„Kann
Energie eine Waffe sein?“
Der Tagesspiegel in seiner heutigen Ausgabe hat einen Artikel mit
dem Titel „Kann Energie eine Waffe sein?“. Selbstverständlich
kann es das, zum Beispiel wenn sie zur Erpressung benutzt wird, und
exakt dieses offenbart sich nun im Fall Litauen.
In Litauen wurde das dortige Kernkraftwerk vor einiger Zeit abgeschaltet.
Litauen ist seitdem abhängig von russischen Gaslieferungen oder
auch Lieferungen von anderswo. Der Tagesspiegel berichtet nunmehr,
daß sich Litauen darüber empört, daß in seinem
Nachbarland Weißrußland relativ dicht an der Grenze ein
neues Kernkraftwerk gebaut wird. Was haben sie eigentlich dagegen?
Warum bauen sie nicht selbst eines? Wo sie schon das frühere
stillgelegt haben, ohne Ersatz. Das hat schon seinen Grund, warum
sie das nicht tun, weil sie beeinflußt sind von der Energiepolitik
der Angela Merkel. Aber das nützt ihnen leider in diesem Fall
gar nichts, denn Weißrussland bezieht eben selber bis jetzt
seine Energie vorwiegend aus Rußland.
Litauen hatte, wie der Tagesspiegel schreibt, auf Druck der EU das
einzige AKW in Ignalina im Jahr 2009 stillgelegt und war mit dieser
Abschaltung auf Stromimporte angewiesen. Das führte natürlich
dazu, daß die Abhängigkeit von Rußland gestiegen
ist. Und dieser Punkt wirft auch ein interessantes Licht auf den Ausstiegsbeschluß
der Angela Merkel im Jahr 2011. Weiter schreibt der Tagesspiegel,
daß auch Pläne für ein eigenes AKW im Jahr 2012 in
einem Referendum angeblich von einer Mehrheit der Bevölkerung
in Litauen abgelehnt wurden. Und nunmehr fürchtet man sich in
Litauen davor, daß man, wenn jetzt Weißrussland sein Kernkraftwerk
in Betrieb nimmt, mit billigem Strom geflutet werden könnte.
Und absurderweise, wie es hier lautet, sieht deswegen die Regierung
in Vilnius in diesem AKW eine Bedrohung. Das ist ja Unsinn. Rußland
benutzt, wie sie selbst sagen, Energie als politisches Werkzeug. Warum
soll dann ein Kernkraftwerk in Weißrußland, welches den
litauischen Markt angeblich mit billigem Strom fluten könnte,
wie es hier lautet, eine Bedrohung sein? Da steht doch irgend etwas
hier ziemlich auf dem Kopf in der Argumentation.
Zu Recht erinnert man sich in dem Artikel auch an den Winter 2008/2009,
bei dem es auf Grund eines Konfliktes zwischen Rußland und der
Ukraine dazu kam, daß plötzlich gar kein russisches Gas
mehr über die ukrainische Pipeline floß. Dieses Szenario
ist natürlich noch in guter Erinnerung oder auch in schlechter,
wie man will, wenn es darum geht, russischen Energieerpressungsmanövern
die Stirn zu bieten. Nur hat man da schlechte Karten, wenn man selber
die (einzige) Möglichkeit, gute Voraussetzungen für die
eigene Energieunabhängigkeit zu schaffen, einfach liquidiert.
Weiter lautet es in diesem Artikel, daß Energiepolitik in Litauen
auch als eine Frage der nationalen Sicherheit verstanden wird. Das
ist keineswegs unberechtigt, denn die Energiefrage ist für jedes
Land eine ganz elementare Frage, die die Grundlage für fast sämtliche
übrigen Dinge bildet. Ohne Energie kann man eigentlich gar nichts
machen heutzutage. Und so ist natürlich die Frage der Abhängigkeit
eines Landes in der Energiefrage auch eine essentielle Frage, auch
was die nationale Sicherheit betrifft. Und diese Abhängigkeit
ist großenteils eben nach wie vor gegenüber Rußland
der Fall, weil aufgrund der Abschaltung des einzigen Kernkraftwerks
die Energieversorgung über das russische Erdgas läuft. Und
Rußland seinerseits –wie sollte es anders sein- nutzt
dies weidlich aus und verlangt zum Beispiel von Litauen einen beträchtlich
höheren Gaspreis als von Weißrußland, was einen nicht
zu wundern braucht, zumal Litauen auch alsbald in die Nato aufgenommen
werden mußte.
Nun will aber Litauen aus dieser Abhängigkeit von Rußland
heraus, und man überlegt, wie man das bewerkstelligen kann. Und
man hat dazu ein bestimmtes Projekt in Angriff genommen, eine Art
Flüssiggas-Energiespender, welcher die Energieversorgung aller
drei baltischen Staaten bewerkstelligen soll. Dieses Terminal hat
den Namen „Unabhängigkeit“ bekommen. Das Flüssiggas
allerdings kommt aus Norwegen. Norwegen ist zwar nicht Mitglied der
EU, aber in Norwegen sitzt der Oberkommandierende der Nato-Streitkräfte
in Europa – auch sehr bezeichnend, übrigens auf Vorschlag
von Angela Merkel. Was Norwegen betrifft, so lautet es in diesem Artikel,
daß in diesem Jahr Litauen erstmals mehr Gas aus Norwegen importieren
könnte als aus Rußland. Die Abhängigkeit hat gewechselt,
ob damit auch die Unabhängigkeit Litauens gestiegen ist, sei
mal dahingestellt.
Man muß sich doch hier fragen, was ein Land wie Litauen jetzt
von der Abwendung von der Atomenergie hin zu anderen Energieversorgungen
eigentlich hat. Das einzige Kernkraftwerk hat man stillgelegt. Die
Abhängigkeit von Rußland ist dadurch gestiegen. Und ansonsten,
in punkto der von Merkel-Deutschland permanent im Munde geführten
sogenannten erneuerbaren Energien ist nicht viel zu merken dort. Aber
Litauen ist Nato-Mitglied und es stellt damit auch einen strategischen
Faktor dar, sieht man sich allein die geografische Lage dieses Landes
an, weshalb es gewissen Kräften aus dem sogenannten Westen natürlich
darauf ankam, dies zustande zu bekommen. Die Abhängigkeit von
Gaslieferungen hat ihnen dabei weit weniger Kopfzerbrechen bereitet.
Das haben sie lieber dem Land selbst überlassen, sich aus dieser
Abhängigkeit herauszubaggern.
Die litauische Regierung war lange Zeit eine Bewunderin der deutschen
Regierung unter Angela Merkel. Man erinnere sich, wie Frau Grybauskaite
diese als ihr Vorbild hingestellt hat, was noch gar nicht lange her
ist. Aber eben diese deutsche Regierung hat selber die sogenannte
Energiewende eingeleitet, obwohl dies in gar keiner Weise sachlich
notwendig gewesen ist. Das bedeutet, daß diese ganze Problematik
nicht nur in diesen kleineren Staaten des Baltikums lauert, sondern
auch in unserem eigenen Land, was in Deutschland keineswegs gelöst
ist. Die ganzen durch den Atomausstiegsbeschluß hervorgerufenen
Fragen der Endlagerung des sogenannten Atommülls sind mitnichten
gelöst. Da wird gegenwärtig schön drüber weg getüncht.
Aber laßt mal erst die nächste Krise kommen und die enormen
Kosten, die mit der sogenannten Endlagerung verbunden sein werden,
sich damit kreuzen, dann wird man sehen, wo dieses Land dann bleibt.
Angela Merkel trägt dafür die Verantwortung, denn sie ist
die Verursacherin dieses Unsinns. Mal sehen, ob dann Deutschland vielleicht
selbst wieder abhängig wird von Gaslieferungen aus Russland.
Das wäre eine Art Ironie der Geschichte, daß genau diese
Frau dieses verursacht hat.
Auch der Schluß des Tagesspiegelartikels ist hochinteressant.
Wie denn in der Zukunft all diese Staaten wie zum Beispiel Litauen
oder auch die Ukraine ihre Stromprobleme lösen wollen, ohne dabei
in Abhängigkeit von Rußland zu verharren. Dazu heißt
es, daß der litauische Stromversorger Litgrid sich angeblich,
um möglichen Erfahrungen der Erpressung durch Rußland aus
dem Weg zu gehen, zu einer Zusammenarbeit und einem Erfahrungsaustausch
mit dem Nato-Exzellenzzentrum für Energiesicherheit bereit erklärt
hat. Fein. Aber das glaubt doch kein Mensch, daß dieses Nato-Zentrum
weniger erpresserisch vorzugehen bereit ist, wenn es politischen Absichten
bestimmter internationaler Großmächte zu Paß kommt.
Das ist doch mehr als naiv, das anzunehmen und es ist mehr als fahrlässig,
sich davon abhängig zu machen. Dies um so mehr als die Ukraine-Krise
und die ganze Situation dort keineswegs in irgendeiner Form geklärt,
geschweige denn gelöst ist. Ganz im Gegenteil dieser Konflikt
droht wieder aufzubrechen und damit alle anderen Spannungsfelder in
Europa, welche sich aus diesem Bereich ergeben. Daß diese ganzen
Fragen auch im Zusammenhang mit der gegenwärtigen Flüchtlingskrise,
welche immer noch andauert, hochbrisant sind, braucht man wohl nicht
zu erklären. Bemerkenswert ist, daß genau die Person, welche
sowohl die Flüchtlingskrise wesentlich zu verantworten hat als
auch den Ausstieg aus der Atomenergie in Deutschland und somit eine
potentielle Verursacherin einer Energiekrise, ein und dieselbe ist,
nämlich Angela Merkel, die deutsche Bundeskanzlerin. Sollten
sich hier als eine Art Ironie der Geschichte frühere Konstellationen
wiederholen, wundern täte einen dies nicht.
Weder das Leben noch die Entwicklung und geschweige denn die Politik
sind in irgendeiner Weise risikolos. Eine solch wichtige und grundlegende
Frage wie die Energieversorgung ist es selbstverständlich erst
recht nicht.
Maria Weiß
18.12.2016