Internet Statement 2004-52

 

Eine neue denunziatorische Hetze
Die MLPD und die Auseinandersetzung um die Montagsdemonstrationen

Die Auseinandersetzung über die Montagsdemonstrationen kann nicht stehenbleiben, so wichtig sind die Entscheidungen, die im Lande anstehen. Die MLPD, die an den Spaltungsvorgängen innerhalb der Montagsdemonstrationen beteiligt ist und von zahlreichen Teilnehmern angegriffen wird, hat indirekt eine neue Attacke gegen unsere Organisation gestartet, die gewissermaßen symptomatisch ist. Es heißt in einem Artikel vom 6.9.04:

“Eine neue skandalöse Hetze gegen die Bewegung der Montagsdemonstrationen besteht in der Behauptung, durch die Montagsdemos würden die Faschisten gefördert. Die Montagsdemos seien Schuld, wenn bei der Landtagswahl letzten Sonntag im Saarland die NPD vier Prozent der Stimmen erhalten habe. Der kämpferische, solidarische Geist der Montagsdemos, der Jung und Alt, Beschäftigte und Arbeitslose, Deutsche und Menschen ausländischer Herkunft im Kampf gegen Hartz IV vereint, ist unvereinbar mit der spalterischen Hetze der Faschisten.“

Hier wird der Standpunkt attackiert, der insbesondere von unserer Gruppe im Zusammenhang mit den Artikel “Was waren und was sind Montagsdemonstrationen” und weiter mit einem Artikel über die Saarlandwahl vertreten wurde. Wie verhält sich nun die Sache wirklich?

Daß es in den Montagsdemonstrationen hervortretende Erscheinungen wie kleinbürgerliche Propaganda oder die Verleugnung einer wirklichen Auseinandersetzung mit dem Kapitalismus gibt, mit denen rechte Kräfte gefördert werden, das ist sowohl von der Praxis als auch vom theoretischen Zusammenhang her klar. Seien wir uns auch darüber im klaren, daß bei Demonstrationen z.B. in Magdeburg oder in Sachsen sehr wohl innerhalb dieser kleinbürgerlichen Atmosphäre die NPD geduldet wird. Die MLPD geht nicht darauf ein, daß die Bewegung mit der Losung “Wir sind das Volk” seinerzeit in der DDR eben nicht nur eine Protestbewegung gegen die unmöglichen Zustände der DDR war, sondern daß auch Subversion und Unterwanderung eine unmittelbare Rolle bei dieser Bewegung gespielt haben. Es muß doch erklärt werden, warum die damalige Bewegung eben eine solche Umwandlung unterstützt hat, die mehr oder minder direkt in den  kapitalistischen Sumpf von heute geführt hat. Diesem Zusammenhang verschließt sich die MLPD komplett.

Es ist fällig, daß man sich mit den internationalen Zusammenhängen der sozialen Erpressung und Verschlechterung der Lage der arbeitenden Bevölkerung auseinandersetzt. Jahrzehntelang hat internationale Ausbeutung dieses System gedeckt, es dem Kapital ermöglicht, schleichend die Arbeitsbedingungen zu verschlechtern, die Arbeiter immer schärferem Druck auszusetzen, und gleichzeitig Korrumpierung und Ablenkung zu betreiben. Seien wir uns doch darüber im Klaren, daß das internationale Gefüge, die bundesdeutschen Extraprofite, es diesem Land ermöglicht haben, jahrzehntelang die sozialen Konflikte so zu dämpfen, daß sich keine ernsthafte soziale Gegenbewegung entwickeln konnte.

Alles das, was  von der Lehren der Arbeiterbewegung und den Erfahrungen des 20. Jahrhunderts her keineswegs neu ist, wird von der MLPD, die das “ML” groß in ihrem Namen trägt, vollkommen ignoriert.

Kommen wir zu einem weiteren Punkt. Die MLPD stellt auch die Demagogie der NPD versimpelt dar. Es heißt:

“So fordert die NPD in einem Flugblatt unverhohlen, alle in der BRD arbeitenden und arbeitslosen Ausländer in ihre Herkunftsländer zurück zu schicken...” usw.

Aber diese Art Propaganda der NPD, mit der sie ja seit langem kommt, ist zur gegenwärtigen Zeit nicht das erste Moment. Die NPD versucht, ihre Ausländerfeindlichkeit und ihre spalterische Hetze in dieser Frage gegenwärtig zurückzustellen. Sie kommt mit lächerlichen kleinen Agitationsattacken gegen das Kapital, natürlich unverkennbar mit Elementen versetzt, die die Zugehörigkeit zur rechten Szene verraten. Aber neu ist, daß sie sich als angebliche Propagandisten der radikalen Verteidigung des sog. Sozialstaats zu gebärden versuchen, dabei können sie - gar nicht so sehr verändert - Thesen der Anti-Hartz-Bewegung in ihre demagogischen Phrasen einbauen. Die NPD betreibt Anti-EU-Propaganda, d.h. rückwärts gerichtete kapitalistische Propaganda. Wenn man ihr ganzes Wesen zusammenfaßt, dann läuft es darauf hinaus, als Provokationstruppe für das Kapital, für die Regierung und für das internationale Kapital zu agieren.
Es heißt im gleichen Artikel der MLPD, daß 15% der Führungsriege der NPD Agenten des Verfassungsschutzes sind. Richtig! Aber das sollte uns darüber aufklären, daß diese Partei eben als Provokationsmittel zur Ablenkung dient.

Wenn wir hingegen naive Propaganda betreiben -und die Propaganda der Montagsdemonstrationen ist naiv-  kann die NPD daran anknüpfen, und insofern bereitet diese Bewegung eben unfreiwillig den Faschisten mit den Weg. Daran muß festgehalten werden. Es ist typisch, daß die MLPD-Führung, wenn sie sich irgendwo ertappt fühlt,  in denunziatorischem Stil kommt und versucht, die Leute, die einen bestimmten Zusammenhang aufgedeckt haben, die in Wirklichkeit nichts anderes tun, als die hohle und sektiererische Propaganda der MLPD zu entlarven, in die Ecke der Regierung oder des Kapitals zu stellen.

Die MLPD bringt selbst auch ein Vokabular, das sich nicht ungefährlich in der Nähe der Rechten bewegt. “Neue Politiker braucht das Land” - es wäre doch entsetzlich, wenn wir neue Köpfe aus der NPD plötzlich im sächsischen Landtag finden. Dann wäre ja diese Losung gewissermaßen in einer pervertierten Form erfüllt. 

In den Flugblättern der MLPD ist auch von Hartz IV als “volksfeindlichem Gesetz” die Rede, ebenfalls ein Vokabular, das die Rechten sich jederzeit zueigen machen können.

Überall versucht die MLPD ihre Propaganda damit zu rechtfertigen, daß sie besonders dumme Gegenargumente gegen sich selbst zitiert, z.B. daß man ihr vorwirft, die Losung “Wir sind das Volk” sei eine völkische Losung. Das ist natürlich bei weitem übertrieben und Unsinn. Die Losung “Wir sind das Volk” ist nicht völkisch, völkisch ist eine Propaganda, die auf die Separierung, das Gegeneinander-Ausspielen verschiedener Ethnien im Volke aus ist. Das kann man den Leuten, die “Wir sind das Volk” rufen, nicht unterstellen. Aber die Losung “Wir sind das Volk” ist auch eine Losung, die davon weglenkt, daß das Volk hier eigentlich selbst nach der Macht greifen muß. Daß das Volk sich hier vor den Regierenden hinstellt, wie damals 1989 in der DDR, und sagt: ’Wir sind das Volk’, und dann aber nur eine bürgerlich-revisionistische Regierungsform beseitigt und eine andere bürgerliche reaktionäre Clique an die Macht gebracht hat, das war eben der entscheidende Punkt. Es wurde nicht gesagt: ’Wir sind das Volk, und deshalb wollen wir die Macht haben’, sondern: ’Wir sind das Volk, und wir wollen daß die Regierung sich ändert’. Der Kernpunkt der Losung “Wir sind das Volk” ist reformistisch, ist unterwürfig.

Es heißt in einer Stellungnahme vom 12.09.04 auch:

“In diesem Geiste stürzte 1989 die Montagsdemo-Bewegung das verhaßte Stasi-Regime der Honecker und Co.”
Und weiter:
“Tatsache ist, daß die demokratische Bewegung der DDR die Wiedervereinigung erkämpft hat, daß die breite Masse der Bevölkerung Deutschlands die Beendigung ihrer Spaltung ausdrücklich begrüßt.”

Mit der “demokratischen Bewegung der DDR” ist es eben so eine Sache. Da steckten eben andere Bewegungen mit drin, es steckte die Rivalität des Imperialismus, systematische Umwerfung des Systems des ehemaligen sowjetischen Revisionismus zugunsten des internationalen Kapitals drin, und das, was wir heute haben, ist das Ergebnis dieser Umwandlung.

Seit Jahrzehnten kritisiert unsere Organisation den Eklektizismus der MLPD. Durch bestimmte Umstände gelang es dieser Organisation, zwar nicht zu einer wirklichen Partei im Lande zu werden, aber immerhin über einen gewissen größeren organisatorischen Apparat zu verfügen. Dadurch kann sie jetzt z.B. im Zusammenhang mit den Montagsdemonstrationen in größerem Umfang eingreifen. Aber das Wesen dieser Partei kommt in der ganzen Verfahrensweise, in der Spalterei, in ihrer permanenten Methode, sich vor alles und jedes zu setzen und zu versuchen, es für sich einzunehmen, und eben auch in dieser prinzipienlosen und naiven Propaganda zum Ausdruck.


Die Kritik an der MLPD bedeutet überhaupt nicht, daß wir etwa die kleinbürgerliche Richtung von attac, Linksruck und anderen nicht kritisieren würden. Auch darin sind faktisch die gleichen Elemente vorhanden. Man leugnet die internationale Ausbeutung, die den Grundsockel des heutigen sozialen Systems hier bildet, und will sich de facto auf der Grundlage dieser internationalen Ausbeutung einrichten. Die NPD-Provokateure vertreten genau das Gleiche. ’Die deutschen Werktätigen zuerst, für alle hier Arbeit, Lohn und Brot’ - und was an internationaler Ausbeutung geschieht, das ist der NPD natürlich vollkommen egal, im Gegenteil, mit ihren Prinzipien fordern sie direkt die internationale Ausbeutung  Gerade in dieser Hinsicht gibt es eine Verbindung zwischen der Ignoranz der Sozialreformisten und den provokativen Phrasen der NPD.

Die NPD-Propaganda bemüht sich um Raffinesse, sie geht auf Fragen ein, die die Massen hier bewegen, wie zum Beispiel die demografische Frage, hinter der die ökonomischen Fragen der Vergangenheit stecken, bei denen auch die Notwendigkeit der Behandlung besteht, die sich aber die Linke aus ihrem Weltbild verkneift. Unsere Organisation hat schon immer diese Fragen gesehen, wesentliche Punkte der nationalen Frage und die Fragen der Produktion im Lande und internationaler Hinsicht behandelt. Aber wir sind als Gruppe natürlich zu klein, um diese Sachen derzeit organisatorisch umzusetzen. Wir können nur appellieren an andere Organisationen, sich diese wichtigen Fragen zueigen zu machen und sich endgültig auf die Fragen der internationalen Zusammenhänge und der internationalen Produktion zu werfen.

Red Neue Einheit -hd
13.09.04

  

 

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