Internet Statement 2007-66

 

Die „FAZ“ mobbt den Wissenschaftler Steinbach, der sich gegen das

Scientology-Projekt Cruise-Stauffenberg ausgesprochen hat

Walter Grobe, 18.7.2007   

Es ist gerade zwei Wochen her, daß die Auseinandersetzung um das Projekt einer US-Filmfirma hohe Wellen schlug, mit dem Flaggschiff der faschistoiden Scientology-Sekte Tom Cruise in der Titelrolle einen Film über den Obersten v. Stauffenberg zu drehen, einen der wichtigsten Beteiligten des Umsturzversuchs vom 20. Juli 1944.

Mit befremdlicher Vehemenz propagierte die FAZ, die sonst durchweg als besonders kultiviert zu geben sich bemüht, das Scientology-Projekt und macht nun Kritiker herunter. Der Höhepunkt der Fragwürdigkeit war mit dem Artikel des Regisseurs Florian Henckel von Donnersmark erreicht „Deutschlands Hoffnung heißt Tom Cruise“, der in einer recht Scientology-konformen Weise an den entscheidenden Stellen Supermänner und Übermenschen ortete, „Übermensch Stauffenberg“ und „Superstar Cruise“. Bei der Veröffentlichung dieses Ergusses, der streckenweise wie unter Koks geschrieben anmutet, fielen in der FAZ-Redaktion sämtliche kulturellen Maßstäbe hinten runter. Im weiteren setzte sich auch einer der bekanntesten Herausgeber des Blattes, Frank Schirrmacher, dezidiert für das Cruise-Projekt und Herrn von Donnersmark ein.

In ihrer Ausgabe v. 19.7. erscheint nun ein Artikel, der zur Abwechslung einmal nicht von Reklamesprüchen für zweifelhafte Größen der US-Filmindustrie trieft, sondern einen gehässigen Angriff auf einen Wissenschaftler fährt. Pikanterweise handelt es sich bei dem Angegriffenen um Peter Steinbach, einen Historiker, der als Leiter der „Gedenkstätte deutscher Widerstand“ in Berlin sich öffentlich dezidiert gegen das Scientology-Cruise-Projekt ausgesprochen hatte. Steinbach ist auch Leiter einer historischen Einrichtung an der Uni Karlsruhe, der „Forschungsstelle Deutscher Widerstand gegen den Nationalsozialismus im deutschen Südwesten“. Sehr pikant auch, daß der Angriff der FAZ den Zusammenhang mit der Auseinandersetzung um Scientology mit keinem Wort erwähnt. Nein, der Artikel kommt einher, als habe er damit nichts zu tun und sei aus ganz anderer Warte veranlaßt: an diesem Steinbach gibt es einfach überhaupt kein gutes Haar, der ist als Institutsleiter ein völliger Versager, er überwirft sich mit allen möglichen Kollegen und versucht diktatorisch seine Vorstellungen durchzusetzen. („Hochschulposse: Peter Steinbach flieht nach Mannheim“)

Der Schreiber des Artikels, Tilmann Lahme, bringt eine Menge Vorwürfe gegen Steinbach, deren Wahrheitsgehalt wahrscheinlich nur von Insidern der genannten Institute überprüft werden kann. Wir sind nicht zuständig, diese Dinge zu beurteilen. Es mag sein, daß es an Peter Steinbach Dinge zu kritisieren gibt – an wem gäbe es das nicht. Aber der Artikel hat den Charakter einer regelrechten Mobbing-Attacke, und man fragt sich, wieso die FAZ sich in dieser Weise weiter engagiert. Wenn die FAZ eine derartige Selbstbeschädigung vornimmt, muß sie zwingende Gründe haben – welche?

Zu dem Scientology-Projekt hatte Steinbach einige treffende Bemerkungen gemacht. Zur Verweigerung des Bendlerblocks als Ort für Dreharbeiten an dem Cruise-Projekt sagte er u.a.:

„Ich glaube, es gibt eine Würde des Ortes, und wir können uns die Auseinandersetzung mit dem Widerstand nicht in einer derartig oberflächlichen Münze auszahlen lassen.“

Und zum Thema Scientology im allgemeinen antwortete Steinbach auf die Frage: „Haben Sie als Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand Erfahrungen mit Scientology, dieser Organisation gehört ja Tom Cruise an?“ folgendermaßen:

“Steinbach: Oh ja, sehr bittere sogar. Wir haben vor einigen Jahren versucht, gemeinsam mit dem militärgeschichtlichen Forschungsamt in Amerika in einem geschichtspolitisch sehr schwierigen Gebiet die Auseinandersetzung mit dem deutschen Widerstand zu fördern. Wir haben eine Ausstellung gemacht, wir haben sie mit der Library of Congress abgestimmt. Es war ein wirklich vielversprechender Versuch. Und just zur Eröffnung dieser Ausstellung schalteten die Scientologen eine große Anzeigenkampagne in den großen Tageszeitungen, in den überregionalen Tageszeitungen - das hat sicherlich ein Millionenvermögen verschlungen - und stellten sich dar als die verfolgte Minderheit, als die Juden von heute und forderten also wirklich auf, sowohl das Weiße Haus als auch das Bundeskanzleramt mit Briefen, mit E-Mails zu bombardieren. Das hat uns damals sehr belastet, es hat uns auch objektiv geschadet.“ (Interview in Deutschland-Radio)

Daß an der wissenschaftlichen Erforschung und Darstellung des Widerstandes gegen das Naziregime gearbeitet wird, ist grundsätzlich unterstützenswert. Mag sein, daß die beteiligten Wissenschaftler auch kritikwürdige Publikationen oder Stellungnahmen herausbringen – das ändert nichts daran, daß diese Thematik politisch wichtig ist. Fast jeder weiß z. B. auch, wie mit einer bestimmten Propaganda, die vor allem in den USA und GB, aber in gewisser Weise auch in der früheren Sowjetunion ihre Verankerung hatte und hat, bis heute daran gearbeitet wird, das deutsche Volk in seiner Mentalität als identisch mit dem Nazifaschismus hinzustellen. Dabei werden die mannigfaltigen Gegner, der permanente opferreiche Kampf gegen das Regime verleugnet; es wird überhaupt kein revolutionäres Element der deutschen Gesellschaft und Geschichte zur Kenntnis genommen. In diesem Zusammenhang spielt es durchaus eine Rolle, wie die „Forschungsstelle deutscher Widerstand“ lt. einem Interview ihres Leiters Steinbach und seines Mitarbeiters Rolf-Ulrich Kunze ihre Aufgaben definiert.

Dieser Darstellung zufolge will sie nicht nur akademische Forschung betreiben, sondern auf deren Grundlage dezidiert in die Erwachsenenbildung, in die politische Diskussion im In- und auch im Ausland eingreifen. Sie bemüht sich um die Vergegenwärtigung der großen politischen Vielfalt des Widerstandes, und als baden-württembergische Regionaleinrichtung auch um die Darstellung der Beteiligung früherer Politiker der Region. Sie betont die Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Stellen bspw. Frankreichs und der USA und Osteuropas, um dort die Tatsache und die Physiognomie des Widerstandes bekannter zu machen. Es ist klar, daß auf diese Weise den Tendenzen zu einer Totalverleumdung des deutschen Volkes entgegengearbeitet wird.
Steinbach bezieht hier auch politisch pointiert Stellung, wenn er bspw. die Foltermethoden der Nazis in Beziehung setzt zu dem, was die USA heute bspw. im Irak machen.

Gegenüber derartigen Positionen mit krasser persönlicher Heruntermache zu reagieren, wie die FAZ das tut, ohne zum Inhalt Stellung zu nehmen, ohne die Inhalte überhaupt zu erwähnen, erinnert lebhaft an die Methoden, wie sie von Scientology und anderen Sekten inzwischen gut bekannt sind. Kritiker massiv zu mobben gehört anscheinend dort zum üblichen Instrumentarium. Kampagnenartig wird erst Enthusiasmus für Cruise, den Superstar der Scientology zelebriert, jetzt das Mobbing für einen Gegner. Was wird hier gespielt?

 

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Die Scientology-Sekte und ihre Förderer  
 
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