Internet Statement 2010-28

 

Wie ein mafiotischer Codex

Der abrupte Tod der Berliner Richterin Kirsten Heisig ist keineswegs aufgeklärt! Die These vom angeblichen Selbstmord ist unglaubwürdig.

Maria Weiß 12.7.2010      

Ende vorletzter Woche, am Samstag, den 3.Juli, wurde in Berlin eine sehr bekannte und vor allem äußerst engagierte Richterin im Jugendstrafrecht, Kirsten Heisig, in einem Waldstück im Tegeler Forst an einem Baum erhängt tot aufgefunden, nachdem zuvor mehrere Tage nach der seit Montag den 28.6. vermißten Richterin gesucht worden war. Schon sehr frühzeitig, bevor überhaupt ein Obduktionsergebnis vorlag, wußte die Berliner Justizsenatorin Gisela von der Aue bereits zu verkünden, daß es sich „allem Anschein nach um Selbstmord“ handele. Von Seiten der Polizei hatte man bereits in den Tagen zuvor verlauten lassen, daß man „nicht davon ausgehe, daß ein Verbrechen vorliegt“. Etwas später wurde dann nachgereicht, daß das Obduktionsergebnis dies bestätigen würde.

Es gibt sehr viele öffentliche Stimmen , vor allem auch von Persönlichkeiten aus dem Umfeld der Richterin, aus ihrem Tätigkeitsbereich, Menschen, mit denen sie noch kurz zuvor zusammengearbeitet oder zu tun gehabt hatte, die sich äußerst skeptisch über die Selbstmordthese äußerten, der Neuköllner Bürgermeister Buschkowsky ist dabei nur ein bekannteres Beispiel, und daß man sich Derartiges überhaupt nicht vorstellen könne bei dieser Persönlichkeit. Es würde ihrer ganzen Lebensführung, ihrem Engagement und ihrer Sensibilität gegenüber den sozialen Problemen, mit denen sie sich aktiv und energisch auseinanderzusetzen bemüht war, zutiefst widersprechen. Kann man denn auch annehmen, daß ein solcher Mensch sich nicht die Auswirkungen einer solchen Tat, die obendrein unerklärt im Raum stehen bleibt, überlegt hat? Einen Abschiedsbrief gibt es nicht! Das Obduktionsergebnis wurde auch nicht beschrieben, zum Beispiel wann der Tod eingetreten ist und wodurch. Das muß man doch festgestellt haben. Es ist zum Beispiel technisch kein großes Problem, einen Suizid durch Strangulierung vorzutäuschen. Was für Indizien gibt es, die solches ausschließen? Von alledem erfährt die Öffentlichkeit nichts. Die Suizidbehauptung ist daher gelinde gesagt mit vielen Fragezeichen zu versehen.

Auf der anderen Seite wurde durchaus auch durchblicken gelassen, daß es eine Reihe von Leuten gegeben hat, die sich durch die Aktivitäten dieser Richterin gestört gefühlt haben konnten. Sie habe etlichen Leuten „auf die Füße getreten“, so lautete es auch.

Obendrein stand ein Buch, welches sie über ihre Erfahrungen mit Jugendlichen mit sog. Migrationshintergrund geschrieben hatte, die vor allem auf ihren Erfahrungen in dem Berliner Bezirk Neukölln basierten, als Jugendrichterin dort, die quasi eine neue Art des Umgehens mit Bestrafung und Resozialisierung unterbreiten, kurz vor der Veröffentlichung. Und es gab eine ganze Reihe von Fernsehauftritten, einen noch unmittelbar am Tag zuvor im ZDF in der Sendung Peter Hahne, wo sie dieses Buch selbst vorstellte und ihre Ansichten und ihre Tätigkeit verteidigte (das ZDF hält übrigens seitdem diese Sendung angeblich unter Verschluß). In der Tat ist festzustellen, daß die These vom Selbstmord mehr als unwahrscheinlich ist, sondern vielmehr dazu dient, Nachforschungen hier abzublocken und die eigentlichen Hintergründe dieser Untat in der Versenkung verschwinden zu lassen. Dies darf natürlich auf gar keinen Fall geschehen. Es ist in unmittelbarem Interesse nicht nur der Familie des Opfers, sondern auch der Öffentlichkeit in Berlin und anderswo, daß dieser Fall restlos aufgeklärt wird.

Die hiesige Justiz ist in gewisser Weise seit langem verrufen, und zwar gerade was Kriminalität unter Jugendlichen und Rauschgiftverbreitung unter Jugendlichen betrifft. Wie viele Polizisten haben schon die Erfahrung gemacht, sobald sie einen dieser Täter aufgegriffen haben, er alsbald von einem Richter und einem Beauftragten wieder entlassen wurde. Dies zählt mittlerweile zur alltäglichen Erfahrung der in diesem Bereich Tätigen.
Erklärtermaßen und laut übereinstimmenden Meldungen und Berichten, auch von Bekannten und Journalisten, war die Richterin Kirsten Heisig aber jemand, der dieses System durchbrochen hat, oder zumindest versucht hat, dies zu tun. Und ebenso übereinstimmend sind die Berichte darüber, daß dies in gewissen Justizkreisen nicht so gut angekommen sein soll. Sie wurde geschnitten und isoliert von gewissen Leuten, so wie man nur allzu gut kennt auch in anderen Zusammenhängen, wenn man irgendwie politisch in dieser Gesellschaft aktiv ist in einem Sinne wie es einem gewissen recht verbreiteten herrschenden „Konsens“ wechselseitiger Vorteilsnahmen nicht in den Kram paßt.

In der Tat stellen sich in diesem Fall eine Unzahl von Fragen und es tun sich sehr viele Widersprüche auf. Doch ihre Tätigkeit zeichnete vor allen Dingen dadurch aus, daß sie an die Probleme heranging, ihnen nicht auswich, sondern versuchte, sie durch tatkräftige Entscheidungen zu lösen oder zu ihrer Lösung beizutragen. Sie engagierte sich, es war ihr nicht egal, was in dieser Gesellschaft um sie herum passiert. Wenn aber die gängige Praktik in diesem Justizbereich in Berlin, diesen „Justizkreisen“, die ist, wie ich sie oben beschrieben habe, nämlich die Dinge laufen zu lassen, im Gegenteil, sogar noch begünstigen, indem z.B. Rauschgift in Justizanstalten geschleust wird (wie es in einem Fall in Tiergarten herausgekommen ist vor einiger Zeit), dann braucht man sich nicht zu wundern, daß etliche Leute aus diesen Kreisen in der Tat ein sehr dringliches Motiv gehabt haben können, sich dieses „Störenfriedes“, wie es auch in Zeitungen hieß, zu entledigen. Vor allem in ihrem Tätigkeitsbereich der Jugendkriminalität muß es Kreise geben, die sich der wenig zögerlichen Art dieser Richterin, unangenehmen Problemen auf den Pelz zu rücken, wohl lieber heute als morgen entledigt sehen wollten. Als „Ruhestörerin“ wurde sie gar bezeichnet, die sich „Feinde gemacht“ habe.

Um so verdächtiger wirkt es natürlich, wenn es von oberster Stelle sofort, bevor überhaupt irgend etwas näher ermittelt werden kann, mehr oder minder bereits klar ist, daß es Selbstmord gewesen sein soll. Ein solches Faktum, so kann man feststellen, schreit sogar regelrecht nach Aufklärung. Wenn man bedenkt, daß die Richterin Heisig obendrein mit einem Staatsanwalt verheiratet war, dann sollte man doch eigentlich annehmen, daß das Interesse zumindest der Familie, aber auch der unmittelbaren Umgebung immens groß sein muß, diesen Fall aufzuklären. Und zwar lückenlos, bei den krassen Widersprüchlichkeiten, die bis jetzt öffentlich geworden sind. Man fragt sich wirklich, was ist hier los? Wie tief muß das gehen, daß eine solche Sache hier mit einer derartigen Kraßheit unter der Decke gehalten werden kann.

Das sogenannte „Neuköllner Modell“, welches Kirsten Heisig in ihrem noch nicht veröffentlichten Buch vorstellt, soll inzwischen schon in sämtlichen Berliner Bezirken eingeführt worden sein. Was ist mit seiner Urheberin passiert? Das kann und darf nicht unter den Teppich gekehrt werden! Es wurde in der Presse inzwischen auch berichtet, daß ihre größte Sorge der Sicherheit ihrer beiden heranwachsenden Töchter gegolten haben soll. Ist das vielleicht eine Art unfreiwilliger Wink mit dem Zaunpfahl? Statt von irgendwelchen angeblichen „dunklen Seiten“ in der Persönlichkeit der Richterin jetzt zur Ablenkung herumzufaseln, von welchen im übrigen vor ihrem Tod ganz offensichtlich keiner der Menschen , die mit ihr zutun hatten, je etwas bemerkt hat, sollte man lieber einmal in den zahlreich bekannten real existierenden dunklen und kriminellen „Nischen“ dieser Gesellschaft einige konkrete Nachforschungen anstellen!

 

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Über richtige und falsche Kombinationen    Zu der Feier zu Ehren der Richterin Kirsten Heisig im Bezirk Neukölln: Vielen Dank, Herr Buschkowsky! - Das ist genau das, was noch gefehlt hat
Maria Weiß 23.09. / 3.10.2010

Nachtrag: Was sagt denn der Fall des Todes der Richterin Kirsten Heisig über Verhältnisse der Gesellschaft in Berlin aus?   Maria Weiß 20.08.2010

 

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Oberverwaltungsgericht bejaht Anspruch der Presse auf Auskunft über die Begleitumstände des Todes der Berliner Jugendrichterin Kirsten Heisig  15.11.2010