Internet Statement 2005-63

 

Ein unglaubliches Urteil

26.08.05    

Der gestrige Tag war wieder ein Einschnitt im Leben dieser Bundesrepublik, oder besser: in der Entwicklung ihres Abgangs. Das ganze Land war schon gespannt, wie das Bundesverfassungsgericht die offenkundig fingierte Abstimmung des Bundeskanzlers Schröder rechtfertigen würde und daraus eine korrekte Vertrauensfrage im Sinne der Paragraphen des Grundgesetzes konstruieren könnte, die eine Auflösung des Parlaments und eine Neuwahl rechtfertigen würden.

Der Vortrag des Bundesverfassungsgerichts-Präsidenten Hassemer hat die negativsten Erwartungen übererfüllt.

Die Auswertung seiner Rede wird noch einige Tage brauchen, der Gesamteindruck ist indes klar. Die fingierte Abstimmung ist als Mittel der Auflösung des Parlaments durch dieses Gericht sanktioniert. Das spricht auch über das Gericht selbst ein Urteil aus. Es soll auf den Glauben des Bundeskanzlers, ob er vielleicht keine ausreichende Mehrheit haben könnte, ankommen. Wenn der Bundeskanzler und das Parlament, dem von den Paragraphen des Grundgesetzes her keine Selbstauflösung gestattet ist, und der Bundespräsident dies gemeinschaftlich so beschließen, dann kann die Auflösung gemacht werden. Übrigens wurde in der Weimarer Republik ebenfalls die Methode der Auflösung des Parlaments durch den damaligen Reichspräsidenten, den Reichskanzler und das Parlament zur Manipulation der Regierung des Landes benutzt.

Hier ist ein weiterer Schritt gemacht worden, daß die Justiz Willkürhandlungen, die ausschließlich von persönlichen Einschätzungen einiger weniger verantwortlicher Kräfte abhängen, sanktioniert.

Als der Vortrag lief, blieb vielen Leuten der Kloß im Halse stecken. Hinterher wird natürlich diese Sache jetzt zerredet und zur Normalität erklärt, was nicht für normal erklärt werden kann.
Sanktionieren wird dies diese Wahlen trotzdem nicht. Ob sie Stabilität oder vermehrtes Chaos bringen, das wird man noch sehen.

Was aber die Justiz angeht, so erschrecken eine Reihe von Urteilen auf verschiedenen Ebenen das ganze Land, von faktischen Reinwaschungen schlimmster Mordtaten, wie im sog. Bunkermordsprozeß in Bremen, oder einer Reihe anderer Fälle, in denen schlimmste Mißhandlungen und Taten mit minderen Strafen belegt werden, bis hin zu unmöglichen, ruinierenden Praktiken in manchen Zivilprozessen, in denen jede Unparteilichkeit und Gerechtigkeit der Justiz außen vor bleiben. Jetzt kommt hinzu, daß die Führung dieser Justiz in Form des Bundesverfassungsgerichts sich letztlich auf der gleichen Ebene der Erbärmlichkeit, der Unfähigkeit, das eigene Recht überhaupt anzuwenden, präsentiert.

Das ganze Land steht staunend davor, was für eine Justiz wir haben. Aber so verwunderlich ist das nicht.
Die Behauptung, das Gericht habe keine ausreichende Möglichkeit, die Berechtigung der Einschätzung des Bundeskanzlers über Mehrheiten zu überprüfen, steht in erstaunlichem Gegensatz zu vielen früheren Fällen, wo das Bundesverfassungsgericht Entscheidungen über Gesetze herbeigeführt und sich faktisch in die Legislative eingemischt hat.
Neben den existierenden Verfassungstext setzt das Bundesverfassungsgericht nunmehr seine eigenen Zusatzbestimmungen über die sog. "auflösungsorientierte Vertrauensabstimmung". Das Bundesverfassungsgericht schafft selbst die Verfassung - das spiegelt die Arroganz der Justiz in diesem Lande wieder.

Redaktion Neue Einheit - hd


 

www.neue-einheit.com


neue-einheit.com

 

Wahlen als Betrug und Erpressung
IS 2005-62   23.8.05

Der Sumpf der CDU in Baden-Württemberg
IS 2005-57   24.7.05

Köhlers Spruch
IS 2005-55  21.07.05

Soll das etwa ein Kontra zu rot-grün sein? Zum "Regierungs-programm" von CDU/CSU
Walter Grobe, 13.07.05

Der Niedergang geht weiter - im Parlament zweifelhaftes Theater
- Der Kontrast der ökonomischen Realität im Alltag und des öffentlichen Spiels
IS 2005-51 - 4.7.05

Die "Vertrauensfrage" - ein öffentlich angekündigter Betrug
IS 2005-50 - 29.6.05

Die doppelte Tonart im Fall der Angela Merkel
IS 2005-47 - 9.6.05

 

...mehr
zu den Wahlen