Internet Statement 2006-75
Transrapid-Unfall: Bestimmte Zahlen – Daten - Fakten – und Fragen
E.Wald
26.9.06
Zu
dem Magetschnellbahnunfall auf der Transrapid-Versuchsstrecke bei Lathen im
Emsland kommen seit Freitag sehr viele Merkwürdigkeiten zu Tage, und es gibt
immer mehr Fragezeichen, die den Betriebsablauf auf dieser Anlage betreffen.
Es
stellen sich auch wieder einige allgemeine Fragen zur Magnetbahn-Technologie
hier.
Es
ist sehr schwierig aus der Fülle der Informationen zu dem Unfall die wenigen
wesentlichen Dinge herauszufiltern und wichtige Hintergründe zu erfahren und
zu analysieren.
Deshalb
wählen wir auch diesen Weg, verschiedene Daten, Fakten, Äußerungen usw. mehr
oder weniger stichwortartig zu veröffentlichen, um auch für andere die
Information, Bewertung oder Nachforschung zu erleichtern.
- Für
den Betrieb der Versuchsanlage im Emsland ist eine
Industrieanlagen-Betreibergesellschaft IABG verantwortlich.
Über
deren Betriebs- und Sicherheitskonzept für den Transrapid-Testbetrieb liegen
noch keine exakten Angaben vor. Aus
den öffentlichen Informationen sowohl von Staatsanwaltschaft als auch aus
Medienberichten muß man aber schließen, daß es kein wirklich sicheres, einer
solchen modernen Technik angepaßtes technisches System im Zusammenhang mit
Sonderfahrzeugen auf der Strecke gab. Offensichtlich
wurde der Betrieb über Telefonate, Funk, GPS und handschriftliche Notizen
abgewickelt - also nach einem bahntechnisch steinzeitlichen System, bei dem es
nicht die Frage war, ob, sondern nur wann ein solcher Unfall passiert. Denn
das Wartungs- Werkstatt- Reinigungs-Fahrzeug (Sonderfahrzeug), auf das der
Transrapidzug auffuhr, stand nicht im geringsten in Zusammenhang mit einer
technischen Sicherung, die die Freigabe der Strecke für den Zug blockiert
hätte!!
Im
Gegensatz zu den technisch gesicherten Fahrten des Transrapid hing also der
sichere Betrieb bei Beteiligung von Wartungsfahrzeugen nur davon ab, ob das
Personal bestimmte Regeln beachtet hat oder nicht.
Wenn
das so zutrifft, ein unglaubliches Verfahren, das man bereits in den Bereich
der Kriminalität einordnen müßte.
Das
Streckenpersonal soll schon vorher vorgeschlagen haben, daß die
Wartungsfahrzeuge ebenfalls in das technische Sicherheitskonzept der
Transrapidzüge einbezogen werden solle, was aber vom Betreiber IABG abgelehnt
worden sein soll. <nach ZDF Heute 26.9.06>
Nach
einer Berliner Boulevardzeitung vom 24.9.06 soll die Betreibergesellschaft an
Sicherheitstechnik und Personal gespart haben. In 2004 sollen zwei
Wartungsfahrzeuge zusammengestoßen sein. Spätestens dies hätte sowohl dem
Betreiber als auch zuständigen Behörden Anlaß sein müssen, das Betriebs- und
Sicherheitskonzept der Anlage zu überprüfen und gründlich in Frage zu stellen.
- Nach
Medienberichten vom Wochenende soll der TÜV das dort praktizierte
Betriebssystem genehmigt haben. Das konnte bisher allerdings nicht verifiziert
werden. Es gab auch keine Angabe darüber, welcher TÜV dies gewesen sei.
- Das
Wartungsfahrzeug soll 20 m lang und 60 Tonnen schwer gewesen sein
- Zur
technischen Sicherheit der Transrapid-Fahrzeuge, auch für China, gibt es
Gutachten vom TÜV Rheinland.
- Vermutlich
müßte das Eisenbahn-Bundesamt den Betrieb im Emsland genehmigt haben. Genaueres
konnte dazu noch nicht erfahren werden.
- Welche
Rolle örtliche- und Landes-Behörden bei der Aufsicht und Genehmigung des
Fahrbetriebs spielten, ist auch noch zu klären.
- Der
Osnabrücker Staatsanwalt Retemeyer erklärte bereits am Unfalltag, Freitag
22.9.06, in der ARD-Tagesschau um 20 Uhr zur Unfallursache, daß keine
Sabotage vorliege und daß sie in Richtung menschliches/technisches Versagen
prüfen würden.
Und
dies, obwohl es zu diesem Zeitpunkt noch garkeine ausführliche kriminaltechnische
Untersuchung gab und auch nicht hätte geben können.
Soweit
bekannt, ist bis heute - nach fast einer Woche - noch nicht einmal der
Funkverkehr ausgewertet und die ganz wichtigen Zeugen, die 2 Verantwortlichen
in der Leitstelle, vernommen worden.
Und
da schließt der Staatsanwalt nach wenigen Stunden die Möglichkeit von Sabotage
bereits aus und untersucht auch nicht mehr in diese Richtung? - merkwürdig!
Wäre
dies denn so abwegig, wenn man bedenkt, daß es vor ca.19 Jahren in Berlin auf
eine in Erprobung befindliche Magnetbahn sogar einen Brandanschlag gab?
- Der
Präzedenzfall der AEG-Magnetbahn
In
den 80er Jahren hatte AEG ein anderes Magnetbahnkonzept - für den städtischen
Nahverkehr - entwickelt. Die Praxiserprobung erfolgte in Berlin bis 31. Juli
1991, zuletzt mit Personenbeförderung, auf der damals noch stillgelegten
U-Bahntrasse U2-Teilstrecke vom U-Gleisdreieck auf Stelzen bis zum speziellen
Magnetbahnhof Kemperplatz (etwa Nordwest-Ecke heutiges Sony-Center am Potsdamer
Platz).
Gegen
dieses System gab es eine ständige öffentliche Stimmungsmache ähnlich wie beim
Transrapid. Außer dem erwähnten Brandanschlag 1987 hat sich auch hier ein
einigermaßen rätselhafter Unfall im Jahre 1988 ereignet, der angeblich bei
abgeschalteter automatischer Steuerung im handgesteuerten Betrieb sich
ereignete. Trotzdem folgten dann fast zwei Jahre erfolgreichen praktischen
Betriebs mit 3 Millionen Fahrgästen, bis 1991 im Zuge der Vereinigung der
beiden Teile Berlins und offensichtlich aus politischen Gründen die Demontage
erfolgte.
- Die
erste weltweit für Menschen zugelassene Magnetbahn fuhr mit 75km/h 1979
in Hamburg auf der Internationalen Verkehrsausstellung. Dort fuhren bereits
50.000 Personen mit "Transrapid 05", einem Vorgängermodell des
heutigen Transrapid TR07 oder TR08.
- Auf
der Versuchsanlage im Emsland, wo jetzt der Unfall war, wurden bisher 750.000
Besucher befördert (nach ZDF Heute 26.9.06)
- Seit
1984 Versuchsbetrieb des Transrapid im Emsland auf der weltweit größen
Teststrecke für Magnetschnellbahnen. Bereits
noch länger geht der Streit hier im Lande um dieses modernste und schnellste
spurgebundene Landverkehrmittel.
Mit
Scheinargumenten der Sicherheit und Rentabilität wird seit langem versucht -
leider bisher schon recht erfolgreich - diese Technologie hier zu verhindern,
sogar aus dem Land zu treiben und damit die Leistungen der Menschen hier,
angefangen von Herrmann Kemper, der bereits 1934 diese Technik zum Patent
anmeldete, bis hin zu den Wissenschaftlern, Ingenieuren, Technikern, Arbeitern,
Kaufleuten und auch Politikern und Finanziers, die diese Entwicklung
vorangetrieben haben, in den Dreck zu treten.
Als
Verhinderer haben sich in den letzten Jahren besonders hervorgetan die Grünen
und die SPD im Konzert mit bestimmten Konzernen.
- Nach
dem politischen Wechsel 1998 zur SPD/Grünen-Regierung gab es einen ganz
deutlichen Schnitt, Verhinderung und Verlagerung wurden offensichtlich
Regierungssache.
Im
Februar 2000 beschlossen SPD/Grüne-Regierung, Bundesbahn (Mehdorn) und
Industrie, die in konkreter Planung befindliche Transrapidstrecke
Hambung-Berlin zu stoppen. Damit wurde übrigens auch der neue Berliner
Hauptbahnhof, in den der Transrapid einfahren sollte, Gegenstand von
Umplanungen und Verzögerungen. Festzuhalten ist, daß auch die Bahn einen
erheblichen Anteil an der Behinderung des Transrapid über Jahre hat.
Damit
wollten sie anscheinend das Aus für die Transrapidtechnologie hier besiegeln
und haben damit auch Qualifikation und Zukunft von zehntausenden Beschäftigten
in Frage gestellt.
Anfang
2001 wurde dann der Vertrag mit China für die Schanghai-Strecke unterzeichnet,
wobei anscheinend auch schon Technologie mitverkauft werden mußte.
Und
heute sind sie soweit, daß sie diese Magnetschnellbahn-Technologie, die auch
mit Milliarden an Steuergeldern gefördert wurde, völlig nach China verscherbeln
wollen.
Ein
gesellschaftspolitischer Skandal!
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Schwerer Unfall auf Transrapid - Teststrecke im Emsland
-
Strengste und akribische Aufklärung der gesamten Umstände gefordert
E. Wald 23.9.06
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2002-32
vom 30.12.02:
Mehdorn
droht, bei schlechtem Wetter den Bahnverkehr ganz einzustellen
- Schröder weiht zusammen mit Zhu Rongji die erste Transrapidstrecke
in Schanghai ein
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