Internet Statement 2014-09

 

Die sind nicht ganz bei Trost - aber auch nicht so naiv wie sie sich geben
Bild und B.Z. schreiben eine Petition

    Klas Ber 17.4.2014        

 

Manch Einem mag diese Petition, mit der die beiden Blätter Bild und B.Z hier in Berlin rausgekommen sind, nicht der Lächerlichkeit zu entbehren und schon ziemlich verschroben erscheinen. Da ist was dran - erstmal, flüchtig betrachtet.
Aber in Anbetracht der zugespitzten Situation, mit dem Konflikt um die Ukraine und in anderen Teilen der Welt, , und was da abgeht, ist diese Petition mit ihrer Forderung nach der Entfernung von zwei Panzern vom sowjetischen Ehrenmal in Berlin doch dermaßen aus der Welt, das man sich fragt, sind die noch bei Trost, wie saturiert sind die denn? Und daß hier so etwas aufgebracht wird, erklärt sich nur durch die immer noch bestehende Ausgehaltenheit in dieser Stadt.

Eigentlich kann man das nicht ganz ernst nehmen, was die da so schreiben und dabei durcheinandermischen, daß mit der Beseitigung von zwei Denkmals-Panzern militärischer Gewalt begegnet werden könnte. Geradezu surreal ist es, wenn das aus einer vorgeblichen Bedrohung Europas durch russische Panzer abgeleitet wir. Was einfach mal so behauptet wird, aber so gar nicht besteht. Die Situation ist überhaupt nicht so, auch wenn sie um die Ukraine tatsächlich zugespitzt ist. Das aber ist auch das „Verdienst“ bestimmter westlicher Kräfte, insbesondere ultrarechter Kräfte in der Ukraine selbst, die beim Umsturz beteiligt waren, wie auch bestimmter Kräfte des US-Imperialismus, wie der Nato, wie auch von hier, die mitgemischt haben, weiter mitmischen und weiter Öl ins Feuer gießen, die eine ganz üble Rolle spielen. (Wir sind gerade ausführlich auf die komplizierte Lage und die Rolle der verschiedenen Kräfte eingegangen, siehe IS 2014-07). Dieser Part wird von den Verfassern der Petition sogar gänzlich ausgeblendet. Und von friedlich kann letztlich nach diesem Umsturz in der Ukraine auch nicht die Rede sein. Da kann man sich denken aus welcher Ecke dieser Vorstoß kommt. Da schreiben die tatsächlich:

„Der Bundestag möge beschließen: Die russischen Panzer am Ehrenmal im Berliner Tiergarten sollen entfernt werden. Begründung: In einer Zeit, in der russische Panzer das freie, demokratische Europa bedrohen, wollen wir keine Russen-Panzer am Brandenburger Tor.
Zum ersten Mal seit dem Ende des Kalten Krieges hat Russland auf der Krim mit Waffengewalt russischer Truppen die Grenzen der friedlichen Revolution neu gezogen. An der Grenze zur Ukraine sind russische Militäreinheiten aufmarschiert und bedrohen die Freiheit eines souveränen Staates.
Wir, die Unterzeichner dieser Petition, wollen nicht akzeptieren, dass militärische Gewalt im 21. Jahrhundert wieder zum Mittel der Politik in Europa wird. Deshalb fordern wir den Bundestag auf, sich dafür einzusetzen, dass die beiden Panzer am Sowjetischen Ehrenmal im Berliner Tiergarten entfernt werden.“

Die ganzen westlichen Staaten haben einen Militärapparat hinter sich um sich und ihre Politik durchzusetzen. Der russische Staat selbstredend auch. Und dieser Militärapparat wird auch mehr oder weniger und in unterschiedlicher Weise eingesetzt. Als Druckmittel steht er immer hinter deren Politik. Man schaue sich die Konflikte in der Welt an. Und um seine Souveränität aufrecht zu erhalten braucht ein Land ebenfalls entsprechendes Militär. Das mal grundsätzlich. Wenn es also heißt „wir wollen nicht akzeptieren, dass militärische Gewalt im 21. Jahrhundert wieder zum Mittel der Politik in Europa wird.“ leugnet das einfach auch diese Realitäten. Und die übrigen Staaten und Völker auf der Welt, insbesondere diejenigen, die mit Krieg überzogen wurden oder gerade werden, können sich ob solcher Borniertheit, bei der es nur um Europa geht, schon mal bedanken.

Nun kann keiner sagen, daß die beiden, sowieso funktionsunfähigen Panzer, die Teil des sowjetischen Ehrenmal und damit Teil sowjetischer Kriegsgräberstätten in Deutschland sind, in irgend einem Zusammenhang mit der aktuellen russischen Politik von Putin stehen, geschweige denn eine Bedrohung sind.1) Und entgegen ihrer Bekundungen sind die einzigen, die das „Andenken der im Ehrenmal beigesetzten Soldaten der Roten Armee“ in Verbindung „mit der hegemonialen Militärpolitik der heutigen Kreml-Führung und Putins Panzern in Verbindung“ bringen, Bild und B.Z. selbst, mit ihrer Petition.

„Wir wollen keine Russen-Panzer am Brandenburger Tor!“ ist deren Forderung. Dabei weiß doch jeder, daß dies ein sowjetischen Ehrenmal mit sowjetischen Panzern ist und man die heutige russische Politik, die Politik Putins, gerade nicht mit der damaligen der Sowjetunion in einen Topf werfen kann, mit deren Befreiungskampf und Krieg gegen den Hitlerfaschismus. Das kann man auf keinen Fall. Wie kann man also so sprechen?

Diese teilweise an den Tag gelegte Naivität der Bild/B.Z.-Petition, wie andererseits dieses Durcheinanderwerfen oder willkürliches Verknüpfen von Geschichts- und aktuellen politischen Fragen, das muß schon weh tun. Bedauerlich auch für diejenigen Politiker und Promis die sich da rangehängt haben, die stellen sich damit lediglich in gewisser Weise ein Armutszeugnis aus.
Aber so naiv, wie Bild und B.Z. tun, sind sie ja nicht. Man sieht die Auseinandersetzung und den Konflikt um die Ukraine, hat zudem seine Favoriten dort, hat seine Stellung und die Presse dazu, kann also hier schon mal so eine kleine niederschwellige Provokation lancieren.
Man erinnere sich mal was kürzlich erst mit dem Umsturz in der Ukraine ebenfalls los ging. Da waren ja gerade Ultranationalisten, Bandera-Anhänger, Faschisten unterwegs um die dortige Denkmäler des Großen Vaterländischen Krieges niederzureißen. Was die Menschen in der Ukraine, insbesondere in den östlichen Gebieten, auf die Barrikaden brachte. Das bringt einen bei so einer Petition schon mal zum Überlegen und dazu, einiges daran zu hinterfragen. Und wenn man der Scharfmacherei, die hier in vielfacher Weise betrieben wird, wirklich entgegen treten wollte, würde man das anders anpacken, als diese Blätter das tun. Die sollten mal besser auch kritisch auf ihre eigenen Artikel schauen. Insofern sind diejenigen, die dieser Petition noch auf den Leim gehen, auch entsprechen angeschmiert.

Man darf die Politik der damaligen Sowjetunion, ihren Befreiungskampf und Krie gegen den Hitlerfaschismus in keiner Weise negieren, sonst geht man fehl. Daran ändert auch eine spätere negative Entwicklung der SU zum Revisionismus nichts. Und man kann sie nicht mit der Politik Putins gleichstellen, gerade auch dessen heutige Politik nicht.
Damals kämpften im Großen Vaterländischen Krieg, wie er noch heute in der Sowjetunion genannt wird, die verschiedenen Staaten und Völker, die sich in der Sowjetunion zusammengeschlossen hatten und vereint waren, eben auch die Ukraine, zusammen und gemeinsam als Sowjetunion gegen den Hitler Faschismus und befreiten sich, und dabei auch das Deutsche Volk, von diesem. Insofern sind diese Denkmäler überall wo sie stehen, auch in der Ukraine, auch bedeutende Erinnerung des gemeinsamen Befreiungskampfes und Krieges der sowjetischen Völker und des Sieges über den Hitlerfaschismus. Der aber, und das transportiert dieses sowjetische Ehrenmal hier ebenfalls, ohne militärische Gewalt und ohne diese Panzer gar nicht möglich gewesen wäre.

Es kann nicht nur darum gehen, dem unermeßlichen Leid und den Opfern des russischen Volkes im Zweiten Weltkrieg ein ehrendes Gedenken und den Respekt zu erweisen. Man muß auch beibehalten, daß die Niederschlagung des Hitlerfaschismus nur militärisch, nur mit Gewalt möglich war. Und was dazu noch festgehalten werden muß ist: Die Sowjetunion hat die Hauptarbeit in der militärischen Niederschlagung des Nazifaschismus getragen. 2) Dafür u.a. steht dieses Denkmal mitsamt seinen Panzern. Ein nicht umkehrbares historisches Verdienst, welches auch nicht durch spätere Renegaten und Verräter revidiert werden kann. Das heißt: es gibt nicht den geringsten Grund, an diesem Denkmal irgendwas zu entfernen!
(Es sei denn, man hat etwas gegen das, für das es steht.)

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Anmerkungen

1) Wo wurden denn diese Panzer, die legendären T-34, damals gebaut?
Das erste Werk, das ihn baute, war die Charkower Lokomotivfabrik „Komintern“ in der Ukraine. Und nur wegen der faschistischen Besetzung der Ukraine 1941 mußte die Produktion noch davor aus Charkow verlegt werden.

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2) Die USA im übrigen (mit den anderen Alliierten), haben sich darauf "beschränkt" über Berlin unzählige Bomben abzuwerfen, von denen noch heutzutage am laufenden Band Blindgänger bei Bauarbeiten gefunden werden. Ein Beispiel ist u.a. auch die Stadt Oranienburg, über der, sage und schreibe, an die 10 000 US-Bomben in den letzen Kriegstagen abgeworfen wurden, besonders über einem bestimmten Werk, in dem Uran angereichert wurde. Begründung: Das sollte nicht in die Hände des Feindes, oder wie es damals lautete: des Konkurrenten, die Sowjetunion, fallen! Ein sehr interessantes Detail, welches im Zusammenhang mit den permanenten Funden von solchen Blingängern in Oranienburg, aber auch in Potsdam und in Berlin, an die Öffentlichkeit gelangte.
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