Internet Statement 2007-94

 

 

 

 

Notizen zum 4. Klima-Report des Jahres 2007 vom IPCC

 

Die gesellschaftspolitischen Ideen der Klimapropheten

 

Walter Grobe  23.11.07      

 

Am 17.11. war einmal mehr Tag der offiziösen Klimahysterie. Zum 4. Mal in diesem Jahr hatte sich jenes zweifelhafte UN-Gremium zu Wort gemeldet, das unter dem Namen IPCC – Intergovernmental Panel on Climate Change - firmiert und dessen Berichte fast alle Medien und Politiker in diesem Lande seit Jahren unter erheblichem Aufwand als den absoluten Bezugspunkt im Bewußtsein der Menschheit zu verankern suchen. Es heißt, sie werde von einer drohenden Erderwärmung ernsthaft gefährdet, und wenn sie nicht die politischen Handlungsanweisungen befolge, die bestimmte Leute wie der US-Politiker Al Gore, die Bundeskanzlerin Merkel und einige andere für richtig hielten, gleite sie in den selbstverschuldeten Untergang. Und wieder verkündeten Fernsehen & Co., jetzt sei es aber endgültig wissenschaftlich amtlich, daß die Erwärmung menschengemacht sei und demnächst in Bali unbedingt ein Nachfolger für das Kyoto-Abkommen gezimmert werden müsse, um dem CO2-Ausstoß zu steuern.

 

Erfreulicherweise war das zu Ende gehende Jahr aber auch in Deutschland von wachsender Opposition gegen diese Propagandarichtung geprägt. Selbst hier, wo sie derzeit die gemeinsame politische Basis von Grünen, SPD, CDU/CSU, Linkspartei und FDP ist, kam  es gelegentlich zu Fernsehsendungen und Auseinandersetzungen in der Presse, in denen die wissenschaftliche Wackligkeit der Theorie und die Idiotie der Klimapolitik der deutschen Regierung deutlich wurden. Die Trompeter der Klimahysterie versuchten auch diesmal mit der gewohnten Selbstgewißheit anzusetzen, aber ihre Töne wirkten gestopft und verklangen rasch.

 

Trotzdem wird die Propaganda von interessierten Kreisen hartnäckig weiterbetrieben, werden weiterhin schädliche politische Entscheidungen damit gerechtfertigt werden und die Verdummung der Öffentlichkeit weiter versucht. Daher kann es nicht schaden, die Nase einmal kurz in den jüngsten IPCC-Report zu stecken und nochmals den Wind zu schnüffeln, der da weht. Lange hält sie es zwar dort nicht aus, aber manchmal sind schon Stichproben sehr bezeichnend.

 

Dieser Report erleichtert dem Kritiker die Arbeit, indem er ausdrücklich auf einen früheren zurückgreift, den „Special Report on Emission Scenarios“ („SRES“), den das IPCC bereits 2001 veröffentlicht hat. Das Gute an dem SRES ist die direkte Verknüpfung der Klimaideen mit gewissen allgemeinen politischen Leitvorstellungen. Unterschiedliche Modelle über die wirtschaftliche und politische Entwicklung der Weltgesellschaft werden hier mit Annahmen über die Entwicklung der Emissionen bestimmter Stoffe und ihre Auswirkungen auf das Klima verknüpft, und da hört man die Nachtigall recht kräftig trapsen.

 

Es ist natürlich im Prinzip möglich, Überlegungen über die soziale Weltentwicklung mit Szenarien möglicher Klimavarianten zu kombinieren. Vielleicht hilft ein derartiges Verfahren dabei, Probleme zu entdecken oder besser zu beachten - wenn es ohne Denkverbote angegangen wird. Aber beim IPCC haben wir es leider nicht nur mit gesellschaftlichen Ideen zu tun, die brav in einem Gatter umhertrotten, das ihm offensichtlich der mainstream-Kapitalismus a la Wall Street und UN-Bürokratie verordnet hat, sondern auch mit einer von vornherein höchst eingeschränkten oder einseitigen Betrachtungsweise der Erdatmosphäre und des Klimas. Ob das überhaupt den Namen Wissenschaft verdient, kann man leicht fragen, und das tun viele Kritiker. Die Diskussion der letzten Jahre hat längst ergeben, daß die Hauptannahmen des IPCC wackeln. Gibt es überhaupt eine tatsächliche allgemeine Erwärmung? Und wenn, woher kommt sie? Ist sie überhaupt etwas Besonderes und Unerwartetes in der ständigen erdgeschichtlichen Wandlung des Planeten und seiner atmosphärischen Umgebung, seiner Beziehungen zur Sonne etc.? Ist das CO2 überhaupt als Treibhausgas in der Weise und dem Ausmaß wirksam, wie behauptet wird? Wird hier unter dem Mantel einer ang. von Tausenden Wissenschaftlern getragenen wissenschaftlichen Belehrung der Welt in Wirklichkeit eine Gegenaufklärung betrieben, derer sich bestimmte politische und wirtschaftliche Interessengruppen bedienen?

 

Mit diesen sozio-politischen Entwicklungsmodellen, wie sie sich das IPCC gestattet, sind wir eigentlich da, wo die ganze Auseinandersetzung hingehört, nämlich im Reich der politischen Ideen, die ja bekanntlich von den gegensätzlichen Interessen bestimmter gegensätzlicher Teile der Gesellschaft geleitet sind wie sonst keine Art von Ideen - sofern Ideen überhaupt mit dem Anspruch allgemeiner Gültigkeit oder Beachtung auftreten. Im SRES wurden denn auch politische Wunsch- oder auch Haßvorstellungen über die globale gesellschaftliche Entwicklung, wie sie von bestimmten Kreisen öffentlich seit langem, längst vor einer Klimadiskussion, vorgebracht wurden, erneut recht deutlich zu Papier gebracht und als Bezugspunkt der Klimapolitik gut greifbar.

 

Bei diesen unterschiedlichen Ideen über mögliche gesellschaftliche Entwicklungen zeigt das IPCC allerdings von vornherein eine erstaunliche Verengung auf bestimmte Aspekte, daher sind sie so unterschiedlich auch letztlich wieder nicht. Es lassen sich ganz andere Entwicklungen „denken“ als die, die hier die volle Bandbreite darstellen sollen. Für das IPCC sind bezeichnend solche scheinbar elementaren Fragen wie: wächst die Weltgesellschaft stärker zusammen oder entwickeln sich ihre regionalen und lokalen Teile relativ unabhängig voneinander; geht die technologische Entwicklung rasch und allgemein voran oder langsamer, selektiver und isolierter; usw. usf. Man lese:

 

„KASTEN SPM.1: DIE EMISSIONSSZENARIEN DES IPCC-SONDERBERICHTS ZU EMISSIONSSZENARIEN

(SPECIAL REPORT ON EMISSION SCENARIOS, SRES)

A1. Die A1-Modellgeschichte und -Szenarienfamilie beschreibt eine zukünftige Welt mit sehr raschem Wirtschaftswachstum, einer Mitte des 21. Jahrhunderts kulminierenden und danach rückläufigen Weltbevölkerung, und mit rascher Einführung neuer und effizienterer Technologien. Wichtige grundlegende Themen sind Annäherung von Regionen, Entwicklung von Handlungskompetenz sowie zunehmende kulturelle und soziale Interaktion bei substantieller Verringerung regionaler Unterschiede der Pro-Kopf-Einkommen. Die A1-Szenarien-Familie teilt sich in drei Gruppen auf, die unterschiedliche Ausrichtungen technologischer Änderungen im Energiesystem beschreiben. Die drei A1-Gruppen unterscheiden sich in ihrer technologischen Hauptstossrichtung: fossil-intensive, d.h. intensive Nutzung fossiler Brennstoffe (A1FI), nichtfossile Energiequellen (A1T) oder eine ausgewogene Nutzung (balance) aller Quellen (A1B) (wobei ausgewogene Nutzung

definiert ist als eine nicht allzu große Abhängigkeit von einer bestimmten Energiequelle und durch die Annahme einer ähnlichen Verbesserungsrate für alle Energieversorgungs- und -verbrauchstechnologien).

 

A2. Die A2-Modellgeschichte und -Szenarien-Familie beschreibt eine sehr heterogene Welt. Das Grundthema ist Autarkie und Bewahrung lokaler Identitäten. Die Fertilitätsmuster verschiedener Regionen konvergieren nur sehr langsam, was eine stetig wachsende Bevölkerung zur Folge hat. Die wirtschaftliche Entwicklung ist vorwiegend regional orientiert und das Pro-Kopf-Wirtschaftswachstum und technologische Veränderungen sind bruchstückhafter und langsamer als in anderen Modellgeschichten.

 

B1. Die B1-Modellgeschichte und -Szenarien-Familie beschreibt eine konvergente Welt, mit der gleichen, Mitte des 21. Jahrhunderts kulminierenden und danach rückläufi gen Weltbevölkerung wie in der A1-Modellgeschichte, jedoch mit raschen Änderungen der wirtschaftlichen Strukturen in Richtung einer Dienstleistungs- und Informationswirtschaft, bei gleichzeitigem Rückgang des Materialverbrauchs und Einführung von sauberen und ressourcen-effi zienten Technologien.

Das Schwergewicht liegt auf globalen Lösungen für eine wirtschaftliche, soziale und umweltgerechte Nachhaltigkeit, einschließlich besserer Gerechtigkeit, aber ohne zusätzliche Klimainitiativen.

 

 

B2. Die B2-Modellgeschichte und -Szenarien-Familie beschreibt eine Welt mit Schwergewicht auf lokalen Lösungen für wirtschaftliche, soziale und umweltgerechte Nachhaltigkeit. Es ist eine Welt mit einer stetig, jedoch langsamer als in A2 ansteigenden Weltbevölkerung, wirtschaftlicher Entwicklung auf mittlerem Niveau und weniger raschem, dafür stärker diversifiiertem technologischem Fortschritt als in den B1- und A1-Modellgeschichten. Während das Szenario auch auf Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit ausgerichtet ist, liegt das Schwergewicht auf der lokalen und regionalen Ebene.

 

Für jede der sechs Szenarien-Gruppen A1B, A1FI, A1T, A2, B1 und B2 wurde ein veranschaulichendes Szenario ausgewählt. Alle sollten als gleich stichhaltig betrachtet werden.

 

Die SRES-Szenarien beinhalten keine zusätzlichen Klimainitiativen; d.h. es sind keine Szenarien berücksichtigt, die ausdrücklich von einer Umsetzung des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCCC) oder den Emissionszielsetzungen des Kyoto-Protokolls ausgehen.

 

Dieser Kasten mit einer Zusammenfassung der SRES-Szenarien ist dem Dritten IPCC-Sachstandsbericht (Third Assessment

Report) entnommen und wurde zuvor Zeile für Zeile vom IPCC verabschiedet“

 

 

 

 

Andere Aspekte der gesellschaftlichen Entwicklung hingegen wie tiefgreifende Wandlungen des Eigentumssystems, neue soziale Beziehungen und wissenschaftliche Revolutionen, die alle auch in das Verhältnis des Menschen zur Natur tief eingreifen werden und neue Entwicklungsmöglichkeiten für beide Seiten erschließen können, bleiben außerhalb des Gesichtskreises; von globaler Bedeutung jedenfalls scheint dergleichen für die Zukunftsdenker des IPCC nicht werden zu können. Der Druck der gesellschaftlichen Widersprüche aber wird derartige neue Lösungen erzwingen, wie er es in der Vergangenheit immer getan hat, und sie werden über den Widerstand solcher Rückwärtspropheten hinweggehen. Das Gesicht der Welt wird erheblich anders aussehen und sich anders entwickeln, als die IPCC-Autoren sich das vorstellen, und wenn es bereits im 20. Jh. in der Hauptsache durch die großen sozialen Kämpfe in vielen Ländern und die sozialistischen Umstürze in einigen davon geprägt war, dann werden wir in den kommenden Zeitabschnitten die Fortsetzung erleben, in einem noch größeren Maßstab .

 

Und diese erzkonservativen Scheuklappenmodelle der Weltentwicklung werden vom SRES nun in Beziehung gesetzt zu seinen Klimabetrachtungen, die ebenfalls aufs äußerste verengt sind, und das Ergebnis lautet: die Alternativökonomie, die Ökonomie mit relativ niedrigem Technologiegrad und relativ langsamer wirtschaftlicher Entwicklung, bei Isolierung der Weltregionen voneinander und sogar lokaler Entwicklungen voneinander – diese Welt ist die klimaschonendste, diese Welt müssen wir anstreben, weil uns sonst die Erderwärmung über den Kopf wächst. Es wird eine „Nachhaltigkeit“ imaginiert auf den Gebieten Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt, d.h. ein möglichst stabiler, innerlich widerspruchsarmer Zustand, der zusätzlich mit der kühnen Behauptung verschönt wird, das könne mit „sozialer Gerechtigkeit“ einhergehen.

 

Laßt uns Szenario B2 anstreben, dann bekommen wir in Abbildung SPM.4 (s.u.) unser Bingo,  den geringsten Zuwachs an Emissionen von CO2 und anderen sog. Treibhausgasen! Die Welt muß sich nach Muster B2 entwickeln, sonst droht der Untergang. Das ist die Aussage der folgenden Grafik aus dem IPCC-Report vom 17.11.2007 (S. 5 der „SPM“ – Summary for Policy Makers)
 

Zum Verständnis dieser Grafik gehe man von links zur Säule über “B2“. Die rechts daneben liegenden Säulen kann man übergehen, sie stellen etwas ganz anderes dar, nämlich die Bandbreite der Ergebnisse von Studien, die nach Erscheinen des SRES 2001 veröffentlicht wurden. Desgleichen kann man die gesamte rechte Hälfte der Grafik übergehen, denn was sollen überhaupt solche Extrapolationen auf das Jahr 2100. Die kann man vielleicht unter großen Vorbehalten mit bestimmten klar erfaßten statistischen Größen machen, aber mit solchen schon von Grund auf spekulativen Variablen wie hier ist das von vornherein Scharlatanerie.

Weil die 2100-Tabellen so wenig Aussagewert haben, können auch die Unterschiede zwischen den A- und den B-Szenarios, die sich auf die Entwicklung der Weltbevölkerung beziehen, außer Betracht bleiben, denn bis 2030 sind beide noch auf Wachstum derselben abgestellt, erst ab 2050 sollen die A-Szenarios im Zeichen einer wieder abnehmenden Weltbevölkerung stehen, die B-Szenarios nicht.

 

Wir haben immer gesagt, daß die Alternativideen, die so nett in Leinenschuhen daherkommen, in Wirklichkeit in ihrer Essenz, ob bewußt oder unbewußt, die reaktionärste Variante des Kapitalismus anstreben, Gesellschaftsformen, in denen eine rückständige Produktionsweise und eine Mangelökonomie vorherrschen und die Menschen vom Übergang zur sozialistischen Produktion möglichst entfernt halten, in denen die wirtschaftliche und kulturelle Isolierung lokaler, regionaler, nationaler und kontinentaler Separatgesellschaften voneinander das maximale Hindernis für die internationale Durchschlagskraft fortschrittlicher Bewegungen, bspw. internationaler Arbeiterkämpfe, bildet. In diesen Gesellschaftsformen bestehen vom Prinzip her mehr als in anderen -  nehmen wir nur einmal das, was das IPCC selbst unter „A1“ imaginiert und „umweltpolitisch“ verteufelt, als das autorisierte Gegenbeispiel -  gewisse Chancen, überlebte Ausbeutungsstrukturen, etablierte Cliquen, reaktionäre Kulturformen und die Ausspielung aller Arbeitenden gegeneinander zu bewahren. Eine Weltgesellschaft hingegen, die in des IPCC eigenen Worten von raschem technologischem Wandel und einem Zusammenwachsen der Weltteile, ihrer zunehmenden sozialen und kulturellen Interaktion geprägt ist, würde im Gegenteil auch fortschrittlichen sozialen Umwälzungen von vornherein bessere Grundlagen bieten, wenngleich auch hier mit der größten Härte im Kampf zu rechnen ist.

Ob unter den alternativen B2- Bedingungen nicht auch in Wirklichkeit viel größerer Schaden an der Natur resultiert im Vergleich zu anderen, in denen der internationalen wissenschaftlichen Kultur eine größere Rolle eingeräumt wird, kann man mit einigem Grund zusätzlich fragen. Mit solchen Alternativideen würde sich das IPCC selbst in den Schwanz beißen, wenn man unterstellt, es wäre tatsächlich vom Schutz der Umwelt inspiriert und nicht untergründig vom Schutz reaktionärer gesellschaftlicher Verhältnisse.

 

Das IPCC beteuert, seine Erkenntnisse über die Treibhausgase seien die Essenz der Klimaforschung und bereits hochgradig objektiviert, von der ganz großen Mehrheit der Wissenschaftler im Grundzug anerkannt, und aus dieser „Wissenschaft“ der Klimakatastrophe ergebe sich die Wissenschaft der Klimakatastrophenvermeidung, aus der „die Politik“ eben bestimmte politische Konsequenzen zu ziehen habe, wolle sie sich nicht zum entscheidenden Mittäter der Katastrophe machen. Falsch. Hier wird deutlich das umgekehrte Verhältnis von Voraussetzung und Folgerung: bestimmte gesellschaftliche Entwicklungen, wie sie sich Teile das Kapitalismus wünschen, werden mit den angeblich am wenigsten katastrophalen Klimaentwicklungen verknüpft, um sie anziehend oder sogar zwingend erscheinen zu lassen; umgekehrt verknüpft man die ungewünschten sozialen Entwicklungen mit der rabiatesten Klimaprophetie, um sie bedrohlich ausschauen zu lassen. Jeremias war ein kleiner Schmeichler verglichen mit diesen Donnerstimmlern.

 

Das Verhältnis von Politik und Klimaansichten so herum zu sehen, ist wesentlich realistischer als umgekehrt. Man darf sich von der Manier solcher Schellnhuber nicht beeindrucken lassen, die mit „5 vor zwölf“-Gehabe versuchen, dem Selbstruhm, über weitgehend abgeschlossene Erkenntnisse zu verfügen, auch noch den Exorzismus ihrer Kritiker hinzuzufügen, diese seien Feinde der Menschheit, und an dem Bild basteln, die Politik stehe unter dem Diktat der von ihnen angeblich ermittelten Zwangsläufigkeiten, während in Wirklichkeit sie mehr oder weniger bloß zur Zuarbeit für bestimmte reaktionäre Kreise in Politik und Kapital verdammt sind.

 

„B2“ bedeutet nicht nur etwas Reaktionäres, sondern auch etwas ganz besonders Irreales. Um es noch einmal etwas genauer zu beschreiben:

Die Umwälzung der einzelnen Gesellschaften, Länder und Kontinente durch die moderne technische Entwicklung und die Durchdringung aller Lebensbereiche durch den Kapitalismus, die Ausbreitung seiner Ausbeutungsstrukturen und Warenmärkte soll hier möglichst gestoppt werden. Auch die gegenwärtige internationale Hierarchie der Länder und Mächte würde dementsprechend erhalten. Mit einem Wort: Afrika bleibt „Afrika“, und die USA bleiben die USA – wenn es nach „B2“ ginge. Aber das sind Wunschvorstellungen. Wenn man z.B. in diesem Sinne sagen wollte: „China bleibt China“, dann wäre der Unsinn schon offenkundig, denn China bleibt eben offenkundig nicht China, und schon von daher bleiben auch die USA nicht die USA und Afrika nicht Afrika. China – um dieses markanteste Beispiel etwas auszuführen - hat sich in 6 Jahrzehnten bereits gewandelt von einem der rückständigsten, versteinertsten und abgeschlossensten Länder zunächst in ein aufstrebendes sozialistisches Entwicklungsland und, nach dem kapitalistischen Umsturz, in die derzeit größte „Werkstatt der Welt“ für den internationalen Kapitalismus und die neue chinesische Kapitalistenklasse, in ein Land der schroffsten inneren sozialen Brüche, mit 200 Millionen entwurzelter Bauern und Bauernkinder, die als rechtlose „Wanderarbeiter“ sich verdingen, mit einer Warenproduktion, von der die Welt derzeit in erheblichem Umfang abhängt , mit einer Rohstoffwirtschaft, die sich die Welt ihrerseits zu erschließen gezwungen ist, und mit Potentialen auf wissenschaftlichem und militärischem Gebiet, die durchaus in der weiteren Entwicklung die USA auf den Platz der Supermacht Nr.2 verweisen könnten. Nichts und niemand auf der Welt kann eine solche Dynamik aus der Welt schaffen, schon garnicht Klimapropheten und die hinter ihnen stehenden politischen Kräfte auf der Welt, die vielleicht mit einer UN-gestützten Umweltbürokratie gigantischen Ausmaßes – unter dem militärischen Schirm der USA und vielleicht auch mit der EU?- gerne die Bremsen anziehen würden, und auch nicht diejenigen, denen auch Nuklearkriege oder die innere Aufreibung eines Landes wie China durch reaktionäre Bürgerkriege noch geeigneter erscheinen, um die erwünschte Einfrierung der Machtverhältnisse zu erreichen, die heute schon irreversibel am Bröckeln sind. Und China ist ja nicht der einzige Entwicklungs-Fokus der heutigen Welt. Man braucht auch nicht nur an Indien zu denken, um einen weiteren möglichen Schwerpunkt zu sehen, sondern es sind auch „alte Kontinente“ wie Europa oder auch Nordamerika selbst, die im Grunde derzeit in ihrer ökonomischen und wissenschaftlichen Entwicklung gebremst werden – weil ihre Kapitalisten es derzeit als weniger riskant für deren innere Gesellschaftsordnung ansehen, wenn sie nach China oder sonstwo verlagern -, die aber keineswegs abgeschrieben werden dürfen.

Es sind i.w. die alten Vorstellungen, die Weltordnung und die inneren Verhältnisse der wesentlichen Länder ließen sich auf einem status quo stabilisieren, die hier unter B2 erneut formuliert werden, und natürlich sind die B2-Szenarien diejenigen mit dem „Umweltsiegel“.

 

Noch ein Wort zum Widerstand der USA und anderer gegen die Politik der Klimaprophetie:

Natürlich werden die USA weiterhin massiv umworben, sich dieser Stabilisierungsrichtung anzuschließen, mit dem Hauptlockmittel, daß sie ja bis jetzt die Hauptprofiteure der Weltordnung seien, und wenn sie es irgendwie zu bleiben gedächten, müßten sie ihren – begrenzten – Widerstand gegen die Klimaprophetie aufgeben, d.h. sich noch stärker mit internationaler ökofaschistischer Diktatur befassen. Ein Al Gore zeichnet ihnen ja schon längst den Weg vor, es kommt in der Vorstellung eigentlich nur noch darauf an, daß seinesgleichen die Mehrheit der US-Bourgeoisie ins Schlepptau nimmt. Aber ob das geschieht, steht in den Sternen. Und die chinesische herrschende Klasse sieht sich längst schon mit internationalen und inneren „Mahnern“ konfrontiert, daß auch sie bremsen müsse, daß sie Proletarisierung im Innern und weltweit aggressiv umwälzenden Konkurrenzkapitalismus nicht fortführen könne, wenn sie nicht im Innern von der sozialen Revolution bedroht werden will - aber diese chinesische Klasse sieht derzeit vor allem, daß sie nur durch Fortsetzen der Industrialisierung den Massen noch irgendwie eine Existenz bieten kann. Sie hat den baldigen eigenen Sturz vor Augen, wenn sie nicht weitermacht, und wird von dem sozialen Widerspruch vorangepeitscht.

 

Ja, liebe IPCC-policymakers, die Realität sieht heute eher nach so etwas in der Richtung der A-Szenarios aus: relativ rasche Einführung neuer und effizienter Technologien, unter den Bedingungen weiterer Annäherung der Regionen der Welt, zunehmende kulturelle und soziale Interaktion. (Ob allerdings unter kapitalistischen Bedingungen, die hier ja dämlicherweise als naturgegeben unterstellt werden, auch international eine substantielle Verringerung der Unterschiede der Pro-Kopf-Einkommen zustande kommt, erscheint mir fraglich.) Und die B-Szenarios sehen viel eher nach den Wunschvorstellungen solcher Leute aus, die diese heutige Realität häßlich und bedrohlich finden – weil ihre Dynamik noch grandiose Umwälzungen mit sich bringen wird, die diesen Kräften nicht schmecken. Nein, wir wollen keine sozialen Umwälzungen, keine Infragestellung des Kapitalismus, wir wollen auch kein Durcheinander in der internationalen Hierarchie der Staaten – das ist eigentlich das Credo der Schellnhuber und Rahmstorf, ihrer zahlreichen Brüder und Schwestern im Geiste (die sich in der UN-Bürokratie zu organisieren wissen) und ihrer politischen Sponsoren wie Al Gore, Merkel, Gabriel und zahlloser anderer Bourgeois-Politiker rund um die Welt. Es ist ja kein Geheimnis mehr, daß die IPCC-Reports ihren Schliff zur Veröffentlichung erhalten unter maßgeblicher Beteiligung von Regierungsdelegationen, daß viele mitwirkende Wissenschaftler, die ihre Forschungen von ebendiesen Regierungen finanziert bekommen, es hinnehmen, wenn ihre differenzierenden oder kritischen Bemerkungen zur Klimaentwicklung in diesem System unter den Tisch fallen.

 

Es ist im Grunde die – gähn – Lyrik des Club of Rome, die hier wieder abgespult wird. Waren es zu dessen großer Zeit die angeblich bald erschöpften Rohstoffe, die der Menschheit den berüchtigten „Wendepunkt“ diktieren sollten, so sind es heute die angeblich bald irreversiblen Klimaschäden. Und die Propagandamethode der angeblich wissenschaftlich nicht mehr zu bezweifelnden Modellrechnungen, eine plumpe Einschüchterungstechnik, die nur bei weitgehender Komplizenschaft der Medien wirken kann, war schon damals dieselbe. Und sicher wird auch schon die nächste Hysterievariante überlegt.

 

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Wer oder was ist das IPCC?
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„Perverser Januar“ -Über Klimaapostel aus Potsdam

Hartmut Dicke  3.2.2007

 

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