Internet Statement 2007-91

 

Der  Streik der Lokführer

                   Und die gestrigen Medienereignisse

19.11.2007

Die gestrigen Medienereignisse haben gezeigt, wie es in diesem Lande zugeht.

Erst unverhohlene Drohungen und eine auf der ganzen Linie laufende Verunglimpfung der GDL. Dann in der Sendung am Abend hatte man sich auf ein anderes besonnen und brachte nun viel freundliches Gerede und regelrechtes Scheingetue an Verständnis, sodaß der Vertreter der GDL Manfred Schell sarkastisch bemerken konnte, hier habe ich ja nur noch Freunde!

Frau Suckale, Sprecherin der Bahn-AG und faktisch Vertreterin von Hartmut Mehdorn, war ihrerseits auch nur in Sorge um die Einkommen „ihrer Mitarbeiter“. Warum kann ihrer Ansicht nach, eine deutliche Einkommenserhöhung für die Lokführer nicht durchgesetzt werden? Die Berechtigung wagt selbst sie nicht unbedingt zu bestreiten. Aber eine solche Erhöhung, so Suckale, sei ungerecht für die anderen gut qualifizierten Beschäftigten der Bahn. Da liegt doch eines nahe: Wenn Frau Suckale als Vertreterin des Bahn-Vorstandes schon der Ansicht ist, viele Fachkräfte bei der Bahn seien unterbezahlt, dann gibt es einen einfachen Weg, dem Abhilfe zu leisten: Geben sie auch diesen Beschäftigten wenigstens ein Einkommen, das ihrer Leistung besser entspricht, dann sind auch dort deutliche Einkommensverbesserungen fällig. Aber bei ihrer „Logik“ ist es umgekehrt: weil die Bahn bei den einen unterbezahlt vergütet, habe sie auch die Pflicht, dies auch bei anderen zu tun. Das ist regelrecht perfide. Es war eine Spitze bei diesem Abend. Wie lange soll man sich in der Öffentlichkeit noch so ein Gerede gefallen lassen? Und dann erst der Fachmann für Schlichtungen, er weiß zur Sache nichts zu sagen, aber wie man „psychologisch“ besser miteinander umgeht.

Drohungen noch in den Zeitungen vom gleichen Tage

 Am gestrigen Sonntag waren noch Zeitungen erschienen, die die Absichten der Einschüchterung verdeutlichten. So schrieb der Berliner Kurier in einem Hetzartikel: „Morddrohung gegen Lokführer – Hört auf zu streiken, sonst wird’s blutig!“ Nicht ganz so offen, aber nicht anders in den Absichten der Aufstachelung, etwa die Bild am Sonntag: In riesigen Lettern „Wollen sie den teuersten Streik aller Zeiten, Herr Schell?“ Sie versuchen ganz einfach die Kosten des Streiks der GDL anzulasten. Man kann das Geschreibsel dieser Presse nicht unbedingt ernst nehmen. Es ist Sensation heischend geschrieben. Aber Vorsicht, derartige Schreiberei und Anstachelung zu gewaltsamen Handlungen wären nicht zum ersten Mal darauffolgend in die Tat umgesetzt worden.

Gestern ist im Fernsehen, mehr unfreiwillig, die ganze Schwäche der Agitatoren gegen den Streik deutlich geworden.

Wenn die Bahn nicht bald ein wesentlich besseres Angebot vorlegt, hat die GDL allerdings in jeder Beziehung das Recht, weitere Streikaktionen durchzuführen, bis hin zum unbefristeten Streik. Das wird auch in der Öffentlichkeit vermittelbar sein. Zu viele Menschen haben selbst in ihren Berufen erfahren, wie rücksichtslos gekürzt wurde, deshalb gibt es erhebliche Sympathien für diesen Streik.

Gruppe Neue Einheit  (GNE)
Hartmut Dicke

 

zuerst veröffentlicht als Extrablatt Nr.81, verteilt auf der Soli-Demo für den GDL-Streik am 19.11. in Berlin

 

www.neue-einheit.de     www.neue-einheit.com

neue einheit
neue-einheit.com

  

 

Das Lehrstück bei der Bahn
– Die Rolle der GDL

Hartmut Dicke, 20.10.07

mehr zum Streik der GDL

 

Sonntag bei Anne Will in der ARD:   Jetzt das große Hacken gegen die GDL?   18.11.07

Wer flexibel kämpft, kämpft besser
Hartmut Dicke 15.11.07

Angriff aufs Streikrecht - Kommentierte Zitate aus einem Interview mit Gesamtmetall-Chef Kannegießer   Uwe Müller 19.8.07

Wer ist diese Justiz, daß sie einen Streik verbieten kann!?
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