Internet Statement 2006-43


    MLPD:    Flucht in den Ökologismus

28.06.06 

 


Am 13. April dieses Jahres veröffentlichte unsere Organisation im Internet nach mehrfacher Ankündigung die vollständige Fassung jenes Briefes von Willi Dickhut an die damaligen führenden Mitglieder der KPD/ML(Neue Einheit) vom 9. Feb. 1971, der die Politik dieser Partei, damals noch unter den Namen KAB/ML und KABD, unfreiwillig sehr treffend kennzeichnet. An dem Beginn der MLPD und ihrer Vorgängerorganisationen stand der massive Versuch, die damals bestehenden revolutionären Bestrebungen anzugreifen und dem Sozialdemokratismus durch die Hintertür zu helfen, ebenso die Kritik an der Gewerkschaftsführung, die für diese damals vorhandene marxistisch-leninistische Bewegung typisch war, zu unterlaufen und mit Schmähreden zu überziehen.

Die Veröffentlichung dieses Artikels und des dazugehörigen Kommentars wie auch schon die Stellungnahmen aus dem Jahr 1986 zu dem gleichen Thema wären nun endlich der Anlaß für die MLPD, sich mit diesen doch damals klar falschen Ansichten ihrer Organisation auseinanderzusetzen – aber offen gesagt, wir haben damit schon garnicht gerechnet. Aber gleichzeitig war etwas Anderes deutlich zu spüren, was gewissermaßen genausoviel ist wie eine unmittelbare Aussage zu diesen politischen Fragen: am gleichen Tag erschien in der „Roten Fahne“ eine Art richtungsweisender kurzer Vermerk „Es geht um das Überleben der Menschheit“, mit einer Selbstkritik, daß man die Fragen der Ökologie und der Umwelt in der letzten Zeit zu wenig beachtet habe. ‚Ab mit der Partei in den Ökologismus!’ - so muß man das nennen. Sie soll damit davor geschützt werden, daß tatsächlich wichtige Fragen der Politik in die Debatte kommen. Es ist eine Flucht vor wesentlichen Fragen, anders kann man das nicht bewerten.

Der Satz „Es geht um das Überleben der Menschheit“ ist ganz ähnlich dem, was schon Chruschtschow der marxistisch-leninistischen Bewegung, den revolutionären Parteien auf der Welt einzubläuen gedachte. Er behauptete damals „Es geht um das Überleben der Menschheit“, um damit zu rechtfertigen, daß man mit dem US-Imperialismus eng paktieren müsse und daß die revolutionären Parteien ihre revolutionären Ziele aufgeben bzw. sich völlig der Sowjetunion unterstellen müßten, alles wegen der angeblichen Gefahr der „Vernichtung der ganzen Menschheit“ durch Atomwaffen. Gegen diese falsche metaphysische Herangehensweise richtete sich die Kommunistische Partei Chinas unter Mao Zedong mit aller Entschiedenheit und zerrupfte diese falschen Anschauungen. Sie zeigte auf, worum es tatsächlich geht, nämlich um den internationalen Klassenkampf mit der internationalen Bourgeoisie und deren imperialistischen Vormächten. In diesem Sinne geht es darum, diesen Klassenkampf erfolgreich zum Ziele zu führen, und darin besteht eben ein wesentlicher Teil der politischen Fortexistenz der Menschheit in der Zukunft.

 

Nun braucht man sich allerdings bei der MLPD nicht mehr über so etwas zu wundern; und überhaupt braucht man sich hier nicht über rechte Ausfälle zu wundern.

 

Die MLPD arbeitet eng mit der ÖDP zusammen, einer ursprünglich der NPD nahestehenden, heute rechtskonservativen Organisation mit ganz klar reaktionärer  Ausrichtung. Sie wurde von dem politisch rechten Urvater der Anti-AKW-Bewegung Herbert Gruhl begründet und ist extrem ökologistisch. Mit dieser Partei haben sie ein inniges Verhältnis und bilden bspw. eine gemeinsame Organisation unter dem Namen „Bürgerbewegung für Kryo-Recyling und Kreislaufwirtschaft“. „Kreislaufwirtschaft“ soll auch in den Augen der MLPD-Führung die Menschheit retten. Das ist die Gruhlsche Kernphrase, mit der derartige Kräfte von Anfang an gefordert haben, daß die Arbeiterforderungen unterdrückt und der Klassenkampf eingestellt wird, daß „wir alle“ uns zwecks „Umweltschutz“ stark beschränken. Das einzige, was im Zeichen dieser Bewegung seit 30 Jahren tatsächlich beschränkt wurde, war das revolutionäre Denken, während der Kapitalismus ökonomisch wie politisch expandierte wie nie zuvor, unter immer brutaleren Bedingungen für das internationale Proletariat.

 

Es ist sehr interessant: eine marxistisch-leninistische Gruppierung wie unsere, die entschieden das revolutionäre China unter Mao Zedong verteidigt und die Grundlagen des Marxismus verteidigt und weiterentwickelt, die steht für irgendwelche Gemeinsamkeiten garnicht zur Debatte, aber die ÖDP! Man muß das nur entgegenhalten um zu sehen, wie bei ihnen die konkrete Politik gemacht wird.

 

Vor kurzem wurde auf dem Internetforum „Kommunisten-online“ unter Leitung von Günter Ackermann wieder ein Leserbrief veröffentlicht, der erneut etwas ganz Rechtes aus dem Umkreis der MLPD zutage treten läßt: die AUF-Dresden, eine kommunalpolitische Organisation unter Beteiligung der MLPD, legt einen Kranz nieder mit der Aufschrift, daß Deutschland nie wieder unter die Herrschaft von Hammer und Sichel kommen dürfe. Kommunisten können unter keinen Bedingungen solche rechtsliquidatorischen Dinge betreiben, auch nicht in Form von Bündnissen. Aber wenn man die grundlegende Politik der MLPD kennt, wundert einen auch das nicht mehr. Die Prinzipienlosigkeit geht sehr, sehr weit, und die fast bedingungslose Anerkennung des 17.-Juni-Aufstandes als „Arbeiteraufstand“ war schon in frühester Zeit ein Gegensatz zwischen dem KAB/ML und dem damaligen KJVD(Neue Einheit). Daß die MLPD so weit gehen würde, diesen Aufruf zu stützen, ist allerdings noch eine gewisse neue Stufe. Man weiß wirklich nicht, was diese MLPD-Führung mit den eigenen Mitglieder vorhat, woran sie schon jetzt hinter der Tür arbeitet.

„Kommunisten-online“ bringt diesen Beitrag als einen weiteren Beleg für rechte Ausfälle der MLPD. Das ist nicht falsch, aber es ist höchst unvollständig. Man kann nämlich nicht übersehen, daß zur ÖDP und ebenso zur Politik der MLPD die Anti-AKW-Kampagne und überhaupt der ganze rechte Ökologismus gehören, und daß dieser  auch von weiten Teilen der übrigen sog. Linken unterstützt wird. Genau das aber übersieht K-online systematisch. Zeitgleich mit der Enthüllung über die AUF-Umtriebe konnte man dort auch eine allgemeine Kritik am „erbärmlichen Zustand der deutschen  Linken“, ihrer Unfähigkeit, ihrem Unwillen, mit dem imperialistischen System abzurechnen, finden. Aber wenn man gleichzeitig solche Züge wie den Ökologismus, der eindeutig ein Pfosten ultrarechter Politik ist, duldet und aus der Kritik ausnimmt, ist dies nur eine halbe Kritik, sie ist auf wesentliche Ausschnitte beschränkt. Das muß man in das Stammbuch von K-online und G. Ackermann schreiben. Es ist nun endlich an der Zeit, die konterrevolutionären Grundlagen, die hier nicht nur die MLPD, sondern auch andere Teile der sog. Linken in das völlig falsche Gleis geführt haben, zu benennen und nicht darüber zu schweigen. Wer darüber schweigt, macht sich zum Komplizen, auch wenn er andere Punkte aufdeckt.

Auch K-online leistet sich Dinge, die im Grunde rechte Ausfälle beschützen. So wurde im Jahre 2004 dort ein Beitrag veröffentlicht, der offenbar aus der Nähe der sog. Gruppe Roter Oktober, einer Roter-Morgen-Nachfolgeorganisation, stammte, der  aus abgrundtiefen Sudeleien gegen Mao Zedong bestand. Unsere Organisation hat diesen Artikel zurückgewiesen, die Zurückweisung wurde auch übernommen,  K-online kündigte eine Stellungnahme an - diese ist auch heute, 2 Jahre danach, noch nicht erschienen. Die Hetze gegen die Volksrepublik China und Mao Zedong bildet ebenfalls einen rechten Urgrund in der heutigen sog. linken Bewegung. Der Verrat vieler Organisationen hat genau mit dem Umsturz in China und seiner Unterstützung auf diese oder jene Weise die entsprechende endgültige Wendung genommen. Alles fällt zusammen: die Unterstützung des ultrarechten imperialistischen Ökologismus, verräterische Handlungen gegen die Volksrepublik China unter Mao Zedong, Verrat am Klassenkampf und allen Grundlagen des Marxismus-Leninismus. Das kann eben nicht übersehen werden.

Von daher gibt es vielleicht auch gewisse Gründe, warum G. Ackermann unsere Organisation nicht besonders gern zitiert: eben weil wir in Fortsetzung der Politik, die damals richtig war, die die Grundlagen der KPD/ML und des revolutionären Aufschwungs in den 70er Jahren bildete, auch die empfindlichen Punkte, die K-online und seine Halbheiten betreffen, berühren. Deswegen schweigt man sich bei K-online lieber darüber aus. Mag sein, daß man bei „German-Foreign-Policy“  „angenehmere“ Beiträge findet,  und diese zur Veröffentlichung bringt – das ist K-online unbenommen -, es wird aber notwendig werden, daß über diese Vorgänge des Verrats an der kommunistischen Bewegung offen gesprochen wird. Auch die Fehler, die sowohl in der Sowjetunion als auch in der VR China gemacht worden sind, Dinge, die faul sind und heute im Detail gut beurteilt werden können, wie etwa die Vorgänge zwischen 1939 und 1941, müssen klar auf den Tisch gelegt werden und, wie es Revolutionären geziemt, nämlich mit ungeschminkter Sprache, behandelt werden.

Wenn bspw. G. Ackermann und Kommunisten-online den Artikel von Hartmut Dicke über die Außenpolitik der UdSSR von 1939-1941 nicht gefällt (Über einige wesentliche Aspekte der Politik der Sowjetunion, IS2005-24 vom 21.03./12.04.05), dann steht es ihnen frei, eine Kritik zu veröffentlichen. Aber so etwas ist bisher nicht erschienen.

Noch einmal zurück zur MLPD. Diese geht nun wirklich politisch auf Krücken. Sie muß verschiedene Themen meiden und kommt in die größten Schwierigkeiten. International muß man etwa dem Iran zugestehen, daß er die zivile Nutzung der Kernenergie für sich in Anspruch nimmt, aber hier läuft die MLPD herum mit der Forderung, die Kernenergie schnellstens zu vernichten,  damit das „Überleben der Menschheit“ gesichert werde. Solche Widersprüche und Saltos stehen heute in der „Roten Fahne“ jede Woche. Kein Wunder also, daß man dieser Parteiführung, die schon auf Krücken marschiert, Hilfe leisten muß, und da kommt eine andere Gruppe, die ebenfalls auf Krücken marschiert, nämlich die Zeitung „jungle world“, die ein Zentrum der berüchtigten rassistischen und faschistischen antideutschen Hetze ist, und gibt Stefan Engel und der Parteiführung der MLPD auf ihre Weise Streicheleinheiten. Da kommen zwei Kräfte auf Krücken an, um sich gegenseitig zu stützen. Nun, mögen sie das tun, das ist kein Zeichen von Stärke. Es bleibt aber darauf hinzuwirken, daß möglichst die Leute, die in solchen Organisationen sind wie der MLPD und die tatsächlich in den Betrieben und an anderen Punkten versuchen, revolutionäre Ideen zu verbreiten, endlich einmal einen Schritt tun, um sich von dieser immer weiter ins Abwegige marschierenden Parteiführung zu lösen und sich mit den Dingen ernsthaft auseinanderzusetzen.

Redaktion Neue Einheit

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Rubrik:
Artikel zu MLPD und damit Verbundene


Dokumentiert:
Der Brief von Willi Dickhut an die KPD/ML (NEUE EINHEIT) vom 9. Februar 1971


Auszug aus aus der Neuen Einheit 1986, Nr1/2:
Zurückweisung der Anschauungen Willi Dickhuts nach der Veröffentlichung von längeren Auszügen des Briefes vom 9. Februar 1971