Internet Statement 2009-06
Das fehlt gerade noch zur Krise: für den Ökoumbau mitdemonstrieren Zum zentralen Demo-Aufruf: „Wir zahlen nicht für eure Krise!“
Während man um den Jahreswechsel den Leuten über die Medien
noch das Bild präsentierte, wie unberührt von der Krise der
Konsum in Deutschland floriert, war die Wirtschaft im Land längst
bereits seit drei Quartalen am schrumpfen, incl. eines starken Einbruchs
in der Industrieproduktion. In nahezu allen Wirtschaftsbereichen sind
mittlerweile massive Auswirkungen der Krise zu spüren und zu sehen.
Es ist aber nicht so, daß die Produkte, die Fabriken und Werke,
die ArbeiterInnen, die sie aufbauen und darin massenhaft Produkte herstellen,
nicht gebraucht würden. Viel mehr davon ist nötig, um dem internationalen
Bedarf der wachsenden Weltbevölkerung nachzukommen damit sie sich
in Prosperität entwickeln kann. Nehmen wir die Automobilindustrie,
dieses aktuelle Beispiel. Man darf sich keine Illusionen darüber machen, wie die Großbourgeoisie, das Kapital und Finanzkapital samt ihrem Staat im weiteren in der Krise reagieren werden. Das kapitalistische Profitsystem hört auch in der Krise nicht von alleine auf. Die verschiedenen Kapitalien streben weiter nach ihrem Maximalprofit, verschärfen den Konkurrenzkampf untereinander wie auch die Ausbeutung und vernichten dabei lieber massenweise Produkte samt Produktion. Sie reagieren mit großen Verwerfungen, die vor allem die Massen, die Arbeitenden, Erwerbslosen, Jugendlichen, Rentner, kleineren Gewerbetreibende, kleineren Unternehmer usw. treffen. Nichts anderes steckt dahinter, wenn die Regierung, wenn Manager und Kapital sagen 'Wir wollen gestärkt aus der globalen Wirtschaftskrise hervorgehen'. Der ganze Kapitalismus gehört in Frage gestellt, und zwar grundsätzlich, nicht nur einige Formen, wie der Neoliberalismus. Liegt doch die Krise, die weltweit und global die ganze kapitalistische Wirtschaft erfaßt hat und erschüttert, ursächlich in den kapitalistischen Verhältnissen selbst und entspringt aus ihnen ständig neu. Das was durch die Krise unterstrichen wird, ist der materielle Drang der existiert, die Notwendigkeit, die kapitalistische Produktionsweise zu beseitigen, die Eigentumsverhältnisse der gesellschaftlichen Produktion anzupassen und daß die Sache vom Klassenkampf aus angegangen werden muß.
Auf die erste Welle von Entlassungen, bei der sich die Firmen hauptsächlich
erst einmal Tausender Zeitarbeiter und befristet Beschäftigter entledigten,
kündigt sich bereits eine nächste Welle von massenhaften Entlassungen
an. Viele Firmen habe das bereits angekündigt. Pleiten und Insolvenzen
nehmen zu bzw. kündigen sich an. Auch das hohe Ausmaß an beantragter Kurzarbeit kennzeichnet die Verwerfungen, die zur Zeit in der Wirtschaft stattfinden. Gerade in den letzen Monaten ist die Kurzarbeit drastisch angestiegen. „Nach den vorläufigen Angaben der BA haben im Januar 2009 bundesweit 10.600 Betriebe für insgesamt 290.600 Arbeitnehmer Kurzarbeit aus konjunkturellen Gründen beantragt.“ (Info der BA) Betroffen sind vor allem die Automobilindustrie, Zulieferer, die Metallverarbeitung und der Maschinenbau. Viele Firmen und Belegschaften gehen auf Kurzarbeit und versuchen damit, erst einmal noch über die Auftragseinbrüche hinwegzukommen und drohende Entlassungen zu verhindern oder zumindest zu verschieben. Trotz der damit verbundenen teils hohen Lohneinbußen ziehen die KollegInnen verständlicherweise diese Möglichkeit unmittelbaren Entlassungen vor. Kurzarbeit bedeutet für die meisten bereits einen starken Lohnabbau, je nach dem Anteil, den die Kurzarbeit einnimmt, denn oft ist es noch eine Mischung aus Arbeit und Kurzarbeit, wird noch an manchen Tagen der Woche gearbeitet. Nicht von ungefähr entspricht das Kurzarbeitergeld gerade dem Arbeitslosengeld I: 60 bzw. 67 Prozent bei Arbeitslosen mit Kind. Und die meisten arbeiten nicht in den Großbetrieben, die zum Kurzarbeitergeld noch etwas drauflegen. 90 Prozent ihres Lohns bekommen wohl die meisten, die in Kurzarbeit geschickt werden, nicht. Fehlende Aufträge können dadurch aber auch nicht kompensiert werden, und so steigt die Sorge über eine Spirale abwärts. Hinzu kommt, daß sich viele Belegschaften auch bereits zu direktem Lohnabbau aller Art gepreßt sehen. Sie werden teilweise vor die „Wahl“ gestellt, daß erstmal keine Entlassungen sondern Kurzarbeit durchgeführt wird, wenn sie akzeptieren, daß Tariflohnerhöhungen ausgesetzt und verschoben werden, Urlaubs- und Weihnachtsgeld gekürzt oder gestrichen werden. Oder es werden statt Kurzarbeit die tariflichen Arbeitszeiten ohne Lohnausgleich, also mit Lohnverlust, abgesenkt. Und das alles auf der Grundlage von Tarifverträgen, die von der IG Metall und anderen Gewerkschaften abgeschlossen wurden. Kurzum: das Kapital ist bereits „munter“ dabei, auch hierzulande die Ausbeutung in der Krise zu verschärfen.
Während in anderen Ländern KollegInnen sich bereits verschiedentlich
mit Streiks wehren und einige Gewerkschaften dort bereits zu großen
Streiks, Kundgebungen und Protesten mobilisiert haben, rührt die
hiesige Gewerkschaftsführung bisher praktisch keinen Finger, um irgend
etwas dergleichen zu organisieren. Sie wiegeln ab, bitten bestenfalls
um 'Jobgarantien', und stellen eigene Konjunkturprogramme auf, die angeblich
die Konjunktur in der Krise stabilisieren sollen. „2009 darf
kein Jahr der Entlassungen werden. Die derzeitige Krise darf nicht zum
Abbau von Arbeitsplätzen führen. 2009 muss trotz Krise ein Jahr
des Erhalts von Arbeitsplätzen werden. Wir fordern von den Unternehmen,
auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten.“ (IG Metall
Frankfurt, 11.12.08) und „Keine Entlassungen in 2009. Das ist
unser Ziel. Mit Kurzarbeit, Arbeitszeitkonten, unseren Tarifverträgen
zur Beschäftigungssicherung und Qualifizierung sowie dem 'Pforzheim-Abkommen'
steht dazu ein umfangreicher Instrumentenkasten zur Verfügung.“
…tönt es bei der IG Metall.
Nun wird von verschiedenen Organisationen und Gruppen, wie „Die Linke“, Attac, einigen Ver.di- und IG Metall-Gewerkschaftsgliederungen, Arbeitsloseninitiativen und anderen sog. „sozialen“ Gruppen für Demonstrationen in Frankfurt und Berlin, am 28. März mit der Parole „Wir zahlen nicht für eure Krise!“ aufgerufen. Daß gegen die „Krisenpolitik“ von Regierung, Staat und Kapital Proteste und Demonstrationen mobilisiert werden, ist sicher nicht falsch, hierzulande eher schon überfällig. Aber man muß natürlich schon fragen, welche Politik soll da gemacht werden, was wird im Aufruf vertreten? Sicher werden nicht wenige, die an diesen Demonstrationen teilnehmen werden, dies als Möglichkeit sehen, überhaupt einmal ihrem Protest gegen die Krisenpolitik der Regierung, den Staat und das Kapital Ausdruck zu verleihen und deshalb die Veranstaltungen nutzen wollen. Die Situation verschärft sich auch ständig weiter und keiner weiß wie es dann in einigen Wochen schon aussehen wird. Sie sind gut beraten, dies unabhängig von diesem Aufruf und der Politik der Veranstalter zu tun. Und man kann nur hoffen, daß dadurch ein anderer Charakter die Veranstaltungen prägen wird als diese Politik, wie sie der zentrale Aufruf vertritt. Was bei großen Demonstrationen allerdings auch nicht das erstemal der Fall wäre. „Wir zahlen nicht für eure Krise!“, das klingt
doch erstmal trotzig, klingt das nicht nach aufmüpfen?
heißt es. Und an anderer Stelle wird gesagt, daß es um die Durchsetzung „ökologischer Perspektiven“ gehen muß. Oder es wird davon gesprochen, daß ein Weltwirtschaftssystem nötig sei, welches auf dem Prinzip „ökologischer Nachhaltigkeit“ aufbaut. Der ganze Aufruf ist gegenüber dem Kapitalismus grundsätzlich zahm und noch dazu von Anfang an mit den mehr als problematischen „ökologischen“ Forderungen verkoppelt und verbunden. Er hat daher von Anfang an eine zweifelhafte ins Rechte ziehende Ausrichtung. Im Aufruf findet sich keinerlei Kritik, die den Kapitalismus grundsätzlich hinterfragen oder in Frage stellen würde. Und der Staat ist völlig ausgenommen aus jeder Kritik. Das ist schon ziemlich auffällig, zumal es doch eigentlich in einem ziemlichen Widerspruch dazu steht, daß sich die Organisatoren links geben. Wie soll das eigentlich gehen ohne das Kapital und seinen Staat anzureifen? „Wir zahlen nicht für eure Krise!“ denn „Die Reichen und die Profiteure sollen zahlen“, mit „Sonderabgabe auf große Vermögen, und einer Millionärssteuer“. Indem ausgerechnet diese Regierung, dieser Staat, der gerade hunderte von Milliarden in das Finanzsystem pumpt, um es vor dem endgültigen Zusammenbruch zu bewahren, ein paar kleinere Beträge von den Reichen eintreibt? Das glaubt doch keiner ernsthaft. Das ist ja dermaßen hohl und lächerlich. Und wenn man mal theoretisch sagen würde: ja, „die Reichen und Profiteure“ zahlen jetzt, der Staat organisiert das. Dann würde das an der herrschenden internationalen Ausbeutung, aus der „die Reichen und die Profiteure“ den Reichtum ziehen, noch rein gar nichts ändern. Das liefe also darauf hinaus, über diesen Weg weiterhin an der internationalen Ausbeutung teilzunehmen. So sieht das real aus, wenn diese Kräfte Umverteilung fordern. Bemerkenswert auch, daß an einer Stelle im Aufruf davon die Rede
ist, daß Bestimmtes nicht als Waren zu behandeln sein soll. Und
zwar „dass Bildung, Gesundheit, Alterssicherung, Kultur und
Mobilität, Energie, Wasser und Infrastruktur nicht als Waren behandelt
werden, sondern als gesellschaftliche Leistungen, die allen Menschen zur
Verfügung stehen müssen.“ Diese Kräfte wirken fleißig mit, daß die grundsätzlichen Ausbeutungsverhältnisse erhalten bleiben. Kritik wird dann erhoben, wenn der Kapitalismus so richtig loslegt, wenn er die Entwicklung der Produktivkräfte vorantreibt und damit auch erneut hierzulande den Klassenwiderspruch zwischen Proletariat und Bourgeoisie zur Entfaltung bringt, wie das in den heutigen industriellen Zentren der Welt wie z.B. China sich zunehmend zeigt. Oder sie kritisieren ihn jetzt zur globalen Krise, wenn dem Staat und Finanzkapital die Mittel schrumpfen, der Klassenwiderspruch aus den internationalen Extraprofiten immer weniger zuzudecken ist und die Klassendifferenzierungen auch hier zu Lande wieder größer werden, sodaß ein richtiger Klassenkampf von Seiten der ArbeiterInnen wieder aufleben kann. Dann kommen solche Kräfte, organisieren zum Welt- und Finanz-Gipfel (G20) eine Protestdemo für das öffentliche Bild und die Medien. Und um möglichen wirklichen Protest und Unmut schon mal aufzufangen, wird ihm gleich auch noch eine deutliche ökologistische Komponente verpasst. Was der Ökologismus allerdings konkret bedeutet, macht sich manch einer, der sozialen Fortschritt im Kampf gegen den Kapitalismus will, nicht klar. Der Ökologismus ist von Grund auf feindlich gegen die Entwicklung
der Produktivkräfte, gegen die Industrie, gegen Massen von Menschen.
Für ihn ist der Mensch selbst der Feind.[1]
Unter der so oft gepriesenen „Nachhaltigkeit“ verstehen die
Ökologisten nur an ihrer Oberfläche den vernünftigen Umgang
mit Rohstoffen etc., sondern sie fordern von ihrem ganzen Denken her,
daß die Entwicklung der Menschheit eingeschränkt, abgebogen,
eingefroren, sogar rückgängig gemacht werden müsse, weil
in ihren konservativen, reaktionären Vorstellungen nur so die „Natur“
zu erhalten sei. Sie hegen einen Hass gegen die moderne industrielle Gesellschaft,
weil sie wie noch keine frühere Gesellschaft soziale Kämpfe,
Klassenkämpfe, hervorbringt – die Krise wird das noch forcieren
- und damit die Emanzipation der Arbeitenden gegen die Ausbeuter fördert.
Bei der „Nachhaltigkeit“ geht es in Wirklichkeit um die Konservierung
der Ausbeuterordnungen und ihre weitere Aufrechterhaltung, selbst um den
Preis der Vernichtung riesiger Menschenmassen. Die Bourgeoisie spricht längst davon, daß sie 20 Prozent an sog. Überkapazitäten in der Automobilindustrie in Europa habe und diese abzubauen gedenkt. Was sicher auch die Schließungen von Werken beinhaltet. Dabei geht es um 400.000 Arbeitsplätze europaweit, die wegfallen könnten. Im Aufruf kein Wort dagegen. Warum beziehen diese Kräfte dagegen keine Stellung? Da heißt es nur an einer Stelle:
Man kann das nicht anders verstehen, als daß sich die Verwerfungen in der Automobilindustrie, die Werksschließungen perfekt mit den Interessen der Verfasser des Aufrufs decken. Das fehlte also gerade noch zu den Verwerfungen des Kapitals in der Krise - demonstrieren für den Ökoumbau.
[1] Beispielhaft sei hier angeführt: "The common enemy of humanity is Man In searching for a new enemy to unite us [all of humanity], we came
up with the idea that pollution, the threat of global warming, water shortages,
famine and the like would fit the bill. In their totality and in their
interactions, these phenomena do constitute a common threat which must
be confronted by everyone together. But in designating these dangers as
the enemy, we fall into the trap, which we have already warned readers
about, namely mistaking symptoms for causes. All these dangers are caused
by human intervention in natural processes, and it is only through changed
attitudes and behaviour that they can be overcome. The real enemy then
is humanity itself." In der deutschen Ausgabe ist das folgendermaßen übersetzt worden: “Der gemeinsame Feind der Menschheit ist der Mensch Bei der Frage nach dem neuen Feind, der uns vereinen könnte,
haben wir den Gedanken geäußert, daß die Umweltverschmutzung
und die Bedrohung durch globale Erwärmung, Wasserknappheit, Hunger
und dergleichen diesen Platz ausfüllen könnten. In der Tat stellen
diese Erscheinungen in ihrem Zusammenwirken eine gemeinsame Bedrohung
dar, die das solidarische Handeln aller Völker der Welt verlangt.
Wenn wir sie jedoch als den großen Gegner sehen wollen, geraten
wir genau in die Falle, vor der wir schon gewarnt haben: Wir verwechseln
die Symptome mit den Ursachen. Alle die genanten Gefahren wurden durch
menschliche Eingriffe heraufbeschworen, und nur durch neue Einstellungen
und Verfahrensweisen können sie überwunden werden. Der wahre
Feind der Menschheit ist also der Mensch selbst.“
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Sonderseite Die
gegenwärtige Krise und die Abwiegelei der Revisionisten
Billionen
fürs Finanzkapital und ein paar Cent fürs Soziale Erst
„Kreditklemme“ dann „Bad Bank“ - ein dreistes
Stück - wie sich hiesige Banken ihre Sanierung praktisch vorstellen
...
und wenn in der Autoindustrie manche Werkstore im Januar gar nicht erst
wieder aufmachen? "Schlechte
Nachrichten " Wenn
sich der Bock zum Gärtner macht - zu aktuellen Fragen der gegenwärtigen
Lage IS 2008-44 - Das
500-Milliarden-Gaunerpaket Die
Forderungen nach Regulierung - oder: wenn das Kapital sich selber "sozialisiert"
Der
Kapitalismus in der Krise Zur
Finanzkrise die Lebensmittelkrise – das Kapital fürchtet
soziale Unruhen Finanzkrise – wenn Großbanken zittern und den Verteidigern des Kapitalismus das Wort stockt Walter Grobe / Uwe Müller 17.03.08 Nokia
- oder wie der Kapitalismus wirklich ist Die
Hypotheken- und Finanzkrise zieht weitere Kreise - ein paar aktuelle Pressemeldungen Sachsen
LB: Der Verkauf in Rekord-geschwindigkeit - Einige Beobachtungen
Wie
es im deutschen Bankwesen zugeht Presse-Meldungen
über die Finanzkrise
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