Internet Statement 2016-88

 

 Einige Überlegungen zu dem Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt

Maria Weiß  30.12.2016

-Man beachte die unterschiedlichen Zeitpunkte-

I. [20.12.2016]

In der Tat, es ist sauübel, ja es ist ein Verbrechen, so etwas zu machen. Aber dieses Verbrechen ebenso wie andere, welche tagtäglich, Millionen und Milliardenfach, auf der ganzen Welt geschehen, das haben die Herrschenden selbst mit ihrem eigenen System der Ausbeutung mit erzeugt. Und deswegen kann ich mir das Geheul und die Heuchelei ausgerechnet von denen auch nicht anhören. So in etwa läßt sich meine Grundstellung zu derartigen Vorfällen kennzeichnen.

Von wegen verurteilen. Verurteilen muß man vor allem das System der Ausbeutung, und vor allen Dingen all Diejenigen, die dieses betreiben. Und vor allen Dingen muß man es abschaffen. Das ist das Ziel. Das ist das, was notwendig ist.

Was wollen sie denn eigentlich? Diese herrschende Kaste? Ursula von der Leyen zum Beispiel, ihres Namens Verteidigungsministerin Deutschlands, war gerade eben in Saudi-Arabien und hat mit eben Denjenigen, welche die Hauptfinanziers eben dieses IS-Terrors sind, fette Geschäfte gemacht. Krokodilstränen von solchen Leuten kann man sich wirklich sparen. Die sind eher dazu angetan, daß einem schlecht wird davon.

Um Mißverständnissen vorzubeugen: ich halte nichts von solchen Anschlägen. Nicht nur deshalb, weil sie unschuldige Menschen treffen, sondern vor allen Dingen deshalb, weil sie die Reaktion stärken, weil sie die Reaktionäre zusammenführen.

Betrachtet man den heutigen, frisch gebackenen Berliner Senat, dann bekommt man darüber ein gutes Beispiel. Alle sind sie zur Stelle, um ihre Anteilnahme zu bekunden und ihren Abscheu vor solchen Anschlägen. Was machen sie aber selber für eine Politik? Nicht ohne Grund hat der Berliner Polizeipräsident gerade beschlossen, die Hangars in Tempelhof, wo Tausende Flüchtlinge seit einem Jahr kampieren müssen, durchsuchen zu lassen. In Tempelhof, im ehemaligen Flughafen, wo diese unter unsäglichen Bedingungen leben, von der Ausnahme mal abgesehen, daß ihnen hier keine Bomben auf den Kopf geworfen werden, ohne Aussicht auf ein besseres Leben in absehbarer Zeit, für das sie eigentlich hierher gekommen sind. Wenn das keine Nahrung für Haß schafft, dann weiß ich nicht, was sonst.

Der Verantwortliche für den Anschlag soll angeblich ein Pakistanischer Flüchtling sein, der letztes Jahr zu Silvester, wie es lautet, hier eingewandert ist. Der haust hier ebenfalls unter unsäglichen Bedingungen, ohne Aussicht auf Besserung. Ja was glauben denn gewisse Leute hier eigentlich? Dieser Senat zum Beispiel, der gerade eben beschlossen hat – die Grünen-Vertreterin beispielsweise- die öffentlichen Toiletten abzuschaffen. Wirklich genial, diese Entscheidung, und mit Sicherheit Wasser auf die Mühlen.

Das internationale Proletariat, dessen Milliarden, brauchen eine Stimme, und zwar nicht nur eine. Das ist es, was fehlt in der gegenwärtigen Situation, und nicht zuletzt, sondern an erster Stelle, eine Organisation, die dieser Aufgabe gerecht wird.


Ganz sicher ist es immer scheußlich für Angehörige, Menschen zu verlieren, sei es bei einem Terroranschlag oder in einem Krieg oder auch bei Katastrophen. Das ist gar keine Frage. Aber man muß um so mehr den Ursachen auf den Grund gehen, die Derartiges bewirken, um diese nach Möglichkeit weitgehend aus der Welt zu räumen. Ohne ehrliche Suche nicht nur nach den Tätern, sondern vor allem auch nach den Ursachen, gibt es auch keine ehrliche Anteilnahme, geschweige denn einen Trost für die Betroffenen.

II. [Einige Tage später]

Die Ermittlungen nach dem Attentäter des Berliner Weihnachtsmarktes bieten inzwischen ein merkwürdiges Bild. Nachdem es zunächst lautete, der Attentäter sei gefaßt worden, es handele sich um einen Flüchtling aus Pakistan, welcher zu Silvester letzten Jahres unkontrolliert nach Berlin eingewandert sei, oder unregistriert in Berlin eingewandert sei, lautete es wenige Stunden später, dieser Verdacht hätte sich nicht bestätigt und es sei weiterhin unklar, der Täter sei wahrscheinlich noch auf freiem Fuß. Es hätten sich im Führerhaus des LKW keine Spuren des festgenommenen Verdächtigen befunden. Merkwürdig, daß das so lange gedauert hat, um dies festzustellen. Wieso mußte der Betreffende erst nach Karlsruhe gebracht werden, wo der Generalbundesanwalt schließlich zu dem Ergebnis kam, dieser sei nicht verdächtig und man müsse ihn wieder auf freien Fuß setzen. DNA-Spuren kann man doch sofort vergleichen. Dazu benötigt man doch nicht viele Stunden eines solch merkwürdigen Hin und Her, wenn diese DNA-Spuren in dem Führerhaus gar nicht vorhanden gewesen sind. Dann hätte man es sich doch gleich sparen können, ebenso wie das ganze Bedauern darüber, daß es sich um einen Pakistanischen Flüchtling bei dem Täter handelt, angeblich., ebenso wie das ganze Lamento, man solle bloß nicht hysterisch und nicht die Schuld auf die Flüchtlinge schieben, geschweige denn auf Angela Merkel und ihre Politik schieben.

In Wirklichkeit war der Attentäter, wie sich einige Tage später heraus stellte, den Behörden längst wohlbekannt. Es gab sogar mehrere Sitzungen über diesen. Was auf denen beraten wurde, darauf sollte man gespannt sein. Der praktische Effekt jedenfalls blieb aus. Der Attentäter konnte unbehelligt aus Berlin entkommen und quer durch Europa unbehelligt reisen. Und wenn ihn nicht italienische Polizisten gestellt und erledigt hätten, dann dürfte man hier wohl getrost auf den nächsten Anschlag warten. Die Untersuchungsgruppe der Regierung, welche zwischenzeitlich ganze sieben Mal tagte, war ganz offensichtlich nicht besonders "ergebnisorientiert" . Der Attentäter jedenfalls hatte ihnen erst mal eine lange Nase gezeigt.


III. Grundsätzliches [Noch einige Tage später]

Es ist ein merkwürdiges Phänomen bei gewissen Leuten: auf der einen Seite lehnen sie sich auf, auf der anderen Seite unterwerfen sie sich. Gleichzeitig sozusagen. Was ist das für ein Phänomen? Dem sollte man mal auf den Grund kommen. Es ist mit simplen Attributen wie „vernagelt“ allein nicht zu erfassen, das reicht mir nicht. Es muß einen Grund haben, daß so viele vor allen Dingen junge Menschen vor allem in gewissen arabischen Staaten, aber auch in Europa sich dem so genannten IS oder anderen ähnlichen Gruppierungen anschließen. Diesen Grund muß man heraus finden, sonst kann man das nicht in einer wirksamen Weise bekämpfen.

Was motiviert junge Menschen in den verschiedensten Staaten, sogar in Europa, sich dieser Richtung anzuschließen? Auch Frauen, nebenbei.

Man kann den Säkularismus nicht exportieren. Dieser muß sich aus der Tiefe der Gesellschaft selbst entwickeln. Sonst wird da nichts draus. Dann bleibt es von oben aufgesetzt, und bei jeder ernsthaften Krise der Gesellschaft wird es wieder negiert und es entwickelt sich etwas ganz Anderes.

Ein wesentlicher Schlüssel zu dieser Frage liegt in der unterschiedlichen sozialen Stellung der Frau, oder anders ausgedrückt der unterschiedlichen Stellung der Geschlechter zueinander als auch innerhalb der Gesellschaft. Und das wiederum hängt von der Frage ab, wie die Gesellschaft sich sozusagen ökonomisch erhält und weiter entwickelt. Und in dieser Frage gibt es eben große Unterschiede auf diesem Planeten. Man kann historisch betrachtet in den verschiedensten Gesellschaften durchaus Unterschiede in der Stellung der verschiedenen Geschlechter feststellen, was die Reproduktion - sowohl die ernährungsmäßige als auch die der Fortpflanzung - betrifft. Sicherlich ist die Stellung der Frau in sehr vielen Regionen auf der Welt noch eine sehr rückständige, aber was geschieht denn in den angeblich so fortgeschrittenen Staaten auf Kontinenten wie Europa oder Amerika, den USA vor allem? Dort ist das ganze geschlechtliche Verhältnis zerhackt. Es wird aufgeteilt in die verschiedensten Teile: Homos und Heteros, überhaupt völlig Anti-Sexuelle, auf irgendwelche Reproduktionsbanken wird die Fortpflanzung geschoben, im Interesse des Kapitals vor allem. Was ist das denn? Das reißt doch jeden elementaren natürlichen Zusammenhang auseinander. Zu einer solchen Rückständigkeit wollen wir wirklich nicht hin. Das ordnet alles dem Interesse, der Profitgier einiger Weniger, dem viel beschworenen einen Prozent unter. Daß dies keine Perspektive für die Menschheit ist, liegt auf der Hand. Und es stellt sich hier die Frage oder man muß es als These aufstellen, ob nicht eine gewisse Seite an dieser Bewegung in Arabien auch darin besteht, sich gegen diese Tendenz der Unterordnung unter die Interessen des Kapitals aufzulehnen. Und ehrlich gesagt, es stellt sich sogar die Frage, was eigentlich schlimmer ist: Samenbanken, Sterilisation, künstliche Befruchtung, künstliches Zusammenmixen von bestimmten Genen und daraus die Produktion eines „menschlichen Wesens“ hervorzubringen oder das, was in vielen Teilen Wellt immer noch der Fall ist: eine natürliche Reproduktion, selbst wenn sie zeitweilig noch um den Preis einer Unterordnung der Frau unter den Mann sich vollzieht. Ich will das jetzt nicht gegeneinander ausspielen, in einer verabsolutierenden Weise, aber mir scheint, daß das Erstere degenerierter und menschenfeindlicher ist als das Letztere. Wie will man denn überhaupt in dem ersteren Fall zu einer Emanzipation kommen, wenn es sich nur noch um künstlich zusammengesetzte Wesen handelt? Künstliche Zusammenmixungen aus irgendwelchen Samenbanken, in Laboratorien zusammengebracht? Mir liegt es fern, hier etwa dem Islamic State oder ähnlichen Gruppierungen das Wort zu reden. Dieser hat noch viele gesellschaftliche Stufen vor sich. Aber das, was in den angeblich so entwickelten Gesellschaften derzeit vonstatten geht, das weist nach Rückwärts, in den Zerfall und die Degeneration.

Eine Gesellschaft, die alle natürlichen, elementaren Unterschiede und Gegensätze zu eliminieren trachtet und alles und jedes einer künstlichen, außergesellschaftlichen Sphäre unterzuordnen trachtet, die nur noch der Profitgier des Kapitals unterliegt, die ist bestimmt nicht das, was man sich als soziale Emanzipation, als gesellschaftlichen Fortschritt vorstellt. Die ist lediglich ein weiterer Fortschritt für das Kapital. Eine Gesellschaft, die sämtliche natürlichen Zusammenhänge und Widersprüchlichkeiten zerhackt, ist das Gegenteil von Fortschritt und Emanzipation, mögen die Grünen auch noch so eifrig das Gegenteil behaupten. Männlein und Männlein, Weiblein und Weiblein oder mal durcheinander, die Fortpflanzung, die verlagern wir einfach in das Labor, denn dort ist diese wiederum dem Kapital untergeordnet und es kann sich überlegen, wie viele Menschen welchen Geschlechts oder auch gar keines oder auch Zwitter es am besten für die Profitmaximierung gebrauchen kann. Oder vielleicht sollte man gleich lieber ganz weitestgehend auf Menschen verzichten und die Fortpflanzung in Drohnen vollziehen? Ganz normal, eben digital? Gegenüber derartigen Horrorszenarios ist nahezu jede menschliche Kraft, die auf die Natürlichkeit pocht, ein Fortschritt.

Das was sich in den USA als auch zum Teil in Europa entwickelt hat an Perversion, an Zerhackung, Gegeneinander Ausspielen der Geschlechter untereinander, Förderung der Perversion, Ausspielen der Geschlechter unter- und gegeneinander, eine Art „Emanzipation“ von der Natur (nicht zu Verwechseln mit sozialer Frauenemanzipation, welche etwas völlig anderes ist und hier keinesfalls in ihrer Berechtigung und ihrem Fortschritt in Frage gestellt wird, was vielleicht einigen Demagogen zu Paß käme), schlägt um in Zerstörung des Lebens selbst. Und es ist eben in meinen Augen unverkennbar, daß sich in derartigen Bewegungen unter Jugendlichen, wie oben genannt, auch eine Art Widerstand demgegenüber manifestiert. Die Entwicklung des Kapitalismus läuft schon seit langem zunehmend auf eine Entfremdung von allem und jedem hinaus, auf eine Art pervertierte „Emanzipation“ weg von jeglichen natürlichen Grundlagen. Es ist doch inzwischen schon so, daß bereits an Schulen den Kindern beigebracht werden soll, daß es völlig egal ist, ob Männlein und Männlein, Weiblein und Weiblein unter einander sich lieben, und na ja, für die Fortpflanzung, dafür gibt es ja auch die Samenbanken. Gesellschaften, die auf ihre eigene Weiterentwicklung Wert legen, schütteln darüber bloß mit dem Kopf, sofern sie nicht im Hinterstübchen sich ausmalen, wie sie von solch einer Degeneration vielleicht profitieren können. Deutschland scheint auf seine eigene Weiterentwicklung keinen Wert zu legen, das zeigt nicht nur die demografische Statistik. Andere Staaten wissen das und nutzen es für eigene Zwecke. Offenbar scheint sich hier der Trend der Lebensverneinung durchzusetzen. Der Nazismus ist allerdings, wenngleich sicherlich etliche Kräfte wieder darauf setzen, kein Hebel dagegen, denn er würde, wie bereits gehabt, auch ein weiteres Mal und diesmal mit Sicherheit eine endgültige Zerstörung dieses Landes als Ergebnis hervorbringen.

 

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Terrorismus und Krise in Europa - Hintergründe

Maria Weiß 10.01.2015