehalten haben, aufgespürt werden und persönliche Zipfelchen der Vergangenheit darstellen, gibt es schon lange. Aber da fangen die politischen Fragen der Vergangenheit erst an. Wie konnte es überhaupt zu solch einer Barbarei in Deutschland kommen, was für innere Kämpfe hatte es da gegeben, wie hatte das Ausland, gerade auch die USA, vor dem Krieg zum Naziregime gestanden? Es gibt bspw. auch die offene Frage, warum die USA, die im Krieg über die Konzentrationslager wie Auschwitz informiert waren, in ihrer Kriegführung nichts unternommen haben, um den systematischen über lange Zeit betriebenen Massenmord wenigstens zu behindern, bspw. die Zufahrten zu bombardieren. Es gibt offene Fragen hinsichtlich des ganzen Hochkommens der Nazibewegung in Deutschland vor 1933, das erheblich von US-Konzernen und –Politikern mit unterstützt wurde, es gibt offene Fragen hinsichtlich der Rolle der USA bei der Etablierung des Hitlerregimes 1933 und seiner Konsolidierung in den folgenden Jahren. Von einem entschlossenen Kampf dagegen ist jedenfalls wenig bekannt, und das kann auch nicht mit Unkenntnis des verbrecherischen Charakters der Nazis entschuldigt werden. Den kannten die USA und andere sehr wohl. Ohne daß diese Dinge thematisiert werden, sollte man nicht von „ernsthafter Näherung“ seitens der US-Filmindustrie an diese Fragen reden. v. Donnersmarks Geschichtsbild bewegt sich selbst innerhalb der engen mentalen Grenzen solcher Obskuranten.

Wie v. Donnersmark Deutschlands Ansehen in der Welt befördern will. Das Vorbild: „Schindlers Liste“

v. Donnersmark  meint, das Ansehen Deutschlands in der Welt werde durch solche Filme befördert, und nennt als leuchtendes Vorbild Spielbergs Film „Schindlers Liste“. Dieser Film ist in Wirklichkeit ein perfides Machwerk, in dem ein deutscher Kapitalist die zentrale Rolle spielt, der von der Nazibesatzung Polens profitiert, für die Nazirüstung produzieren läßt, in diesem Zusammenhang jüdische Arbeiter aus dem Ghetto rekrutiert und zum Zweck der Arbeit in seinem Betrieb vor der unmittelbaren Ermordung bewahrt. Diese mehr oder weniger historische Person, Schindler, soll in der Absicht von Spielberg vor dem heutigen internationalen Kinopublikum den „guten Deutschen“ repräsentieren, den es gegenüber einer hundertprozentigen Verteufelung des Deutschen an sich, derer sich seit langem eine gewisse Propaganda befleißigt, doch auch gegeben habe. Verdeckt werden soll auf diese Weise, daß seit der Weimarer Republik bis in die letzten Tage des Naziregimes erhebliche Teile der deutschen Bevölkerung und der politischen Kräfte, vor allem die der Arbeiterbewegung, Widerstand geleistet haben. Gleiches könnte man z.B. von der zionistischen Vereinigung in Deutschland leider nicht sagen, die das Naziregime mit seinem Rassismus begrüßt hat. Viele Tausende haben ihren selbstlosen Einsatz mit dem Leben bezahlt. Wenn man sie verschweigt und der deutschen Nation lediglich einen Opportunisten und Profiteur des Naziregimes, der ganz am Ende zum Mitleid gegenüber einigen Opfern kommt, als ihren optimalen Repräsentanten zubilligt, ist das nur eine etwas raffiniertere Variante der Hetze gegen die deutsche Nation, die angeblich die Nazination schlechthin ist.

Wenn v. Donnersmark  solch einen Film zum Präzedenzfall der gerechten Behandlung Deutschlands in den Medien erklärt, erwartet er von Singer/Cruise offenbar Ähnliches. Man wird sehen. v. Donnersmarks Kriterien jedenfalls werden es nicht sein, die an den geplanten Stauffenberg-Film angelegt werden sollten.

 

Von Donnersmark über Stauffenberg

Und was meint v. Donnersmark zu Stauffenberg selbst? Hier geht es mit den Peinlichkeiten weiter. Er bezeichnet Stauffenberg ganz locker mal als „unseren Übermenschen“, was er zweifellos nicht war und was es überhaupt nicht gibt außer in reaktionären Fantasien wie denen der Nazis, Scientology und anderen. Offenbar denkt v. Donnersmark selbst in Kategorien ähnlich denen der Scientology-Sekte. Eine andere Stelle ist auch nicht viel besser:

„...das wirklich Entscheidende – in diesem Falle die Tatsache, dass ein erfolgreicher, patriotischer Offizier und Familienvater seinem Gewissen gefolgt ist und bereit war, mit einer Gruppe von Gleichgesinnten seinen Treueeid zu brechen und zu versuchen, den Tyrannen Adolf Hitler in die Luft zu sprengen – das wird nie verändert. Das ist doch die Essenz der Geschichte! Und die ist schon so dicht, dass selbst der inkompetenteste Dichter sie nicht verändern könnte oder wollte. Das würde auch Bryan Singer nicht einfallen, denn gerade wegen dieser Essenz macht er den Film. Und wegen dieser Essenz – und nur ihretwegen – ist der Film so wichtig und ist Stauffenberg eine so wichtige Figur.“

Hier wird der Umsturzversuch aus seinem politischen Zusammenhang völlig herausgenommen und als eine persönliche Charakterleistung hingestellt, die die „unveränderliche Essenz“ der Betrachtung der geschichtlichen Ereignisse bilde. Und solchem dämlichen Historio-Dadaismus bietet die „FAZ“ die Vorzugsplattform.

Ganz am Ende scheinen v. Donnersmark doch Bedenken gegen eine solche 110-prozentige Glorifizierung zu kommen. Er gesteht, von Stauffenberg doch die „übermenschliche Vollkommenheit“ absprechen zu müssen, denn er habe eine chauvinistische Äußerung von Stauffenbergs über den polnischen „Pöbel“ gelesen. Nanu? Hatte er das vergessen, als er die ersten 80% seines Artikels schrieb?

Es gibt seit langem einen öffentlichen Streit über den Umsturzversuch. Der Versuch, die obersten Spitzen des verbrecherischen Regimes wie Hitler, Göring etc. aus dem Weg zu räumen und mit einer anderen Führung das Rad der allseitigen Zerstörung zu hemmen, das auf das Land zurollte, hatte in der verzweifelten Lage 1944 eine Berechtigung, als andere Umsturzquellen kaum noch in Betracht kamen. Die Verschwörer riskierten und gaben ihr Leben und knickten den Berichten zufolge nach dem Fehlschlag zum größten Teil gegenüber dem Regime nicht ein. Das muß man anerkennen. Fest steht aber auch, daß von Stauffenberg und seine Mitverschwörer zum größten Teil aus der Militärführung stammten, einer Militärführung, die das verbrecherische Regime unterstützt hatte, seinen verbrecherischen rassistischen Krieg geführt hatte, seine Befehle befolgt hatte, daß in der Sowjetunion jeder von vornherein zu erschießen war, der im Verdacht stand, Kommunist zu sein, und was der Verbrechen sonst noch sind. Erst mit der zunehmenden Erkenntnis, daß dieser Krieg das Land ins völlige Verderben führte, wandten sich Leute wie von Stauffenberg dem Umsturz zu. Es ist wohl auch noch nicht völlig geklärt, welche innere Ordnung sie für das Land im Auge hatten und welche internationalen Allianzen. Sicher gab es da konzeptionelle Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Partnern des Putschversuches, und auch noch extrem rechte Ideen bei bestimmten Persönlichkeiten.

Von Donnersmark allerdings nutzt dieses kleine Moment, das zur geschichtlichen Analyse anreizen müßte, lediglich als anekdotische Absicherung. Er hat mal was läuten hören und tut sicherheitshalber auch für einen Moment einmal so, als sei er kein völlig unkritischer Heldenverehrer. 

Filmprojekte, die so konzipiert werden, wie v. Donnersmark das möchte und, nach seiner Darstellung, auch Singer und Cruise, sind offensichtlich darauf aus, alle diese Fragen mit billigem Kintopp zu verdrängen und müssen im Interesse der großen Mehrheit der deutschen und der internationalen Öffentlichkeit abgelehnt und kritisiert werden.

 

Nun noch ein Beispiel für die gesellschaftlichen Ideale des Herrn v. Donnersmark:

„Aber ist es nicht herrlich, dass wir in einer Welt leben, in der ein halb erfolgreicher Science-Fiction-Autor [v. Donnersmark  meint Hubbard, den Erfinder der Scientology-Sekte] zum hundertfachen Millionär werden kann, indem er seinen Jüngern erzählt, dass vor 75 Millionen Jahren ein böser Herrscher namens Xenu viele Milliarden seiner Subjekte in Vulkane abgesetzt und mit Wasserstoffbomben in die Luft gesprengt hat? Und dass die rastlosen Seelen dieser Ermordeten noch heute die Quelle all unserer Leidens auf Erden sind? Die furchtbar langweilige Gleichmacherei, die in Deutschland zur Zeit grassiert, toleriert das nicht. Sie will komplette Korrektheit in allen Aspekten des Lebens.“

Hier leistet sich der Herr v. Donnersmark ein Maß an Korruption und intellektueller Zersetzung, das nicht übergangen werden kann. Es ist nicht herrlich, in einer Welt zu leben, in der ein Windbeutel mit dem reaktionärsten Spinnertum zum Millionär werden kann, an dem Tausende von Menschen psychisch zugrunde gehen müssen, wenn sie nicht von der inneren Polizei der Sekte auch physisch ruiniert werden, wie es in Gerichtsakten bezeugt wird. Überhaupt ist es nicht das Kennzeichen einer unterstützenswerten Ordnung, daß jemand zum hundertfachen Millionär werden kann, selbst mit besseren Projekten als einer Scientology-Sekte. Eine Gesellschaft, in der sich genügend Leute finden, die bereit sind, für den letzten Schwachsinn viel Geld zu bezahlen, eine Organisation zu bilden, die diesen verbreitet und Menschen in die mentale Wirrnis hineinzieht, ist krank. Wenn Scientology in Deutschland auf  eine gewisse verbreitete Ablehnung stößt, dann hat das mit langweiliger Gleichmacherei garnichts zu tun – auch wenn die deutsche Gesellschaft selbst ihre massiven eigenen typischen Krankheitserscheinungen hat. Langweilige Gleichmacherei repräsentiert jedenfalls ein Herr v. Donnersmark selbst, mit seiner Geschichtsklitterung in Sinne des US-imperialistischen mainstream. Die Intoleranz gegenüber subversiven Sekten ist berechtigt, und man sollte sie auf die korrupte Dummschwätzerei des v. Donnersmark ausdehnen ebenso wie auf die bestimmenden Leute in der FAZ-Redaktion, die hier bereitwillig jeden Maßstab fallen lassen.

Am Schluß noch ein zweiter bescheidener Versuch des Herrn v. Donnersmark, trotz seines gesamten Ergusses doch nicht als völlig gaga dazustehen:

„Vielleicht müssen wir einfach erkennen, daß wir alle keine Götter sind, weder Stauffenberg noch Tom Cruise, noch L. Ron Hubbard, noch wir anderen. Am deutschen Wesen wird niemand genesen, und auch nicht am amerikanischen. In Wahrheit kann doch jeder nur für sich und an sich selber genesen, und das Leben bleibt eine Suche nach der inneren Wahrheit. Und genau für diese Suche steht Stauffenberg. Einen sicheren Rahmen für diese Suche zu bieten, das wünsche ich mir vom Staat. In Sachen Tom Cruise und Stauffenberg hat sich der deutsche Staat aber wieder einmal so präsentiert, als hätte er die Antworten.“

Wer muß solche Platitüden erkennen? „Wir“? Wohl kaum. Vielleicht finden Außenseiter wie v. Donnersmark, ein Tom Cruise und die Scientology-Sippschaft an so etwas einen Strohhalm, um nicht gänzlich ins intellektuelle Nirwana zu driften, oder um eine Restanbindung an Vernunft wenigstens zu simulieren. Eher das letztere. Wenn jeder nur „für sich und an sich selber genesen kann“ und das Leben eine „Suche nach der inneren Wahrheit“ bleibt, dann sind wir schon wieder voll auf der Drift ins Irreale. Die innere Wahrheit kann keine andere als die Erkenntnis der äußeren Wahrheit von Natur und Gesellschaft sein, nur in diesem Zusammenhang kommt das Individuum auch zur realistischen Selbsteinschätzung und damit auch zu so etwas wie individueller psychischer Gesundheit.

Man muß nochmals auch Stauffenberg vor den Unterstellungen des v. Donnersmark in Schutz nehmen. Sicher war es nicht das Anliegen Stauffenbergs, nach einer „inneren Wahrheit zu suchen“. Er versuchte, dem Lauf der Geschichte im Interesse des eigenen Volkes eine günstigere Wendung zu geben, er versuchte sich der Realität zu stellen, auch wenn er sie vielleicht nicht ausreichend verstand und sich vielleicht nicht von bestimmten reaktionären Klasseninteressen lösen konnte. Damit steht er weit entfernt von solchen Opportunisten wie v. Donnersmark, die überhaupt nichts zustande bringen außer vielleicht filmischen Machwerken, die mit Staatsknete Untertanengeist gegenüber dem heutigen Regime ins Publikum träufeln lassen.

Wenn solche Vertreter Oscars bekommen, dann erlaubt das Rückschlüsse auf die kulturelle Dekadenz in der Filmindustrie. Und was v. Donnersmark als seine Innenansichten der US-Filmindustrie präsentiert, läßt diese gleichfalls nicht im besten Licht erscheinen – wohl unfreiwillig. Wenn schließlich das Bildungsblatt unter den deutschen Tageszeitungen, die FAZ, das Treiben von Scientology verteidigt, die Geschichtsverweigerung und den korrupten Unsinn eines v. Donnersmark in dieser Weise herausstellt, dann darf man sich schon mal mit guten Gefühlen daran erinnern, daß ein Übermaß an kultureller Dekadenz schon oft in der Geschichte großen gesellschaftlichen Umbrüchen vorausgegangen ist.

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