Internet Statement 2004-20

 

Einzelheiten zu der Auseinandersetzung mit Gerald Hoffmann und dem Studienkreis


Vorbemerkung
 

Am 26.Januar dieses Jahres wurde unsere Organisation unvermittelt von einem Studienkreis um Gerald Hoffmann, einem der Autoren der Zeitschrift Offensiv, massiv angegriffen, nachdem zuvor des längeren eine Genossin von uns in diesem Kreis mitgearbeitet hatte. Wir berichteten darüber in einer kurzen Erklärung. [1] Im Hintergrund dieser Angelegenheit liegen wohl einige Gegensätze, über die manche nicht sprechen möchten. Es gibt heute Kräfte, die sprechen von einer Kritik am modernen Revisionismus, möchten aber die schon seit langem bestehende Kritik daran ignorieren. Gerald Hoffmann sprach auf einem vorhergehenden Termin von einer ultralinken Strömung, die es auch zu kritisieren gelte. Was damit gemeint war blieb offen, nichts wurde belegt. Ultralinke Strömungen hat es mit Sicherheit gegeben, aber ob sie die Hauptlinie der KP Chinas betreffen oder aber Gruppen wie uns, das wäre dann doch zu belegen. Wenn man der Ansicht ist, man hätte nicht den Sozialimperialismus kritisieren dürfen, man hätte nicht die Theorie aufstellen dürfen, daß dieser mit dem USA-Imperialismus rivalisierte, dann soll man das offen sagen und dies an Hand von Argumenten widerlegen, nicht aber hinter dem Berg halten.  

Oder sind es andere Gründe, die zu diesen Angriffen führen? Wir haben ein offenes Ohr für Kritik. Warum aber muß hier derart überfallartig und verunglimpfend verfahren werden? Das ist im Grunde selbst Flucht vor der Auseinandersetzung. Es folgt der Bericht des Genossen Hartmut Dicke, der die Zurückweisung der Angriffe bei dem besagten Termin führte.

  Red. Neue Einheit 21.4.04

 

Um die  folgende heftige Debatte zu verstehen, ist es erst einmal notwendig, auf die Auseinandersetzung mit Gerald Hoffmann am 24. Januar 2004 einzugehen. Es fand eine Konferenz zum 80. Todestag von W. I. Lenin statt, an der Vertreter verschiedener Organisationen und Richtungen teilnahmen. Die Veranstaltung begann um 12.00 Uhr, ab 14.00 Uhr nahm eine  Teilnehmerin von uns teil, und erst im Schlußteil bin ich selbst, verhindert durch andere Aufgaben, dazu gestoßen und nahm alsbald intensiv an der Diskussion teil.

Dabei gelang es mir, an den prinzipiellen Anschauungen Gerald Hoffmanns einiges zu zeigen. Er propagierte nämlich die „zentrale Planwirtschaft“ faktisch unabhängig von der konkreten Lage, als das einzige ökonomische Modell, das in der ersten Phase des Sozialismus bereits, quasi abstrakt von allen Bedingungen, unmittelbar durchgesetzt werden muß. Alle übrigen Entwicklungen führen nach seinen Anschauungen  unweigerlich zur Zerstörung des Sozialismus. Wie dabei die Massen, die Arbeiterklasse und die verbündeten Schichten gewonnen werden sollen, bleibt als Frage ganz außen vor. Wie dieses ökonomische Modell funktionieren soll, wer die proletarische Kontrolle darin ausübt, bleibt ebenfalls offen.

Überhaupt fiel die vollkommen dogmatische und rein theoretische Herangehensweise dieser Leute als allererstes auf. Dagegen setzte ich die These, daß grundsätzlich für alle Theorie gilt, daß sie an der Wirklichkeit gemessen werden muß. Das gilt auch für den Marxismus selbst. Jede Theorie weist aufgrund aufgrund ihres Entstehens selbst Mängel auf und muß immer wieder an der Praxis verifiziert werden. Gegen diese Anschauung setzte Gerald Hoffmann die Behauptung, daß es kategorische, gewissermaßen prinzipielle Teile des Marxismus gäbe, die nicht an der Praxis zu widerlegen oder zu verifizieren seien. Sie seien in dem Sinne nicht zu widerlegen, daß es eine solche Widerlegung prinzipiell nicht geben kann. Diese Aussage ist identisch damit, daß sie nicht in der Praxis bestätigt werden müssen. Es werden also Kategorien unterstellt, die gewissermaßen a priori richtig sind und keiner Überprüfung in der Praxis bedürfen. Dies habe ich als eine "idealistische Insel" im Kopf des Gerald Hoffmann und dieses Kreises bezeichnet. Obwohl wir davon ausgehen, daß die Grundsätze des Marxismus richtig sind, ist es trotzdem prinzipiell unsere Pflicht, immer wieder die Dinge zu hinterfragen und an der Wirklichkeit zu messen. Nur so kann der Marxismus schöpferisch angewendet werden. Nur so können wir uns auch vor der Erstarrung des Denkens bewahren. Hier liegt ein prinzipieller Idealismus von Seiten dieser Leute vor, ein regelrechter  Apriorismus, der auf das Modell der angeblichen zentralen Planwirtschaft draufgesetzt wird. Nach Anschauung von Gerald Hoffmann ist es also so, daß die zentrale Planwirtschaft, wenn sie von oben her kontrolliert wird (wer sie eigentlich kontrolliert, bleibt dabei vollkommen offen), das Wiederaufleben des Kapitalismus von Grund auf verhindert. Wenn man aber von dem Kurs abweicht, dann entwickele sich Kapitalismus. Und so sind auch seine Anschauungen zur Sowjetunion: Bis 1955 war die Sache in Ordnung, da herrschte eine solche von oben kontrollierte zentrale Planwirtschaft, aber dann habe man das aufgegeben und der Warenwirtschaft freien Raum gegeben, und dann habe sich die revisionistische Umwandlung des Staates ergeben.

Diese metaphysische Anschauung wurde von verschiedenen Anwesenden deutlich kritisiert. In der Tat stellt sich ja die Frage, woher die Chruschtschowsche Usurpation kommt. Sie muß auch vorherige ökonomische Entwicklungen gehabt haben. Es ist nicht so, daß von außen gelenkt ein Nikita Sergejewitsch Chruschtschow die Macht usurpiert und von da ab der Staat einen kapitalistischen Charakter trägt. In Wirklichkeit existierte in dem Land vorher untergründig eine kapitalistische Basis, die die Usurpation dieser Richtung in der Sowjetunion begünstigte. Ich habe dazu auch auf den 19. Parteitag verwiesen, auf dem Erscheinungen der Korruption und Vetternwirtschaft deutlich benannt werden. Und dies war über drei Jahre vor dem 20.Parteitag.

 Man hat bei der Auseinandersetzung schon bald den Eindruck gewonnen, hier handele es sich eher um eine Wiedergeburt Platonscher Ideen, der Platonschen idealistischen Urbilder und des platonschen zentralen Idealstaates, der von einer intellektuellen Elite autokratisch oder theokratisch kontrolliert wird. Hier ist nirgendwo von Massenmobilisierung, revolutionärer Demokratie und vor allem revolutionärer Kontrolle die Rede, dafür aber von einer absoluten Kontrolle von oben.

In der ganzen Anschauungsweise wird auch von dem Leninismus herausgenommen, daß der Leninismus Diktatur des Proletariats und revolutionäre Massendemokratie als zwei Seiten ein und derselben Sache betrachtet, die sich gegenseitig bedingen. Auf der einen Seite geht er natürlich von der Diktatur des Proletariats aus, auf der anderen Seite aber auch davon, daß die volle Entfaltung der Demokratie bis zu ihrem Ende notwendig ist, daß gerade dadurch nur immer breitere Bevölkerungskreise einbezogen werden können. Eine quasi bürokratische Verwaltung von oben her gehört substanziell ganz anderen gesellschaftlichen Formationen an als revolutionären Sozialismus, auch wenn sie manchmal aus Gründen eines aktuellen Kompromisses nicht zu vermeiden war.

Zurecht wurde meiner Ansicht nach von dem Schulungskreis die Theorie vom „sozialistischen Wertgesetz“ kritisiert, denn das Wertgesetz ist in seinem Wesen ein Ausdruck der Warengesellschaft. Sie betonten, daß es dem Sozialismus wesensfremd sei. Aber da noch eine längere Periode der Entfaltung der Demokratie  und des Warentausches  notwendig ist, spielt das Wertgesetz auch im Sozialismus noch für eine längere Phase eine beträchtliche Rolle. Das Wertgesetz kann im Sozialismus nur eingeschränkt werden, nicht aber beseitigt.

Dieser Studierzirkel verfolgt einen eigenen Organisationsansatz, sie möchten mit der Schulung eine Partei vorbereiten. Dazu stellen sich allerdings einige Fragen. Was soll das für ein Ansatz sein, Leute mit dem Marxismus-Leninismus in Form einer a-priori-Theorie auszustatten, um dann damit eine Partei zu gründen? Woher und auf welchem Weg sollen Leute für eine solche Parteigründung gewonnen werden, denn von der revolutionären Praxis etwa an den Betrieben oder unter den Massen oder in sonstigen Massenorganisationen, in welcher Form auch immer, ist hier nicht die Rede. Mehr noch: woher kommt es, daß ziemlich junge Leute, die den Marxismus neu studieren, gleich sich so ein Vorhaben setzen? Auf dem Hintergrund, daß das Studium des Marxismus bei der jungen Generation nur vereinzelt vorkommt, ist es erst mal ein sehr begrüßenswerter Ansatz, wenn man erklärt, daß man unter Hinzuziehung  des „Manifestes der Kommunistischen Partei“ aktuelle Fragen der kommunistischen Theorie und Praxis beleuchten will. Hinter diesem Konzept steckt auch mehr als die Ideen irgendwelcher überdrehter Philosophiestudenten, die sich gewisse Dinge anmaßen. Zumindest der Leiter dieser Gruppe G. Hoffmann steht in einer engen Verbindung mit verschiedenen Autoren von Offensiv, die wiederum mit bestimmten Kreisen aus der früheren DDR und der DKP in Verbindung stehen, die den modernen Revisionismus nur halb kritisieren und sich von unserer Kritik an ihnen gestört fühlen.

Hier liegt meiner Ansicht nach ein Versuch vor, die revisionistische Konzeption der Breschnew-Zeit in einer überspitzten, extrem dogmatischen Form noch einmal zu präsentieren. Hier blinkt eine rabiate, fast theokratische Form sogenannten Sozialismus' durch mit der Verkündung, daß angeblich die zentrale Kontrolle alles bringt. Auch in der Breschnew-Zeit gab es den äußeren Firn einer zentralen Planwirtschaft, den typischen Buchstaben-Dogmatismus, hinter dem sich, allerdings nur schlecht getarnt, der platte Revisionismus verbarg.

Am Schluß des 24.01. kam es zu einem Aufruf, auch an uns gerichtet, an einem Studienkreis teilzunehmen, der vorbereitend für einen Organisationsaufbau wirken solle, durchaus auch im Sinne einer Diskussion und Auseinandersetzung. Unsere Organisation meldete potentiell eine Teilnahme an, unter dem Vorbehalt, daß durch die Vielbeschäftigung unserer Leute das noch in Frage stehe, aber wir taten das mit dem Ziel, gegebenenfalls auf die Diskussion Einfluß zu nehmen, um einen derartig falschen und verzerrenden, unfruchtbaren Ansatz auch mit einer marxistisch-leninistischen, in der konkreten Analyse sich bewährenden Position zu konfrontieren. Dies führte offenkundig zu Entscheidungen auf seiten dieser Leute, die sich offensichtlich zur Beratung zurückgezogen haben, um uns am 26.01.04 in einer bestimmten Weise zu überraschen.

 
Über die Auseinandersetzung am 26. 01.:

Für den 26.01. war als Thema eines Referenten, Klaus Steiniger, „Fragen des Parteiaufbaus“ angekündigt. Und für dieses Referat erschienen eine Vertreterin von uns, die regelmäßig an den Sitzungen teilgenommen hatte, und ich  dort. Ich selber gehöre dem Studienkreis nicht an und bin nur wegen  dieses Referats dort hingegangen. Normalerweise wäre dort nur erstere erschienen. Der besagte Vortrag des Klaus Steiniger fand nicht statt, es gab auch keinen Ersatzreferenten, statt dessen tischten die Veranstalter dieses Abends ein Referat auf, in dem sie die Unversöhnlichkeit mit unseren Positionen und die Unvereinbarkeit jeglicher Zusammenarbeit  mit uns zu begründen trachteten, offensichtlich um im weiteren der Kritik zu entgehen.

Gerald Hoffmann nannte die folgenden Punkte, die seiner Ansicht nach einen Antagonismus rechtfertigen:

  •  Erstens Kritik an einer Stellungnahme zum 35. Jahrestag der Besetzung der CSSR durch die Warschauer Vertragsstaaten (Internet Statement 2003-39), die auf der Webseite von uns eingesehen worden war, 
  • zweitens die Stellung unserer Organisation zur Homosexualität in der Gesellschaft,
  • drittens die Frage der Produktionsverlagerungen und der ausländischen Arbeiter in diesem Land,

Die Angriffe legen selbst die dahinter liegenden Anschauungen bloß. Von daher war die Sache von Nutzen. Als erstes mußte ich mich dagegen verwahren, daß versucht wurde, Positionen unserer Organisation zu unterstellen, die gar nicht, und zwar nicht entfernt, zu uns gehören. Gerald  Hoffmann "zitierte" zunächst in der folgenden Weise: Er las aus seinem Manuskript vor, in dem einzelne Brocken unserer Schriften zitiert waren, ansonsten die Sätze von ihm selber ausgeführt waren. Wo die Anführungsstriche anfingen und aufhörten, wurde nicht genannt. Das ganze wurde einfach vorgelesen. Ich intervenierte sofort und erklärte, daß dies nicht unsere Zitat und nicht unsere Stellung seien, daß er bitte schön dann unsere Originalzitate zitieren solle. Daran hielt er sich im weiteren und nun wurde es interessant, es führte eigentlich zu einer recht guten Vorführung ihrer eigenen Anschauungen.

Vorweg erfuhren wir den Vorwurf, daß unsere Organisation, zumindest die Homepage, sich fast nur mit Überbaufragen befassen würde. Das ist unrichtig, ein Vorurteil, das schon verschiedentlich aufgetaucht ist. Der größte Teil unserer Stellungnahmen befaßt sich mit ökonomischen und politischen Fragen. Alleine in dem Zeitraum, aus dem die erstgenannten Artikel gezogen sind, sind nicht weniger als zehn Artikel  zu der Streikbewegung erschienen, fast alle mit ökonomischen Kommentaren. Dann gibt es Artikel wie "Der Kongo im Brennpunkt von neokolonialer Ausbeutung und Kämpfen um Einflußsphären - Gegen die EU-Intervention im Kongo" und "Zum neuen diplomatisch-militärischen Zugriff der USA auf Afrika", die sich alle mit ökonomischen Fragen des Imperialismus befassen. Ebenso der Artikel "Über einige neue ökonomische Entwicklungen - Kurbeln Rüstungsausgaben die amerikanische Wirtschaft an?". Dies muß erst einmal vorweggeschickt werden. Dazu kommt natürlich noch, daß auch die Artikel, die sich mit Überbaufragen befassen, auf ökonomische Fragen zurückgreifen und meistens auch Bemerkungen zu ökonomischen Fragen enthalten. Der Kreis hat hingegen ganz bestimmte Artikel willkürlich herausgegriffen, an denen sie meinten, eine Widerlegung bringen zu können, aber auch das ist ihnen nicht gelungen.

I. Zu dem Artikel zum Jahrestag des 21. August 1968

Der erste Stein des Anstoßes  war der Artikel  "21. August 1968 - Vor 35 Jahren besetzten die UdSSR und vier weitere Warschauer Vertragsstaaten die CSSR". Darin mißfiel den "Kritikern" als Hauptpunkt,  daß hier der Revisionismus auf einer Stufe mit dem Kapitalismus gesehen wird. Als verurteilungswerter Absatz wurde zum Beispiel das folgende zitiert:

"Man sieht daran , wie wichtig diese ganze Epoche von 1967 bis 1975 für unsere eigene Weichenstellung heute ist. Deswegen lohnt es sich, auch noch einmal an dieses singuläre Ereignis vom 21. August 1968 zu erinnern. Interessanterweise findet dieser Jahrestag kein großes Echo in der bürgerlichen Presse. Das ist auch unangenehm. Hat man nicht früher Breschnews Theorie der begrenzten Souveränität angeprangert? Was ist aber schon die Theorie der begrenzten Souveränität im Vergleich zu dem heutigen Interventionsanspruch der USA und deren Leugnung der nationalen Unabhängigkeit auf der ganzen Linie, was ist sie im Vergleich zu dem Interventionsanspruch, den fast alle größeren kapitalistischen Staaten heute erheben, der zum Standard der Anschauungen werden soll? Aller sogenannter Befreiungsanspruch, den diese Kräfte vortäuschten, hat sich in Luft aufgelöst, und an die Stelle ist der nackte unmittelbare Kapitalismus getreten."

Was aber soll an diesem Abschnitt verwerflich sein? Hier wird der Zugriff der USA auf die Souveränität faktisch aller Staaten auf der Erde angegriffen und gesagt, was denn schon  Breschnews Theorie der begrenzten Souveränität gegenüber diesem Machtanspruch der USA sei. Als Bush die Anschläge auf das World Trade Center vom 11. September 2001 zum Anlaß nahm, um weltweit Drohgebärden auszuüben und faktisch der ganzen Welt mit Strafmaßnahmen bis hin zu atomaren Angriffen von Seiten der USA zu drohen, gab es zum Glück eine weltweite Empörung. Viele Organisationen auf der ganzen Welt haben sich daran beteiligt, die Zusammenhänge etwa der Rechten in den USA mit den Neoislamisten und den angeblichen Tätern dieser Anschläge aufzuzeigen, und wie auch die Bush-Gruppe direkt und persönlich in diese Dinge involviert ist. Sie trugen alle dazu bei, die Machenschaften des USA-Imperialismus zu Fall zu bringen, oder zumindest abzuschwächen. Die Gefahr ist aber noch nicht vorüber, und es bleibt noch vieles für Revolutionäre in dieser Hinsicht zu tun. Die USA haben auch ihren faktischen Kolonialkrieg gegen den Irak letztlich mit diesen Dingen begründet.

Es stellt sich nun folgende Frage: Die Kreise in Offensiv, die diesem Kreis nahestehen, was haben sie eigentlich gegen diese Drohungen und gegen diese manifesten imperialistischen Äußerungen aus der allerletzten Zeit getan? Ich möchte direkt einmal die Frage aufwerfen, wie hoch eigentlich der Anteil von Artikeln in "Offensiv" ist, die in der Praxis in die angespannte Lage der Jahre 2001-2002 bis Anfang 2003 eingegriffen haben. Das wäre in diesem Zusammenhang eine interessante Frage. Vielleicht erklärt es auch, warum bestimmte Leute etwas gegen einen solchen Absatz haben, der diese USA-imperialistische Politik angreift.

Empört war dieser Kreis auch darüber, daß wir geschrieben haben:

"War es im Laufe des Jahres 68 zu Unruhen in Frankreich und Deutschland gekommen, so kam jetzt eine weitere Komponente hinzu.
Man beobachtete nämlich, wie die USA im Grunde genommen trotz ihres verbalen Protestes gegen die Besetzung durchblicken ließen, daß sie die Besetzung der Tschechoslowakei durch die Sowjetunion tolerieren, weil dies ja ‚ihr Bereich’ sei.
Dieses Teilungsdenken von Hegemonialmächten stieß auf entschiedene Kritik auch in der Jugendbewegung. Kein Wunder also, daß der Marxismus diese Kritik auch mit aufgriff und um so bereitwilliger war, mit der Kritik am Revisionismus, wie sie aus China kam, sich auseinanderzusetzen." (Unter Marxismus sind in diesem Zusammenhange vorwiegend die Ansätze gemeint, die sich außerhalb der in der Gründung befindlichen DKP sich herausbildeten)

In der Tat war es notwendig, daß damals eine neue Bewegung entstand. Nachdem einige falsche Richtungen wie Antiautoritarismus oder Reformismus vorübergehend die Szene beherrscht hatten, ging dann die Entwicklung in Richtung revolutionäres Denken und Marxismus-Leninismus, und zwar in Verbindung sowohl mit der Kritik an der eigenen Bourgeoisie, des deutschen Imperialismus, als auch mit der Kritik der damaligen imperialistischen Vormächte - wenn dieser Ausdruck den Leuten von Offensiv besser gefällt als Hegemonialmächte, können wir den gerne benutzen -, die damals eben in Form der USA und der Sowjetunion bestanden. Diese Analyse war nicht neu, schon seit dem Chruschtschowschen Revisionismus war klar, daß sich der Chruschtschowsche Revisionismus unmittelbar an die US-amerikanische Atombombenerpressung anschmiegte, es ihr gleichtat und sogar versuchte, das politisch erste Ruder in die Hand zu bekommen. Dies zu kritisieren ist erst einmal notwendig, wenn man den modernen Revisionismus kritisiert. Sonst geht man fehl, betreibt man eine halbe Kritik und reproduziert den modernen Revisionismus auf neue Weise.

Der Artikel zum 35. Jahrestag bemüht sich, die verschiedenen Seiten des damaligen Geschehens zu beleuchten, würdigt auch trotz der Teilnahme an der Besetzung die Aktivität der DDR und ihre Rolle bei der Entwicklung des Marxismus-Leninismus, trotz jener revisionistischen Politik, die von Seiten der Sowjetunion ausgeübt wurde. Wir wissen ja auch heute, daß zumindest die Politik Walter Ulbrichts nicht völlig konform mit der revisionistischen Politik ging. Deswegen ist dieser Artikel durchaus bemüht, Brücken zwischen den verschiedenen Richtungen zu bauen, kommt aber natürlich nicht umhin, die Dinge von damals so darzustellen, wie sie waren und wie sie subjektiv empfunden wurden. Diesen Artikel in dieser Weise anzugreifen und zu erklären, daß er ein Grund für angebliche antirevisionistische Kräfte ist, jegliche Zusammenarbeit mit uns abzulehnen, das wirft eher Licht auf die Betroffenen selbst.

Die Diskussion über den Revisionismus spitzte sich im weiteren noch zu. Dabei kam es von seiten Gerald Hoffmanns zu der folgenden Bemerkung, die wörtlich so fiel: "Kapitalismus und Revisionismus sind nicht wesensidentisch." Wir hingegen sind der Ansicht: Kapitalismus und Revisionismus sind wesensidentisch. Und Revisionismus führt auch immer zum Kapitalismus und dann auch zum Imperialismus.

Die Willkürlichkeit des Vorgehens wurde noch an einem weiteren Punkt  klar. Ein Vertreter der Gruppe "Roter Oktober" war anwesend, die in der Frage der Besetzung der Tschechoslowakei einen mit uns konformen Standpunkt vertritt, der sogar auf die Relativierungen und auf die Beleuchtung der verschiedenen Seiten, wie wir sie machen, verzichtet. Noch mehr: diese Gruppe verurteilt als Nachfolger des „Roten Morgen“ entschieden den Mauerbau von 1961. Dieser Vertreter steht aber in ihren Augen nicht unversöhnlich im Gegensatz zu ihnen.  Auch daran wird deutlich, daß es sich hier um einen willkürlichen Akt handelt. Seine Ursache liegt wohl darin, daß man fürchtet, wir könnten stärkeren Einfluß auf die Diskussion nehmen.

Es wurde behauptet, indem wir die 68er Bewegung in der Tschechoslowakei "unterstützt" hätten, hätten wir die Konterrevolution begünstigt. Abgesehen davon, daß dem eine falsche politische Einschätzung zu Grunde liegt, und unser Artikel  in seiner Differenzierung etwas  anderes belegt, ist dabei folgendes hervorzuheben: Die Bewegung von 1968 in der Tschechoslowakei kann nicht mit dem Juni 1953 und auch nicht mit dem konterrevolutionären Aufstand in Ungarn von 1956 gleichgesetzt werden, denn 1968 war die Sowjetunion längst revisionistisch degeneriert und legte schon ein sozialimperialistisches Gebaren an den Tag. Eine Bewegung, die sich aus dem Widerspruch dazu entwickelt, kann nicht den gleichen Charakter haben wie eine Bewegung, die eine noch bestehende  sozialistische Ordnung grundsätzlich angreift und in Frage stellt, so wie wir das substantiell bei der Bewegung des Juni 1953 oder des Oktober 1956 sehen. Noch ungereimter aber wird es, wenn der Widerspruch zu einer Organisation nicht als antagonistisch gesehen wird, die etwa den Mauerbau von 1961 verurteilt, wie das z.B. die "Roter Morgen"-Nachfolgeorganisationen tun. Wir haben das nie getan, sondern haben da eine erheblich andere Stellung eingenommen. Man sieht daran den vorwändigen Charakter. Auf der einen Seite ist eine freundschaftliche Zusammenarbeit mit Organisationen möglich, die die Maßnahmen von 1961 als verabscheuungswürdige Tat brandmarken, und auf der anderen Seite werden wir zutiefst angegriffen, weil wir in besagter Weise ein differenziertes Verhältnis zu der Bewegung von 1968 in der CSSR haben. Daran sieht man, daß die Begründung vorgeschoben ist, als willkürlich erscheint.

II. Zur Frage der Artikel über die offizielle Propagierung der Homosexualität

Der zweite Stein des Anstoßes waren die Artikel zur Homosexualität auf unserer Page. Wir haben dieses Thema in all den letzten Diskussionen nicht aufgebracht und seit zwei Jahren keinen Artikel mehr zu diesem Thema veröffentlicht. Aber die Wellen der zwischen 1998 und 2001 erschienenen Artikel schlagen immer noch hoch. Schon 2001 versuchte eine bestimmte Gruppierung von liberalen Liquidatoren unsere Anwesenheit auf der Liste des Offenen Kommunistischen Forums zu verbieten mit der Argumentation, wir hätten den Homosexualismus kritisiert, wobei sie sich in der Diskussion auf ein Richtig und ein Falsch gar nicht einlassen wollten. Diese Artikel waren notwendig, weil die offizielle Propaganda etwa seit den achtziger Jahren und verstärkt in den neunziger Jahren mit einer massiven Förderung dieses Phänomens hervortrat, mit einem massiven Einsatz, der bis zur staatlichen Anerkennung ging. In ihrer Substanz lief diese Propagierung auf die Behauptung hinaus, daß es eben ‚zwei Formen’ der Sexualität des Menschen gibt, die - man weiß nicht warum - gerade so der menschlichen Natur innewohnen. In seinem Wesen ist das eine Verleumdung der menschlichen Natur, der menschlichen Körperlichkeit, die sehr wohl mit den gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten 20 Jahre, mit den kapitalistischen Entwicklungen, etwas zu tun hat. Nicht umsonst gibt es auch schon eine längere Diskussion und Auseinandersetzung der Sozialisten um diese Frage. Wir haben hierzu schon im Herbst 1998 eine übersichtliche Darstellung gebracht. [2]

 Eines kann man in jedem Fall als Resümee ziehen: die Ursachen dieses Phänomens liegen in dem gesellschaftlichen Bereich. Und die Konterattacken, die in den vielen Artikeln und Diskussionsbeiträgen auf unserer Page gebracht wurden, drehen sich um diesen Punkt.

Zu Anfang wurde angegriffen, daß wir überhaupt es gewagt hätten, diese Überbaufragen in dieser Weise aufzugreifen.  Aber selbstverständlich muß man in solche Fragen eingreifen, wenn die bürgerliche Propaganda so etwas bringt. Der Kampf gegen den Gegner geht nicht nur um politische und ökonomische Fragen, er ist auch ein Kampf um die Köpfe, um kulturelle und Überbau betreffende Fragen. Und da gilt es gleich gegen derartige Angriffe vorzugehen. Hier aber wurden wir schon der „Spaltung“ beschuldigt, weil wir dieses Thema überhaupt in der Öffentlichkeit angepackt haben.

Auch in diesem Falle wurden falsche Behauptungen gebracht, wie z.B., daß sich im Jahre 2001 zwanzig Prozent unserer Artikel um die  Frage der Homosexualität gedreht hätten. In dem Jahre erschienen 47 Internet-Statements, ganze vier sind überhaupt mit der Frage der Sexualität befaßt. Und zwei Artikel, darunter ein Zweiteiler über Rosa von Praunheim, befassen sich mit der Frage der Homosexualität. Diese Frage wird also bei uns mit Nachdruck behandelt, aber nimmt nicht den Raum ein wie unterstellt.  Die Frage der Sexualität ist eine ganz wichtige gesellschaftliche Frage, sie ist selbst ein Spiegel der gesellschaftlichen Verhältnisse und wirkt auf die gesellschaftlichen Verhältnisse zurück. Wir stehen zu dem, was wir vertreten haben. Den Menschen die volle Akzeptanz dessen, was sie nicht zufällig aus ihrem Innersten heraus ablehnen, aufzudrängen und aufzupressen, stellt ein ganz  außerordentliches Verbrechen dar.  Und dies Verbrechen beschränkt sich nicht nur auf  Propaganda, sondern ist bereits in Gesetz gegossen, was wir nicht hinnehmen werden. Wir haben immer betont, daß unser Eingreifen in dieser Frage eine Reaktion war auf die damals schon penetrant vorgetragene öffentliche Aufwertung, gerade seitens der sozialdemokratisch-grünen Koalition, deren reaktionären Charakter ja heute kaum noch jemand bestreitet. Bei der besagten Diskussion wurden wieder höchst vereinzelte Zitate herausgepickt, und da wir die Hefte ja nicht dabei hatten und überrascht waren, konnten wir nicht die Einseitigkeit der Auswahl belegen, denn wir konnten keine vervollständigen oder Gegenzitate vorbringen.

Ganz besonders wurde von den Vertretern des Schulungskreises die Artikelserie zu Rosa von Praunheim angegriffen, überhaupt die Tatsache, daß wir diesen sogenannten Prominenten zu einem Thema gemacht haben. Dazu ist zu sagen, daß gerade dieser Artikel sich anhand des Begründers der sogenannten Homo-Bewegung in Deutschland mit den Hintergrundfragen der Homosexualität befassen und aufzeigen, welch Geistes Kind er selbst und diese „Bewegung“ sind. Darin werden Nachweise geliefert, daß nicht nur Päderastie, Umgang mit Kindern, und bestialische kannibalische Morde mit zum Repertoire des "Bewundernswerten"  dieses Mannes gehören. Diese sogenannten "Kritiker" vom  Schulungskreis sind sich wohl nicht darüber im Klaren, daß sie mit ihren Angriffen gegen uns in puncto Rosa von Praunheim indirekt für diese kannibalischen Ungeheuerlichkeiten Stellung nehmen. Wenn der Imperialismus sich barbarisiert und deswegen auch auf sittlichem Gebiet eine solche Politik betreibt, wie es hier geschieht, wenn er Barbarismus, Greueltaten durch die Hintertür verherrlicht, dann ist für die Marxisten-Leninisten Alarm geschlagen, allerdings auch gegen diese Überbauerscheinungen vorzugehen. Die Behauptung, wir dürften nicht dagegen vorgehen, ist ja eine Aufforderung, daß wir in puncto des Kampfes um die Köpfe und die Mentalität in diesen Fragen nicht eingreifen dürfen. Auch das ist der Versuch der Liquidation.

Ich wandte auch ein, daß doch die Sowjetunion von Mitte der Zwanziger an diese Strömung der Homosexualität unter schwere Strafen gestellt hatte. Jahrelange Gefängnisstrafen standen darauf. Wie kommt jemand wie Gerald Hoffmann, der sich als ausgesprochener Anhänger der Stalinschen Sowjetunion gibt, dazu, uns mit Vorwürfen zu überhäufen, wenn wir überhaupt nur die kulturelle Strömung des Homosexualismus kritisieren. Wir haben die Forderung nach allgemeiner Strafbarkeit gar nicht aufgestellt, gehen also nicht so weit, wie die Sowjetunion früher. Auf diese Vorhaltung ist Gerald Hoffmann jede Erklärung schuldig geblieben, ebenso seine Mitgenossen. Sie haben es nicht nötig, auf krasse Widersprüche in ihrer eigenen Vorstellungswelt einzugehen, wenn sie auch noch so extrem sind. Das ist das, was wir als Ignoranz kennen. Leute, die sich um ihre Widersprüche nicht scheren, aber einen aktiven Kurs gegen diejenigen betreiben, die in Wirklichkeit auf eine Auseinandersetzung zur Klärung, auf Einheit und auf Zusammenschluß aus sind, wie überhaupt die Vorhaltungen und Gegenargumente diese Leute nicht für fünf Pfennige interessiert haben. Für sie galt es nur, einen bestimmten Kurs durchzusetzen. Der Aufforderung, ihre sogenannte Argumentation doch einmal schriftlich zu belegen, wollen sie nicht nachkommen.

In puncto Marx und Engels wurde immerhin erklärt, daß in der Frage der Sexualität die "marxistischen Klassiker" unrecht hätten. Das ist bemerkenswert bei Leuten, die ansonsten hier fast jeden Buchstaben genau durchrezitieren!

Wir glauben nicht, daß es nur Gerald Hoffmann und seine Leute sind, die diese Angriffe ursprünglich in Gang brachten. Dahinter stecken andere, die unserer Ansicht nach verhindern wollen, daß eine politische Diskussion um die Frage des Revisionismus aufkommt. Skrupellos wurde gerade dieser Punkt herausgegriffen, weil man meinte, daß wir hier einem sehr verbreiteten Trend in unserer Gesellschaft widersprechen, und folglich könne man uns damit isolieren. Auch das wird an der weiteren Entwicklung zerschellen.


III. Die Frage der ausländischen Arbeiter

 Unsere Organisation verfolgt die Frage der ausländischen Arbeiter seit vielen Jahren. Seit dreißig Jahren sind wir bemüht, an dem  Zusammenschluß von deutschen und ausländischen Arbeitern zu arbeiten. Das geht aus einer Unzahl von Stellungnahmen hervor, die seitdem erschienen sind. Darüber hinaus sind wir z.B. beim Kampf gegen die türkische Militärdiktatur 1980 mit praktischem Bemühen um eine Zusammenarbeit und mit einem Artikel über die sozialen Hintergründe der Militärdiktatur und die Auswirkungen auf die Bundesrepublik Deutschland hervorgetreten. Gleichzeitig ist es dazu kein Widerspruch, daß wir zum Beispiel die Geburtenfrage in Deutschland behandeln. Daß diese Frage inzwischen politisch, ökonomisch und kulturell eine hochbrisante Frage ist, ist heute nicht mehr nur eine Erkenntnis von wenigen, wie es noch zur Zeit vor zehn Jahren war. Wir gehören zu denen, die schon ganz frühzeitig auf die Brisanz dieser Frage hingewiesen haben. Heute steht ein ökonomisches Desaster ohne Beispiel in dieser Frage ins Haus. Alle Stellungnahmen, die wir in dieser Frage abgegeben haben, sind gegen den Chauvinismus gerichtet. Sie sind aber auch selbstverständlich gegen ein völliges Heruntermachen  der eigenen Nation gerichtet, das im Grunde nur die Widerspiegelung der hysterischen Übertreibung der Bedeutung der eigenen Nation ist, wie sie bestimmte bürgerliche Nationalisten oder Nazifaschisten und ähnliche betreiben. Diese Form von Selbst-Heruntermachung ist sowieso die Schwester, der politische Verwandte des Nazifaschismus. Dies muß in dieser Deutlichkeit gesagt werden. Und die Äußerungen der Betreffenden gingen in Richtung Vorwurf, daß gerade wir solche Punkte überhaupt ansprechen würden, daß wir die Verwerfung durch den Imperialismus, wie sie hier erfolgt, in dieser Weise angreifen. Darunter wurde unter anderem noch der Punkt mit der Kritik an dem Auftreten Paul Spiegels vom November 2000 [3] erwähnt. Auch dies sei ihrer Ansicht nach nicht zulässig. Man kann sich anhand dieses Artikels überzeugen, daß er sowohl gegen Nazirechte als auch gegen bestimmte penetrante andere Reaktionäre gerichtet ist.

Gerald Hoffman polemisierte: "Wie kann man davon reden, daß die Arbeiterklasse durch Ausländer ersetzt wurde?"

Hier liegt ein typischer Fall der Art und Weise, wie diese Leute zitieren, vor. Was kann damit wohl gemeint sein? Natürlich nichts anderes, als daß die bestehende Arbeiterklasse, innerhalb einer Nation  ersetzt wird durch ausländische Arbeiter. Möglicherweise kann sich daraus eine neue Arbeiterklasse mit neuer nationaler Zusammensetzung konstituieren, in vielen Fällen ist es aber auch so, daß dann diese neuen Arbeitskräfte anderer Nationalität nach kurzer Zeit schon wieder durch Angehörige einer weiteren Nationalität ersetzt werden. Auf diese Weise kann sich die Klasse innerhalb eines Landes nicht konstituieren. Das Gleiche betreibt das Kapital heute auf internationaler Ebene. Bevor sich der Klassenkampf in einem bestimmten Land entwickelt, geht das Kapital in andere Länder und beginnt dort das Spiel von neuem. Sie versuchen zu verhindern, daß die Klasse als solche sich konstituieren kann. In der ignoranten Fragestellung, so wie sie von diesen Leuten erhoben wird, kommt genau das zum Ausdruck, daß man diesen Punkt nicht aufdecken darf und nicht angreifen darf. In diesem Sinne ist es sogar richtig, wenn man sagt: "Die Arbeiterklasse wird durch Ausländer ersetzt", in dem Sinne, daß hier ausländische Arbeitskräfte beschäftigt werden, die nicht dazu kommen werden, sich als zusammenhängende  Arbeiterklasse zu konstituieren.

Wir vertreten in der deutschen Frage eben die berechtigten Belange der deutschen Nation, soweit sie eben unter den heutigen Bedingungen existieren, und das ist richtig so. Umgekehrt müssen alle Formen von Chauvinismus und Verächtlichmachung anderer Nationen bekämpft werden. Unsere Organisation ist auch diejenige, die seit über 25 Jahren auf die Frage der Produktionsverlagerungen außerordentlich achtet und auf die Frage des Ausspielens der verschiedenen Nationalitäten gegeneinander. Gerade das ist das Motiv und das Moment, das bei all unseren Äusführungen die zentrale Rolle spielt. Daß diese Leute gegen diese Propaganda sind, zeigt auch, daß sie in der Praxis in Wirklichkeit gegen die Bekämpfung der Kräfte von Rechts sind. Denn das ist rechts, wenn ich die Arbeiterklasse schwäche und versuche, den Kampf zu unterminieren. Das ist rechts, und nicht, wenn ich die nationale Frage an einem berechtigten Punkt aufwerfe. Autonome und Antideutsche behaupten, daß das Letztere rechts sei. Was hier als rechts unterstellt wird, darin kommt der Unterschied zwischen Liberalismus und Marxismus zum Ausdruck.


IV. Der Artikel „Zur Entwicklung des Judentums - Herkunft und Bedeutung“

Zum Schluß mein Artikel "Zur Entwicklung des Judentums - Herkunft und Bedeutung". Dazu wurde praktisch gar nichts vorgebracht. Es wurden hier keinerlei nennenswerte Zitate gebracht oder irgend etwas, was etwa anstößig sein könnte. Der Artikel ist eine sachliche Analyse, die sich mit historischen Grundlagen dieser Religion befaßt, und er begründet auch, warum die Befassung mit diesem Thema wichtig ist. Es wurde keinerlei irgendwie relevante Kritik an diesem Artikel geübt. Mögen sie die Kritik an diesem Artikel schriftlich vorlegen.

Man lese den folgenden Absatz einmal insgesamt:

"Wir müssen uns doch mit folgender Frage befassen: wie kommt es, daß im Judentum der höchste Anspruch, Segen aller Völker zu sein, neben dem steht, der die profanste Ausnutzung anderer als "höchstes" Leitprinzip verkündet. Das Judentum spielt bei der Herausbildung der grundsätzlichsten kulturellen Elemente der westlichen Hemisphäre eine fundamentale Rolle, läßt sich gar nicht wegdenken und weist andererseits selbst Elemente auf, die auf eine völlige Diffamierung und Verächtlichmachung anderer Nationen hinauslaufen. Das führt auch zu der Erfassung der rechten Strömungen, des Antisemitismus, der nur das letztere sich aus dem Judentum herausgreift und nun umgekehrt die Verächtlichmachung des Judentums benutzt, um zugleich die gesamte Zivilisation anzugreifen. Es ist kein Zufall, daß die radikalste Ausprägung dieser Richtung, der sog. "Nationalsozialismus", in dem faktischen und tatsächlichen Kannibalismus endete. Dies bedeutete den Angriff auf die Zivilisation überhaupt, die Verbindung von moderner Technik mit der primitivsten, selbstmörderischen Stammesideologie."

Dies ist meiner Ansicht unbedingt rechtfertigbar. Der Artikel greift in seinen Schlußargumenten klar die verschiedenen Formen des Rassismus an und versucht, auf eine der kulturellen Quellen dieser falschen Richtungen einzugehen. Dies war eins der Ergebnisse der vorherigen Ableitung, die sowohl auf einer Reihe religionsgeschichtlicher Forschungen als auch auf die Thesen von S. Freud in seinem Artikel „Mann Moses“ zurückgeht.

H.D.



[2]   Historische Verbindungen an die Öffentlichkeit gebracht, IS 1998-10, 1.Dez 98, NE95-99, S.71ff.

[3]   Zu der Rede von Paul Spiegel auf der sog. Kundgebung für Menschlichkeit und Toleranz, IS 2000-28 und weitere Beiträge  S.NE 2000, S.66ff.

 

www.neue-einheit.com

 

 

 

 

 

Zu Angriffen Gerald Hoffmanns und der von ihm geleiteten Schulungsgruppe Idealismus und Spaltertum
IS 2004-09 vom 21.2.04


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Diskussion über technische Entwicklung und Marxismus
Antwort an Dieter Stolpe (kommunismus-online.de / OKF-Süd) zu "Der Black-out in den USA, die Frage der sicheren Stromversorgung und die Ansichten von Ver.di" - IS 2003-41

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21. Dezember 2003
Zum 35. Jahrestag der Gründung der KPD/ML
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Grundsatzartikel