Internet Statement 2009-11
Zum 1. Mai Wo bitteschön haben die ArbeiterInnen hier die Freiheit und die Demokratie darüber zu bestimmen, daß ihre Fabriken, die Industrie und Produktion erhalten bleiben?
Das ganze kapitalistische Profitsystem steckt gerade weltweit mitten in einer seiner bisher schwersten Krisen, demonstriert, daß es so nicht gehen kann, daß der Kapitalismus überhaupt kein Gesellschaftssystem ist, das dem jetzigen Stand der Entwicklung der Produktivkräfte mit seinen internationalen globalen Verbindungen gerecht werden kann, und es wird mit großen Verwerfungen reagiert. Die Lage verschärft sich ständig weiter durch die weltweite
Krise, und in etlichen europäischen Ländern haben sich in letzter
Zeit KollegInnen mit vielfachen Protesten, mit Streiks, Werksbesetzungen
usw. gegen Werksschließungen und Entlassungen zu wehren versucht.
Gegen
die Krisenpolitik der Regierung haben dortige Gewerkschaften bereits zu
großen Streiks, Kundgebungen und Protesten mobilisiert. Daß
es soziale Unruhe in den Ländern gibt, ist bei diese Entwicklung
ganz logisch. Daß die KollegInnen sich zur Wehr setzen: mit Recht.
Und außerdem: längst sollten die KollegenInnen in den anderen
Ländern auch durch die hiesigen Gewerkschaften und Belegschaften
Unterstützung finden.
Auch bei den diesjährigen 1. Mai-Veranstaltungen, die unter der Organisation des DGB und der Gewerkschaften hier zu Lande schon lange kaum noch mehr als eine gewerkschaftsfamiliäre Festivität mit Redebeiträgen, eventuell noch einem Demozug sind - man braucht sich nur einmal das jahrelang praktizierte und diesjährige Programm des DGB, z.B. der Berliner 1. Mai-Veranstaltung, dazu anzusehen - ist nichts Nennenswertes zu erwarten. Nun aber wird vom DGB zumindest im Rahmen Europäischer Aktionstage
„Fight the Crisis – Put People First“, des Europäische
Gewerkschaftsbunds zu einer großen Demo am 16. Mai in Berlin aufgerufen.
Weitere Demonstrationen werden bei diesen Aktionstagen in Madrid (14.5.),
Brüssel (15.5.), Prag (16.5.). stattfinden. So sind z.B. KollegInnen aus Brasilien bemüht dies zu tun. Es existiert ein „Aufruf zum Kampf gegen die Entlassungen und Angriffe der Automobilunternehmen weltweit“, von KollegInnen, Gewerkschaftern aus Brasilien, in dem aufgerufen wird „ein internationales Treffen zu veranstalten, auf dem wir gemeinsame Aktionspläne beraten, um der internationalen Wirtschafts- und Finanzkrise zu begegnen und unsere Arbeitsplätze, Arbeitsrechte und Arbeitsgehälter verteidigen, ohne zu Geiseln der Erpressungen derer zu werden, die uns immer schon ausgebeutet haben.“ Ein weiteres gutes praktisches Beispiel lieferten erst letzte Woche die KollegenInnen aus Frankreich und Deutschland, unterstützt von Delegationen aus einigen anderen Ländern (Mexiko, Belgien), die in Hannover zusammenkamen, um gemeinsam gegen die drohenden Schließungen der Conti-Fabriken in Clairoix und Hannover-Stöcken vor der Hauptversammlung der Continental-Aktionäre zu protestieren. Das sollte Schule machen.
Ganz anders und ablehnend die Stellung des DGB, seines Vorsitzenden Sommer
dazu. So äußerte der in einem Interview auf die Frage „In
Frankreich häufen sich die Fälle von sogenanntem Bossnapping.
Hätten Sie Verständnis dafür, wenn aufgebrachte Arbeitnehmer
ihre Chefs in Protestaktionen als Geisel nehmen?“ : „Nein,
das lehne ich strikt ab. Das ist keine Form des Protestes, die für
uns akzeptabel wäre. Man kann nicht für Freiheit und Demokratie
kämpfen und gleichzeitig Leute kidnappen.“ (Tsp.26.4.09) Was ist denn das Festsetzen von ein paar Managern durch ArbeiterInnen,
deren Existenz vom Kapital bedroht wird, damit sie überhaupt etwas
durchsetzen können, gegenüber dem, was unter dem Kapital in
all den Ländern weltweit an Verwerfungen stattfindet; was durch das
Kapital an Werten, zumal jetzt in seiner Krise, vernichtet wird. Werte
die in Billionen genannt werden, hinter denen aber Arbeit, Leistung, Menschen
mit ihrer Existenz und Zukunft stehen. Der DGB schreibt zwar auch manch
schönes Wort wie: „Die Finanz- und Wirtschaftskrise bedroht
Beschäftigte und ihre Familien.“ und „Banker,
Manager und Spekulanten, die die Krise verursacht haben, müssen in
die Pflicht genommen werden“, aber wenn die Auseinandersetzung
mal handfest von Arbeitern geführt wird, wie eben jetzt teilweise
in Frankreich, dann distanziert sich die hiesige Gewerkschaftsführungsspitze
gleich ganz scharf und fällt ihnen in den Rücken. Und wenn im gleichen Interview, im Zusammenhang mit der jetzigen Krise, die Frage kommt, ob dieses Land das Recht auf einen Generalstreik braucht, dann wird auch dies natürlich von Sommer weit von sich gewiesen, der da meint: „Die bestehenden Demonstrations- und Streikrechte reichen aus“. (ebenda) Sicher mag das aus der Sicht saturierter Gewerkschaftsführer und der Obrigkeit reichen, aber sicher nicht dazu, daß die ArbeiterInnen ihre Fabriken und die Produktion erhalten können. Wo bitteschön haben die ArbeiterInnen hier die Freiheit und die Demokratie darüber zu bestimmen, daß ihre Fabriken, die Industrie und Produktion erhalten bleiben? Schon mal auch deshalb, um erstmal die Existenz zu sichern und nicht Anhängsel und Almosenempfänger des Staates zu werden, dann aber auch um die Zukunft zu gestalten. Diese Freiheit muß sein, und sie muß erkämpft werden, sonst kann von Demokratie nicht die Rede sein. Bei verschiedenen Streiks in den letzten Jahren, die sich gegen Werksschließungen richteten, ist von der Justiz nochmals deutlich gemacht worden, daß es eben kein Streikrecht gegen die Schließung eines Werkes, gegen das Privateigentum an Produktionsmitteln, in diesem Land gibt. Hier wird den Belegschaften diktiert, sich gefälligst abzufinden und mit Geld abfinden zu lassen. Wie also kann davon die Rede sein, das bestehende Streikrecht reiche aus. Diese Antworten des DGB-Vorsitzenden machen nur noch einmal deutlich,
wie sich DGB und Gewerkschaftsführung zu einer mit Konsequenz geführten
Auseinandersetzung von Seiten der Arbeiter und Werktätigen gegen
das Kapital stellen. Was darum wirklich weiterführen kann: mit dem System von sogenannter
Sozialpartnerschaft brechen - den Klassenkampf anpacken, grenzübergreifend
und im internationalistischen Gedanken.
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Rubrik
mit Analysen, Artikeln und Meldungen: Das
fehlt gerade noch zur Krise: für den Ökoumbau mitdemonstrieren
- Zum
zentralen Demo-Aufruf: „Wir zahlen nicht für eure Krise!“
Billionen
fürs Finanzkapital und ein paar Cent fürs Soziale Der
Kapitalismus in der Krise -
Teil 1
Die
gegenwärtige Krise und die Abwiegelei der Revisionisten
Facetten
der Situation "Das
Jahr 2002 ist das Jahr des Zusammenbruches kapitalistischer Illusionen... |